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iPhone-Kaufberatung: Vom 4s bis zum iPhone 7 Plus

Stephan Ehrmann, Johannes Schuster

Das iPhone setzt jedes Jahr neue Maßstäbe und löst auch bei Besitzern anderer Smartphones Haben-wollen-Reflexe aus. Doch die Anschaffung ist kostspielig und nicht jeder braucht sämtliche Features – welches soll man da bloß nehmen? Wir stellen alle jüngeren Modelle einander gegenüber und lassen dabei auch Gebrauchtgeräte nicht außen vor.

Apple selbst bietet derzeit fünf unterschiedliche Modelle in seinen Ladengeschäften und im Online-Store an. Die iPhones 6s und 6s Plus waren vor gerade mal anderthalb Jahren die Topgeräte und werden nun nur wenig verbilligt weiter verkauft. Als Einsteiger-Gerät wird nun nicht mehr ein Vorjahresmodell angeboten, sondern eine Neuentwicklung: Das iPhone SE steckt im Gehäuse von Version 5 und 5s, besitzt aber – vereinfacht gesagt – das Innenleben des 6s. Mit seit Kurzem nicht mehr 16, sondern 32 GByte Speicher kostet es 479 Euro [1]. Die neuesten Varianten, iPhone 7 und iPhone 7 Plus, kamen im September letzten Jahres auf den Markt. In der besten Ausstattung mit 256 GByte Speicher zahlt man für das Plus happige 1119 Euro.

In bestimmten Ländern verkauft Apple in Zusammenarbeit mit lokalen Händlern und Mobilfunkanbietern außerdem das iPhone 6 wieder. In Deutschland gibt es verschiedene Aktionen von Discountern und Supermarktketten, so bietet Aldi Süd das iPhone 6 Plus vorübergehend als Neugerät an.

Das iPhone 4s gibt es gebraucht ab etwa 80 Euro. Bei diesen Preisunterschieden gilt es, genau hinzusehen und die Funktionen und Ausstattungsdetails abzuwägen. Doch selbst alte iPhone-Hasen können kaum alle Funktionen der einzelnen Generationen aus dem Gedächtnis aufsagen: Wann kam Siri, wann der Motion-Coprozessor? Und welche iPhone-Kamera hat wie viele Megapixel? Sie sehen schon, es gibt genügend Gründe, alle iPhones miteinander zu vergleichen.

Dass sämtliche iPhones Multitouch-Displays besitzen und auf ein riesiges Angebot im App Store zugreifen können, weiß jedes Kind. Auch dass die unterschiedlichen Modelle die Sensoren wie Accelerometer (Beschleunigungssensor), Gyroscope (Kreiselinstrument), Proximity (Annäherungssensor), Ambient light (Umgebungslicht), Digital Compass (Kompass und GPS) mitbringen, hat sich herumgesprochen. Zusätzliche, die nur neuere Modelle mitbringen, beschreiben wir im Folgenden etwas genauer.

Jede iPhone-Generation bekam einen mächtigeren Prozessor und eine verbesserte GPU (Graphics Processing Unit), die in einem SOC (System-on-Chip) zusammen mit anderen Modulen kombiniert sind. Im iPhone 4s residiert der Apple A5, der aktuelle im 7 und 7 Plus heißt Apple A10 Fusion. Jedes Gerät ist schneller als sein Vorgänger. Ab dem iPhone 5s brauchen Sie sich beim Kauf keine großen Gedanken um die Performance zu machen. Alle Modelle der letzten vier Jahre sind schnell genug für die üblichen Aufgaben.

iPhone-Kaufberatung (0 Bilder) [2]

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Auf dem iPhone 4s laufen iOS 8 und 9 allerdings etwas langsamer als etwa iOS 7. Man sollte hier gut abwägen, ob man die Betriebssystem-Updates mitmacht. Generell empfehlen wir das, weil sie auch immer Sicherheitslücken stopfen. Ab dem iPhone 5 bemerkt man kaum noch Performance-Unterschiede zwischen den iOS-Versionen, Sie können also guten Gewissens updaten. Erst ab dem iPhone 5 lässt sich das aktuelle iOS 10 aufspielen. iPhone 5 und iPhone 5c setzen allerdings noch auf einen 32-Bit-Prozessor, bestimmte Funktionen wie die Gesichtserkennung in Fotos, der Nachtmodus und Safari-Werbeblocker bleiben diesen Modellen vorenthalten – auch manche neue Apps wie etwa Apples Clips funktioniert nicht auf diesen Geräten. iOS 11 wird wohl auf dem iPhone 5 und 5c nicht mehr laufen [4], sondern mindestens ein iPhone 5s mit 64-Bit-Chip erfordern.

