Großbild-Handys
Aktuelle Handys und Smartphones locken mit immer großformatigeren und höher aufgelösten Displays, die schon durch ihre Größe die Bedienung mit dem Finger erleichtern.
Aktuelle Handys und Smartphones locken mit immer großformatigeren und höher aufgelösten Displays, die schon durch ihre Größe die Bedienung mit dem Finger erleichtern. Fotos und Videos sehen auf den Anzeigen des Prada-Handys KF900, des Nokia 5800 XpressMusic und besonders auf dem 3,8-Zoll-Display des HTC Touch HD richtig gut aus.
Die drei Hersteller haben bei ihren Touchscreen-Modellen unterschiedliche Ansätze verfolgt: Die Oberflächen des Nokia 5800 XpressMusic und des LG Electronic KF900 Prada sind nahezu konsequent auf Fingerbedienung ausgelegt – beim 5800 braucht man den Stift nur für die Schrifteingabe und die kleine Displaytastatur. HTC setzt hingegen wie bei früheren Modellen [1] auf Windows Mobile und die per Finger steuerbare Oberfläche TouchFlo; für viele Anwendungen muss man beim Touch HD weiterhin zum Eingabestift greifen. Das 5800 und das Touch HD lassen sich auch per Stift bedienen; das kapazitive, multitouch-fähige Display von LGs zweitem Prada-Handy KF900 nimmt Eingaben wie das des iPhone nur per Finger entgegen.
Alle drei Telefone funken im UMTS-Netz und als Quadband-GSM-Geräte in fast allen GSM-Netzen weltweit. Sie bieten gute Sprachqualität auch mit aktivierter Freisprechfunktion. Beim Touch HD verzerrte der Lautsprecher allerdings, wenn wir die Lautstärke auf Maximum stellten.
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Zum mobilen Surfen nutzen sie im UMTS-Netz HSDPA, wobei das KF900 und das Touch HD in einer 7,2-MBit/s-Funkzelle von T-Mobile Durchsätze von mehr als 500 KByte/s erreichten (siehe Durchsatzergebnisse). Das 5800 versteht sich nur auf das netzseitig großflächig ausgebaute 3,6-MBit/s-HSDPA.
Das HTC-Modell kennt sogar HSUPA, mit dem man schnell große Datenmengen verschickt. Bei den Durchsatztests sendete es damit bis zu 200 KByte/s. Beim Prada-Handy und dem Nokia 5800 muss man sich in Senderichtung mit normalem UMTS (maximal 384 kBit/s, Durchsätze von 40 bis 45 KByte/s) begnügen. Hier lieferte das 5800 nur etwa zwei Drittel des üblichen Durchsatzes. Im GSM-Netz übertragen die Handys über den EDGE-Dienst EGPRS rund 20 bis 25 KByte/s in beiden Richtungen. Wahlweise funken alle drei Kandidaten außerdem in WLANs (802.11b und g).
HTC Touch HD
Das große und flache Smartphone mit dem Betriebssystem Windows Mobile 6.1 Professional hat in etwa die Abmessungen des iPhone 3G. Die Front besteht fast ausschießlich aus dem riesigen Touchscreen mit der rekordverdächtigen Auflösung von 800 × 480 Pixeln. Das helle Display bleibt auch im Sonnenlicht noch lesbar, doch stören Spiegelungen. Das Touch HD besitzt außer der Einschalttaste nur eine seitliche Wippe für die Lautstärkeregelung; Telefon-, Menü- und Rückschritt-Funktion bedient man über vier Sensorflächen am unteren Rand der Anzeige. Das automatische Drehen des Bildinhalts (Auto-Rotation) klappt schnell und gut.
Funktional gleicht das HTC-Smartphone den Vorgängern Touch Diamond und Touch Pro. Die per Finger bedienbare TouchFlo-Oberfläche reagiert etwas träge, ist nach etwas Gewöhnung aber ganz brauchbar. Statt Multitouch-Funktion zoomt man in Bilder hinein, indem man mit dem Finger auf dem Display in Uhrzeigerrichtung kreist. Das funktioniert jedoch nicht in Echtzeit: Der Zoomvorgang startet erst nach Abheben des Fingers – zum intuitiven Arbeiten zu spät.
Mit Organizer- und Officefunktionen ist das Touch HD – Windows Mobile sei Dank – sehr gut ausgestattet. Auch der Visitenkarten-Scanner, der die Daten der Karten gleich in die Kontakte einpflegt, gefällt. Der GPS-Empfänger findet die Standort-Koordinaten schnell, wenn man die Satellitenpositionen vorher mittels Quick-GPS aus dem Internet lädt. Als Kartensoftware gibt es nur Google Maps, eine echte Navigation fehlt. Mit dem großen Display und dem Opera-Mobile-Browser, der auf Fingertipp die ausgewählte Stelle der Webseite aufzoomt, macht das mobile Surfen Spaß.
