Fotopraxis: Mpemba-Effekt fotografieren
Heißes Wasser kann blitzschnell gefrieren und herrliche Strukturen in den Himmel zeichnen. Der sogenannte Mpemba-Effekt liefert Fotografen spektakuläre Motive.
- Hans Sterr
Große Kälte ist nicht jedermanns Sache. Sie erlaubt uns aber eine physikalische Besonderheit zu fotografieren: den sogenannten "Mpemba-Effekt". Der besteht vereinfacht gesagt in dem scheinbaren Paradox, dass heißes Wasser wesentlich schneller gefriert als kaltes. Die physikalisch-chemischen Abläufe, die den Effekt verursachen, sind noch immer nicht letztgültig erforscht. Das muss uns aber nicht stören. Für uns Fotografen zählt: Bei richtigem Vorgehen entstehen damit ganz besondere Bilder.
Vorbedingungen
Der Mpemba-Effekt entsteht nur bei möglichst hohen Temperaturunterschieden zwischen heißem Wasser und tiefer Umgebungskälte. Fotografieren kann man ihn also nur an wirklich kalten Tagen. Je tiefer die Lufttemperatur, desto besser und einfacher gelingt der Effekt. An meinen beiden Fototagen betrug die Temperatur zu Sonnenaufgang minus 15 beziehungsweise minus 13 Grad, am Ende der Fotosession dann noch minus 9 Grad, was allerdings kaum noch ausreichte. Wie "warm" es werden darf, damit der Effekt überhaupt noch eintritt, habe ich getestet. Meine Erfahrung: Zweistellige Minusgrade garantieren anscheinend in jedem Fall einen Erfolg. Bei sechs Grad minus lässt der Mpemba-Effekt dann überdeutlich nach.
Diese Bedingungen stellen natürlich hohe Anforderungen in mehrerlei Hinsicht. So spielt die persönliche Kälteresistenz eine Rolle, erschwert dadurch, dass man sich hinter der Kamera die meiste Zeit nicht oder nur wenig bewegt. Entsprechend wärmend muss die Kleidung ausfallen. Bei Minusgraden leiden vor allem die Akkus der Kamera. Neben einem frisch geladenen Stromspeicher empfiehlt es sich daher, mehrere volle Ersatzakkus mitzunehmen und diese Körper-nah aufzubewahren.
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