Was war. Was wird. Mit den ersten Rätseln einer lauschigen Sommernacht.
Personenraten im Sommerrätsel? Aber unsere Söbrindts und Seehofers sind nicht angesagt, darauf besteht Hal Faber.
Wie immer möchte die Wochenschau von Hal Faber den Blick für die Details schärfen: Die sonntägliche Wochenschau ist Kommentar, Ausblick und Analyse. Sie ist Rück- wie Vorschau zugleich.
Was war.
*** Sommer, Sonne, tralala! Fred vom Jupiter, der war da!! Aber Fred, oh schöner Fred, der blieb nur 48 Stunden, denn die Männer waren nervös und wurden richtig bös. Sie steckten ihn in ein Asylkompromisstransitzentrum. So blieb der Besuch vom Jupiter eine einzige Fiktion der Nichteinreise. Ja, der Song mag an die Grenzen der Idiotie gehen, doch schließlich haben wir in dieser Woche genau das auf der großen politischen Bühne erlebt, bei Seehofer und den Söbrindts. Wenn so lebendige Demokratie aussieht, dann Dankeschön, bitte nicht. Wobei selbst Andreas Dorau von der Demokratie singen konnte und die BRD-Kunstkritik sich beeilte, dafür Susan Sontags Notes on "Camp" hervorzukramen. Nein, diesmal ist, anders als in der letzten Wochenschau, nicht vom Concentration Camp die Rede, sondern ganz im Sinne der Kunst von Camp als Stil. Denn zu einem Sommer gehört auch das traditionelle Sommerrätsel mit jeweils 10 Fragen in drei Kategorien. Den Anfang macht diesmal die Wetware, denn was sind Computer ohne Menschen, die vor ihnen stehen, sitzen oder mit dem Däumchen antatschen? Die Fragen sind nach dem Alter der gesuchten Personen sortiert, wobei das höchste Alter den Anfang macht. Das heitere Personenraten nicht mit dem News-Quiz zu verwechseln, der auf die Nachrichten der Woche blickt.
*** Hat Horst Seehofer zum letzten Mal gebrüllt? Wird er die Hohe Schule der Erpressung weiter ausbauen? Bei all dem Gerangel um Transitzentren oder Transitverfahren geht es im Grunde um einen anderen Transit, dem eines mit massiven Komplexen aufgeladenen Politikers in den Ruhestand. Wie sagte es der Mann in dieser Woche noch einmal im Bewusstsein seiner einzigartigen Höherwertigkeit: "Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist."
Also dann, Frage 1: Die erste zu ratende Person wurde sehr spät für ihre Erfindungen geehrt. Sie hatte ein kompliziertes Leben und seufzte einmal: "Ich brauche einen überlegenen Unterlegenden". Gesucht wird die Person sowie ihre minderwertige Kopie.
Nicht lange gezögert, gleich weiter zu Frage 2: Er wetterte heftig gegen die Datenschützer, die einen Popanz aus dem gläsernen Menschen machen.
*** Was den Datenschutz anbelangt, so hat der auch dafür verantwortliche Minister namens Horst Seehofer in dieser Woche unerwartet Konkurrenz bekommen, denn laut dieser Meldung sitzt eine Ministerin Andrea Voßhoff da am längeren Hebel. Ein eigenes Ministerium für Datenschutz und Informationsfreiheit, ja man wird mal träumen dürfen, so einen kleinen, klitzekleinen Sommernachtstraum. Zumal nach den Einstellungsorgien beim BSI und bei ZITiS endlich auch die kleine, tapfere Truppe 50 neue Planstellen bekommt, vor allem für die "Zentrale Anlaufstelle Datenschutz". Frau Voßhoff hatte zwar 67 Stellen gefordert und dies mit der "datenschutzrechtliche Kontrolle von Sicherheitsbehörden" und der Kontrolle des Informationsaustausches bei der Terrorismusbekämpfung begründet, aber da wird ganz sicher ein weiterer Popanz aufgebaut, denn die Sicherheitsbehörden halten sich doch an Recht und Gesetz oder so. Computer mit ihren Selektorlisten sind da schon nützliche Geräte.
Was uns zu Frage 3 fĂĽhrt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte? Gesucht wird mit dem Bild oben eine Aussage dieses Herren zur NĂĽtzlichkeit des Computers.
Gefolgt von Frage 4: In den beiden Bildern rechts sitzt einer und fĂĽhrt Software vor. Wer ist es und was wird da vorgestellt?
*** Während in Berlin die C-Base als eines der ersten deutschen Hackerspaces sich auf den 23. Geburtstag vobereitet und die Server blitzblank putzt, geht im Hackerspace Jena die Produktion von kleinen roten Vorrichtungen zum "Herbeiführen einer Sprengexplosion" gut voran. Ursprünglich wurden sie im OpenLab Augsburg gedruckt.Die Dual-Use-Technologie von Atombömbchen zum Spielen und Buttplug sind Teil einer Aktion, die der CCC als Kennenlernen der "Lebensrealität von Hackern" durch die deutsche Polizei bezeichnet. Da werden schon einmal chemische Formeln auf eine Tafel geschrieben und Platinen geätzt.
