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Windows Mobile 5 für Pocket PC kommt mit einer im Vergleich zur Vorabversion überarbeiteten Bedienoberfläche, mehr Office-Funktionen und soll den Nutzer schnell, einfach und sicher ins Netz bringen.

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Von
  • Daniel Lüders

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Für Windows Mobile 5 für Pocket PC verspricht Microsoft intuitive Handhabe bei gesteigerter Produktivität. Es lockt mit einer im Vergleich zur Vorabversion überarbeiteten Bedienoberfläche, mehr Office-Funktionen und soll den Nutzer schnell, einfach und sicher ins Netz bringen.

Benannte Microsoft die vorherigen Betriebssysteme noch Windows Mobile für Pocket PC oder Smartphone, verbannt der Konzern nun jegliche Namenszusätze, die auf eine Geräteklasse hindeuten könnten, und nennt sein aktuelles Kind schlicht Windows Mobile 5.0. Das stiftet Verwirrung, denn Programme für Smartphones sind auch unter Windows Mobile 5 inkompatibel zu Pocket PCs und umgekehrt. Allein den Herstellern bleibt es überlassen, die Nutzer künftig darüber aufzuklären, ob sie ein Smartphone oder einen Pocket PC erworben haben. In diesem Test haben wir die Neuerungen der Pocket-PC-Variante in einem Vorserienmodell des MDA Pro von T-Mobile unter die Lupe genommen.

Der Anwender bemerkt vor allem Detail-Verbesserungen: So führt Microsoft nun Softkeys ein, die entweder per Touchscreen oder wie bei Handys mit Knöpfen ausgelöst werden können. Optionsfelder wurden verschlankt, und insgesamt wirkt der ganze Aufbau der Menüstrukturen geordnet. Viele Einstellungen sind nun schnell und einfach zu erreichen – allerdings immer noch mit Ausnahme des viel gebrauchten Task-Managers, der sich in den Speicher-Optionen der Systemeinstellungen versteckt. An die Personal-Information-Manager-Funktionen wie Kalender und Adressen hat Microsoft indes kaum Hand angelegt. Von vielen Features des neuen Kernels Windows CE 5.0 wie etwa den Programmierschnittstellen für schnelle Spiele-Grafik und Telefonie-Funktionen profitieren in erster Linie die Entwickler.

Kontaktbrücken

Wie bereits vom Vorgänger Windows Mobile 2003 gewohnt, beginnt das neue Betriebssystem nach Einschalten von WLAN mit der Suche nach verfügbaren Netzen. Die Einstellungen erreicht man schnell und sie zeigen auf einen Blick sowohl Signalstärke, Kanal Verbindungsart, SSID, Verschlüsselung (WPA oder WEP) und Status der Verbindung an. Multiple Verbindungen, beispielsweise mit GPRS und WLAN gleichzeitig, hat Windows Mobile 5 gut im Griff.

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Auf der Tagesansicht befinden sich nun auch Shortcuts für einige viel gebrauchte Programme und Funktionen. Vergrößern

An der Bluetooth-Funktion hat Microsoft kräftig gefeilt und nun seinen eigenen Stack integriert, der an eine abgespeckte Version der mitgelieferten Bluetooth-Treiber für Windows XP erinnert. Außer den Profilen für serielle Schnittstelle, Synchronisation, Headset und Audio-Gerät ist auch ein Human-Interface-Device-Service (HID) mit dabei. So lassen sich leicht HID-kompatible Funkmäuse und -tastaturen an den PDA andocken.

Der Web-Browser Pocket Internet Explorer besitzt nun einen Fortschrittsbalken für Downloads und kennzeichnet verschlüsselte Verbindungen mit einem kleinen Schloss-Symbol. Des Weiteren warnt das Programm jetzt den Nutzer, bevor er unverschlüsselte Daten ins Internet sendet.

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Auf Wunsch kann der Nutzer jetzt auch Berichte über Programmfehler per Internet an Microsoft senden. Vergrößern

Zwar sieht man auch auf hochauflösenden VGA-Displays (480 x 640 Punkte) wie schon in der Vorversion immer noch nicht mehr von einer Webseite als auf einem niedrig aufgelösten Pocket-PC-Display. Wenigstens besitzt der aktuelle Internet Explorer aber einen Vollbildmodus, bei dem Adress- und Menüleiste praktischerweise Platz für weitere Web-Inhalte machen.

