Fernseh-PC

Spätestens seit der diesjährigen IFA redet alle Welt vom digitalen Fernsehgenuss. Egal ob damit digitaler Empfang oder digitale Aufzeichnung gemeint ist, mancher Computer-Besitzer grinst über solche Entwicklungen nur und drückt den schnellen Vorlauf, wenn sie in den Tagesthemen als neuester Schrei gefeiert werden. Wer das noch nicht kann, den versetzen die folgenden Artikel in die Lage ...

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Lesezeit: 37 Min.
Von
  • Peter Siering
Inhaltsverzeichnis

Moderne PCs sind längst schnell genug, um nicht nur für die Audiowiedergabe herzuhalten, sondern auch das Fernsehprogramm in Echtzeit aufzuzeichnen und später wieder abzuspielen. Projekte, die sich eine komfortable Lösung dieser Aufgabe auf die Fahnen schreiben, gibt es viele. Die Heft-CD stellt die Highlights zusammen. Wir helfen mit den Artikeln auf den nächsten Seiten bei der Inbetriebnahme. Der Schwerpunkt deckt von analogem bis digitalem Empfang von Linux bis Windows alle relevanten Themen ab.

Den Anfang macht ein Projekt, über das c't schon verschiedentlich berichtet hat: der Video Disk Recorder von Klaus Schmidinger (VDR [1]). Auf der Heft-CD finden Sie die c't-VDR-Distribution als zirka 80 MByte große ISO-Datei. Sie hilft selbst Linux-Laien, einen digitalen Videorecorder einzurichten, ohne die einzelnen Schritte im Detail nachvollziehen zu müssen, die bei der Integration des VDR in eine gängige Linux-Distribution nötig wären. Die Distribution ist für den VDR abgespeckt, bringt also weder X noch Browser mit.

Einen Vergleich mit kommerziellen Digitalrecordern braucht dieses Projekt nicht zu scheuen. Es hält das Fernsehprogramm auf Tastendruck an, spielt laufende Aufzeichnungen zeitversetzt ab (Time-Shift), liefert auf verwandten Kanälen (gleiches Bouquet, gleicher Transponder respektive Frequenz) ein Live-Bild trotz aktiver Aufnahme oder nimmt mehrere Kanäle aus einem Bouquet gleichzeitig auf und lässt sich sehr komfortabel programmieren. Zusätzliche Empfangskarten ermöglichen es, gleichzeitig laufende Sendungen sogar aus unterschiedlichen Bouquets aufzuzeichnen.

Auch preislich fällt der Selbstbaurecorder nicht aus dem Rahmen, wenn man ihn mit ebenbürtigen Fertigrecordern vergleicht: Mit ausgewählten Standardkomponenten, die wir im Artikel konkret benennen, liegt der Preis für den nötigen Komplett- oder Bausatz-PC bei rund 600 Euro. Im Unterschied zum Fertiggerät bietet das Selbstbauprojekt dann aber Ethernet-Anschluss für die Steuerung sowie den Zugriff übers Heimnetz und erlaubt darüber hinaus den Anschluss eines FireWire-DVD-Brenners und anderer Geräte.

Natürlich hat ein solches Projekt Schattenseiten: Etwas Begeisterung beim Basteln und der Pflege des Systems muss man mitbringen. Auch gehört die Bereitschaft dazu, im Editor eine Konfigurationsdatei zu bearbeiten. Der Lohn ist die Gewissheit, alles im Griff zu haben, und die Aussicht mit dem eigenen Recorder weit mehr erreichen zu können, das System gleichzeitig etwa in eine MP3-Jukebox zu verwandeln oder als Surf-Station im Wohnzimmer immer parat zu haben.

Für alle, die den Video Disk Recorder noch nicht kennen, ein paar Erklärungen, was das ist, was man braucht et cetera. VDR ist eine Linux-Software, die auf den von Convergence entwickelten Schnittstellen (API) für den Zugriff auf DVB-Hardware aufbaut. Convergence hat seinerzeit nicht nur die Schnittstellen definiert, sondern auch gleich Linux-Treiber für die verbreiteten DVB-Empfangskarten für den PC geliefert: Die PCI-Karten für DVB-Empfang gehen auf ein Design von TechnoTrend zurück.

Angesichts verspielter Oberflächen manchem zu trist, aber sehr funktional: die On-Screen-Menüs zur Steuerung des digitalen Videorecorders.

DVB steht für Digital Video Broadcast und beschreibt den Standard, dem die digitale Ausstrahlung von TV- und Radio-Programmen folgt, unabhängig davon, ob nun über Satellit, Kabel oder terrestrisch: Die Bilddaten stecken in einem MPEG2-artigen Format (MPEG2-TS, Transport Stream) und die Audiodaten können in verschiedenen Formaten im Datenstrom enthalten sein, neben MPEG etwa als AC-3. Außer Bild- und Tondaten werden nützliche Extra-Informationen gesendet, so zum Beispiel für Videotext und Electronic Program Guide (EPG) - Letzteres ist eine textuelle Beschreibung des Programms inklusive Sendezeiten und Kurzbeschreibungen.

In seinem VDR hat Klaus Schmidinger die Schnittstellen zur DVB-Hardware verwendet, um einen Linux-PC in einen digitalen Videorecorder zu verwandeln. Die Software verwendet den Video- und Audioausgang der „teuren“ (auch „full featured” genannten) DVB-Karten, um die digital empfangenen oder aufgezeichneten Daten auf einen angeschlossenen Fernseher auszugeben; die preisgünstigen Budget-DVB-Karten haben weder diese analogen Ausgänge noch den für die Ausgabe nötigen MPEG-Decoder; hier müsste der PC das Dekodieren des MPEG2-Stroms übernehmen. Der VDR nutzt ferner die Funktionen der „teuren“ DVB-Karten, um in das Bild Textdaten zum Steuern einzublenden, das On-Screen-Display (OSD).

