FAQ: Der optimale PC 2023 – Linux-Treiber, alternative Bauteile, Grafikkarten

Zu den Bauvorschlägen der c't für einen 13-Watt- und einen High-End-PC erreichten uns viele Rückmeldungen, auch zu Linux auf dem optimalen PC.

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Inhaltsverzeichnis

Der beinharte Konkurrenzkampf zwischen Intel und AMD beschert PC-Selbstbauern eine Auswahl an guten, schnellen Prozessoren und Plattformen. In c't 26/2022 haben wir einige Bauvorschläge für Sie erarbeitet: Ein High-End-PC mit 16 Prozessorkernen und großem Arbeitsspeicher, der Leistung satt liefert und sich dennoch beim Lärm und Energiebedarf zähmen lässt. Als sparsamer Allrounder diente eine Basisvariante mit Sechskernprozessor, die selbst unter Volllast flüsterleise bleibt und bei ruhendem Desktop mit nur 13 Watt auskommt. Diese FAQ liefert weitere hilfreiche Tipps und Tricks sowie Antworten auf Ihre Fragen zum Bau des optimalen PC.

Der Optimale PC 2023

Ich durchforste gerade die Online-Händler, aber einige der Komponenten sind nirgends lieferbar. Gibt es Alternativen?

Engpässe bei einigen Bauteilen nach der Vorstellung unserer Bauvorschläge gibt es jedes Jahr, denn um die Weihnachtszeit ist die Nachfrage nach Hardware immer besonders hoch. Zum Jahreswechsel 2022/23 verschärften Pandemie, Inflation und gestörte Logistikketten die Liefersituation.

Beim 13-Watt-PC waren vorübergehend das Netzteil, das Mainboard und das Gehäuse ausverkauft. Beim High-End-PC waren die Speichermodule, das Gehäuse und die optionale Grafikkarte Radeon RX 6800 schwer zu bekommen. Wir können Sie an dieser Stelle lediglich um Geduld bitten. Containerfracht aus Asien für Europa benötigt vier bis acht Wochen.

Alternativ können Sie beim 13-Watt-PC die Board-Variante ohne WLAN-Modul (Gigabyte B660M Gaming X DDR4) kaufen, die ansonsten identisch ist. Zudem spricht nichts dagegen, im High-End-PC anstelle der Speichermodule von Adata das besser erhältliche Crucial DIMM Kit 32GB, DDR5-5600, CL46-45-45 (CT2K16G56C46U5) einzubauen.


Der Rechner steht jetzt fertig zusammengebaut vor mir. Nach dem ersten Einschalten drehen sich zwar die Lüfter, aber es kommt kein Bild.

Vermutlich haben Sie vergessen, den achtpoligen ATX12V-Stecker vom Netzteil für die CPU-Spannungsversorgung mit dem zugehörigen Anschluss auf dem Mainboard zu verbinden. Dieser befindet sich leider an der am schlechtesten erreichbaren Stelle des PCs in der oberen linken Ecke des Boards, wo er vom Prozessorkühler verdeckt wird. Falls Sie Schwierigkeiten haben, diesen zu erreichen, müssen Sie fürs Anschließen des ATX12V-Kabels vorübergehend den Gehäusedeckel entfernen.

Ein vergessener ATX12V-Stecker sorgt für viel Frust, denn dann bootet der Rechner nicht.

Beim Mainboard des High-End-PCs gibt es neben dem achtpoligen noch einen vierpoligen Anschluss. Dieser bleibt einfach frei. Bestücken Sie lediglich den achtpoligen Anschluss mit dem geteilten achtpoligen Stecker vom Netzteil.


Für die Bauvorschläge hat c’t nur Grafikkarten mit Radeon-Grafikchip empfohlen. Ich habe aber einen Monitor mit G-Sync und brauche deshalb eine GeForce-Karte. Gibt es dafür Empfehlungen?

Sie können selbstverständlich auch Grafikkarten mit Nvidia-Chip einbauen, wenn Sie beispielsweise Software laufen lassen wollen, die CUDA erfordert, oder ein Gaming-Display mit G-Sync anschließen wollen. Sie sollten bei der Auswahl die Leistungsaufnahme beachten, dass die Karte das Netzteil nicht überlastet und gegebenenfalls ein stärkeres wählen. Als Alternative zur Radeon RX 6600 können Sie in den 13-Watt- und High-End-PC die Founders Edition der GeForce RTX 3060 Ti einsetzen. Diese hatten wir bereits in vorherigen Bauvorschlägen verwendet, wo sie sich ebenfalls als leise bewährt hat.


Vielen Dank für die beiden Bauvorschläge, allerdings wünsche ich mir einen günstigen Mini-PC.

Im Herbst 2022 erschien sehr viele neue Hardware, weshalb auch die Preise in Bewegung gerieten. Damals konnten wir kein attraktives Paket für einen günstigen Rechner schnüren. Wir arbeiten aber bereits an einem Vorschlag für einen Office-tauglichen, preiswerten Mini-PC.


Ich habe beim High-End-PC-Bauvorschlag die drei Bolzen des Fractal Design Meshify 2 Compact wie im Gehäusehandbuch auf Seite 15 beschrieben versetzt. Nach dem Einschalten startet der Rechner aber nicht. Die Lüfter zucken nur kurz.

Vermutlich ist daran ein Kurzschluss schuld. Wir verwenden im High-End-PC ein Micro-ATX-Board in einem Full-Size-ATX-Gehäuse. Die Befestigung erfolgt im Unterschied zu den größeren ATX-Mainboards mit nur acht statt neun Schrauben. Deshalb müssen Sie zwei der Befestigungsbolzen versetzen. Vertrackt wird das Ganze, weil bei Micro-ATX-Boards für das untere, rechte Befestigungsloch zwei Positionen möglich sind.