Zum Musikhören liefert HTC ein brauchbares Stereo-Headset mit, das über die 3,5-mm-Klinkenbuchse am Gerät angeschlossen wird. Für die Sound-Anpassung sorgt ein 10-Band-Equalizer mit Presets. Das Touch HD spielt außer Ogg Vorbis alle gängigen Musikformate ab und gibt auch MPEG-4- und 3GP-Videos (H.263 und H.264/AVC) wieder, die bei hoher Datenrate etwas ruckeln. Das Ankoppeln von Bluetooth-Stereohörern klappt problemlos.
Die 5-Megapixel-Kamera des HTC-Phones besitzt keinen mechanischen Auslöser, sondern nur eine Schaltfläche auf dem Display. Dadurch verwackelt man die Bilder schnell, zumal das Fokussieren zwei bis drei Sekunden und das Auslösen eine weitere Sekunde dauert – nichts für bewegliche Motive. Helle Flächen auf den Fotos überstrahlen heftig, dunkle saufen im Rauschen ab; im Tageslicht stört ein Blaustich. Abzüge will man von den Ergebnissen nicht machen. Die Videos in CIF-Auflösung (352 × 288) ruckeln und zeigen einige Blockartefakte bei schnellen Bewegungen – für Video-MMS reichts.
LG KF900 Prada
LGs zweites Prada-Handy KF900 gleicht auf den ersten Blick dem Vorgängermodell, ist aber wegen der ausschiebbaren Tastatur, auf der sich mit zwei Fingern zügig tippen lässt, deutlich dicker. Komma und Punkt liegen allerdings ungewohnt links von der Leertaste. Den kapazitiven Touchscreen kann man im Hellen nur schlecht ablesen, zudem stören Reflexionen. Bei der Bedienung helfen ein kurzer Vibrationsimpuls und ein dezentes Klickgeräusch, die Eingaben auf dem Bildschirm bestätigen. Insgesamt wirkt das kratzempfindliche Plastikgehäuse für ein Edelhandy sehr billig.
LG und Prada haben die Oberfläche mit drei Startbildschirmen erweitert, zwischen denen man durch Wischbewegungen zur Seite wechselt. Einer bietet die wichtigsten Funktionen als frei konfigurierbares Schnellstartmenü, ein anderer beliebig positionierbare Widgets wie Wecker, MP3-Player oder Notizzettel.
Der Organizer ist mit gutem Adressbuch, Kalender, Aufgaben und einem Datumsrechner brauchbar. Bei der Dateneingabe leistet die Tastatur gute Dienste, da es sonst nur eine virtuelle Wähltastatur mit der üblichen T9-Texteingabe gibt. Bilder verschiebt man mit dem Finger oder zoomt per Multitouch, in dem man sie mit zwei Fingern auseinander zieht respektive zusammenschiebt. So lässt sich auch die Webseiten-Darstellung im Browser anpassen. Gerade hier reagiert das Prada-Handy aber so träge, dass man mehrmals hin- und herzoomt, bis die Seite lesbar angezeigt wird. Eine durch doppeltes Antippen ausgelöste Zoomautomatik wie beim iPhone oder dem Opera-Mobile-Browser fehlt.
Der Mediaplayer spielt die gängigen Musik-Formate MP3, AAC, M4A und WMA ohne Probleme ab, MPEG-4- und 3GP-Videos (H.263 und AVC-Codec) und sogar DivX-Filme in passender Auflösung werden ruckelfrei wiedergegeben. Das gut klingende Stereo-Headset bietet eine Fernsteuerung und eine 3,5-mm-Klinkenbuchse für eigene Kopfhörer am Mikrofonteil. Zur Klangregelung gibt es nur sechs – allerdings wirkungsvolle – Presets. Wie der Browser reagiert auch der Player nur mit Verzögerung auf Eingaben.
Das kleine Autofokusobjektiv der 5-Megapixel-Kamera ist ungünstig ganz am Rand des Handys platziert, sodass man beim Knipsen oft den Finger vor der Linse hat. Zum Fokussieren und Auslösen braucht das KF900 mit 1,5 bis 2 Sekunden recht lange. Die Ergebnisse bieten brauchbare Schärfe, sind aber nachgeschärft und stark entrauscht, was vor allem bei dunklen Motiven zu starkem Verlust an Bilddetails führt. Bei gutem Licht geknipst reichen die Bilder für kleinformatige Abzüge. Gut gefallen haben die aufgenommenen Videos in für Handys riesiger 720×480-Auflösung und flüssigen 30 Bildern pro Sekunde – schade, dass dem Prada-Handy ein AV-Ausgang fehlt.
