Bokeh - Unschärfe mit einfachen Mitteln
Das sind die Grundregeln für ein schönes Bokeh
- Tilo Gockel
- Thomas Hoffmann
Unschärfe wird besonders deutlich, wenn sich helle Glanzlichter im Hintergrund befinden. Diese werden dann zu ansehnlichen, großen und weichen Zerstreuungskreisen, oder auch, bei minderwertigen Objektiven, zu unschönen Zwiebelringen, zu Sechsecken oder ähnlichen Formen. Ersteres Erscheinungsbild ist oft gewünscht, wohingegen man die letzteren Effekte eher vermeiden möchte. Diese Erkenntnis hat die Fotografen bewogen, mit dem Begriff Bokeh ein Maß für die "Qualität der Unschärfe" einzuführen. Objektive mit schönem Bokeh zeichnen sich durch eine angenehm weiche Unschärfe mit großen, weichen und gleichmäßigen Zerstreuungskreisen aus.
Bokeh kann süchtig machen
Aber seien Sie gewarnt, denn Bokeh kann süchtig machen. Diese Sucht ist zwar nicht für Ihre Gesundheit gefährlich, wohl aber für Ihren Geldbeutel. Für ausgeprägte Bokeh-Effekte taugen qualitativ hochwertige, lichtstarke Objektive am besten, und diese können je nach Brennweite und Lichtstärke richtig teuer sein. Aber keine Angst, auch mit preiswerten Objektiven können Sie ausgeprägte, butterweiche Unschärfeeffekte erzeugen. Es müssen nur die richtigen Optiken sein und Sie müssen sie geschickt einsetzen.
Unscharf, zerstreut oder verwischt
Das Wort Bokeh kommt aus dem Japanischen und steht für unscharf, zerstreut oder verwischt. In der Fotografie wird der Begriff wie schon erwähnt verwendet, um die ästhetische Qualität der Unschärfe in der fotografischen Abbildung zu charakterisieren. Diese wird besonders an Lichtpunkten deutlich, die unscharf aufgenommen zu großen Zerstreuungskreisen werden. Bokeh-Liebhaber wünschen sich Kreise, die groß, vollständig und rund sind, die gleichförmig eingefärbt sind und die eine eher weiche Außenkante haben. Weniger ästhetisch wirken Erscheinungsbilder wie Zwiebelringe, Sechs- oder Achtecke, angeschnittene Kreise oder einfach auch zu kleine Kreise. Die Voraussetzung für diese letzte Eigenschaft – große Kreise – ist am einfachsten technisch zu beleuchten. Die Schärfentiefe sowie die Hintergrundunschärfe spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Grundregeln für schönes Bokeh
Für die Aufnahme von schönem Bokeh gibt es ein paar Grundregeln:
- Verwende eine Kamera mit Vollformatsensor oder eine Mittelformatkamera.
- Verwende eine lange Brennweite (fixiere zum Beispiel ein 70–200-Telezoom auf < 200 mm).
- Nutze ein lichtstarkes Objektiv und öffne die Blende maximal.
- Gehe so nah heran ans Motiv wie möglich. In der People-Fotografie hilft hier eine kompakte Pose des Modells.
- Wähle eine Szene, in welcher der Hintergrund weit entfernt ist.
- Präsentiere das Bild möglichst groß. Auf Ausschnittsvergrößerungen und großen Abzügen wirkt die Unschärfe extremer als auf Facebook Thumbnails.
Neben dem oben genannten klassischen Bokeh mittels geeignetem Objektiv gibt es jedoch noch weitere Möglichkeiten, eine extreme Unschärfe zu erzeugen. In unserem Artikel in der c't Fotografie 5/2016 erfahren Sie, wie Sie mittels Bokehrama auch mit einfachen Objektiven eindrucksvolle Unschärfe erzeugen und wie Sie mit einem selbstgebauten Tilt-Shift-Adapter in ungeahnte Sphären eintauchen. (tho)