Für den Aufbau des eigenen digitalen Videorecorders braucht man einen PC ab 200-MHz-Pentium, 64 MByte RAM, eine große Festplatte sowie eine DVB-Karte mit integriertem MPEG2-Decoder und Videoausgang, die kompatibel zum von TechnoTrend entworfenen Design ist; solche Karten gibt es von Hauppauge, aber auch als No-name-Produkt in vielen Online-Sat-Shops (vielfach gekennzeichnet mit „TT“ für TechnoTrend) und antiquarisch von Siemens.

Auf dem Markt sind derzeit zwei Typen von Karten zu haben, solche für Satelliten- und solche für Kabelempfang. Nur die Satellitenkarten lohnen sich heute wirklich, weil es schon über den Astra-Satelliten eigentlich fast alles in digitaler Abstrahlung gibt. In den Kabelnetzen dagegen findet man nur eine Auswahl, in der zum Beispiel die meisten Privatsender fehlen. Ebenfalls erhältliche Karten für den terrestrischen Empfang sind momentan nicht zu empfehlen.

Bei den Satellitentypen sind mehrere Versionen der DVB-Karten im Umlauf: Hauppauge verkauft die Revision 2.1 als Nexus und legt den Karten neben der üblichen Software eine inzwischen für VDR attraktive Fernbedienung bei. Diverse Anbieter führen auch noch die Vorläufer, die Revision 1.3 bis 1.6 - die Linux-Treiber kennen alle; das gilt leider nicht für alle Varianten, so bleiben etwa alte Siemens-Karten für den Kabelempfang ohne Unterstützung.

Beim älteren Kartendesign (oben und Detail) muss man SPDIF an einer Jumperleiste abgreifen und findet dort obendrein RGB-Signale vor.

Hauppauges Nexus liefert über ihre Kabelpeitsche nicht nur Stereo- und FBAS-Videosignal, sondern auch SPDIF; das dritte Löchlein dient zum Anschluss des mitgelieferten Infrarotempfängers.

Für den Kauf einer „No name“-Version 1.5 oder 1.6 spricht, dass sie meist preisgünstig ausfallen und auf dem Board noch Anschlüsse ausgeführt sind, die ein Abgreifen von RGB-Bildsignalen erlauben (J2). An dieser Jumper-Leiste findet sich außerdem ein SPDIF-Signal. Bei der Hauppauge Nexus kann man das SPDIF-Signal ohne Bastelarbeit direkt an der beiliegenden Kabelpeitsche abgreifen, der RGB-Anschluss ist aber verbaut. Die alten Karten nach Revision 1.3 gelten als besondere Hitzequellen - laufen bei hinreichender Kühlung aber ohne Probleme und sind am günstigsten zu haben.

Die Arbeitsgeschwindigkeit des Prozessors spielt für reinen Videorecorderbetrieb keine Rolle, weswegen ein älterer PC genügt. Kritisch wäre ohnehin nur die Ausgabe der Videodaten aufs TV-Gerät, die jedoch der MPEG-Decoder auf der DVB-Karte übernimmt. Wer das System nicht nur als Recorder benutzen will, sollte einen stärkeren Rechner verwenden: Das Transkodieren der MPEG2-Aufnahmen in platzsparende Formate, das Umfrisieren zum Brennen auf DVD und das automatische Setzen von Schnittmarken auf Werbeblöcken fordern deutlich mehr Leistung, wenn man nicht tagelang warten will.

Beim Aufbau eines neuen Systems für den Einsatz als Videorecorder erreichen Barebone-Systeme in unseren Augen einen guten Index auf der Preis-KrachLeistungsskala. Wir haben uns umgesehen und sind bei den MSI-Hermes-Systemen als geeigneter Basis für einen digitalen Videorecorder hängen geblieben: Die Lautstärke der Geräte liegt am unteren Rand für bezahlbare Systeme von der Stange. Die Gehäuse bieten Platz für bis zu zwei PCI-Karten, sind aber trotzdem so kompakt, dass man sie unauffällig im Regal beim Fernseher unterkriegt. Außerdem lassen sich die Barebones mit preisgünstigen Komponenten VDR-tauglich ausstatten.

Gehen oft auch bei der besseren Hälfte noch als wohnzimmertauglich durch: die Hermes-Barebones von MSI.

Ein solches VDR-Komplettsystem auf Hermes-Basis mit DVB-Karte, Celeron 1,7 GHz, 128 MByte RAM, 80-GByte-Platte und einem DVD-Laufwerk, das zunächst nur für die Installation nötig ist, kostet knapp 600 Euro. Wir haben mit zwei Versandhändlern gesprochen: Sowohl Avitos als auch Alternate wollen mit Erscheinen dieser c't-Ausgabe ein fertiges Paket schnüren, Alternate in Form eines fertig aufgebauten Systems mit Hauppauge DVB-S Nexus und Avitos als Bausatz mit einer TechnoTrend-kompatiblen DVB-Karte.

Über die Wohnzimmertauglichkeit des Hermes-Barebone kann man vortrefflich streiten: Die subjektive Einschätzung variiert von „kein Problem“ bis „absolut störend“. Dabei dürfte die Serienstreuung eine Rolle spielen, aber auch das akustische Umfeld. In speziellen Web-Foren werden Optimierungen, aber auch Fehlschläge, bei dem Versuch ausgetauscht, das System mit anderen Lüftern noch leiser zu machen [2].

