"Zur Bestie geworden": UN-Beobachter geben Facebook Mitschuld an Verbrechen gegen Minderheit in Myanmar
In Myanmar hat das Militär Hunderttausende Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya vertrieben. Zu dem dahiner steckenden Hass habe Facebook entscheidend beigetragen, meinen UN-Beobachter, die die Situation untersuchen.
Facebook hat entscheidenden Anteil an dem Konflikt in Myanmar, wo in den vergangenen Monaten Hunderttausende Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya aus dem Land geflüchtet sind. Zu diesem Schluss sind UN-Beobachter gekommen, die am Montag Zwischenergebnisse ihrer Untersuchung vorstellten. Dem Vorsitzenden der Untersuchungsmission, Marzuki Darusman, zufolge hat Facebook grundlegend zu dem öffentlichen Grad an Verbitterung, Meinungsverschiedenheit und Konflikt in dem Land beigetragen, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters.
In Myanmar sei Facebook das mit Abstand wichtigste soziale Netzwerk, alles werde darüber erledigt, ergänzte demnach die Sonderberichterstatterin Yanghee Lee. Das US-Portal werde in dem südostasiatischen Staat beispielsweise genutzt, um Mitteilungen der Regierung zu verbreiten. Immer wieder würde der Konflikt dadurch angeheizt. Ultra-nationalistische Buddhisten hätten aber außerdem noch ihre eigenen Seiten, auf denen sie massiv zu Hass und Gewalt gegen die Rohingya anstifteten. "Ich befürchte, dass Facebook zur Bestie geworden ist und nicht mehr das ist, wozu es gedacht sei", sagte sie. Das meiste passiere ungeprüft. Facebook selbst hat demnach noch nicht auf die Vorwürfe reagiert, aber zuvor versichert, dass man darauf reagiere, wenn jemand "kontinuierlich Hass verbreite".
Verbrechern der allerschlimmsten Art
Die Rohingya werden im mehrheitlich buddhistischen Myanmar seit langem diskriminiert und verfolgt, Bürgerrechte werden ihnen vorenthalten. Zuletzt hatte die staatliche Repression noch einmal massiv zugenommen und Hunderttausende Rohingya waren deswegen über die Grenze ins Nachbarland Bangladesch geflohen, wo riesige Flüchtlingslager entstanden sind. Im Herbst 2017 hatte UN-Menschenrechtskommissar Zeid Ra’ad Al Hussein erklärt, die Situation wirke wie ein Schulbuchbeispiel für "ethnische Säuberungen". Die UN-Berichterstatter erklären nun, sie hätten "konkrete und überwältigende" Beweise für Menschenrechtsverletzungen der allerschlimmsten Art. Die Sicherheitskräfte des Landes hätten seit August fast 700.000 Menschen in die Flucht getrieben. (mho)