Gut abgeglichen

Mit Windows Mobile 5 hat Microsoft die Abgleich-Software ActiveSync erneuert. Auf Wunsch kann man seine Daten jetzt auch mit mehr als nur zwei PCs oder ActiveSync-Server abgleichen. Insgesamt arbeitet die Synchronisationslösung nun stabiler - auch ein schnelles Abziehen und erneutes Einstecken des Kabels während der Synchronisation bringt ActiveSync nicht mehr aus dem Tritt.

Der Abgleich per Bluetooth klappt nun reibungslos. Ist das Mobil-Gerät in der Nähe des Sync-Rechners, verbindet es sich nach einer manuellen Bluetooth-Kopplung automatisch mit diesem. ActiveSync 4 synchronisiert lokal allerdings nicht wie noch die Vorgängerversion per WLAN-Funk.

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Neu hinzugekommen ist die Synchronisation von Multimedia-Inhalten mit dem PC. Bei der ersten Synchronisation sucht ActiveSync automatisch nach Medien-Dateien, von denen sich der Nutzer diejenigen aussucht, welche er auf seinem PDA mitnehmen will - eine Funktion ähnlich iTunes, die man schnell nicht mehr missen will.

Unterwegs-Büro

Das erste Mal seit fünf Jahren überarbeitet Microsoft das vorinstallierte Mini-Office und nennt die neue Version nicht länger Pocket Office, sondern Office Mobile. Zwar zeigt das Mini-Word nun auch Textdokumente mit Listen nebst Bullets und eingebettete Tabellen, aber Grafiken und Hintergrundbilder verschluckt die Textverarbeitung immer noch. Obwohl in der Original-PC-Word-Datei enthalten, war von Grafiken und Hintergrundbildern nichts mehr zu sehen. Textfelder wurden zwar dargestellt, nach dem Speichern und Rücktransport auf den PC stehen diese dann aber an einer anderen Stelle im Dokument. Bilder und Formeln in Tabellen gehen ganz verloren. So ist es nicht mal möglich, unterwegs schnell einen Geschäftsbrief auf seinem PDA zu überarbeiten, denn Office Mobile zerstört ihn.

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Immerhin lässt Word Mobile das Überschreiben der Originaldatei nicht zu, verlangt die Eingabe eines neuen Namens und weist den Nutzer darauf hin, dass alle nicht unterstützten Formatierungen verloren gehen. Solange man von erneutem Speichern absieht, bleibt die ursprüngliche Datei also wenigstens unangetastet.

Das gleiche Bild bietet sich bei Excel Mobile: Original-Dateien fasst der Tabellenkalkulations-Mini nicht an, beim Abspeichern unter neuem Namen gehen aber nicht unterstützte Formatierungen verloren. Immerhin stellt Excel jetzt 2D-Diagramme dar und besitzt einen Assistenten zum Erstellen derselben. Dreidimensionale Diagramme wandelt Excel Mobile in 2D-Diagramme um.

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Trotz erweitertem Funktionsumfang eignet sich die endlich erneuerte Mobile-Office-Suite immer noch eher zum Betrachten als zum Bearbeiten von Dokumenten. Vergrößern

Weil PowerPoint Mobile sowieso nur Präsentationen anzeigt, nicht aber bearbeitet, bleibt die aktuelle Office-Suite ein Programmpaket, das sich einigermaßen als Dokumenten-Betrachter eignet, aber zum Bearbeiten nur im Notfall taugt.

Fazit

Auch wenn die Office-Software trotz Überarbeitung enttäuscht, Hires-Displays nicht richtig zur Geltung kommen und einige Patzer immer noch nerven, hat Microsoft sein Mobil-Betriebssystem in der Version 5 ein gehöriges Stück nach vorne gebracht. In puncto Multimedia-, Netzwerk-, Mobilfunk- und Internet-Features kann momentan kein anderes PDA-Betriebssystem in Umfang und Leistung Windows Mobile 5 das Wasser reichen. Allerdings scheint selbst ein schneller Prozessor den enormen Leistungshunger des anspruchsvollen Multitasking-Systems nicht zu stillen, sodass der Nutzer sich des Öfteren in Geduld üben muss, besonders wenn viele Programme geöffnet sind. Deshalb wünscht man sich nach wie vor eine simple Möglichkeit, ressourcenfressende Hintergrund-Applikationen schnell und einfach aus dem System zu werfen. (dal)


Windows Mobile 5.0
Betriebssystem für PDAs und Smartphones
EntwicklerMicrosoft GmbH, Tel.: 0 89/3 17 60
KernelWindows CE 5.0
VariantenPocket PC (Mobilgeräte mit Touchscreen, wahlweise mit oder ohne Mobilfunk), Smartphone (Mobiltelefone ohne Touchscreen)

Zu Windows Mobile 5 siehe auch

Neuerungen von Windows Mobile 5 auf einen Blick

ActiveSync 4.0: Vereinfachte Installation. Synchronisation via Bluetooth jetzt als Menüpunkt aufrufbar. Gleicht auch Bilder aus Outlook-2003-Kontakten und Multimedia-Inhalte mit Windows Media 10 ab. Synchronisierung mit mehreren PCs oder Servern möglich.

