Verbreitung raubkopierter E-Books: Betreiber von "lul.to" stehen unter Anklage

Die mutmaßlichen Betreiber der Plattform lul.to – und möglicherweise auch des Darknet-Markts Hansa Market – müssen sich bald vor Gericht verantworten.

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Verbreitung raubkopierter E-Books: lul.to-Betreiber stehen unter Anklage

Ungefähr so sah lul.to vor der Sperrung aus.

(Bild: Wayback Machine / web.archive.org)

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Wegen der illegalen Verbreitung von elektronischen Büchern sollen sich drei Männer demnächst in München vor Gericht verantworten. Die Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft (ZCB) hat gegen die Beschuldigten Anklage beim Landgericht München erhoben. Die Angeklagten sollen nach Angaben der Ermittler vom Donnerstag über das inzwischen abgeschaltete Internetportal lul.to mehr als 200 000 Titel, überwiegend E-Books und Hörbücher, gegen geringe Beträge zum Herunterladen angeboten haben.

lul.to (auch bekannt als "Lesen und Lauschen") wurde im Juni 2017 vom Netz genommen. Damals sicherten LKA und ZCB bei Durchsuchungen mehr als 11 Terabyte Daten. Außerdem beschlagnahmten die Ermittler rund 12 Millionen Euro Vermögen, das vornehmlich in Form von Kryptowährungen vorlag.

Den beiden jeweils 32 Jahre alten und aus Nordrhein-Westfalen stammenden Hauptangeschuldigten werden fast 36.000 Fälle des gewerbs- und bandenmäßigen Computerbetrugs vorgeworfen, außerdem nahezu 145.000 Fälle der gewerbsmäßigen unerlaubten Verwertung urheberrechtlich geschützter Werke. Der dritte Mann, ein 49-Jähriger aus Baden-Württemberg, soll die Zahlungsströme der illegalen Geschäfte verschleiert haben.

Alle drei haben bei den Vernehmungen die Vorwürfe gestanden, weswegen die Haftbefehle gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wurden. Gegen weitere Helfer liefen noch Ermittlungsverfahren, berichteten die Staatsanwälte. Es wird auch geprüft, ob die Kunden nach dem illegalen Download von Titeln mit Strafverfahren rechnen müssen. Eine Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts muss nun prüfen, ob die Anklage zur Verhandlung zugelassen wird.

Laut tagesschau geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass die beiden Hauptangeklagten neben lul.to auch den 2017 stillgelegten Darknet-Marktplatz Hansa Market betrieben haben. Das erkläre möglicherweise auch die Größe des im Rahmen der Durchsuchungen beschlagnahmten Vermögens.

Hansa Market war zum Zeitpunkt seiner Zerschlagung der weltweit drittgrößte Darknet-Marktplatz. Laut Europol wurden dort mehr als 350.000 illegale Waren angeboten, von Drogen und gefälschten Dokumenten über Waffen bis hin zu Malware.

Im Fall "Hansa Market" ermittelt die in Frankfurt ansässige Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT). Laut tagesschau.de arbeitet auch sie derzeit an einer Anklage. Auch in diesem Fall sollen sich die Angeklagten bislang aber "weitgehend geständig" und kooperativ gegenüber den Ermittlern gezeigt haben.

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(Mit Material der dpa) / (ovw)