*** Aus polizeilicher Sicht waren die Aktionen in Augsburg, Jena, Berlin und im Langen August in Dortmund nur Teil einer Zeugenbefragung auf der Suche nach einem Blog-Autor, der als "Gefährder" eingestuft wurde. Seine Missetat war ein Aufruf, gegen die in Augsburg tagenden Rechtsradikalen von der AfD zu protestieren. Das neue bayerische Polizeigesetz in Aktion, mal eben auf die Hackerszene und die Zwiebelfreunde ausgedehnt, zeigt, wie fragwürdig ermittelt wird. Hübsch garniert mit dem Schauermärchen von Darknet. "Es ist auch der Höllen-Spielplatz, den man besuchen kann, wenn es einem zu gut geht, wenn man sich zu sehr zu Hause fühlt auf der Welt, wenn man völlig frei atmet und dabei eine dumpfe Meldung schlechten Gewissens empfängt. Ein Schlechtfühl-Luxusangebot. Die notwendige, immer schon dazugedachte Schattenseite. Und als solche: ein schwindelerregend vollständiges Bild des menschlichen Geistes in unserem Jahrhundert."
Womit wir bereits bei einer oben und links opulent bebilderten Frage 5 angelangt wären: "Die Einsamkeit wird abgeschafft." Schau einer an. Das freut nicht nur Hacker und Nerds. Vom Rendezvous der Herzen in der Zeitschrift "Twen" im letzten Jahrhundert bis zum parshippen Herzchen von heute ist es nur ein kleiner Schritt. Immer dabei: der Computer, natürlich ungeschlagen in seiner Treffsicherheit. Wer ist für diese Kontinuität zuständig?
Etwas sparsamer kommt Frage 6 daher: Im Bild unten wurde mal wieder ein Computer vorgestellt. Oder ein Chiavari-Stuhl? Egal, gesucht wird jedenfalls der Erklärer dieser beeindruckenden Tischgesellschaft mitsamt seiner Erklärung, die in Frankreich so manchen erstaunte.
*** Frankreich trauert. Im Communique von Präsident Macron finden sich große Worte im Nachruf auf Claude Lanzmann, dem wir den neuneinhalbstündigen Dokumentarfilm Shoa verdanken. Aber auch die vierstündige Doku über die Tsahal, die Tsava Haganah Leisrael und Napalm, seine Erinnerungen und Erfahrungen in Nordkorea.
Der Widerstandskämpfer Lanzmann war kein Jude der Vernichtung, niemand, der seine Geschichte einfach abschüttelte. "Man muss wissen und sehen und man muss sehen und wissen", sagte Claude Lanzmann, der zuletzt erfahren musste, dass sich in Deutschland etwas verändert und nicht nur im Hotel Kempinski: "2016, in Berlin, im Kempinski, wo ich 1986 erstmals übernachtet hatte, als in mehreren Vorstellungen bei den Festspielen mein Film 'Shoah' aufgeführt worden war, der die Deutschen im Herzen getroffen hatte - schon wieder 'das'?"
Aber lassen wir das - nein eigentlich kann man es nicht lassen, wenden wir uns trotzdem Frage 7 zu: Manche Entblößungen haben es halt in sich. Wer wagt sich im Bild links aus dem schicken Sakko? Gesucht wird zudem, was er heute über die Technik denkt.
Hier gibt's auch was zu sehen, fĂĽr Frage 8: Der Mann im Bild rechtgs freut sich ganz ganz ohne Jackett ganz doll und sagt dabei was? Zumindest behauptete es die Presseabteilung.
Was wird.
In der Hitze der Nacht ist es ganz erfrischend, einmal an die Zukunft zu denken. Die bislang größte Handelsverschiebung (a.k.a. "Handelskrieg") aller Zeiten steht bevor und wird dazu führen, dass die Rolle von China weiter wächst. Gegenwärtig liegen die Zollblockaden bei 35 Milliarden, doch die Planung für weitere 50 Milliarden laufen und es sieht nicht aus, als ob dies das Ende der Fahnenstange ist. jedenfalls hat es sich mit dem Exportweltmeister. In dieser Situation ist es amüsant, über die Sorgen der Superreichen zu lesen, die alles haben, Atombunker, Yachten und einsame Inseln inklusive. Natürlich brauchen sie eigene Milizen für den Schutz der Super-Communities.
Doch wie kann man die bezahlen, wenn es kein Geld mehr gibt? Ist es da nicht besser, in die Singularity zu investieren und wie Ray Kurzweil sein Gehirn auf eine Festplatte zu speichern? Oder ist es besser, sein Geld in den eigenen Klon zu stecken und sich einfrieren zu lassen, bis die Technik soweit ist? Noch der größte Witz ist es dann, dass die Superreichen sich mit diesen Fragen an Douglas Rushkoff gewendet haben, dessen "Testament" schon einmal im Sommerrätsel ausgeschlachtet worden ist. Ehe alles und sein Hund in die Sommerpause an den Baggersee verschwindet, sind die beiden letzten Rätselfragen des ersten Teils zu lösen.
Die Antworten auf alle Fragen sind am Montagabend an dieser Stelle zu lesen.
Also, Endspurt, Frage 9: Damals waren "Die Chorknaben" der Kinohit. Was geschah noch am 13. Dezember 1977 hinter einer Kamera? Und wer ist der Gesuchte?
Und zum guten Schluss Frage 10, mit den beiden Bildern links: Nein, auch dieser Herr ist trotz schlecht sitzendem Anzug kein Chorknabe. Neben dem Mann wird das Ereignis gesucht, zu dem er spricht. Ein kleiner grĂĽner Drache war mitsamt seinem festlichen Schmuck von der Partie.
Na dann. MIt etwas passender Musik auf in den Sommersonntag. Viel SpaĂź
(jk)