Nur für sehr viel mehr Geld oder Zeiteinsatz bekommt man ein deutlich leiseres System. Und: Nur die Hermes-Lösungen verbreiten echtes Videorecorder-Feeling, wenn sie nach dem Einschalten wie der ausgemusterte Recorder beim Fullspeed-Spulen röhren, bis die Temperaturregelung greift. Das leichte Rauschen allein, das in reinem VDR-Betrieb kaum mehr zunimmt, ist erträglich.

Diese beiden Infrarotfernbedienungen steuern die c't-VDR-Distribution ohne Anpassungsarbeiten; ein LIRC-Modul zum Empfang der Signale ist zusätzlich nötig.

Über den Barebone oder Recycling-PC hinaus braucht man für die komfortable Steuerung des Systems vom Sofa aus eine Infrarot-Empfangsschaltung, wie sie das LIRC-Projekt [3] beschreibt. Sie hängt am seriellen Port und setzt Signale gängiger Fernbedienungen in geeignete Sequenzen um, die der VDR weiterverarbeiten kann. Der Aufbau dieser Schaltung ist recht einfach - Hilfe dazu finden Sie auf den Web-Seiten zu diesem Projekt, die der Artikel am Ende nennt. Fertig aufgebaute Empfängermodule verkauft zum Beispiel [4].

Die c't-VDR-Distribution unterstützt von Haus aus neben der Fernbedienung, die aktuellen Nexus-Karten beiliegt, ein schlichtes Modell, das es bei Pollin-Elektronik als Nokia VCN 620 unter der Bestellnummer 620 036 für fünf Euro gibt.

Außerdem benötigen Sie noch geeignete Adapter, die das Video- und Audiosignal der DVB-Karte zum TV-Gerät bringen. Wenn die heimische Kabelgrabbelkiste nichts hergibt, helfen Adapter aus dem Versandhandel, wenn Sie nicht die üppige Marge solcher Artikel im Geizmarkt zahlen wollen. Alternativ kann man den ausgemusterten Videorecorder verwenden, um VDR-Bild- und -Audiosignale dort einzuspeisen und am HF-Ausgang des Recorders mit mehreren Fernsehgeräten im Haus als Antennensignal abzunehmen. Weitere Hinweise und Alternativen dazu finden Sie in [5].

Um die c't-VDR-Distribution zu installieren, müssen Sie die Datei ctvdr100.iso auf der Heft-CD auf einen Rohling brennen. Das Setzen spezieller Boot-Optionen ist nicht notwendig. Das Image enthält alles, was Sie brauchen, um das als VDR-PC auserkorene System direkt von der CD zu booten. Kann das der Ziel-PC nicht, können Sie die Datei boot.img aus dem Image herauslösen und direkt auf eine Diskette schreiben. Beim Starten des Ziel-PC von der Floppy sollte bei eingelegter CD die Installation beginnen.

Die Systemvoraussetzungen für die c't-VDR-Distribution sind schlicht: Sie installiert sich nur auf der ersten IDE-Platte eines Systems. Dort muss genug freier Platz zur Verfügung stehen oder geschaffen werden. Im Rahmen der Installation können Sie die Platte partitionieren, also Restdaten auf einer Recycling-Platte löschen. Für einen ersten Test misstrauischer Zeitgenossen: Es genügt 512 MByte Plattenplatz zur Installation. Für den praktischen Betrieb braucht man deutlich mehr. Bis zu zwei GByte Plattenplatz kann eine Aufnahme pro Stunde fressen.

Für die Installation müssen Sie an das System eine Tastatur und einen Monitor anklemmen; ein einfaches Modell genügt dafür, es wird nur der VGA-Textmodus benutzt. Soll das System später im Netzwerk arbeiten, empfiehlt es sich, es dort schon anzuklemmen. Die Installation beginnt nach einigen Hinweisen mit dem Anlegen von Partitionen, auf denen das Linux-System seinen Platz finden soll. Mit dem verwendeten Programm cfdisk können Sie freien Platz in neue Partitionen aufteilen, aber nicht die Größe bestehender ändern - passendes Werkzeug dafür finden Sie jedoch auf der Heft-CD. Die Nummern, die cfdisk für die Partitionen vergibt, sollten Sie sich merken.

Für die dauerhafte Installation eines digitalen Videorecorders sollten Sie zwei bis drei Partitionen anlegen: Eine für das root-Dateisystem (/), in dem das eigentliche Betriebssystem liegt, und eine für die Aufnahmen, die nicht groß genug sein kann (/video). Bei weniger als 256 MByte RAM sollten Sie außerdem eine Swap-Partition einrichten - deren Typ müssen Sie explizit in cfdisk festlegen. Vor der Partitionierung zeigt das Installationsskript weitere Hinweise dazu an.

Wer sein VDR-System selbstständig erweitern will, tut gut daran, dem root-Dateisystem mehr als die von der Installation empfohlenen 512 MByte zu spendieren; 4 GByte sollten auf lange Sicht genügen. Eine separate /boot-Partition unterstützt die Installation nicht; große Platten, die bei altem BIOS mit Kapazitätsbremse (32-GByte-Jumper) zu betreiben sind, lassen sich aufgrund des modernen Kernels (2.4.21) und bei Unterbringung des root-Dateisystem am Plattenanfang trotzdem voll nutzen.

Die genannten Bezeichnungen für die Partitionen (/ und /video) kommen erst nach dem Beenden von cfdisk zum Tragen: Das Installationsskript fragt für die einzelnen - hoffentlich gemerkten - Partitionsnummern ab, unter welchem Namen sie einzubinden sind, Mountpunkte genannt. Jede von cfdisk neu angelegte Partition, die den Typ „Linux“ hat (was der Standard beim Neuanlegen ist), bietet das Skript für die Zuweisung eines Mountpunkts an. Swap-Partitionen bekommen keinen Namen.

