Telekom-Chef warnt vor kompletter Konzern-Privatisierung
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, appelliert an die möglichen Jamaika-Koalitionäre, die verbliebenen Staatsanteile nicht zu veräußern. Er sieht die Infrastruktursicherheit gefährdet.
- Stefan Krempl
- Dr. Hans-Peter SchĂĽler
Die Debatte über einen Verkauf der verbliebenen Anteile des Bundes an der Deutschen Telekom gewinnt während der laufenden Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition zwischen CDU/CSU, FDP und den Grünen an Schärfe. Eingeschaltet hat sich jetzt der Chef des Bonner Konzerns, Timotheus Höttges. Er
warnt gegenüber der "Welt am Sonntag" vor einer vorschnellen Festlegung. Wer den Ausstieg des Bundes fordere, müsse sich fragen, "wer dafür eventuell einsteigt" und ob die Käufer "Interesse an der Infrastruktursicherheit" hätten, gab der Manager zu bedenken. Unklar bleibe auch, ob, wann und vor allem wie viel künftige Besitzer des Aktienpakets "in Deutschland investieren" wollten.
Höttges kann sich auch nicht ernsthaft vorstellen, "was der Bund dann mit all dem Geld täte, das er durch einen Verkauf einnimmt". FDP-Chef Christian Lindner hatte darauf jüngst eine klare Antwort gegeben. In einem Interview mit dem "Stern" hatte er vorgeschlagen, dass die Millionerlöse aus einem Staatsverkaufs der Aktien "von Telekom, Post und Commerzbank" in einen Investitionsfonds fließen sollten, "aus dem die
Digitalisierung der Infrastruktur und der Bildung bezahlt wird". Ähnlich hatten sich zuvor wiederholt die Grünen sowie vor Kurzem auch Wirtschaftspolitiker der CDU geäußert. Aktuell hält der Bund 14,5 Prozent an der Telekom, mit denen sich mehr als zehn Milliarden Euro erlösen ließen. Weitere gut 17 Prozent liegen bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Höttges sieht aber andere Hürden, die hierzulande den Breitbandausbau bremsen. "Bevor man Subventionen verteilt, sollten sich die Verantwortlichen fragen, wie sie Anreize schaffen, damit noch mehr in Glasfaser investiert wird", erklärte der Betriebswirtschaftler. Dass viele Akteure im Markt da noch zögerlich seien, liege an einer Überregulierung. Die abzuschaffen, erwarte er "gerade von einer wettbewerbsorientierten Partei wie der FDP". Die Telekom hatte in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf den VDSL-Turbo Vectoring gelegt und damit laut Konkurrenten falsche Schwerpunkte gesetzt. Der Konzern wirbt seit Langem recht erfolgreich für eine "symmetrische Regulierung": Aufsichtsbehörden sollen demnach andere Anbieter wie Kabelnetzbetreiber stärker in den Blick nehmen, wenn sie Auflagen für den Zugang zu Netzwerken festlegen
(hps)