Horchposten

Seite 5: Kommentar

Inhaltsverzeichnis

Das Interesse der Inder, der Saudis und der Vereinigten Arabischen Emirate liegt auf der Hand: Sie meinen, ihre innere Sicherheit nur dann gewährleisten zu können, wenn sie abhören können, was sich die Bürger gegenseitig mitteilen. Erst letztes Jahr wurde in den VAE allen Blackberry-Nutzern ein „System-Update“ angeboten, das eine Spyware installieren sollte. RIM protestierte dagegen und warnte vor der Installation des angeblichen Updates.

Schaut man sich die Blackberry-Infrastruktur genauer an, dann wird klar, dass es vor allem um die starke Verschlüsselung der Enterprise-Server gehen muss. Hier kann und will RIM nicht weichen. Beim Consumer-Produkt BIS und beim Blackberry Messenger könnte RIM den Staaten dagegen mit Know-how entgegenkommen – hier gibt es keine echte Verschlüsselung.

RIM fühlt sich zudem ungerecht behandelt. Schließlich bieten auch andere Hersteller Kommunikationslösungen mit starker Verschlüsselung an – schon Smartphones mit SSL-geschütztem IMAP-Zugang dürften abhörsicher sein. Die Kanadier versuchen die Diskussion deshalb auszuweiten und die Interessen der Wirtschaft ins Feld zu führen. Nur mit starker Verschlüsselung seien die Unternehmen bereit, ihre Informationen zu mobilisieren.

Paradoxerweise fühlen sich Privatanwender sicherer, als sie sind, und Unternehmenskunden befürchten Sicherheitslücken, wo es mit größter Wahrscheinlichkeit keine gibt. Dieser Widerspruch entsteht gerade durch die Vermengung unterschiedlich sicherer Produkte unter der gemeinsamen Marke Blackberry. (Volker Weber) (ll)