Handyhalter im Test: Wer hat die Kommunikation im Griff?

Handyhalter können zu den wirklich nervenden Ärgernissen im Auto gehören. Viele sind schlicht ihr Geld nicht wert. Eine Kaufberatung

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(Bild: Christian Lorenz)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Christian Lorenz
Inhaltsverzeichnis

Vor allem Fahrer älterer und/oder preiswerterer Fahrzeuge kennen die Problematik Handyhalter. So scheinbar gering die Anforderungen an ein Plastikteil sind, in das man sein Smartphone einklemmt, so selten werden sie in der Praxis erfüllt. Für die meisten Nutzer sind Handyhalter eine ständige Quelle von Frust und Ärger. Wer ohne eine gewisse Vorbereitung ein Produkt kauft, wird nur mit Glück keinen Plastikmüll erhalten. Für diesen Test haben wir uns folgende Modelle angesehen:

Magnethalter

  • Hama Universal-Smartphone-Halter (Magnet)

Klemmhalter

  • Hama „Gravity-Pro“-Halterung
  • Choetech Fast Wireless Charger (Car Vent Mount)

Saugnapfhalter

  • Hama Universal-Halter-Set
  • Belkin Universal-Autohalterung

Erste zu klärende Frage ist, ob man sein Smartphone hochkant oder quer ins Auto hängen möchte. Für das Querformat scheiden viele Halter nämlich von vornherein aus. Hinzu kommt, dass die meisten Handyhalter in der Praxis nicht so funktionieren, wie es die Produktbeschreibung verspricht.

Etwas außerhalb der Konkurrenz ist der Universalhalter mit Ladevorrichtung von Choetech zu sehen, da dieser noch im Testzeitraum von einer überarbeiteten Version ersetzt wurde. Viele der Kritikpunkte, die wir hier anmerken, wurden dabei gezielt beseitigt. Trotzdem haben wir den "alten" Halter als Beispiel für neuralgische Punkte im Test lassen wollen. Am Beispiel des Urmodells lässt sich, meiner Meinung nach, sehr gut zeigen, worauf man beim Kauf achten sollte.

Ganz korrekt müsste man eigentlich von „sogenannten Handyhaltern“ sprechen, denn den Grund ihres Daseins, das Handy zuverlässig an der vorgesehenen Position zu halten, erfüllen sehr viele nicht. Wenn ein zu schwacher Halter ein quer positioniertes Handy binnen Minuten Richtung hochkant abdreht, ist das angesichts vieler Erfahrungen noch fast als lässliche Sünde zu werten.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten, wie ein Handyhalter im Fahrzeug montiert wird. Die Saugnapf-Halterung ist für die Frontscheibe oder die Oberkante des Instrumententrägers vorgesehen. Für den zweiten Fall liegt in der Regel ein Aufkleber mit einer besonders glatten Oberfläche bei. Ob er sein Cockpit allerdings mit so einem Kleber penetrieren möchte, muss jeder selbst wissen. Für mich und meine Autos kam das nicht infrage.

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Noch verbreiteter als Saugnapf-Montage für Handyhalter ist die Klemmhalterung für die Lüftungsdüsen. Bei manchen Modellen sind sowohl Anbauteile für Saugnapf- als auch Klemmmontage beigelegt. Grundsätzlich ist das Anklemmen an der Lüftungsdüse vorzuziehen. Dort hält der Handyhalter in der Regel fest. Viele Saugnapfhalterungen halten hingegen gar nicht, aber auch die seltenen guten Modelle sind nur zufriedenstellend fest. Eine Montage am Lüftungsgitter kommt aber nicht bei allen Fahrzeugen infrage. Die Klemmmontage funktioniert nur dann gut, wenn das Armaturenbrett ein klassisches Lüftungsgitter mit breiten, stabilen Querstreben aufweist. Bei meinem BMW 3er E46 sind Anordnung und Beschaffenheit der Lüftungsgitter ideal.

