Trotz Deaktivierung: Facebook sammelt Standorte via IP-Adressen
Trotz deaktivierter Standortbestimmung sammelt Facebook dauerhaft Daten zum Aufenthaltsort der Nutzer – auch über die IP-Adressen.
Facebook hat eingeräumt, dass das soziale Netzwerk permanent Standortdaten sammelt, auch wenn die Funktion dafür deaktiviert ist. In diesem Fall nutzt Facebook andere Methoden zur Bestimmung des Standorts wie etwa die Zuordnung mittels IP-Adressen. Das hat das Unternehmen auf Anfrage mehrerer US-Senatoren erklärt.
"Kampf gegen Fake-News"
Das Schreiben, in dem Facebook seine Datensammelmethoden erklärt, hat Senator Josh Hawley auf Twitter veröffentlicht. Darin heißt es, Facebook habe nur die besten Absichten beim Sammeln. Nur so könne man etwa personalisierte Werbung ausspielen. Zudem gehe es um die Sicherheit der Mitglieder. "Melde sich eine Person normalerweise in London an, gibt es einen Alarm, wenn jemand versucht sich plötzlich aus Sydney anzumelden." Auch im Kampf gegen Fake-News seien die Standortbestimmungen wichtig.
Neben den freiwillig von den Nutzern freigegebenen Standorten, die via GPS, WLAN und Bluetooth Beacons übertragen werden, registriert Facebook auch, wenn Standorte mit anderen Aktivitäten verknüpft sind: Etwa bei Interesse an einer Veranstaltung oder wenn jemand auf einem Foto markiert ist, das den Aufnahmeort preisgibt. Hinzu kommt auch die Abfrage der IP-Adressen und "anderer Netzwerk-Informationen". Das vergleicht Facebook mit der Selbstverständlichkeit einer Absender-Adresse auf einem Briefumschlag, obwohl die Informationen ungenauer seien.
"Es gibt kein Opt-out"
Schaltet man die Standortbestimmung ab, heißt das also nicht, wie man annehmen könnte, dass Facebook auf diese Daten gänzlich verzichtet. Sie werden nur "gröber" erfasst als es das Netzwerk könnte. Es gäbe sogar ein eigenes Entwickler-Team, das sich um die entsprechende interne API kümmert – und damit sicherstellt, dass nicht doch die feinen Informationen ausgelesen werden. "Es gibt kein Opt-out. Keine Kontrolle über die eigenen Daten", kommentiert Hawley.
Die Kritik an Facebooks Umgang mit Daten und Skandalen durch Datenverluste reißt nicht ab. Eine neue Studie hat gezeigt, 95 Prozent der gemeldeten Troll-Konten bleiben bei sozialen Netzwerken online.
(emw)