VR in der Krise: Eve-Online-Entwickler CCP schließt Studios

Nachdem die erste Hype-Welle um Virtual Reality vorbei ist, schließt einer der bislang größten Anbieter von VR-Spielen aus Island seine VR-Entwicklungsabteilungen.

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CeBIT

Besucher schauen auf der CeBIT in Hannover mit der Virtual Reality Datenbrille "Oculus Rift" ein Video.

(Bild: dpa, Ole Spata)

Lesezeit: 3 Min.

Der isländische Spiele-Entwickler CCP hat bekanntgegeben, zwei seiner Entwicklungsstudios in Atlanta (USA) und Newcastle (Großbritannien) zu schließen. Dort entwickelte CCP bislang seine VR-Spiele, darunter die Weltraum-Shooter "Eve Valkyrie", "Eve Gunjack" sowie das Sport-Spiel "Sparc", das just erst Ende August veröffentlicht wurde. Etwa hundert Mitarbeiter sind von den Entlassungen betroffen.

CCP zählte bislang zu einem der weltweit größten Entwickler von VR-Spielen und will sich komplett aus dem Segment zurückziehen. Künftig wolle man sich auf PC- und Mobil-Spiele konzentrieren. Dazu unterhält CCP neben seinem Hauptsitz in Reykjavik (Island) noch Studios in Shanghai und London. Der Entwickler ist vor allem bekannt durch sein Online-Rollenspiel "Eve Online", das 2003 auf den Markt kam und noch immer eine überaus enthusiastische Fangemeinde unterhält.

Die Schließung der Studios ist der erste große Rückschlag für die Entwicklung von VR-Spielen. Offenbar waren die Verkaufszahlen der Spiele zu gering, um solch große Abteilungen weiter unterhalten zu können.

"Eve Valkyrie" war ein aufwendig produzierter Weltraum-Shooter, der unter anderem zu den Vorzeigetiteln zum Start der Playstation VR im vergangenen Jahr zählte. Trotz der aufwendigen Grafik stellte der Action-Titel jedoch hohe Anforderungen an Spieler, denen aufgrund der freien Rotationsmöglichkeiten des Raumschiffs schnell flau im Magen wurde. "Eve Gunjack" und "Eve Gunjack 2" waren zwei einfache Shooter-Ableger, die unter anderem auch auf Mobil-Systemen wie Samsung Gear liefen.

Sparc war das jüngst und vorläufig letzte VR-Spiel von CCP. Nach offensichtlich mageren Verkäufen wurde das Studio nun geschlossen.

(Bild: CCP)

"Sparc" war einer der ersten Versuche CCPs, sich vom Eve-Online-Universum zu lösen. Das Spiel versetzt zwei Kontrahenten in eine virtuelle Arena, in denen sie sich in einer Art "Tron-Tennis" mit elektronischen Bällen abwerfen. Das Spiel wird mit Hand-Controllern gesteuert und verlangt von den Spielern, dass sie ein paar Quadratmeter Spielfläche Im Wohnzimmer freiräumen.

Kaum ein anderer unabhängiger Hersteller hatte die Entwicklung von VR-Spielen mit solch großem Aufwand vorangetrieben wie CCP. Andere Studios konzentrieren sich stärker auf kleine VR-Spiele, die mit geringerem finanziellen Aufwand zu produzieren sind, oder begnügen sich mit VR-Umsetzungen bestehender Spiele. Noch vor Weihnachten will beispielsweise Bethesda VR-Versionen von "Doom" und den Rollenspielen "Skyrim" und "Fallout 4" veröffentlichen. Andere große Publisher wie Electronic Arts und Activision halten sich bislang mit der Entwicklung von VR-Titeln noch stark zurück.

Grund ist vor allem die geringe Zahl verkaufter VR-Systeme: Im Juni zählte etwa Samsung rund 5 Millionen verkaufte Gear-Brillen. Sony verkündete eine Millionen verkaufte Playstation-VR-Headsets, während Analysten von SuperData die Verkaufszahlen der HTC Vive auf rund 420.000 und von der Oculus Rift weltweit auf knapp 250.000 Geräte schätzten. (hag)