Handyhalter Teil 1 (18 Bilder)

Die klassische Handyhaltung findt an der Windschutzscheibe per Saugnapf statt. Wie bei diesem Universal-Handyhalter der Firma Hama.
(Bild: Christian Lorenz)

Mein Alfa Romeo GTV6, Baujahr 1980, hat am linken und rechten Ende des Armaturenbretts zwar Lüftungsrosetten mit sternförmig angeordneten Streben. Das würde nur geringfügig mehr Fummelei bei der Montage bedeuten. Aber in der Mitte des Armaturenbretts finden sich im Mailänder Keil gar keine Lüftungsgitter. Es gibt sie hier nur flach oben auf dem Armaturenbrett für die Scheibenbelüftung. Klemmhalter sind für dieses Fahrzeug also nicht brauchbar. Eine gute Handyhalterung soll zwei widerstreitende Eigenschaften miteinander verbinden.

In Martins Mercedes C-Klasse gab es eine besondere Herausforderung: Die runden Lüftungsdüsen sind horizontal beweglich und nicht darauf ausgelegt, ein so hohes Gewicht sicher zu verankern. Je weiter der Halter das Smartphone von der Lüftungsdüse platziert, desto mehr verschärft sich das Problem - schlicht, weil der Hebel größer wird.

Das Handy soll natürlich fest halten, aber zudem auch schnell, ohne Fummelei und vor allem ohne Abnutzungserscheinungen an Telefon, Halter und vor allem Fahrzeugcockpit entnehmbar sein – und das quasi millionenfach. Überzeugt hat in dieser Hinsicht der magnetische Universal-Smartphone-Halter von Hama. Er ist angenehm unauffällig und kompakt. Das Cockpit des Fahrzeugs wird nicht mit einem unästhetischen Plastikteil verschandelt. Die Handhabung ist genial. Beigelegt ist eine selbstklebende Magnetfolie für die Rückseite des Smartphones.

Ich habe ihn einfach zwischen Handy und Zubehör-Schutzschale gelegt. Der Magnet leistet dann ganz Arbeit. Das Handy hält sowohl quer als auch hochkant fest. Es fiel im Testzeitraum nur ein Mal ab. Getestet wurde mit einem iPhone X in der kompakteren Form. Bei größeren, schwereren Handys wie den iPhone-Plus-Versionen dürfte der Magnethalter aber an seine Haftungsgrenzen kommen.

Einen anderen Ansatz verfolgt Hama bei der „Gravity Pro“-Halterung. Sie nutzt allein das Gewicht des Handys. Mit einem Zieh-Harmonika-System verbundene Halteelemente ziehen sich automatisch zusammen, wenn das Handy hochkant eingelegt wird. Das funktioniert, das Handy lässt sich schnell und problemlos herausnehmen und man braucht keinen Magnetaufkleber. Das macht diesen Halter interessant für Firmenwagen oder in Familien etc. wo nacheinander mehrere verschiedene Handys fixiert werden sollen.

Eine relativ preiswerte Lösung für die Hochkant-Montage am Lüftungsgitter ist der Einstiegs-Halter von Choetech, der zusätzlich induktiv laden kann. Es ist praktischer den USB-Stecker in der Zigarettenanzünderdose ein- und auszustecken. Als ständig am Handy selbst mit dem Ladestecker zu hantieren. Im Alltag nervt der Choetech-Plastikhalter, wie bei seiner Preisklasse leider zu erwarten, mit seiner schlechten Verarbeitung. Irgendwo klemmt immer etwas. Der Mini-USB-Ladestecker an der Rückseite des Halters hielt zunächst gar nicht und erfüllte seinen Zweck erst, nachdem er mit einer Zange aus dem heimischen Werkzeugkasten optimiert worden war.

Sitzt das Handy und der Stecker aber, verrichtet der Choetech seinen Dienst weitgehend zufriedenstellend. Choetech hat für mehr Geld sehr viel Hochwertigeres im Programm und der hier getestete Halter ist mittlerweile auch durch einen besser gearbeiteten Nachfolger ersetzt. Was wir mit dem Choetech-Einstiegs- und Auslaufhalter zeigen wollen: Kaufen Sie auch bei Markenprodukten nicht blind. Je öfter sie den Halter brauchen, um so höher in der Produkthierarchie sollten sie einkaufen. Für den täglichen Gebrauch sollten sie das Geld für die teuren Topmodelle investieren. Sie werden dafür jeden Tag belohnt werden.

