FAQ: Netflix verbietet Account-Sharing

Seit Monaten droht Netflix, nun wird es Realität: Der Streamingdienst will gegen Nutzer vorgehen, die ihr Konto mit Personen außerhalb des Haushalts teilen.

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Im Hintergrund ein Fernseher mit Netflix-Logo, im Vordergrung eine Hand, die einen Knopf auf einer Fernbedienung drückt

(Bild: Shutterstock.com/MAXSHOT.PL)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Jurran
Inhaltsverzeichnis

Nun ist es soweit Netflix verbietet Account-Sharing. In Lateinamerika, Kanada und Südeuropa macht Netflix das bereits seit einiger Zeit, jetzt trifft es auch Deutschland und Österreich. Wir beantworten für Sie aufkommende Fragen.

Ich habe Ende Mai eine Mail von Netflix erhalten, in der ich darauf hingewiesen wurde, dass das Teilen meines Kontos mit Personen außerhalb meines Haushaltes nur noch gegen Aufpreis möglich sein soll. Ist das rechtens? Und wann fängt Netflix damit an, das zu kontrollieren? In der Mail ist kein Datum genannt.

Die rechtliche Grundlage für das Vorgehen von Netflix bilden die Nutzungsbedingungen des Dienstes, denen Sie als Kunde bei Abschluss des Vertrages zugestimmt haben. Konkret heißt es unter Punkt 4.2, die gelieferten Inhalte "dürfen nicht mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, geteilt werden, es sei denn, dies ist durch Ihr Abonnement erlaubt". Das gewöhnliche Abo erlaubt ein solches Teilen jedoch nicht (siehe auch Frage unter "Offizielle Mitgucker").

Einen konkreten Stichtag nennt Netflix tatsächlich nicht. Wir gehen davon aus, dass Netflix mit der Umsetzung der Account-Sperre bereits begonnen hat und sie nach und nach auf alle deutschen und österreichischen Accounts anwendet – auch, damit bei etwaigen technischen Problemen nicht allzu viele Kunden betroffen sind.


Ich verstehe nicht, was mit "Haushalt" gemeint ist. Unsere Tochter ist bereits ausgezogen, gehört aber ja weiter zur Familie. Unser Sohn lebt noch zu Hause, wohnt hier aber zusammen mit seiner Freundin.

Mit Haushalt ist die räumliche Einheit gemeint. Erlaubt ist das Teilen somit auch in Wohngemeinschaften. Die Freundin Ihres Sohnes kann somit den Netflix-Zugang bei Ihnen im Haus mitbenutzen. Außen vor bleiben aber beispielsweise Kinder, die ausgezogen sind – wie Ihre Tochter. Das gilt auch, wenn man ein Netflix-Abo mit zwei oder vier parallelen Streams gebucht hat.


Wie funktioniert die Account-Sperre technisch? Und kann man wirklich davon ausgehen, dass das System einwandfrei funktioniert, sodass niemand versehentlich ausgesperrt wird?

Zur konkreten technischen Umsetzung äußert sich Netflix nicht – auch, um keine Hinweise darauf zu liefern, wie sich das System umgehen lässt. Auf Nachfrage betonte der Anbieter lediglich, dass man keinesfalls auf GPS-Daten zurückgreife. Aufgrund der Erfahrungen in anderen Ländern, in denen die Account-Sperre bereits aktiv ist, gehen wir davon aus, dass Nutzer in einem ersten Schritt – etwa auf dem Fernseher – ihren Hauptstandort definieren müssen. Unter anderem anhand der IP-Adresse registriert Netflix dann, welche Internetverbindung genutzt wird. Alle Geräte, die über das Heimnetz (WLAN oder Kabel) ins Internet gehen, sind somit stets auf der sicheren Seite.

In anderen Netzwerken können Geräte im Zweifelsfall individuell zertifiziert werden, etwa auf Reisen (siehe hierzu auch die Ausführungen zur nächsten Frage). Sollte der Dienst allerdings bemerken, dass ein Account trotz Warnhinweisen weiterhin geteilt wird, drohen Sperren. Laut einem Netflix-Sprecher kann das sowohl individuelle Geräte als auch komplette Profile betreffen.