Alle Partitionen, denen Sie einen Mountpunkt zugewiesen haben, kann die Installationsprozedur im Anschluss formatieren. Sie können das unterbinden, indem Sie die standardmäßige Auswahl bei einzelnen Partitionen entfernen, das ist aber nur in Ausnahmefällen sinnvoll, etwa wenn Sie bei einer erneuten Installation ein bereits mit Aufnahmen gefülltes /video-Verzeichnis erhalten wollen.

Im Anschluss an das Formatieren müssen Sie angeben, wohin der Boot-Loader des Systems soll. Die richtige Antwort hängt davon ab, ob die c't-VDR-Distribution die Festplatte für sich hat oder dort parallel womöglich ein Windows residieren soll. Im Alleinbetrieb ist die Standardvorgabe „Master-Boot-Record“ perfekt - ein auf der Festplatte womöglich noch als Ruine vorhandener Boot-Loader wird dadurch eliminiert, eine frische Platte erst bootbar.

Wenn parallel eine Installation von Windows 2000 oder XP auf dem PC bestehen soll, wählen Sie am besten die root-Partition für die LILO-Installation - verschieben Sie dazu die Auswahl (X) mit den Cursor-Tasten und der Leertaste auf die markierte Zeile. (Hilfe für ältere Versionen von Windows finden Sie in [6].) Durch diesen Schritt bereiten Sie die später mögliche Auswahl zwischen Windows und VDR nur vor. Sie müssen nach dem Abschluss des ersten Teils der Installation (vor dem ersten Reboot) noch manuell einige Dinge auf der Linux-Konsole erledigen - die Hinweise folgen gleich.

Nach dem Formatieren und der Auswahl der Position des Boot-Loader beginnt das Skript, die Root-Partition mit dem Betriebssystem in drei Schritten zu bestücken. Die laufen nach Bestätigung automatisch ab: Basissystem, zusätzliche Pakete sowie Kernel und Boot-Loader. Dass die Dinge vorangehen, können Sie derweil in einem Fenster beobachten; Warnungen und Fehlermeldungen, die in diesem Fenster vorüberziehen, sind kein Grund zu Besorgnis, sondern bei der automatisierten Installation normal.

Ist der erste Teil der Installation geschafft, kommt ein entsprechender Hinweis. Bei einer Parallelinstallation mit Windows sind jetzt die Schritte zur Integration des installierten VDR-Systems in den Windows-Boot-Loader nötig - später ließe sich das nur noch unter größeren Mühen erledigen (siehe Hinweise im Kasten am Ende des Artikels).

Während des Reboots in der Installation müssen Sie die CD-ROM aus dem Laufwerk herausnehmen (oder die Boot-Reihenfolge im BIOS anpassen). Im zweiten Teil geht es nur noch um die Anpassung: Die Skripte erfragen ein Kennwort für den Systemverwalter (root), konfigurieren eine gefundene Netzwerkkarte und fragen Empfangsart (Satellit oder Kabel) sowie Fernbedienung ab. Im Anschluss startet Ihr digitaler Videorecorder durch.

Beim ersten Systemstart zwischen erstem und zweitem Installationsteil und beim auf den zweiten Teil folgenden Start bis zum ersten Auftauchen des Login-Prompts hagelt es noch einige Warnmeldungen - die Distribution lässt einige Skripte laufen, die die Abhängigkeiten der Module untereinander neu bestimmen et cetera. All das ist nicht bedenklich, solange Meldungen nicht dauerhaft erscheinen oder womöglich dafür sorgen, dass der gesamte Prozess vollständig oder über längere Zeit anhält. Mitunter überschreiben verspätete Startmeldungen den Login-Prompt - mehrfaches Drücken von Return lässt den Login dann erscheinen.

Unabhängig davon, für welche Fernbedienung Sie sich entschieden haben, können Sie, ohne sich anzumelden, ausprobieren, ob der Videorecorder funktioniert, indem Sie auf die siebte Console wechseln (Alt-F7) und das System zunächst über die Tastatur steuern (siehe Tabelle am Ende des Artikels). Auf der Console wird trotz der Tastendrücke nichts angezeigt. Ab jetzt passieren die spannenden Dinge auf dem hoffentlich schon angeschlossenen TV-Gerät.

Im Fall einer komfortablen Sat-Anlage, die mehrere Satelliten anpeilt, müssen Sie über die in VDR eingebauten Einstelldialoge im Zweifelsfall DiSEqC aktivieren, um ein erstes Live-Fernsehbild zu sehen. Das Aktivieren von DiSEqC geht über die Tastatur ganz einfach: Drücken Sie die Taste „m“, um ins VDR-Menü zu gelangen (dieses sollte auf einem angeschlossenen Fernseher erscheinen). Wählen Sie auf dem Ziffernblock 5 (für Einstellungen) und dann 4 für LNB.

Mit den Cursor-Tasten für links und rechts können Sie dann DiSEqC ein- und ausschalten. Nach dem Schließen der Einstellung mit Return (die Taste, die dem VDR-Befehl für OK zugeordnet ist) sollte spätestens nach dem Umschalten auf einen anderen Kanal (mit den Cursor-Tasten für hoch und runter) ein Live-TV-Bild erscheinen.

Für eine ausschließlich auf Astra ausgerichtete Standard-Sat-Anlage ist dieser Schritt nicht nötig. Erst wenn beharrlich kein Live-Bild kommt, etwa weil Sie eine ganz spezielle Sat-Anlage einsetzen oder die vorkonfigurierten Frequenzen für den Kabelempfang gar nicht zum Kabelnetzbetreiber passen, müssen Sie sich mit den Niederungen der VDR-Konfiguration vertraut machen.

Die bestehen aus einer Reihe von Dateien, die im /video-Verzeichnis der Installation liegen und alle auf „.conf“ enden. Um da heranzukommen, melden Sie sich als root am System an - dies natürlich bei angeschlossenem Monitor mit der Tastatur auf einer Console mit Login-Prompt, auf die Sie mit Alt-F1 bis Alt-F4 schalten können.

