Wiener Boulevardblatt nur noch im Internet
Die Wiener Boulevardzeitung "täglich Alles" wird vom morgigen Sonntag an ihre Printausgabe aufgeben nur noch im Internet erscheinen.
Die Wiener Boulevardzeitung täglich Alles wird vom morgigen Sonntag an nur noch im Internet erscheinen. "Wir halten nichts davon, auf einer teuren Papier-Zeitung die Nachrichten von gestern mit dem Datum von heute zu verkaufen", heißt es zur Begründung auf der Titelseite der letzten gedruckten Ausgabe am heutigen Samstag.
Das durchgehend in Farbe gehaltene Blatt war erst vor acht Jahren als Konkurrenz zur Kronen Zeitung gegründet worden. Der Herausgeber von täglich Alles, Kurt Falk, hatte am Freitag überraschend die Schließung der Druckerei in Wien bekannt gegeben. Die Redakteure würden jedoch weiter beschäftigt, hieß es. Falk, dem früher auch 50 Prozent der Kronen Zeitung gehörten, gibt auch die Wochenzeitung Die ganze Woche heraus, die bereits seit einiger Zeit in Bayern gedruckt wird.
Der Rückzug vom Print-Geschäft dürfte aber noch andere Ursachen als die Zweifeln an der Aktualität einer gedruckten Zeitung haben, wie die hehre Begründung offiziell lautet. So war in den vergangenen Monaten in den österreichische Medien wiederholt mit einem völligen Rückzug Falks als Verleger spekuliert worden. Als Gründe waren laut dpa die sinkende Auflage von täglich Alles sowie Spannungen zwischen Falk und den Druckerei-Beschäftigten genannt worden. Angaben über die verkaufte Auflage hat täglich Alles in den vergangenen Jahren nicht gemacht.
Allerdings sehen sich nicht nur die österreichischen Zeitungen, und zwar vor allem die Tageszeitungen, mit der Konkurrenz des Internet konfrontiert. So mussten beispielsweise im März dieses Jahres schon schwedische Boulevardzeitungen von einem Leserschwund durch das Internet berichten. Aber auch deutsche Tageszeitungen, und zwar nicht nur die Boulevardpresse, geraten durch das Internet unter Druck: Sei es durch Newsdienste, sei es, dass Nachrichtenagenturen selbst ins Internet gehen, sei es, dass gerade der lokale Kleinanzeigenmarkt sich mehr und mehr ins Internet verlagert. Viele Beobachter der Presselandschaft sehen schon einen Wandel der Tageszeitungen: Weg von den aktuellen, kurzen Newsmeldungen hin zu mehr Kommentar und Darstellung der Zusammenhänge in Hintergrundberichten – womit sie dann wiederum bei den Wochenzeitungen wie Zeit und Woche oder den Magazinen wie Spiegel und Focus wildern. (jk)
