Nexus 7: Was das Schnäppchen-Tablet taugt

Ein Tablet für 200 Euro – kann das gut sein? Das Google Nexus 7 beweist: Es kann. Allerdings muss man auf manche Funktionen verzichten, die bei Android-Geräten eigentlich zum Standard gehören.

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Google bietet sein Sieben-Zoll-Tablet Nexus 7 ab sofort auch in Deutschland an. Der Einstiegspreis von 200 Euro klingt günstig – aber taugt es auch was? Wir haben die US-Version des Tablets schon vor einigen Wochen getestet. Die Ergebnisse lassen sich auf die deutsche Variante übertragen, weil sich wohl nur die Netzteile unterscheiden. Und die Farben: Unser US-Testgerät hat eine weiße Rückseite, hierzulande verkauft Google das Nexus 7 in Grau.

Hardware: minimalistisch und schnell

Mit rund 340 Gramm ist es angenehm leicht, mit 11 Millimetern Dicke gehört es aber auch zu den dickeren Tablets. Das Kunststoffgehäuse ist nicht perfekt verarbeitet: Bei unserem Testgerät stand die Bildschirmfassung links um einen Millimeter aus dem Gehäuse heraus, weil sich innen eine Schraube gelöst hatte. Kein Einzelfall, wie zahlreiche Foreneinträge zeigen.

Vielleicht haben die für Europa gedachten Chargen das Problem nicht mehr. Sicher ist, dass sich die Abdeckung auf der Rückseite einfach abnehmen lässt, sodass wir alle Schrauben lösen und gleichmäßig wieder festziehen konnten – Problem gelöst. Dabei zeigte sich, dass sich der Akku wohl auch zu Hause tauschen lässt, ein Flachbandkabel verbindet ihn mit der Platine.

Das Nexus 7 hat keinen SD-Slot und keinen Grafikausgang, läuft aber wunderbar flüssig und hat ein gutes Display.

Google und Entwicklungspartner Asus haben auf einige typische Funktionen von Android-Geräten verzichtet, um unter der 200-Dollar-Marke zu bleiben. Das Nexus 7 hat keinen HDMI-Ausgang, keinen Speicherkarten-Steckplatz, kein UMTS und keine Kamera auf der Rückseite. Vor allem UMTS und Rückkamera wären bei einem Gerät, das sich für unterwegs eignet, durchaus sinnvoll. Für Video-Chats gibt es eine brauchbare Frontkamera mit 1,2 Megapixeln. Der GPS- und WLAN-Empfang gefielen in unserem Vergleichstest besser als bei der Konkurrenz von Acer, Toshiba und Co.

Das blickwinkelstabile 7-Zoll-Display hat 1280 × 800 Pixel. Das bedeutet eine Pixeldichte von 216 dpi, bei der auch kleine Schriften gut lesbar sind. Außerdem sorgt die Auflösung für Übersicht, der Browser zeigt genauso viele Infos auf einen Blick wie auf den meisten 10-Zoll-Tablets. Die Helligkeit reicht für drinnen; in der Sonne muss man sich anstrengen, um noch etwas zu erkennen.

Das Google-Tablet (oben) ist zwar nicht wirklich pummelig, aber sichtbar dicker als das Toshiba AT300 und das Asus TF700 (unten).

Der interne Speicher ist mit 8 GByte oder 16 GByte knapp bemessen, zumal davon fast 2,5 GByte schon belegt sind. Einen SD-Slot gibt es nicht. Möchte man das Gerät als Medienplayer verwenden, stößt man recht bald an die Grenzen. In puncto Rechenleistung spielt das Nexus 7 dank seines Tegra-3-Chips aber ganz weit oben in der Android-Liga.

Die Analysten von iSuppli schätzen übrigens, dass Hardware und Herstellung des 8-GByte-Modells knapp 160 US-Dollar kosten. Wenn man die zusätzlichen Kosten berücksichtige, verdiene Google an dem Tablet kaum etwas. Nur die 16-GByte-Version werfe einen "moderaten Profit" ab.

Software: Alleinstellungsmerkmal Android 4.1

Google liefert das Nexus 7 mit Android 4.1 aus, während die meisten anderen Android-Tablets noch bei Android 4.0 stehen. Ein Vorteil von Android 4.1 ist die flüssigere Bedienung: Der als Standard-Browser eingesetzte Chrome läuft geschmeidig und erreicht beinahe iPad-Niveau. Nur wenn man genau aufpasst, merkt man, dass er nach dem Scrollen oder Zoomen einen Tick langsamer rendert als Safari auf dem Apple-Tablet. Aber das ist Gejammer auf hohem Niveau – das Nexus macht einfach Spaß.

Android 4.1 präsentiert außerdem Suchergebnisse in Form von kleinen Infokästen, die Google "Karten" nennt. Obendrein gibt es den virtuellen Sekretär "Google Now": Er versucht, vorauszuahnen, welche Informationen der Nutzer als Nächstes brauchen könnte. Dazu gehören die Verkehrslage, Abfahrtszeiten im Nahverkehr, die nächsten Termine und das Wetter. Im Alltagstest klappte das erstaunlich gut – in WLAN-Reichweite.

Fazit

Anders als beim iPad braucht man kein Spezialwerkzeug, um das Nexus 7 zu öffnen. Wenn es in Zukunft Ersatzakkus gibt, dürfte der Tausch kein Problem sein.

Das Nexus 7 ist kein Ramsch, sondern sogar besser als viele teurere Tablets: Es lässt sich flüssiger bedienen als alle anderen Sieben-Zöller. Und die Akkulaufzeiten (9,6 bis 11,8 Stunden je nach Aufgabe) sind die längsten, die wir bislang bei Tablets gemessen haben. Falls Apple ein Mini-iPad bringt, wird der Vergleich ziemlich spannend.

Allerdings macht Google mit seinem 200-Euro-Tablet nicht alle glücklich. Als handliches Tablet sollte es zumindest optional mit UMTS angeboten werden, aber eine solche Variante hat Google noch nicht angekündigt. Außerdem schätzen viele Nutzer Android wegen seiner Flexibilität, aber das Nexus 7 hat weder einen HDMI-Ausgang noch einen SD-Slot. Das gibt es nur bei der ruckligeren Konkurrenz, zum Beispiel beim Samsung Galaxy Tab 2, Acer Iconia Tab A100 oder Huawei MediaPad.

Einen Vergleich des Nexus 7 mit anderen Android-Tablets (inklusive Laufzeitmessungen und Benchmarks) finden Sie im c't-Archiv. (cwo)