Die wichtigste Datei ist channels.conf: Jede Zeile darin beschreibt einen vorkonfigurierten Sender - an einem Suchlauf, der automatisch die erreichbaren Sender fängt, arbeitet die VDR-Gemeinde noch; die Konfiguration in dieser Datei ist also statisch. Um den Videorecorder an die Verhältnisse Ihres lokalen Kabelnetzbetreibers anzupassen, müssen Sie sich dort eine aktuelle Liste der empfangbaren digitalen Programme besorgen und die Frequenzen von Hand eintragen. Die Frequenz ist die Zahl, die direkt auf den Doppelpunkt auf den Sendernamen folgt.

Zum Bearbeiten der channels.conf sowie der anderen Dateien eignet sich der Editor nano, den Sie nach der Installation einfach (ohne Pfadangabe) mit dem Namen der zu bearbeitenden Datei aufrufen können, etwa nano /video/channels.conf. Weitere, insbesondere für komplexe Sat-Anlagen interessante Dateien sind: diseq.conf, über die man in der channels.conf benannte Sat-Positionen mit Steuersequenzen hinterlegen kann - wer eine solche Anlage hat, sollte wissen, was hier einzutragen ist.

Für den zuverlässigen und komfortablen Dauerbetrieb ist es sinnvoll, alle uninteressanten oder womöglich nicht empfangbaren Kanäle aus der channels.conf rauszuwerfen. Die Programmnummern, die VDR beim Umschalten angibt oder bei der Direktwahl einer Kanalnummer benutzt, ergeben sich aus der Reihenfolge, in der die Kanäle in der channels.conf-Datei auftauchen.

Bei einer Änderung an der channels.conf-Datei müssen Sie nicht nur VDR neu starten, sondern auch alle Programme, die dranhängen, zum Beispiel das von der Distribution mitinstallierte Web-Frontend, vdradmin (die beiden Skripte /etc/init.d/vdr und /etc/init.d/vdradmin mit den Parametern start oder stop erledigen das). Aber: Wer eine handgeschriebene channels.conf-Datei benutzt, muss eventuelle Updates selbst einpflegen.

Trotz sorgfältiger Tests und einigen Kunstgriffen in den Installationsskripten wäre es vermessen, zu erwarten, dass die c't-VDR-Distribution auf jedem Rechner läuft. Allein aufgrund der Art und Weise, wie die Installationsroutine arbeitet, sind einige Abstriche zu machen: Supermoderne IDE-Chips erkennt das zu Beginn startende Knoppix nicht. Auch kann es an den auf modernen Boards anzutreffenden Ethernet-Bausteinen scheitern. Das via Knoppix installierte System benutzt zwar den aktuellen Kernel (2.4.21), doch auch hier fehlt noch für den einen oder anderen modernen Chip ein Treiber.

Sprich: Wer die Distribution vorsichtig ausprobieren möchte, tut gut daran, dafür einen etwas älteren Rechner herzunehmen und nicht gerade den Neuerwerb. Im Fall der genannten Referenzsysteme haben wir natürlich genauer hingeschaut. Sie haben etliche Wochen Testbetrieb auf dem Buckel und eignen sich unserer Meinung nach gut für den Betrieb als digitaler Videorecorder. Support für die Onboard-Komponenten, sprich Netzwerk, USB, FireWire und Sound, ist vorhanden; ob die Grafikkarte für mehr als nur für den VGA-Textmodus taugt und ob SPDIF-, Video- und S-Video-Ausgänge des Mainboards unter Linux spielen, haben wir nicht hinreichend untersucht.

Während der Installationstests auf weiteren PCs haben wir vor allem mit zwei Problemen gekämpft: Festplatten, die das auf der CD vorhandene, abgespeckte Knoppix nicht zuverlässig im DMA-Modus betrieben haben; hier half, die Installation mit der Option ctvdr nodma zu starten oder nach dem Begrüßungsbildschirm auf der zweiten Console den DMA-Betrieb abzuschalten (hdparm -d 0 /dev/hda). Nach dieser Behandlung lief das Skript zur Installation durch und das eigentliche System dank aktuellem Kernel danach auch im DMA-Betrieb einwandfrei.

Weiterer Ärger bei der Installation könnte auch auf Probleme beim Brennen zurückzuführen sein. Wer keinen Rohling opfern will und das ISO-Image zunächst auf ein RW-Medium schreibt, sollte unbedingt zuerst einen gründlichen Löschvorgang darauf loslassen. Während der Tests hat es Ärger mit Medien gegeben, die wir nur im Schnelldurchlauf löschen ließen.

Ein Scheitern der Installation zeigt sich auf zwei verschiedene Arten. Es erscheint entweder, während das Skript läuft, eine Kernel Panic (bei dem geschilderten DMA-Problem ist das so) oder das Skript gibt eine Meldung aus, weil es einen weniger schwer wiegenden Fehler bemerkt hat. Für beide nehmen wir Hinweise entgegen, die Sie bitte per Mail an ctvdrbug@ctmagazin.de senden. Im Fall einer Meldung des Skripts könnte die Protokolldatei hilfreich sein, die in /tmp/deboot.log steht. Bitte schicken Sie die Datei zunächst nicht mit, bewahren Sie sie aber für Rückfragen auf, etwa auf einer Floppy.

Zum Schluss noch ein wenig Hilfestellung zum Erkunden des neuen Geräts. Das englischsprachige Manual können Sie nach der Installation zum Beispiel mit zmore /usr/share/doc/vdr/MANUAL.gz lesen. Die Steuerung Ihres digitalen Videorecorders erfordert nur eine überschaubare Zahl von Tasten (siehe Tabelle), die Sie sowohl über die Tastatur erreichen als auch über eine Infrarotfernbedienung, sofern sie eines der Modelle besitzen, das die Distribution von sich aus kennt.

