Codequalität lehren und lernen: Erfahrungen aus 6 Jahren Programmierausbildung

Seite 4: Das Ziel ist eine Lernkultur

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Universitäten sind ein Ort des Lernens. Es sollte aber jedem klar sein, dass es mit einem Abschluss nicht getan ist, sondern es im Berufsleben mit dem Lernen genauso weitergeht, nur dass es vielleicht nicht mehr so klar ist, wer die Dozent*innen sind. Als (Young) Professionals sind alle gleichermaßen Lehrende und Lernende. Deshalb ist es wichtig, dass jeder einen Lernanspruch an sich selbst hat sowie das Lernen im Unternehmen wertgeschätzt und entsprechende Maßnahmen gefördert werden. Durch das Vorleben dieses Anspruches in der Lehrveranstaltung konnten wir unsere Erwartungen an die Studierenden setzen und waren dementsprechend zufrieden mit deren Lernerfolg. Dazu benötigten wir jedoch viel Zeit für Diskussionen in und nach der Lehrveranstaltung und noch mehr zeitlichen Aufwand für die schriftlichen Reviews der Hausaufgaben.

Der Aufwand war ebenso groß bei den Studierenden, die sich regelmäßig darüber beschwert haben. Rückblickend hat sich aber gezeigt, dass wir viele richtige Entscheidungen getroffen haben. Dafür sprechen nicht nur die sechs Nominierungen und schließlich der Gewinn des Preises für gute Lehre, sondern auch, dass diejenigen, die bei uns im Kurs sehr gut waren, das Wissen später auch im Berufsleben rüberbringen konnten.

Für die Leser*innen empfehlen wir: Schafft eine Lernkultur und greift zum beschriebenen Werkzeugkasten, der bei weitem nicht abschließend ist. Code-Retreats, Hackathons, persönliches Mentoring, Katas et cetera sollten ihn ergänzen. Der langfristige Erfolg hängt jedoch nicht an punktuellen Maßnahmen oder einem elaborierten Styleguide für guten Code, sondern von dem täglichen Anspruch an das eigene Handwerk ab. Wer neu im Team ist, der schlägt dem Team-Lead Verbesserungen vor und findet Gleichgesinnte, um die Entwicklungsprozesse fortwährend zu verbessern.

Linus Dietz forscht an der Technischen Universität München zu Mobilität und Empfehlungsdiensten für Reisende. Dr. Simon Harrer ist seit zwei Jahren Senior Consultant bei INNOQ und sorgt dank Remote Mob Programming von Zuhause aus für zufriedene Kunden. Gemeinsam haben sie aus ihrer Erfahrung in Open-Source-Software und durch die Lehre an der Universität Bamberg das Buch "Java by Comparison" verfasst und sind regelmäßige Redner in User Groups und Softwarekammern.

  1. Linus Dietz, Johannes Manner, Simon Harrer, Jörg Lenhard; Teaching Clean Code. 1st Workshop on Innovative Software Engineering Education, 2018
  2. Simon Harrer, Jörg Lenhard, Linus Dietz; Java by Comparison; The Pragmatic Bookshelf 2018
  3. Robert C. Martin; Clean Code; Prentice Hall 2008
  4. Joshua Bloch; Effective Java; Addison-Wesley Professional 2018
  5. Martin Fowler; Refactoring; Addison-Wesley Professional 1999
  6. Igor Sorokin, Alex Miller; Core Java Concurrency
  7. Kent Beck; Extreme Programming Explained: Embrace Change; Addison-Wesley Professional 2005 (2. Aufl.)
  8. Mark Pearl; Code with the Wisdom of the Crowd; The Pragmatic Bookshelf 2018

(ane)