Versetzen Sie im High-End-PC auf der rechten Seite nur einen Abstandshalter zum unteren der beiden rechten Gewindelöcher, sonst können Sie ihr Board beschädigen.

Beim Asrock B650M PG Riptide dürfen Sie im Fractal Design Meshify 2 Compact nur den Bolzen für den unteren der beiden möglichen Schraubenplätze belegen (siehe Grafik), aber nicht den oberen. Denn das Board hat an dieser Stelle keine Bohrung, sodass der Gewindebolzen vom Gehäuse einen Kurzschluss verursachen kann.


Ich habe die Grafikkarte Sapphire Nitro+ Radeon RX 6800 in den High-End-PC eingebaut, um damit unter Linux Spiele mit Raytracing-Effekten zu spielen. Wenn ich aber ein Spiel wie Quake 2 RTX starte, dann bekomme ich die Fehlermeldung, dass keine Raytracing-fähige Grafikkarte gefunden wurde. Ich dachte, die RX-6800-GPU beherrscht Raytracing?

Die Grafikkarte Sapphire Nitro+ Radeon RX 6800 kann in der Tat Spiele mit Raytracing-Effekten rendern, aber unter Linux muss man etwas nachhelfen. Im quelloffenen Vulkan-Treiber RADV der Grafikbibliothek Mesa, den viele Linux-Distributionen standardmäßig ausliefern, ist Raytracing noch ein experimentelles Feature. Der Treiber hat jedoch in letzter Zeit große Fortschritte gemacht und Raytracing ist inzwischen durchaus alltagstauglich. Um die Raytracing-Erweiterungen von RADV zu aktivieren, müssen Sie einem Spiel wie Quake 2 RTX beim Start die Umgebungsvariable RADV_PERFTEST=rt mit auf den Weg geben.

Raytracing ist im Vulkan-Treiber RADV noch ein experimentelles Feature. Wenn man die richtigen Umgebungsvariablen setzt, kann man trotzdem Raytracing-Effekte genießen.

Wenn sie das Spiel via Steam installiert haben, dann tragen Sie in den Spieleinstellungen RADV_PERFTEST=rt %command% im Feld Startoptionen ein. In Ubuntu 22.10 mit Mesa 22.2.1 konnten wir die RX 6800 damit zu Raytracing überreden. Die Bildwiederholrate ließ mit 20 bis 30 Bildern pro Sekunde (fps) bei Full-HD-Auflösung allerdings zu wünschen übrig. Außerdem kam es zu kleineren Bildfehlern. Sie können jedoch mit den folgenden Befehlen eine neuere Version von Mesa aus einem Community-PPA installieren, die eine Reihe von Verbesserungen für Raytracing mit RADV enthält:

sudo add-apt-repository ppa:kisak/kisak-mesa
sudo apt update
sudo apt upgrade

Bedenken Sie, dass Pakete aus PPAs nicht den gleichen Qualitätskontrollen unterliegen wie Pakete aus den offiziellen Ubuntu-Paketquellen. Mit Mesa 22.3.2 verschwanden die Bildfehler und Quake 2 RTX lief mit 50 bis 60 Bildern pro Sekunde bei Full-HD-Auflösung. Entfernen Sie das PPA mit ppa-purge, um wieder zur ursprünglichen Mesa-Version zurückzukehren:

sudo apt install ppa-purge
sudo ppa-purge ppa:kisak/kisak-mesa

Das sollten Sie spätestens tun, bevor Sie das Upgrade zu einem neueren Ubuntu-Release vornehmen.


Ich habe den High-End-PC mit dem Ryzen 9 7950X Prozessor nachgebaut und die Linux-Distribution Ubuntu 22.04 LTS installiert. Um zu prüfen, ob der Noctua-NH-D15-Kühler die performante CPU kühl halten kann, habe ich den Befehl sensors aus dem Paket lm-sensors ausgeführt, aber die Temperatur der CPU wird mir nicht angezeigt. Was kann ich tun, um die Temperatur auszulesen?

Der Temperatursensor in Ryzen-Prozessoren wird vom Treiber k10-temp ausgelesen, der im Linux-Kernel steckt. Der Treiber kann allerdings erst ab Kernel 6.0 mit den Sensoren der Zen-4-CPUs kommunizieren. Ubuntu 22.04 nutzt noch den Kernel 5.15, auch das neuere Ubuntu 22.10 schafft in diesem Fall keine Abhilfe, weil darin der Kernel in Version 5.19 werkelt.

Wenn Sie die Temperatur mit sensors auslesen wollen, dann müssen Sie entweder einen frischen Kernel von kernel.org installieren oder auf Ubuntu 23.04 warten, das im April erscheinen soll und wahrscheinlich Kernel 6.2 enthält.


Ich habe auf dem High-End-PC mit Ryzen 9 7950X Prozessor die Linux-Distribution Debian 11 Bullseye installiert. Eine Grafikkarte habe ich nicht eingebaut, weil mir die integrierte Grafik des Prozessors reicht. Bei der Installation wurde mir noch ein Bild angezeigt, aber als ich Debian starten wollte, blieb der Bildschirm schwarz. Woran liegt das?

Das Debian-Projekt legt großen Wert auf Stabilität und liefert nur Software aus, die sorgfältig geprüft wurde. Aus diesem Grund sind der Linux-Kernel und andere Pakete in Debian meistens etwas älter. Um die RDNA2-Kerne in den Ryzen 7000er-CPUs zu nutzen, brauchen Sie den Linux-Kernel 5.18 oder neuer und Mesa 22.2 oder neuer.

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(ndi)