Über das VDR-Hauptmenü, das Sie über die Menütaste („m“ auf der Tastatur) einblenden können, erreichen Sie alle Funktionen. „Programm“ bringt Sie in eine Übersicht, was auf dem aktuell eingestellten Kanal für Sendungen anstehen. Auf Betätigung der grünen Taste („Jetzt“) zeigt der VDR an, was auf allen Kanälen zur aktuellen Stunde läuft. Welche Funktion eine Taste gerade auslöst, verrät die unterste Bildschirmzeile. Die wechselt beim Aufruf einer Funktion; wenn Sie „Jetzt“ betätigt haben und die Übersicht aller Kanäle sehen, etwa auf „Nächste“.

Die wichtigsten Tasten sind die Cursor-Tasten sowie OK und zurück. Mit ihnen können Sie einzelne Menüpunkte wählen, anspringen oder eine Menüebene zurückgehen. Wenn Sie in der Ansicht „Was läuft jetzt?“ „Aufnehmen“ aufrufen, trägt der VDR die ausgewählte Sendung in seine Timer-Liste ein. In dieser Liste stehen alle Aufträge für anstehende Aufnahmen.

Eine Eigenart des Digital-TV ist, dass der VDR automatisch die Anfangs- und Endzeit modifiziert. Anders als im Analog-TV gibt es kein VPS-Signal, das den Beginn einer Sendung markiert, sodass man die Aufnahmezeit großzügiger anlegt, um den ganzen Film zu erwischen. Die im Datenstrom ausgestrahlten Programminformationen (EPG) werden nur selten von den Sendern aufdatiert, etwa um aktuelle Programmverschiebungen anzukündigen, nach denen sich ein digitaler Videorecorder richten könnte.

In der Timer-Liste lassen sich nicht nur einzelne Sendungen eintragen, sondern auch regelmäßig aufzunehmende Sendungen. Sie können dabei einzelne Wochentage markieren und verpassen so ihre favorisierte Soap nie wieder.

Die Bearbeitungsfunktionen für komplexere Timer sind über eine Fernbedienung allerdings nicht gerade sehr komfortabel. Besser geht das mit dem automatisch bei der Installation eingerichteten Web-Frontend - gleich mehr dazu. Im laufenden Betrieb kann die Timer-Liste aber wichtig sein, weil man an den Einträgen sieht, ob demnächst eine Aufnahme ansteht oder gerade eine läuft (an einem vorangestellen „#“ zu erkennen).

Hinter „Aufzeichnungen“ im Hauptmenü verbergen sich nicht nur die Funktionen zum Auswählen und Abspielen aufgezeichneter Sendungen, sondern auch solche, um die Mitschnitte zu bearbeiten. Damit lässt sich am Anfang und Ende zu viel aufgezeichnetes Material entsorgen, aber auch Werbung herausoperieren. Ein Fortschrittsbalken, den der VDR beim Abspielen nach einer Betätigung von OK einblendet, hilft bei der Orientierung.

Während der VDR einen Film abspielt, lässt sich mit der Cursor-Taste „Ab“ der Film anhalten. Links und rechts schalten den schnellen Rück- und Vorlauf an und aus. Über die Taste 0 können Sie Marken für den Schnitt setzen. 7 und 9 springen Schnittmarken vor und hinter der aktuellen Position an und stoppen die Wiedergabe. 4 und 6 verschieben eine Schnittmarke vor und zurück (jeweils um ein iframe in den MPEG-Daten).

Die Taste 2 schließlich lässt die Schnittfunktion auf die gerade gespielte Aufnahme los. Alle Blöcke, die zwischen einer Anfangs- und Endmarke (mit einem roten Balken markiert) liegen, fliegen heraus. VDR löscht aber nichts, sondern legt eine neue Aufnahme an, die als Namen ein Prozentzeichen vorangestellt bekommt. So ist sichergestellt, dass versehentliches Schneiden nicht gleich zu Verlusten führt. Je nach Aufnahmedauer heißt das aber auch, dass genügend freier Platz auf der Platte dasein muss.

Apropos freier Platz: Der VDR versieht jeden Timer mit einer Lebenszeit und einer Priorität, die bestimmt, was in Grenzsituationen geschieht, sprich: wenn die Platte voll läuft. Die Priorität regelt, welche Aufnahme Vorrang genießt, sollten mehrere Timer für den gleichen Zeitraum gesetzt sein und die DVB-Karten nicht reichen. Die Lebenszeit gibt an, wie viele Tage der VDR eine Aufnahme mindestens aufhebt; 0 heißt zur Not gar nicht, 99 steht für ewig.

Liegen neue Aufnahmen an und der Platz auf der Platte genügt nicht, beginnt der VDR mit dem Löschen. Er wählt dafür nur Aufnahmen aus, deren Lebenszeit überschritten ist, und die eine geringere Priortität haben als die aktuell auszuführende Aufnahme - gelingt es nicht, Platz zu schaffen, scheitert der Auftrag. Wer stets selbst aufräumen will, kann Lebenszeit und Priorität auf 99 setzen, riskiert dann aber, dass Aufnahmen unerledigt bleiben.

Der Clou des Backend im Web-Frontend: Autotimer, über die man auch regelmäßig unregelmäßig ausgestrahlte Sendungen erwischt.