Bluetooth: Bluetooth-Stack von Microsoft mit HID-Profil (Human Interface Device), zum Anschluss von Funk-Mäusen und -Tastaturen sowie unter anderem von Diensten zum Verbinden von Freisprecheinrichtungen, Drahtlos-Ohrhörern und zur Funk-Synchronisation.

Eingabe: Ein virtuelles Handy-Tastenfeld (Phonepad) kommt als Eingabemöglichkeit bei Touchscreen-Geräten hinzu.

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Als weitere Eingabemöglichkeit bietet Windows Mobile 5 ein Zahlenfeld nebst Buchstaben- und T9-Erkenner an. Vergrößern

E-Mail: Anhänge in bekanntem Format können direkt aus der E-Mail-Applikation heraus geöffnet werden. Vereinfachter E-Mail-Setup-Assistent hinzugefügt. Im Gespann mit dem erwartetem MS Exchange Service Pack 2 können E-Mails direkt nach Server-Eingang auf das Mobile Gerät geschoben werden (Push-E-Mail). Eine Middleware wie der Blackberry Enterprise Server ist überflüssig.

Kontakt-Datenbank: Übersichtlicheres Layout. Funktionen für E-Mail, Anruf und Sofortnachrichten schneller erreichbar.

Mobile-Office-Suite: Betrachter für PowerPoint-Präsentationen. Excel Mobile mit erweitertem Funktionsumfang und Chart-Erstellung. Word Mobile zeigt Texte mit verschiedenen Schriftarten und Listen an.

Pocket Internet Explorer: Fortschrittsbalken beim Herunterladen von Webseiten. Datei-Downloads können abgebrochen und fortgeführt werden. Kennzeichnet Webseiten mit erhöhter Sicherheitsstufe durch ein Schloss-Symbol und warnt bei unsicherer Datenübertragung. Umfangreichere JavaScript-Unterstützung. Bilder und Sounds einer Webseite können auf dem PDA lokal abgespeichert werden. Favoritenverwaltung hinzugefügt.

Programm-Sicherheit: Anfrage vor Installation von Applikation ohne Sicherheitszertifikat. Dialogfeld zum Melden von Programmfehlern an Microsoft.

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Im Vollbildmodus des Pocket Internet Explorer passt mehr Web-Seiteninhalt auf den Bildschirm des PDA. Vergrößern

Tagesansicht: Übersichtlichere Heute-Ansicht mit zusätzlicher Programm-Schnellstartleiste und Shortcuts für Batterieanzeige, Drehen des Display-Inhalts und Wireless Manager.

Verbindungsmanager: Überarbeitete Optionsfelder für GPRS und WLAN. Wechsel zwischen WLAN- und Mobilfunk-Verbindungen klappt reibungslos. Mehrere Verbindungen gleichzeitig möglich.

Ansteuerung von Zweitdisplays: Etwa für Windows-Mobile-Geräte im Klapphandy-Format.

Grafikschnittstelle für 3D-Spiele: Abgespecktes DirectX mit Direct 3D Mobile und DirectDraw zur direkten Ansteuerung eines Grafikbeschleunigers sowie DirectShow-Schnittstelle zum Multimedia-Streaming.

Harddisk-Schnittstelle: Zur Ansteuerung interner Festplattenlaufwerke wie MicroDrives.

Persistant Data Storage: Programme lagern in nichtflüchtigem Flash-Speicher und werden nur zur Ausführung in den RAM-Speicher geladen. Bei entleertem Akku bleiben sie erhalten.

Softkeys: Frei belegbare Knöpfe können mit den beiden unteren Menüpunkten auf dem Touchscreen assoziiert werden.

USB-2.0-Unterstützung: Schnellere Datenübertragung durch High-Speed-USB, wenn der Windows-Mobile-Handheld eine solche Schnittstelle mitbringt.