Nokia 5800 XpressMusic
Nokias erstes Smartphone mit dem per Touchscreen bedienbaren Betriebssystem Symbian/S60 5th Edition wirkt mit seinem einfachen Plastikgehäuse billig, ist aber stabil verarbeitet. Das hoch auflösende 3,2-Zoll-Display (360 × 640) lässt sich im Sonnenlicht nur schlecht ablesen. Die Bedienung der zügig reagierenden Oberfläche gelingt weitgehend mit dem Finger, nur für die gewöhnungsbedürftige Handschrifterkennung und die kleine Version der virtuellen Tastatur braucht man den fummeligen Stift. Auf der großen Display-Tastatur tippt man mit einem Finger recht sicher, nur die Umschaltfelder am unteren Rand stören, da man sie beim Tippen der Buchstaben aus der Reihe darüber oft ungewollt betätigt.
Um Anwendungen zu starten, muss man – analog zum Doppelklick – zweimal auf das jeweilige Icon tippen; ein kurzer Vibrationsimpuls bietet eine taktile Rückmeldung. Praktisch ist die Eingabesperre über einen seitlichen Schieber.
Die Anwendungen des 5800 fokussieren stark auf Multimedia, darüber hinausgehend findet man außer den Standard-Organizerfunktionen Adressbuch und Kalender – inklusive integrierter Aufgabenliste – wenig. So fehlen Viewer für Officedateien und PDF-Dokumente. Als GPS-Kartensoftware gibt es die Nokia Maps, bei denen man die Navigation mit Sprachausgabe kostenpflichtig freischalten muss.
Eine Sensortaste über dem Display aktiviert eine Schnellstartleiste für die wichtigsten Multimedia-Anwendungen wie Musikplayer oder Browser. Letzterer vergrößert Webseiten-Bereiche auf Antippen, formatiert sie aber nicht wie der Opera-Browser um. Eine bequeme, manuelle und stufenlose Zoomfunktion vermisst man schnell.
Auch Nokia liefert ein ausgewogen klingendes Stereo-Headset mit Fernbedienung und 3,5-mm-Klinkenbuchse am Mikrofonteil mit. Wer mehr Bass liebt, aktiviert das Bass-Booster-Preset oder stellt den Klang über den 8-Band-Equalizer nach Geschmack ein. Alle verbreiteten Musikformate (Ogg Vorbis ausgenommen) spielt der Player klaglos ab. Der Videoplayer gibt außer den üblichen Formaten sogar Flash-Filme (.flv), wie sie YouTube nutzt, ruckelfrei wieder – was sonst fast kein Handy beherrscht. Nur bei DivX streikt er.
Zum Fokussieren und Auslösen braucht die 3,2-Megapixel-Kamera mit 2 bis 2,5 Sekunden zu lange für Schnappschüsse. Die heftig nachgeschärften und entrauschten Bilder strotzen vor Bildartefakten an Kanten und in Farbflächen. Helle Flächen überstrahlen stark; der Weißabgleich gelingt dagegen gut. Videos nimmt das 5800 in VGA-Auflösung mit ruckelfreien 30 Bildern pro Sekunde auf, die auch bei der Wiedergabe auf dem Fernseher – AV-Kabel liegt bei – noch ausreichende Details zeigen.
Fazit
Keines der Touchscreen-Geräte kann in puncto Bedienung mit dem iPhone mithalten, sie bieten aber eine reichhaltigere Ausstattung. Nokias 5800 XpressMusic richtet sich mit guten Multimedia-Funktionen und vergleichsweise niedrigem Preis an das jüngere Publikum, das HTC TouchHD stellt eher Geschäftskunden zufrieden und gefällt besonders mit seinem riesigen, exzellent lesbaren Touchscreen, über den man sogar viele Funktionen per Finger steuert, für die bei Modellen mit kleinerem Display der Stift gezückt werden müsste.
Das Prada-Handy KF900 von LG Electronics will bei der modebewussten Kundschaft punkten, doch ist das billig wirkende und langsame Touchscreen-Modell keine 600 Euro wert. Trotz UMTS, der guten 5-Megapixel-Kamera und Qwertz-Tastatur wird es bei der Zielgruppe einen schweren Stand haben. (rop)
Literatur
| [1] | Rudolf Opitz, Berührungspunkte, Surf-Smartphones mit Fingerbedienung, c't 21/08, S. 156 |
| Touchscreen-Handys | |||
| Produkt | Touch HD | KF900 Prada | 5800 XpressMusic |
| Hersteller | HTC | LG Electronics | Nokia |
| Technische Daten | handy-db.de/1457 | handy-db.de/1488 | handy-db.de/1464 |
| Lieferumfang (kann je nach Anbieter variieren) | Ladegerät, USB-Kabel, Stereo-Headset, Tasche, Ersatzstift, CD mit Software und Handbuch, Kurzanleitung | Ladegerät, Stereo-Headset mit Fernbedienung, USB-Kabel, SD-Kartenadapter, Tasche, Putztuch, Software, Handbuch | Energiespar-Ladegerät, Stift, Plektrum mit Armband, Stereo-Headset, Speicherkarte, Tasche, Ständer, AV-Kabel, USB-Kabel, Software, Handbuch |
Durchsatzergebnisse
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