US-Staatsanwälte untersuchen neue mutmaßliche Technikdiebstähle durch Huawei

Die US-Justizbehörden hatten bereits Anklagen gegen Huawei wegen Wirtschaftsspionage eingeleitet, nun kommen weitere Vorwürfe hinzu.

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US-Staatsanwälte untersuchen neue mutmaßliche Technikdiebstähle durch Huawei

(Bild: JHVEPhoto/Shutterstock.com)

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US-Staatsanwälte untersuchen weitere Fälle mutmaßlichen Diebstahls von geistigem Eigentum durch Huawei. Das berichtet das Wall Street Journal am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Demnach soll es sich um neue Fälle handeln, die in den bereits laufenden Strafverfahren gegen Huawei noch nicht berücksichtigt worden sind. Das Unternehmen wird dabei beschuldigt, über mehrere Jahre hinweg geistiges Eigentum von mehreren Personen und Unternehmen gestohlen zu haben.

Von den Fällen potenziellen Technikklaus ist derzeit nur wenig öffentlich bekannt geworden. Wie das Wall Street Journal berichtet, handelt es sich dabei um einen Diebstahl von Kameratechnik des portugiesischen Multimedia-Producers Riu Oliveira. Er hatte Huawei beschuldigt, geistiges Eigentum seiner Patente gestohlen zu haben. Daraufhin verklagte ihn Huawei im März 2019 und erklärte in den Gerichtsakten, dass das Unternehmen nicht gegen seine Patente verstoßen habe.

Anfang Juni sollen dann Ermittler im Büro von Oliveira aufgeschlagen sein. Sie wollten mehr über ein Treffen Oliveiras mit Führungskräften Huaweis in Erfahrung bringen, das 2014 stattgefunden hatte. Oliveira soll in dem Meeting vorgeschlagen haben, Huawei die Nutzungsrechte an seinen Patenten zu verkaufen, was dann aber nicht passiert ist.

Die US-Behörden sollen außerdem den Ingenieur Robert Read befragt haben, der für Huawei von 2002 bis 2003 in Schweden tätig war. Read soll dort Huawei bei der Rekrutierung entlassener Mitarbeiter des Telekommunikationsanbieters Ericsson AB geholfen haben. Read beschrieb in dem Gespräch, dass Huawei in seinem Büro in Schweden Geräte anderer Unternehmen in einem abgeschotteten Bereich aufbewahrte und diese Geräte von Ingenieuren zerlegen und untersuchen ließ. Nach Angaben des Wall Street Journal soll Huawei in seinen anderen Niederlassungen ähnliche Einrichtungen unterhalten haben.

Mittlerweile verdichten sich auch die Hinweise, dass Huawei in einem Bonusprogramm Mitarbeiter dazu aufgerufen habe, Industriespionage zu begehen. Das Programm soll Huawei 2013 gestartet haben. Wie aus einer Akte der US-Staatsanwälte zum Fall des Testroboters "Tappy", der potenziellen Industriespionage Huaweis bei T-Mobile, hervorgeht, sei dafür nach Informationen des Wall Street Journal von Huawei eine spezielle E-Mail-Adresse mit verschlüsseltem Zugriff eingerichtet worden, an die Mitarbeiter sensible Informationen über Geräte und Wettbewerber weiterleiten konnten. Demnach hat Huawei seinen Mitarbeitern das Bonusprogramm besonders ans Herz gelegt. In einer E-Mail eines HR-Mitarbeiters an weitere Kollegen hieß es, dass ein solches Bonusprogramm in manchen Regionen Normalität sei, in den USA aber verboten ist.

Huawei hat in den bisherigen Fällen sämtliche Vorwürfe von Industriespionage von sich gewiesen und erklärt, die Rechte am geistigen Eigentum zu respektieren. Schließlich sei das geistige Eigentum von Huawei bereits ebenfalls verletzt worden. Das chinesische Unternehmen hatte außerdem den US-Behörden politische Motive unterstellt. Denn Huawei ist momentan ein gewichtiger Spielball im Handelsstreit zwischen China und den USA.

Ob die neuen Untersuchungen der US-Staatsanwaltschaft zu weiteren Anklagen führen werden, ist nicht bekannt. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch Huawei wollten dem Bericht nach keine Stellungnahmen dazu abgeben. (olb)