Verräterische Aktivitäten: Strava-Nutzer können keine Segmente mehr erstellen

Nachdem bekannt wurde, dass Strava geheime Daten über Militärbasen offenlegt, gibt es nun wohl Umbauarbeiten. Viele Nutzer können derzeit keine Segmente erstellen. Die ermöglichten nachträgliche Deanonymisierung.

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Verräterische Aktivitätenkarte: Strava deaktiviert Erstellung neuer Segmente

(Bild: skeeze)

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Eine Woche nach Beginn der Debatte darüber, wieviel die öffentlich verfügbaren Daten des Trackinganbieters Strava nicht nur über die Nutzer verraten, hat das Unternehmen offenbar eine zentrale Funktion des Dienstes zumindest für einige deaktiviert. Wie mehreren Strava-Nutzern aufgefallen ist, können sie gegenwärtig keine neuen Segmente mehr erstellen, die auf beliebigen Routen Vergleiche zwischen Sportlern ermöglichten. Für andere ist die Funktion aber offenbar weiter verfügbar. In Verbindung mit einer seit Jahren einsehbaren weltweiten Karte der gesammelten Aktivitäten von Strava-Nutzern hatten die Segmente sogar die Deanonymisierung einzelner Nutzer erlaubt, etwa Soldaten auf abgelegenen Militärstützpunkten.

Vergangene Woche hatte ein Student bemerkt und öffentlich gemacht, dass sportliche Soldaten seit Jahren dank Aktivitätstrackern jede Menge eigentlich vertraulicher Daten über sich, ihre Kameraden und ihre Armeen offenlegen. Auf der 2015 veröffentlichten und im vergangenen November aktualisierten "Global Heatmap" sind mehr als eine Milliarde Aktivitäten visualisiert, darunter auch solche von westlichen Soldaten etwa in Afghanistan. Dadurch lassen sich nicht nur vormals unbekannte Außenposten erkennen: Über einen Abgleich der so entdeckten Standorte mit dortigen Strava-Segmenten können teilweise auch aktuelle Aktivitäten einzelner Soldaten und Soldatinnen eingesehen werden, was Raum für mögliche Angriffe geben dürfte. Beispielsweise können sie über ihre Aktivitäten in ihre Heimat zurückverfolgt werden.

Der Blogger Steve Loughran hatte dann sogar ermittelt, dass Nutzer über selbst erstellte Segmente Aktivitäten ans Tageslicht befördern konnten, die noch nicht einmal in einem Segment mit Bestenliste gesammelt waren. Dazu erstellte er einen Laufstrecke in einem britischen Militärstützpunkt, in dem laut der Heatmap Sportler regelmäßig gelaufen waren. Nach einer Weile befüllte Strava das von ihm erstellte Segment mit den Nutzern, die dort zuvor unterwegs waren. Loughran hatte nun also eine Liste von mutmaßlichen Soldaten, die in der abgeschirmten Anlage mit aktiviertem Tracker trainiert hatten. Ohne die Möglichkeit, Segmente zu erstellen, fällt zumindest diese Angriffsmöglichkeit weg. Strava hat sich dazu noch nicht geäußert.

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(mho)