Das von der c't-VDR-Distribution mitinstallierte Web-Frontend vdradmin von Thomas Koch, ist mehr als nur eine schmucke Beigabe: Mit seiner Hilfe können Sie Ihren digitalen Recorder von jedem PC im (Heim-)Netz aus mit dem Browser steuern. Der eigentliche Clou liegt aber darin, dass es so genannte Autotimer implementiert. Für gesetzte Autotimer durchsucht vdradmin laufend die EPG-Daten nach Suchbegriffen für Titel, Subtitel oder Beschreibung. Passt eine Sendung, so füttert es den VDR mit einem Timer, also einem Aufnahmeauftrag.

Autotimer können Sie auch zeitlich beschränken und nur auf einen bestimmten Kanal setzen. Standardmäßig ist die Autotimer-Funktion in vdradmin allerdings deaktiviert. Um definierte Autotimer scharf zu schalten, müssen Sie über die Konfigurationsseite von vdradmin die Funktion einschalten. vdradmin erreichen Sie, indem Sie Ihren Web-Browser auf die IP-Adresse des digitalen Videorecorders lenken und sich als Benutzer „linvdr“ mit gleichlautendem Kennwort anmelden. Das Passwort können Sie beim Aufruf der Konfiguration gleich mit ändern.

Komfortabel erledigen Sie alle weitere Arbeit, wenn Sie übers Netzwerk auf Ihren digitalen Videorecorder zugreifen; auf die zur Installation nötige Tastatur und den Monitor können Sie dann verzichten. Dazu empfiehlt sich eine Freeware namens PuTTY (siehe Soft-Link), mit der Sie auch von einem Windows-PC aus Terminalsitzungen auf das VDR-System öffnen können (der als Gegenstück nötige Secure Shell Daemon sshd läuft automatisch). Bei der ersten Verbindungsaufnahme müssen Sie den bei der Installation generierten Host-Key bestätigen. Via ssh lässt sich das System auch sauber herunterfahren: halt.

Alte Hasen, die es gewohnt sind, aus dem Vollen zu schöpfen, sprich Plug-ins in den VDR einzubauen, dürfte der Lieferumfang der c't-VDR-Distribution zunächst enttäuschen. Auch wird mancher Linux-Profi das eine oder andere Programm im Lieferumfang vermissen. Doch das ist kein Beinbruch, weil unter dem digitalen Videorecorder eine normale Debian-Installation liegt. Nachdem Sie mit der Grundinstallation durch sind, können Sie das System aus dem Debian-Stable-Fundus beliebig erweitern, sofern der PC eine Verbindung zum Internet hat (beispielsweise über die Internet-Verbindungsfreigabe eines Windows-PC) und das root-Dateisystem hinreichend groß ist.

Nach dem Anmelden als root müssen Sie die Debian-eigene Paketverwaltung zunächst initialisieren, indem Sie dazu apt-get update aufrufen. Danach können Sie nach Herzenslust Pakete installieren, etwa mit apt-get install less ein komfortableres Programm zum Anzeigen und Durchblättern von Textdateien („less“, nach der Basisinstallation gibt es nur „more“). less ist zum Beispiel nützlich für gelegentliche Blicke in die Protokolldateien, etwa less /var/log/messages.

Die Installation ist in zehn Minuten erledigt, und trotzdem landet ein echtes Debian auf der Festplatte, das sich aus dem Standardsortiment erweitern lässt.

Wenn Sie von einem Windows-PC im Netzwerk aus auf die Aufnahmen des digitalen Recorders zugreifen wollen, hilft Samba. Es lässt sich mit dem Aufruf apt-get install samba installieren und auch gleich rudimentär einrichten. Von Hand müssen Sie dann allerdings geeignete Benutzer erzeugen und in der smb.conf-Datei eine Freigabe für das /video-Verzeichnis einrichten - Hinweise, wie das grundsätzlich geht, finden in der kommenden c't-Ausgabe.

Nach der Installation arbeitet die c't-VDR-Distribution zunächst nur gegen offizielle Debian-Paket-Server. Ein paar Pakete, die der digitale Videorecorder mitbringt, sind dort nicht für die Stable-Version zu finden. Wir haben deshalb eine spezielle Debian-Installationsquelle eingerichtet, die Sie Ihrem Videorecorder allerdings selbst näher bringen müssen. Öffnen Sie dazu im Editor einfach die Datei mit den Installationsquellen (nano /etc/apt/sources.list) und fügen Sie am Ende folgenden Text als eine Zeile ein:

deb   http://heise.de/ct/projekte/vdr/debian  binary/ 

Dadurch können Sie fürderhin neue Pakete, die wir bereitstellen, mit wenigen Aufrufen beziehen. Nach dem Hinzufügen der Installationsquelle müssen Sie die lokal gehaltenen Paketlisten zunächst mit apt-get update aktualisieren. Anschließend können Sie mit apt-cache search vdr-plugin eine Liste aller als Zusatz für die c't-VDR-Distribution erhältlichen Plugins ansehen.

Ob Sie dort mit Erscheinen der Ausgabe schon Updates für einzelne Pakete finden, etwa VDR oder vdradmin, hängt davon ab, ob sich nach Redaktionsschluss bei der Fortsetzung unseres Testbetriebs womöglich schon Verbesserungen finden. Ein apt-get upgrade genügt dafür, das Basissystem würde damit sowohl unsere als auch die dann unter Umständen herausgekommenen offiziellen Debian-Updates installieren. Mehr zum Umgang mit der Debian-Paketverwaltung finden Sie in [7].

c't wird das Projekt weiter begleiten. Neuigkeiten, Diskussionsforen, Tipps zur LIRC-Konfiguration für andere Fernbedienungen und weitere Hinweise rund um die c't-VDR-Distribution finden Sie auf den Projektseiten auf heise online: www.heise.de/ct/projekte/vdr/. Ein Folgeartikel, in dem wir dem digitalen Videorecorder das Archivieren von Aufnahmen auf DVD beibringen, ist in Arbeit. Letztlich steht und fällt aber der weitere Nutzen des Projekts mit der Akzeptanz der VDR-Entwickler und -Nutzer. Zuarbeit zu der quelloffenen Software unter GPL ist willkommen.

