Swisscom startet mit interaktivem Fernsehangebot

Kern des Angebots ist die neuartige interaktive Fernbedienung "Betty". Sie integriert ein neunzeiliges Schwarz-Weiß-Display, auf dem Mitmachmöglichkeiten, so genannte "Betty-Events", dargestellt werden.

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Von
  • Tom Sperlich

Betty TV heißt das neue Angebot für Mitmach-Fernsehen, mit dessen Einführung das größte Schweizer Telekomunternehmen Swisscom nun beginnt. Bereits seit dem Frühjahr hatte Swisscom Fixnet den Zwischenschritt zum interaktiven TV in rund 4000 Haushalten auf den TV-Sendern SF zwei, RTL, Sat.1, Pro7, Star TV und Tele Bärn getestet.

Kern des Angebots ist die neuartige interaktive Fernbedienung "Betty". Sie integriert ein neunzeiliges Schwarz-Weiß-Display, auf dem Mitmachmöglichkeiten, so genannte "Betty-Events", dargestellt werden. Dazu gehören Wettbewerbe, Quizspiele, Abstimmungen, Umfragen, Informationen und Werbung. Außerdem verfügt die Fernbedienung über vier zusätzliche Tasten, mit denen die Antworten für das direkte Mitmachen ausgewählt werden. Ein an die reguläre Telefonleitung angeschlossenes Mini-Funkmodem überträgt die Antworten an die Server. Die auf dem Display präsentierten Informationen erhält die Fernbedienung von einem speziellen, an den Fernseher angeschlossenen Scart-Adapter. Dieser ist mit einem kleinen externen Gerät verbunden, in welchem eine proprietäre Technik so genannte "Barcode-Informationen" (Betty) decodiert, die von den jeweiligen TV-Sendern unsichtbar ins Fernsehbild eingespeist werden. Diese nicht sichtbaren Informationen befinden sich im Overscan-Bereich des TV-Bildes – maskierten, nicht dargestellten Randbereichen links und rechts vom sichtbaren Bild. Die Elektronik liest die eingebetteten Signale und sendet sie per Funk an die Fernbedienung.

Das Betty-System funktioniert auf sämtlichen TV-Übertragungswegen (terrestrisch, Kabel, Satellit) und ist bei analogem wie digitalem TV-Empfang einsetzbar. Die Datenübertragung übers Telefonnetz erfolgt verschlüsselt über eine sichere Leitung, betont die Swisscom. Für die Übermittlung der Daten werden keine Gebühren fällig. Außer bei eventuellen Mehrwertdiensten fallen für Betty TV keine weiteren Kosten an, lediglich das Betty-Fernbedienungsset muss zum Preis von 69 Schweizer Franken (rund 44 Euro) gekauft werden. Betty TV kann in der ganzen Schweiz empfangen werden, verfügbar ist es jedoch vorerst nur in deutscher Sprache. An einer Ausweitung auf die Schweizer Landessprachen Italienisch und Französisch wird zusammen mit den entsprechenden TV-Sendern gearbeitet, Rätoromanisch scheint nicht geplant zu sein.

Eine eigene TV-Redaktion sorgt für die aktuelle Aufbereitung und Ausstrahlung der Betty-Events. Diese ist Teil der insgesamt 25 Mitarbeiter zählenden, von der Swisscom Fixnet AG eigens gegründeten Betty TV (Schweiz) AG in Zürich, die der erste Lizenznehmer des Verfahrens ist. Der Entwickler des Systems, das deutsche Unternehmen Betty TV AG, wurde 2003 durch das Management der Fast TV Server AG gegründet. Auch in Deutschland lief bereits im September und Oktober 2004 ein Test der Pro7-Gruppe mit dem Betty-System. 600 Personen hatten die Möglichkeit, bei Sat.1, ProSieben, Kabel 1 und N24 über 18.000 interaktive Angebote aus Programm und Werbung (290 pro Tag) zu nutzen. Die für das 2. Quartal 2006 angekündigte Einführung im deutschen TV-Markt findet erst einmal nicht statt, aber "nach Möglichkeit wird Betty noch dieses Jahr auch in Deutschland an den Start gehen", erklärte ein Sprecher der Münchner Betty TV. Dafür sollen jetzt auch die Erfahrungen aus der Schweizer Markteinführung in die deutschen Planungen einfließen. Schon fast abgeschlossene Gespräche führt Betty TV nach eigenen Aussagen derzeit mit dem baden-württembergischen Kabelfernsehbetreiber Kabel BW. Davor müssen freilich noch die Abschlüsse mit den Sendern selbst unter Dach und Fach gebracht werden. Derzeit liefen aber laut der Firma mit allen großen deutschen Privatsendern sich positiv entwickelnde Verhandlungen über die Integration der Betty-Signale in ihre Sendungen. (Tom Sperlich) / (jk)