Wettrennen ins All: 65 Firmen wollen Raketen für kleine Satelliten bauen
Ein Startup nach dem anderen wagt sich daran, einen günstigeren Weg zu finden, Satelliten ins All zu bringen. Es ist ein Rennen gegen die Zeit.
“SpaceX hat ein Startfieber ausgelöst”, meint Carlos Niederstrasser, System Engineer in der Raumfahrtsparte Orbital ATKs, “Aber wenige wollen direkt mit SpaceX in Konkurrenz treten.” Daher würden sich immer mehr Firmen daran machen, kleinere Raketen und Startsysteme für bis zu 500 Kilogramm Nutzlast zu bauen. “Außerdem erwarten sie eine Explosion der Nachfrage in diesem Marktsegment”, sagte Niederstrasser auf dem 97. Jahrestreffen des Transportation Research Board (TRB) in Washington, DC.
Dabei geht es insbesondere darum, Nanosatelliten (1 bis 10 kg) und Cubesats (würfelförmige Satelliten mit einem Dezimeter Kantenlänge und maximal 1,33 kg) in einen Low Earth Orbit (LEO) oder bestimmte sonnensynchrone Orbits zu hieven. Auch für suborbitale Flüge gibt es Projekte. Gemeinsam mit seinem Kollegen Warren Frick beobachtet Niederstrasser er den Markt.
Zu optimistisch
“Von zwölf Unternehmen, die 2015 ihren Start für 2017 angekündigt haben, sind nur zwei wirklich geflogen”, berichtete er, “Plus zwei chinesische Firmen”, die er 2015 noch nicht auf dem Radar hatte. Insgesamt schwirren demnach mindestens 65 Firmen herum, von denen aber etwa die Hälfte im Wesentlichen aus bedrucktem Papier und Powerpointpräsentationen bestehen dürfte.
Konkret zählte Niederstrasser 2017 fünf Anbieter, die tatsächlich Satelliten mit kleinen Raketen in niedrige Umlaufbahnen gebracht haben. 35 Weitere würden ihre technische Entwicklung vorantreiben, während mindestens 30 noch die Lage beobachteten. Bei sechs Firmen sei die Situation undeutlich, und acht Unternehmen, darunter XCOR, hätten bereits das Handtuch werfen müssen.
Space-Lyft
Letztere Gruppe wird in den nächsten Jahren voraussichtlich am Stärksten wachsen: “Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit”, erklärte NASA-Mitarbeiter Timothy Chen auf der Konferenz, “Der Markt kann wahrscheinlich die ersten paar [Anbieter] tragen, die zeigen, dass sie [kleine Satelliten starten] können.” Den Rest beißen dann wohl die Hunde.
“Es gibt Platz für Space-Uber oder Space-Lyft”, verglich Chen das Geschäftsmodell mit den großen App-basierten Taxi-Konkurrenten. Neben niedrigeren Preisen sei die Planbarkeit der Starts besonders wichtig, so dass Satellitenbetreiber zu dem Zeitpunkt starten können, den sie bevorzugen. “Dann wird die Nachfrage explodieren.” Das Wettrennen beschränke sich aber längst nicht mehr auf die USA: “Sie können nach Indien, China oder Großbritannien gehen, für ihre Starts.”