[1] Peter Siering, TV-Pinguin, Linux als digitaler Videorecorder mit VDR 1.2, c't 14/03, S. 214

[2] Spezielles Portal rund um den VDR

[3] LIRC-Homepage

[4] fertige LIRC-Empfänger (http://www.zapway.de)

[5] Jürgen Schmidt, Wunschprogramm, Linux als Video-Server fürs Haus, c't 7/03, S. 196

[6] Dr. Volker Zota, Digitale Wohngemeinschaften, Mehrere Betriebssysteme auf einem PC einrichten, c't 16/00, S. 92

[7] Roland Bauerschmidt, Peter H. Ganten, Begabter Installateur, Paketverwaltung unter Debian GNU/Linux, c't 5/03, S. 202

ct.de/0320174

Dieses Beispiel setzt voraus, dass zumindest die Windows-Startpartition (mit dem Loader) auf einer FAT-Partition liegt; Hinweise für NTFS folgen am Ende dieses Kastens.

Wechseln Sie einfach nach dem ersten Teil der Installation auf die zweite Linux-Console (mit Alt-F2) und setzen Sie dort folgende Kommandos ab:

mount /mnt/hda1 
dd if=/dev/hda5 of=/mnt/hda1/lilo.bin bs=512 count=1

Die erste Zeile weist das System an, eine bestehende Windows-Partition zu mounten; die genannte Partition (hda1) müssen Sie anpassen, je nachdem, wo Ihr Windows auf der Festplatte liegt (Sie können auf der Console jederzeit fdisk -l /dev/hda aufrufen, um sich die Partitionstabelle anzeigen zu lassen). Der zweite Befehl (bitte im Stück eingeben) liest den Boot-Sektor (mit LILO) aus und schreibt ihn als lilo.bin-Datei auf die Windows-Partition.

Diese Datei lässt sich in den Windows-Loader einbinden, um später die VDR-Distribution zu starten. Die Angaben in der zweiten Zeile müssen Sie ebenfalls geeignet anpassen; hda5 ist das für das Beispiel angenommene root-Dateisystem mit darauf installiertem LILO und hda1 die Partition mit dem Windows-Boot-Loader. Das Beispiel nimmt also an, dass Sie bei einer schon vorhandenen Windows-Partition erweiterte (logical) Partitionen für Linux eingerichtet und LILO ins root-Dateisystem auf hda5 installiert haben.

Damit der Windows-Boot-Loader vom parallel installierten System erfährt, müssen Sie dessen Konfigurationsdatei boot.ini ändern. Am einfachsten geht das von der Console aus, indem Sie diese mit /install/usr/bin/nano/mnt/hda1/boot.ini in den Editor laden, den das System schon installiert hat. Kopieren Sie mit dem Editor die Zeile „timeout=30“ (Ctrl/Strg-K danach Ctrl-U), springen Sie ans Ende der Datei und fügen Sie die Zeile erneut ein (Ctrl-U).

Löschen Sie in der eingefügten Zeile alle Zeichen bis auf das letzte („^M“, der DOS/Windows-typische Zeilenumbruch) und fügen Sie am Anfang der Zeile, vor dem „^M“ ein: c:\lilo.bin="VDR". Mit Ctrl-O können Sie die geänderte Datei speichern; bei einem Bedienfehler kommen Sie mit Ctrl-X und Bestätigen raus. Mit Alt-F1 gelangen Sie wieder auf die Console, auf der die Installation auf ein Return für den fälligen Reboot wartet.

Im Fall einer Windows-Installation auf NTFS müssen Sie Umwege in Kauf nehmen: Statt direkt den Boot-Sektor der Root-Partition als Datei auf die Windows-Partition zu sichern, müssen Sie diesen zunächst auf ein anderes Medium bringen, etwa eine FAT-formatierte Floppy (nach mount /mnt/floppy unter /mnt/floppy erreichbar). Anschließend bestätigen Sie auf der ersten Console den letzten Dialog der Installationsskripte, woraufhin Windows bootet. Dort bearbeiten Sie dann die boot.ini-Datei und kopieren die gesicherte lilo.bin-Datei auf Laufwerk c:. Wenn Sie Windows den PC neu starten lassen und anschließend VDR wählen, landen Sie im zweiten Teil der Installation.

[boot loader]
timeout=30
default=multi(0)disk(0)rdisk(0)partition(1)\WINDOWS
[operating systems]
multi(0)disk(0)rdisk(0)partition(1)\WINDOWS="Windows XP" /fastdetect
c:\lilo.bin="VDR"

So ähnlich sollte die bearbeitete Steuerdatei für den Windows-Boot-Loader (boot.ini) bei einer Parallel-installation der c't-VDR-Distribution aussehen.

Über eine angeschlossene Tastatur können Sie Ihren digitalen Videorecorder stets bedienen, wenn Sie auf die siebte Console wechseln (mit Alt-F7) - folgende VDR-Grundbefehle sind außer den Tasten des Ziffernblocks auf der Tastatur belegt:

auf und ab Kanalwechsel
links und rechts Bouquetwechsel
Return Bestätigung/OK
Backspace zurück
s Stummschaltung
- leiser
+ lauter
m Menü aufrufen
F1 rote Funktionstaste1
F2 grüne Funktionstaste1
F3 gelbe Funktionstaste1
F4 blaue Funktionstaste1
1 angeordnet wie am unteren Bildschirmrand

Weitere Artikel zum Thema finden Sie in der c't 20/2003:

  • TV-Software auf der Heft-CD, S. 182
  • Windows + myHTPC = Media-Center, S. 186

(ps)