Ungleiche Vermögensverteilung: Tech-Milliardäre dominieren Oxfamliste

Acht Milliardäre besitzen soviel Vermögen wie die ärmere Hälfte der Menschheit, will die Organisation Oxfam ermittelt haben. Fünf dieser acht kommen aus der IT- und Telekommunikationsbranche, an der Spitze steht Bill Gates.

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Wohltäter Bill Gates

(Bild: dpa, Ray Stubblebine)

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Laut von der Entwicklungsorganisation Oxfam zusammengestellten Zahlen besitzen die acht reichsten Menschen der Welt – allesamt Männer – gemeinsam ein ähnlich großes Vermögen wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. Fünf davon haben ihr Geld in der IT- und Telekommunikationsbranche gemacht. Das reichste Prozent der Menschheit besitzt demnach seit 2015 mehr als der gesamte Rest.

Zugrunde liegen der Studie Daten aus verschiedenen Quellen, die Oxfam zusammengetragen hat. So führte die Organisation etwa Forbes-Schätzungen zum Vermögen der acht reichsten Männer mit Schätzungen zum weltweiten Vermögen der Bank Credit Suisse zusammen. Angeführt wird die Forbes-Liste vom ehemaligen Microsoft-Chef Bill Gates mit einem geschätzten Vermögen von 75 Milliarden US-Dollar. Die weiteren Tech-Milliardäre dort sind auf Rang vier Telecom-Magnat Carlos Slim Helu mit 48,4 Milliarden Dollar, auf Platz fünf Amazon-Gründer Jeff Bezos (45,2 Milliarden Dollar), Platz sechs ist Facebooks Mark Zuckerberg (44,6 Milliarden Dollar) und darauf folgt Oracle-Chef Larry Ellison (43,6 Milliarden Dollar).

Insgesamt kommen die acht reichsten Multimilliardäre zusammen auf ein Vermögen von 426 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite besitzt die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, und damit 3,6 Milliarden Menschen, lediglich 409 Milliarden Dollar. Im Oxfam-Bericht aus dem vergangenen Jahr waren es noch 62 Personen, die soviel die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung besitzen.

Die Zählweise Oxfams ist allerdings umstritten. Basis ist das Nettovermögen, von dem Schulden abgezogen werden. Jemand der hohe Schulden hat, muss laut Kritikern aber nicht zwangsläufig zu den Ärmsten der Armen gehören. "Es ist irreführend, den durchschnittlichen Universitätsabsolventen, der 50.000 Pfund Schulden aufgenommen hat, zu den Ärmsten der Welt zu zählen, ohne seine zukünftiges Erwerbspotenzial miteinzubeziehen“, kritisiert etwa der liberale britische Thinktank Institute of Economic Affairs.

Oxfam macht für die Ungleichheit jedenfalls politische und unternehmerische Fehlentwicklungen verantwortlich. Sie fordert, dass Staaten stärker kooperieren anstatt gegeneinander in einen Wettbewerb um die niedrigsten Unternehmenssteuern zu treten. Gleichzeitig sollen sie unternehmerisches Handeln fördern, das sich weniger auf Kapitalgeber und stärker auf Arbeiter und Umweltkosten konzentriert.

Die Steuertricks, mit denen sich Konzerne wie Apple, Amazon, Facebook oder Google arm rechnen, sind bereits seit längerem im Visier der Politik. Apple hat etwa bereits Steuernachforderungen von 13 Milliarden Euro am Hals, weil das Unternehmen in Irland weniger als ein Prozent Unternehmenssteuern zahlte. (Mit Material der dpa) / (axk)