"Toxische Dinge": Big Tech beim Datenschutz in Erklärungsnot
Apple auf der CES? Das allein sorgt schon fĂĽr Aufmerksamkeit. Das Thema ist brandheiĂź: Tun die Tech-Riesen genug fĂĽr den Datenschutz?
Für die CES 2020 hat Apple mit einer über Jahrzehnte gepflegten Tradition gebrochen und war erstmals seit 28 Jahren wieder in offizieller Mission auf der Messe. Zwar nicht als Aussteller, aber mit der Datenschutzbeauftragten Jane Horvath schickte Cupertino eine Vertreterin des Top-Managements nach Las Vegas. Im Kongressprogramm der Messe diskutierte sie mit ihren Kolleginnen Erin Egan (Facebook) und Susan Shook (Procter & Gamble) sowie Rebecca Slaughter von der US-Aufsichtsbehörde FTC über ein Thema, das nach zahlreichen Skandalen auch die US-Verbraucher zunehmend beschäftigt: der Schutz ihrer Daten.
Gadgets Phone Home
All die hĂĽbsch glitzernden Gadgets, die es auf der CES zu bestaunen gibt, sind vernetzt und schicken Daten in die Cloud. Was damit passiert, weiĂź eigentlich niemand so genau. "Der Nutzer weiĂź nicht, was mit seinen Daten passiert", zeigt sich VerbraucherschĂĽtzerin Slaughter wegen der fehlenden Transparenz besorgt. "Die Daten werden zum GroĂźteil in diesen undurchsichtigen Infrastrukturen hinter den Kulissen verteilt."
Die Unternehmen stecken in einem Dilemma: Sie müssen einerseits immer mehr für den Datenschutz tun, wollen die Hürden für ihre Kunden und Nutzer aber zugleich so niedrig wie möglich halten. Egan und Horvath verweisen auf die Bemühungen ihrer Unternehmen, den Nutzern die Kontrolle über die Verarbeitung ihrer Daten zu geben.
"Die Menschen sollten die Kontrolle über ihre Daten haben", meint Horvath. Anders als Facebook oder Google verdient Apple sein Geld weniger mit Werbung, sondern mit Hardware und Diensten. Der Hersteller wirbt offensiv mit Datenschutz und setzt auf das Prinzip der "Privacy by Design". Dabei wird der Datenschutz schon bei der Entwicklung von neuen Produkten mitgedacht. "Wir haben Datenschutzjuristen in den Entwicklungsteams", erklärt Horvath, wie das Prinzip bei Apple umgesetzt wird.
"Privacy by Design"
Wie das im konkreten Fall aussehen kann, erläutert Horvath an einer einfachen Funktion: Die Auswahl der meistgenutzten Emojis in einer Messenger-App. Kein Nutzer möchte darauf verzichten. "Aber kontinuierlich Daten über deine beliebtesten Emojis zu sammeln, sagt etwas über dich aus und könnte datenschutzrechtlich bedenklich sein", erklärt Horvath. "Also fügen wir Stördaten hinzu."
"Privacy by Design entwickelt sich stetig weiter", sagt Egan. Auch die sich ständig ändernden Erwartungen der Nutzer fließen bei Facebook in den Entwicklungsprozess ein. Das soziale Netzwerk müsse Daten aggregieren, damit das Geschäftsmodell funktioniert. "Wir müssen zentralisieren. Wenn du zu Facebook kommst, willst du teilen und dich vernetzen." Das Geschäftsmodell sei anders als bei Apple, räumt Egan ein, "das heißt aber nicht, dass die Daten weniger geschützt sind".