"Weiter kämpfen": US-Wissenschaftler nach einem Jahr Trump

Schon vor Trumps Amtsantritt hatten Forscher Sorgen. Der US-Präsident galt als jemand, der Wissenschaft bestenfalls ignoriert. Ein Jahr danach sehen sie sich bestätigt und wollen weiter protestieren – auch bei der weltgrößten Wissenschaftskonferenz.

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"Weiter kämpfen": US-Wissenschaftler nach einem Jahr Trump

(Bild: marchforscience.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christina Horsten
  • dpa
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Von akuter Empörung zu langfristigem Widerstand: Der Ärger vieler US-Forscher über die als wissenschaftsfeindlich empfundene Politik von US-Präsident Donald Trump hält auch mehr als ein Jahr nach dessen Amtsantritt an. Bei der weltgrößten Wissenschaftskonferenz der AAAS (American Association for the Advancement of Science), die ab Donnerstag mit rund 10.000 Teilnehmern im texanischen Austin stattfindet, sind wieder zahlreiche Diskussions- und Protestveranstaltungen geplant – und auch den "March for Science", weltweite Demonstrationen für die Bedeutung von Wissenschaft, soll es in diesem Jahr erneut geben.

"Wissenschafts-Aktivismus: Langfristig engagiert" hat die Vereinigung der besorgten Wissenschaftler eine Diskussionsveranstaltung bei der AAAS betitelt, die für Sonntag angesetzt ist. "Die Forscher-Gemeinschaft und viele andere, denen wissenschaftsbasierte Politik wichtig ist, sind so elektrisiert wie nie zuvor", sagt Organisator Andrew Rosenberg. "Diese Energie kommt hauptsächlich davon, dass die Trump-Regierung die Wissenschaft auf ein Abstellgleis geparkt hat. Aber es gibt einen tiefer gehenden Bedarf an Wissenschaftlern, die sich dauerhaft als Mitglieder der demokratischen Gesellschaft engagieren."

Bereits im vergangenen Jahr hatte die normalerweise recht unpolitische AAAS-Konferenz, damals in der Ostküstenmetropole Boston, ganz im Zeichen von Trumps Amtsantritt gestanden, der da gerade wenige Wochen her war: Überfüllte Diskussionsrunden zu Aktivismus, Fake News, Widerstand und zum Selbstverständnis von Forschern, Protestkundgebungen und 5000 Anstecker mit der Aufschrift "Frag nach Beweisen". Im April gingen dann weltweit zehntausende Menschen im Rahmen des "March for Science" für die Bedeutung der Wissenschaft und gegen Trump auf die Straße.

Viele Forscher in den USA, die in vielen Bereichen global an der Spitze ihrer Branche liegen, fürchteten unter Trump um Anerkennung, Unterstützung und Geld. Und sie hatten mit ihren Sorgen recht, bilanziert das Fachmagazin Nature nun. "Es wird immer deutlicher, dass Trump für viele Aspekte der Wissenschaft genauso schlecht war wie befürchtet."

Ein Exodus der Spitzenforscher lässt sich bislang nicht beobachten, aber viele arbeiten unter erschwerten Bedingungen – vor allem in der Klimaforschung, der Trump mit dem Rückzug aus dem Pariser Klimaabkommen einen heftigen Dämpfer versetzte. Staatliche Experten-Foren, Agenturen und Regierungsstellen werden personell ausgedünnt oder an entscheidenden Stellen mit Nicht-Wissenschaftlern besetzt. Statt ihrer gewinnen Industrievertreter Einfluss – wie etwa Scott Pruitt bei der Umweltbehörde EPA oder der bekennende Klimawandel-Skeptiker Samuel Clovis im Agrarministerium.

Unliebsame Daten werden von Behörden-Webseiten entfernt, Sprachregelungen für deren Mitarbeiter und Wissenschaftler ausgegeben und nationale Forschungsbudgets gekürzt. Bei Anträgen auf staatliche Förderung ab 100.000 US-Dollar wird vor der Bewilligung geprüft, ob sie politisch genehm sind.

Die US-Raumfahrtbehörde NASA gilt zwar nach wie vor als das Maß aller Dinge in Sachen Weltallforschung, ist aber unter Trump nun auch schon so lange wie noch nie zuvor in ihrer Geschichte ohne echten Chef. Zudem verwirren Mond-Pläne und ein anvisiertes Ende der Finanzierung der Internationalen Raumstation ISS die Beobachter. All das und mehr sei dann auch Grund dafür, dass es in diesem Jahr einen neuen "March for Science" brauche, sagen die Organisatoren und haben die Veranstaltung für den 14. April angekündigt. Mehr als 70 Demonstrationen in Städten weltweit seien schon angemeldet.

"Die Wissenschaft wird weiterhin ignoriert oder bagatellisiert beim Entwerfen einer Politik, die auf robustem wissenschaftlichen Input beruhen sollte", sagt Kristen Gunther vom Organisationsteam. "Wir werden uns versammeln und unsere Stimmen erheben und den Machthabern zeigen, dass wir hier sind, um sie zur Rechenschaft zu ziehen, wir sind immer engagierter und unsere Zahl wächst."

Und so bilanziert dann auch Nature ein Jahr nach Trumps Amtsantritt: "Eine gute Sache ist passiert: Trump hat eine Welle von politischem Aktivismus hervorgebracht von Wissenschaftlern, die motiviert sind, sich ihm entgegenzustellen. Diejenigen, die die Werte der Wissenschaft schätzen, sollten weiter kämpfen." (mho)