Netflix gibt sich zuversichtlich, dass seine Account-Sperre zuverlässig funktioniert. Gegenüber c’t erklärte ein Sprecher, dass man aus den Tests in Lateinamerika, Kanada und Südeuropa "eine Menge gelernt" habe. Dennoch ließen sich Probleme nicht komplett ausschließen. Sollten solche auftreten, werde man diese aber umgehend lösen.

Mit der Account-Sharing-Sperre hat Netflix auch einige neue Funktionen eingeführt: So lassen sich in den Kontoeinstellungen nun Plätze für Zusatzmitglieder kaufen, Profile transferieren und Zugriffe sowie Geräte verwalten.

Was passiert denn, wenn ich in den Urlaub fahre oder ein Wochenende in meinem Ferienhaus verbringe? Wird mir dann gleich der Account gesperrt?

Auf solche Fälle ist Netflix eigenen Angaben zufolge vorbereitet. Man sei zuversichtlich, dass man nach den bisherigen Tests auch mit Grenzfällen gut umgehen und Ärger bei den Kunden vermeiden könne, erklärte ein Netflix-Sprecher gegenüber c’t.

In der Praxis sollen Nutzer Warnhinweise erhalten, wenn das System einen mutmaßlichen Verstoß erkennt. Die betroffen Nutzer sollen dann über spezielle Menüpunkte auf eine Reise oder einen Zweitwohnsitz hinweisen können. Als rechtmäßiger Abonnent soll man den Dienst so auch weiterhin weitgehend frei von Einschränkungen nutzen können. Wie gut das in der Praxis funktioniert, wird sich zeigen müssen.


Ich habe früher in einer WG gewohnt, wo alle auf meinem Account Netflix geschaut haben. Heute lebe ich alleine, habe aber nie die Zugangsdaten geändert. Daher weiß ich nicht, ob noch jemand auf meinem Abo mitschaut – und habe Angst, dass mir mein Account gesperrt wird. Was kann ich tun?

Sie können sich am Rechner bei Netflix einloggen und dort in den Kontoeinstellungen unter dem neuen Punkt "Zugriff und Geräte verwalten" überprüfen, mit welchen Geräten Ihr Netflix-Abo zuletzt genutzt wurde. Hier ist es auch möglich, einzelne Geräte individuell zu trennen. Wollen Sie sicherstellen, dass niemand über Ihre Kundendaten mitschaut, sollten Sie sich jedoch über die entsprechenden Punkte in den Kontoeinstellungen aus allen Geräten ausloggen und ein neues Passwort festlegen.


Ich teile bislang meinen Account mit Freunden außerhalb meines Haushalts. Was können wir jetzt machen, um legal weiter Netflix zu schauen?

Eine Möglichkeit wäre, dass Ihre Freunde jeweils eigene Abos abschließen. Hierfür bietet Netflix mittlerweile die Möglichkeit, Profile zu transferieren.

Alternativ können Sie über die Kontoeinstellungen nun sogenannte "Zusatzmitglieder" hinzubuchen. Das sind Personen, die den Account mitnutzen dürfen, auch wenn sie außerhalb des Haushalts wohnen. In Deutschland und Österreich kostet das 5 Euro pro Monat und Zusatzmitglied. Wie viele Zusatzmitglieder man hinzufügen kann, hängt von der Abo-Stufe ab: Im Standard-Abonnement kann man das Konto mit nur einer externen Person teilen, im Premium-Abonnement mit zwei Personen. Im Basis-Abo und im Werbe-Abo kann man keine Zusatzperson hinzubuchen.

Das Geld wird immer bei der Person abgebucht, die auch für den Haupt-Account zahlt. Sie müssen also untereinander abrechnen. Auch wichtig: Wird der Haupt-Account gekündigt, enden damit unweigerlich auch die Zusatzkonten.


Ich interessiere mich dafür, bei Netflix ein Zusatzkonto für unsere Tochter anzulegen, die in einer anderen Stadt studiert. Was muss ich dabei beachten?

Ihre Tochter würde ihr eigenes Konto und ein eigenes Passwort erhalten und hätte auch Zugriff auf den gesamten Netflix-Katalog. Zusatzmitglieder können die Inhalte jedoch nur auf einem Gerät gleichzeitig nutzen und Titel auch nur auf jeweils ein Smartphone oder Tablet zur Offline-Nutzung herunterladen. Wichtig ist zudem, dass Ihre Tochter sich im selben Land befinden muss, in dem Ihr Konto registriert ist.

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