Entwicklung mit dem iPhone SDK

Seite 5: Testen nur im Simulator

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Einen ersten Dämpfer bekamen Entwickler bei der Veröffentlichung des iPhone SDK verpasst: Sie können ihre Anwendungen nicht einfach auf das eigene iPhone laden und dort testen. Ein Test der entwickelten Anwendung mit dem iPhone SDK ist zunächst nur im Simulator möglich. Für die Installation auf einem iPhone oder iPod touch ist ein digitales Zertifikat erforderlich, das es nur im kostenpflichtigen iPhone Developer Program gibt (derzeit 99 US-Dollar pro Jahr für Entwickler, 299 US-Dollar für interne Anwendungen eines Unternehmens). Zur Verteilung von Drittsoftware will Apple seinen iTunes-Dienst nutzen. Entwickler bestimmen selbst den Preis für ihr Produkt. 70 Prozent der Einnahmen erhalten sie, den Rest Apple. Bevor der Hersteller ein Programm in seinen Shop aufnimmt, will er es nach eigenem Bekunden prüfen.

Zu den finanziellen Hürden kommen technische Restriktionen, die Apple dem Entwickler auferlegt. So ist es nicht erlaubt, Hintergrundprozesse auszuführen und interpretierten Code in der Anwendung zu verwenden – es sei denn, er läuft in einem von der Laufzeitumgebung zur Verfügung gestellten Interpreter. Dadurch ist eine Java-VM auf dem iPhone in weite Ferne gerückt. Diese Restriktionen werden einerseits durch die Lizenzbestimmungen des iPhone SDK und andererseits durch das besagte iPhone Developer Program definiert. Apple versucht mit diesen Vorgaben vermutlich, die Stabilität der Plattform "iPhone" zu gewährleisten und nicht Tür und Tor für schadhaften Code zu öffnen.

Es gibt viele Unterschiede zwischen Googles Android und dem iPhone SDK und darunter auch Gründe, weswegen Entwickler die eine oder andere Plattform wählen. Eine Rolle könnte die eingesetzte Programmiersprache spielen: Einem Java-Kenner ist Android näher als das Objective-C im iPhone. Apple hat auf seiner Seite zunächst die Entwickler, die ohnehin bereits mit XCode in Objective-C arbeiten. Jene, die noch keine Erfahrungen mit dem Mac und Objective-C gesammelt haben, werden sich jedoch erst einmal einarbeiten müssen.

Hier ist es an Apple, die auf seinen Webseiten angebotenen Informationen auszubauen und aktuell zu halten, um Frustrationen bei neuen Entwicklern zu vermeiden. Im Weg steht noch die Barriere des iPhone Developer Program, die Apple kaum beseitigen wird. Umso wichtiger, dass die Firma in der Entwicklergemeinde um Verständnis dafür wirbt.

Als größtes Hindernis für das Gewinnen neuer Programmierer könnte sich herausstellen, dass sie auf einem Mac arbeiten müssen – das verlangen die Lizenzbestimmungen. Damit dürfte Apple weniger Hobbyentwickler anziehen als Android oder andere Plattformen. Andererseits könnten die von iFund angebotenen Mittel einige reizen. Es bleibt sicherlich spannend, und am Ende wird wohl die Kombination aus Plattform und verfügbaren nützlichen Anwendungen die Gunst der meisten Anwender für sich gewinnen.

Markus Stäuble
ist Senior Software Engineer bei der namics (deutschland) GmbH. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Projektleitung, Coaching, die Architektur von JavaEE-Anwendungen und deren Qualitätssicherung.