Ăśberraschung auf dem Mars: Forscher finden unterirdischen See

Schon lange suchen Forscher nach flĂĽssigem Wasser auf dem Mars. Jetzt meldet ein italienisches Team gleich einen ganzen See.

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Ăśberraschung auf dem Mars: Forscher finden unterirdischen See

KĂĽnstlerische Darstellung von Mars Express ĂĽber dem Roten Planeten

(Bild: Spacecraft image credit: ESA/ATG medialab; Mars: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals flĂĽssiges Wasser auf dem Mars gefunden. Der rund 20 Kilometer breite See liegt demnach etwa 1,5 Kilometer unter dem Eis des Mars-SĂĽdpols. Das berichtet ein Team um Roberto Orosei vom italienischen Nationalen Institut fĂĽr Astrophysik in Bologna im US-Fachblatt Science. FlĂĽssiges Wasser ist eine Grundvoraussetzung fĂĽr Leben, wie wir es kennen. Anzeichen fĂĽr Leben in dem Marssee lassen sich aus den Radarbeobachtungen mit der ESA-Raumsonde Mars Express allerdings nicht ablesen.

Die Beobachtung beende eine jahrzehntelange Debatte über die Existenz flüssigen Wassers auf dem Mars, betont die Amerikanische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS), Herausgeberin von Science. Ausgetrocknete Flussläufe und Sedimente zeigen, dass es auf dem Roten Planeten vor Jahrmilliarden flüssiges Wasser gegeben haben muss. Damals war das Klima dort wärmer und die Marsatmosphäre dichter als heute.

Das Radarbild

(Bild: Context map: NASA/Viking; THEMIS background: NASA/JPL-Caltech/Arizona State University; MARSIS data: ESA/NASA/JPL/ASI/Univ. Rome; R. Orosei et al 2018 )

Sogar ein ganzer Ozean könnte weite Teile des jungen Mars einst bedeckt haben. Seit Jahrzehnten fahnden Forscher nach flüssigem Wasser auf unserem Nachbarplaneten. Heute existiert Wasser auf dem Mars jedoch vor allem als Eis in den Polkappen. In der dünnen Marsluft findet sich ein geringer Wasserdampfanteil.

In den vergangenen Jahren haben Wissenschaftler bereits verschiedene Spuren flüssigen Wassers auf dem Mars entdeckt. So haben sich auf dem Phoenix-Landemodul der US-Raumfahrtbehörde NASA Wassertropfen niedergeschlagen, und an manchen Steilhängen des Roten Planeten zeigen sich jahreszeitabhängige Fließstrukturen, die von tauendem Wassereis stammen könnten – oder auch nicht. Zudem gibt es Hinweise, dass sich in einer dünnen Schicht unter der Marsoberfläche mancherorts regelmäßig, aber kurzzeitig, flüssiges Wasser bilden könnte – allerdings in winzigsten Mengen.

Ein See auf dem Mars (8 Bilder)

Ein Simulation des Sees im heutigen Krater Gale
(Bild: NASA/JPL-Caltech/ESA/DLR/FU Berlin/MSSS )


Dauerhaft kann flüssiges Wasser an der Marsoberfläche heute nicht existieren. Seit mehr als 30 Jahren vermuten Forscher jedoch, dass es unter dem Eis der Polkappen Taschen mit flüssigem Wasser geben könnte – ähnlich den unterirdischen Seen der Antarktis und Grönlands auf der Erde. Die Radardaten bestätigen nun diese Vermutung. Mit der Sonde der europäischen Raumfahrtagentur ESA haben die Forscher um Orosei Teile der Südpolregion Planum Australe auf dem Roten Planeten abgesucht. Dort stießen sie auf eine deutlich abgegrenzte Region mit denselben Radarsignaturen, wie sie versteckte Seen unter dem Eis irdischer Polarregionen erzeugen.

Ob es in dem unterirdischen Gletschersee auf dem Mars überhaupt Leben geben kann, ist unklar. Als andere Forscher auf der Erde den unterirdischen Lake Whillans in der Antarktis angebohrt haben, stießen sie auf zahlreiche Mikroben in der ewigen Finsternis. Allerdings ist der Lake Whillans kein abgeschlossenes Ökosystem, sein Wasser tauscht sich über einen unterirdischen Fluss langsam aber regelmäßig aus. Zudem ist es am Mars-Südpol noch deutlich kälter als in der irdischen Antarktis. Die Temperatur des jetzt entdeckten unterirdischen Sees schätzen die Forscher auf minus 68 Grad Celsius.

Um bei dieser frostigen Kälte flüssig zu bleiben, muss der unterirdische See voller Salze sein, die den Gefrierpunkt erheblich herabsetzen können. Magnesium-, Kalzium- und Natriumsalze sind auf dem Mars weit verbreitet. Es sei daher durchaus plausibel, dass diese auch in dem unterirdischen See vorkommen, argumentieren die Forscher um Orosei. Der nötige Salzgehalt macht es für mögliches Leben nicht gerade einfacher, allerdings sind von der Erde Mikroorganismen bekannt, die auch bei hoher Salzkonzentration überleben.

Unterirdische Ozeane auf verschiedenen Eismonden der Planeten Jupiter und Saturn gelten gegenwärtig als aussichtsreichste Orte für die Fahndung nach außerirdischem Leben in unserem Sonnensystem. Ob sich der unterirdische Gletschersee auf dem Mars in diese Riege einreiht, bleibt abzuwarten. Immerhin ist er möglicherweise kein Einzelfall: Da erst ein Bruchteil der Südpolkappe per Radar untersucht sei und die Methode wegen ihrer begrenzten räumlichen Auflösung nur unterirdische Seen mit einer bestimmten Mindestgröße nachweisen könne, gebe es keinen Grund anzunehmen, dass unterirdisches flüssiges Wasser nur an dieser einen Stelle auf dem Mars vorkomme, betonen die Autoren. (mho)