Saugnapfhalterungen bieten den theoretischen Vorteil, dass sie keine Schäden bei der Montage oder Entnahme verursachen. Allerdings werden sowohl Handy als Fahrzeuginnenraum ebenso wie das Nervenkostüm des Fahrers strapaziert, wenn der scheinbare Halter einen unsouveränen Abgang macht. Bei der Suche nach einer solchen Halterung ist viel Sorgfalt gefragt, es gilt die ganz wenigen zu finden, die tatsächlich halten. Aber selbst wenn eine Saugnapf-Halterung fest an der Scheibe hält, kann sie sich als untauglich erweisen. Ein langer Teleskoparm wird während der Fahrt das Handy so vibrieren lassen, dass die Bedienung unmöglich wird.

So kann man beim Universal-Halter-Set von Hama mit Saugnapf-Befestigung während der Fahrt nicht einmal einen Anruf verkehrssicher annehmen, da der lange Teleskoparm zu stark vibriert. Das ist insofern schade, als der Hama-Halter zu den wenigen mit einer zuverlässigen Saugnapf-Halterung gehört. Diese lässt sich mit einem Hebel sehr einfach bedienen lässt. Damit ein Saugnapf-Halter halbwegs funktioniert, ist vor jeder Montage die Scheibe an der betreffenden Stelle mit Scheibenreiniger zu säubern und anschließend gründlich trocken zu reiben.

Handyhalter Teil 2 (15 Bilder)

Praktisch ist ein Halter mit Induktivladung, den es, wie das Choetech-Beispiel zeigt, schon für sehr wenig Geld gibt. Für teure Smartphones der neuesten Generation mit integrierten Magneten gibt es speziell zugeschnittene Lösungen, die aber deutlich teurer sind. Grundsätzlich gilt aber: Wer sich ein teures Handy leistet, sollte auch nicht am Halter dafür sparen.

Beim Hama-Universalhalter ist auch eine Befestigung für das Lüftungsgitter beigelegt. Sie erlaubt nur eine Hochkant-Positionierung des Smartphones. Das größere Problem dürften aber die grobschlächtigen Plastikklammern sein. Bei einer Demontage sollte man hier sehr vorsichtig sein und viel Geschick mitbringen. Die Gefahr von hässlichen Beschädigungen am Lüftungsgitter ist sehr groß. Ich gebe zu, nicht zu den filigranen Handarbeitern zu gehören und habe mich deshalb geweigert, meinen BMW dieser Gefahr auszusetzen. Hama zeigt bei der „Gravity Pro“-Halterung und insbesondere der aus hochwertigen Softgummi gefertigten Klammer des Magnethalters, dass bei Handyhaltern gilt: Auch innerhalb einer Marke sollte man nicht zum preiswertesten Produkt greifen.

Eine rundum gelungene Saugnapf-Halterung liefert Belkin mit seiner Universal-Autohalterung. Der Halter von Belkin nimmt das Handy hochkant und im Querformat vibrationsfrei und fest auf. Allenfalls das Ein- und Ausklemmen ist etwas fummelig, weil ein Knopf zum Lösen der Klammern fehlt. Dafür ist eine praktische Öffnung zum Fixieren eines Ladekabels vorhanden. Die Ansaugmontage per Drehknopf und farbiger Anzeige ist intuitiv und hochwertig gemacht. In der Praxis überzeugte die Belkin-Halterung und kann bedenkenlos empfohlen werden. Als Fazit kann man sagen: Ja, Handyhalter sind eine Wissenschaft.

Aber Wissen schafft Sicherheit vor nervenden Enttäuschungen. Es schadet auch nicht, neue Entwicklungen auf dem Handymarkt in die Kaufentscheidung mit einzubeziehen. So gibt es mittlerweile für die iPhone 12-Generation maßgeschneiderte Handyhalter mit Induktionsladung. Je umfassender der Halter auf das eigene Handy abgestimmt ist, desto besser ist es. Und man sollte nicht am Geld sparen. Kaufen Sie keine No-Name-Produkte und nehmen Sie im Zweifel nicht das Einstiegsmodell der Marke. Oder sind es 50 Euro hin oder her wert, sich jeden Tag ärgern zu müssen?

(chlo)