Turin steigt von Windows XP auf Linux um
Die nordwestitalienische Großstadt Turin will mit der Abkehr von Microsoft auf 8300 IT-Arbeitsplätzen innerhalb der Verwaltung binnen fünf Jahren rund sechs Millionen Euro einsparen. Ausschlaggebend war der ausgelaufene XP-Support.
Die Kommune Turin will im Herbst mit der Umrüstung aller rund 8300 Rechner der Stadtverwaltung von Windows XP auf freie Software starten. Der entsprechende Beschluss erfolgte laut italienischen Medienberichten bereits Anfang August, jetzt geht es an die praktische Umsetzung. Eine Debatte um die Linux-Migration gab es in dem rund 900.000 Einwohner zählenden Verwaltungssitz der Region Piemont bereits seit etwa zwei Jahren. Konkret ins Auge fasste der Stadtrat den Schritt mit dem Auslaufen des Supports für das bisher genutzte Microsoft-Betriebssystem im Frühjahr.
Der Wechsel auf Software wie Ubuntu und Open-Source-Bürosoftware soll anderthalb Jahre benötigen. Der Turiner Verwaltungschef Gianmarco Montanari hofft, die IT-Kosten damit im Vergleich zum heutigen Stand um 20 bis 40 Prozent drücken zu können. 300 Euro sollen sofort pro IT-Arbeitsplatz aufgrund wegfallender Lizenzkosten eingespart werden, was sich auf rund 2,5 Millionen Euro zusammenläppere, schätzen die Norditaliener. Innerhalb von fünf Jahren gehen sie davon aus, dass sie sechs Millionen Euro mehr in der Stadtkasse haben.
Mit dem Wechsel zu freier Software möchten die Turiner auch ihre vergleichsweise alte Computerausrüstung noch ein paar Jahre am Laufen halten und Ausgaben für neue Hardware verschieben. Es werde sicher keine "schmerzlose Reise", unterstreicht der IT-Direktor der Kommune, Sandro Golzio. Dafür vollführe man aber einen "Salto" in Richtung eines großen Freiheitsgewinn. Ähnliche Worte waren nach dem beschlossenen Umstieg von Microsoft zu Linux 2003 auch in München jenseits der Alpen zu hören gewesen. Mittlerweile steht das dortige Vorzeigeprojekt LiMux aber unter Beschuss der neuen Rathausspitze, die nun die gesamte IT der Landeshauptstand auf den Prüfstand gestellt hat.
In Italien haben auch Regionen und Provinzen wie Umbrien, Apulien oder Bozen Open-Source-Kurs aufgenommen. Die Stadtverwaltung von Neapel rüstete 2007 teils auf Linux um, möchte die entsprechenden rund 2000 Rechner jetzt aber doch wieder mit Microsoft-Produkten bestücken (jk)