Glasfaseranbieter legt nur bis in den Keller, was nun?

Der Netzanbieter für den Glasfaserausbau meint, dass er die Anschlussdose bei mir in den Keller setzen wird. Mein Router steht aber im Obergeschoss. Was nun?

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrijan Möcker

In meinem Viertel steht demnächst Glasfaserausbau an. Der ausbauende Netzanbieter schreibt allerdings, dass er die Anschlussdose lediglich bei mir in den Keller setzen wird. Mein Router steht aber im ersten Obergeschoss, rund 25 Meter Kabelweg entfernt. Für das Verlegen bis dahin verlangt der Anbieter trotz vorhandenem Kabelschacht pauschal mehrere hundert Euro extra, was ich überzogen finde. Wie bekomme ich die Glasfaser trotzdem nach oben?

Da ein Kabelschacht vorhanden ist, können Sie das Problem zum vertretbaren Preis selbst lösen. Glasfaseranbieter kochen auch nur mit Wasser, verwenden also handelsübliche Faser- und Steckverbindertypen, die Sie ebenso selbst beschaffen können. Nahezu alle Bautrupps hinterlassen Ihnen eine Anschlussdose, die auf der Unterseite eine Glasfaserbuchse hat. Dort ein weiteres Kabel anzuschließen und noch 20, 30 oder gar 200 Meter weiterzuziehen, ist selten ein Problem, da Glasfasern für vergleichsweise große Leitungslängen taugen.

Als Fasertyp ist OS2 (ITU-T G.657.A) omnipräsent. Welcher Steckverbinder zum Einsatz kommt, verrät Ihnen entweder Ihr Anbieter oder ein Blick in dessen technische Anschlussbedingungen, die Sie häufig im Netz finden. Üblich ist heute LC/APC: Lucent Connector (Steckertyp)/Angled Physical Contact (angeschrägter Kontakt). Gelegentlich begegnet man noch dem Subscriber Connector (SC). LC und SC gibt es auch mit flachem Kontakt, was im Jargon Ultra Physical Contact (UPC) genannt wird. Schreibt Ihr Anbieter also davon, dass er Ihnen eine LC/APC-Buchse am Abschlusspunkt installiert, müssen Sie ein Kabel mit genau dieser Bezeichnung kaufen, damit am Ende alles zuverlässig funktioniert.

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Fertig konfektionierte Glasfaserkabel finden Sie bei gängigen Onlinehändlern für 50 Cent bis 1 Euro pro Meter. Da die geläufigen Techniken GPON (Gigabit Passive Optical Network) und AON (Active Optical Network) nur eine Faser für Hin- und Rückweg benötigen, genügt ein Simplex-Kabel. Duplex-Kabel funktionieren ebenso, da die beiden Stecker lediglich von einer Klemme zusammengehalten werden, die Sie aufbiegen können. Verzichten Sie beim Kauf eines langen, teureren Kabels nicht auf Armierung (alias Panzerung). Sie schützt das Kabel gegen Verbiegen und vor knabbernden Haustieren.

Extraschutz erreichen Sie, indem Sie kurz vor dem Router beziehungsweise Medienwandler (ONT, Optical Network Termination) noch eine Dose mit passender Glasfaserkupplung setzen und das Kabel aus dem Keller in einem Kabelkanal verpacken, sobald es den Schacht verlässt. In der Dose wird die Leitung aus dem Keller dann zugentlastet und der Stecker mit einer Kupplung verbunden, deren andere Seite nach außen zeigt. Daran schließen Sie dann ein weiteres kurzes Glasfaserkabel an, das den Router oder ONT versorgt. Passende Dosen finden Sie als "FTTH Anschlussdose" (Fiber to the home) im Onlinehandel.

Die zusätzliche Dose kostet Sie gegenüber dem direkten Anschließen etwa 10 bis 30 Euro mehr, verhindert aber, dass Sie das teure Kabel zum Keller austauschen müssen, wenn etwa das Kind in einem Wutanfall den Router von der Anrichte fegt und dabei den LC-Stecker abreißt. Einen Glasfaserstecker wieder aufzubringen ist kein Kinderspiel und klappt nur mit Werkzeug, das deutlich teurer als 30 Euro ist. So fällt nur das kurze, leicht und günstig zu ersetzende Patchkabel zwischen Anschlussdose und Router dem kindlichen Wutanfall zum Opfer.

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(amo)