Bereit zur ersten Ansicht

Nach langer Entwicklung nähert sich der Nachfolger von Windows XP der Fertigstellung: Demnächst will Microsoft eine öffentlich zugängliche Vorabversion von Windows Vista anbieten, auf dass sie jeder Interessierte selbst erforsche.

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Von
  • Axel Vahldiek

Seit Jahren arbeiten die Entwickler am neuen Windows [1], doch jetzt soll es sich nach vielen Schwierigkeiten und Querelen endlich auf der Zielgeraden befinden. Ende Mai will Microsoft eine Vorabversion von Vista verteilen, und zwar erstmals nicht nur an einen ausgewählten Personenkreis, sondern an jeden Interessierten. Dieser Artikel startet eine Sightseeingtour durch diese Version, weist also auf die besonders markanten Änderungen hin und gibt erste Tipps für den Einsatz. Die nachfolgenden Artikel befassen sich detaillierter mit Installation, Multimedia-Fähigkeiten sowie dem Einsatz auf Notebooks.

Da die öffentliche Vorabversion, wir nennen sie im Folgenden Beta 2, bis Redaktionsschluss noch nicht zur Verfügung stand, beruhen alle Informationen in diesen Artikeln auf einer etwas älteren Vorabversion mit der Build-Nummer 5381 (die sich selbst schon als Beta 2 bezeichnet, siehe Kasten auf S. 103, c't 12/06). Der Gerüchteküche zufolge soll Microsoft die Entwicklung von Vista jedoch auf dem Stand eben dieser 5381 vorübergehend eingefroren haben, um die Zeit bis zur Veröffentlichung der Beta 2 zum Beseitigen von Fehlern zu nutzen. Was Microsoft dann veröffentlicht, dürfte sich also kaum von der hier vorgestellten Version unterscheiden.

Eines wird sich aber wohl noch ändern: Die Beta 2 soll auf Deutsch erscheinen, für diesen Artikel stand jedoch nur eine englischsprachige Version zur Verfügung. Wenn im Artikel dennoch deutsche Bezeichnungen stehen, so handelt es sich entweder um längst eingeführte Übersetzungen, die sich bei Vista nicht ändern werden (wie „Systemsteuerung“ für „control panel“), oder aber um Begriffe, die Microsoft in der letzten deutschen Vorabversion mit der Build-Nummer 5308 verwendete.

Und noch ein Hinweis vorab: Microsoft bezeichnet die öffentliche Vorabversion ausdrücklich als Beta, glaubt also selbst nicht an die Fehlerfreiheit. Schon bei der Installation sollten Sie daher besondere Vorsicht walten lassen und sie keinesfalls ohne weitere Vorsorgemaßnahmen auf einem Produktivsystem durchführen! Tipps zur Vorsorge finden Sie im Artikel auf Seite 106, c't 12/06.

Nach der Installation präsentiert sich Vista mit der neuen Oberfläche (sofern es denn die Grafikkarte hergibt, siehe Kasten unten). Fensterrahmen, Startmenü und Taskleiste sind transparent, die Farben lassen sich in der Systemsteuerung unter „Darstellung und Anpassung/Farben anpassen“ ändern, sogar ein Farbmixer steht zur Verfügung. Allerdings gilt eine gewählte Farbe stets für alle Elemente, unterschiedliche Einfärbungen etwa von Taskleiste und Startmenü sind nicht vorgesehen. Bei den Fensterrahmen irritiert die Transparenz mitunter, denn aktive und inaktive Fenster unterscheiden sich kaum. Wirklich zuverlässig lässt sich das aktive Fenster nur am roten Feld mit dem Kreuz zum Schließen des Fensters identifizieren.

Die auffälligste Änderung an der Taskleiste ist der runde Startknopf, den nur noch eine Windows-Flagge ziert (die Zeiten, als man sich darüber lustig machte, dass man zum Beenden von Windows zuerst auf „Start“ klicken musste, scheinen also vorbei). Eine zweite Änderung gibt es zu sehen, wenn man den Mauszeiger ohne Klicken über eine der Schaltflächen bewegt, die die laufenden Programme symbolisieren: Dann zeigt Vista nach kurzer Zeit eine kleine Ansicht des aktuellen Zustands, die es ständig aktualisiert - selbst Videos laufen.

Es gibt weitere Wege, zwischen den Programmen zu wechseln: Die Tastenkombination Windows-Taste und Tabulator etwa aktiviert den „Flip“-Modus, bei dem Vista alle laufenden Programme sowie den Desktop in einer schrägen Ansicht anordnet. Durchblättern lässt sie sich bei weiter gedrückter Windows-Taste durch kurzes Drücken oder Gedrückthalten der Tabulator-Taste. Strg+Alt+Tabulator hingegen zeigt alle Fenster in einer Live-Miniaturansicht.

Das Startmenü sieht zwar auf den ersten Blick wie von XP gewohnt aus, bietet aber direkt über dem Startknopf ein Eingabefeld. Das ersetzt einerseits das „Ausführen“-Eingabefeld, das Eintippen von „cmd“, „msconfig“ oder „regedit“ startet also Kommandozeile, Systemkonfigurationsprogramm oder Registry-Editor. Zusätzlich fängt Vista schon nach der Eingabe des ersten Buchstabens an, nach passenden Startmenü-Einträgen und Dateien auf der Platte zu suchen. Das Verhalten der Suche lässt sich ändern in der Systemsteuerung unter „Darstellung und Anpassung/Taskleiste und Startmenü/Startmenü anpassen“.

Über dem Eingabefeld steht eine Liste mit Verknüpfungen zu oft genutzten Programmen, die Vista stets aktuell hält. Ein Klick auf „Alle Programme“ öffnet das klassische Startmenü, allerdings klappt es nicht nach rechts aus, sondern ersetzt die Liste mit den Verknüpfungen häufig aufgerufener Programme.

Eine Ergänzung stellt die halbtransparente Sidebar dar, die wahlweise am rechten oder linken Bildschirmrand klebt. Sie ist die Heimat verschiedener Gadgets, bei denen es sich um kleine, mehr oder minder nützliche Progrämmchen handelt. Vorhanden sind bereits Gadgets zum Anzeigen von RSS-Feeds (deren auch im Internet Explorer zu findendes Icon übrigens vom Firefox übernommen wurde), eine recht verspielte Uhr sowie Währungsumrechner, Notizblock, Diashow, Schiebepuzzle und mehr. Weitere Gadgets sollen sich herunterladen lassen.

Die Gadgets lassen sich mit der Maus von der Sidebar auf den Desktop ziehen, die Sidebar muss jedoch weiter aktiv bleiben. Gadgets und Sidebar werden von laufenden Programmen normalerweise verdeckt, lassen sich jedoch per Windows-Taste+ Leertaste in den Vordergrund holen.

[1] Gerald Himmelein, Hajo Schulz, Dr. Volker Zota, Entwicklung erkennbar, Microsofts Pläne zu Windows, Office & Co., c't 21/05, S. 90

"Microsoft erfindet den Desktop neu"
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Ein Reiseführer durch Vista Beta 2 S. 100
Das neue Windows risikofrei ausprobieren S. 106
Die Multimedia-Fähigkeiten S. 110
Vista auf dem Notebook S. 112
Auf der Heft-CD: Office 2007 Beta S. 128

(axv)