Wenn Sie ein älteres Gerät besitzen oder zu kaufen beabsichtigen, sollten Sie sich mit der Laufzeit des Akkus beschäftigen. Die unterscheidet sich zwischen den Generationen kaum, und die Werte, die Apple bei der Vorstellung der Modelle versprach, stimmten stets oder wurden sogar von den tatsächlichen noch übertroffen. Akkus altern jedoch, sobald sie zwei Jahre oder mehr im Gebrauch waren; die Laufzeit leidet darunter spürbar. Ein iPhone 4s oder 5 kann also schon nach wenigen Stunden erschöpft sein, statt bei fleißiger Nutzung den ganzen Tag durchzuhalten.

Bei Apple kostet der Austausch des iPhone-Akkus 101,10 Euro inklusive Versand [5], diese Investition lohnt sich bei jüngeren iPhone-Generationen. Günstiger sind Internet-Händler, doch offerieren sie keine Original-Apple-Akkus. Ein Test von Mac & i hat ergeben, dass schlechte Neu-Akkus oft genauso schnell schlapp machen wie alte Apple-Akkus. Außerdem muss man schon ein versierter Elektronikbastler sein, um sie so einzusetzen, dass nichts kaputtgeht. Sogenannte iPhone-Doktoren helfen hier womöglich aus.

Eine Sache noch, ehe wir zu den Modellen kommen: Von einem Jailbreak raten wir ab. Sie eröffnen sich damit zwar Zugang zu einigen wenigen Funktionen, die Apple verbietet, gehen aber ein großes Risiko ein, Schadsoftware in einem der alternativen App Stores untergejubelt zu bekommen. Beinahe alle erfolgreichen Malware-Attacken beruhen auf Jailbreaks.

Tipp: Dieser Artikel ist so aufgebaut, dass wir uns bei jedem Modell auf die Neuerungen und Änderungen konzentrieren. Wenn Sie in der Mitte einsteigen und Erklärungen zu bestimmten Features eines Gerätes nicht beschrieben finden, blättern Sie bitte zu dem iPhone zurück, bei dem es eingeführt wurde.

Apple nannte das im Oktober 2011 eingeführte Gerät zunächst iPhone 4S, mit großem S. Erst zwei Jahre später, als das iPhone 5s auf den Markt kam, beschloss das Unternehmen, das S fürderhin auch bei der vierten Generation klein zu schreiben.

Mit seinem charakteristischen, kantigen Gehäuse ist das iPhone 4s bis heute der Liebling vieler Apple-Fans. Es passt in jede noch so kleine Hosentasche und lässt sich auch mit einer Hand problemlos bedienen. Schwachpunkt ist die gläserne Rückseite, die leicht zerkratzt oder gar bricht. Ohne Cover sollte man das Gerät nicht einsetzen. Das gilt aber übrigens für jedes iPhone – bis heute.

Von seinem Vorgänger, dem iPhone 4, kann man das 4s nur mit geübtem Blick unterscheiden, und zwar an den beiden schwarzen Linien an der Außenkante, links und rechts oben (siehe Bildergalerie am Anfang des Artikels). Sie unterteilen den Metallrahmen in vier Segmente, während der des iPhone 4 aus dreien besteht. Apple hat beim 4s eine zusätzliche Mobilfunkantenne eingebaut, um dem „Antenna Gate“ zu begegnen: Überbrückt man beim iPhone 4 durch eine bestimmte Handhaltung die Antenne für Bluetooth, WLAN und GPS im linken Gehäuserahmen mit der für Mobilfunk im rechten, geht die Empfangsqualität in den Keller (per Hülle oder Bumper leicht zu umgehen). Das iPhone 4s kann je nach Bedarf zwischen beiden Mobilfunkantennen umschalten und immer die mit den jeweils besseren Bedingungen benutzen. Mehr als 14,4 MBit/s beim Download und 5,8 MBit/s beim Upload sind dem 4s aber nicht zu entlocken (UMTS respektive 3G).

Das Display hat wie schon zuvor das iPhone 4 die Retina-Auflösung (326 dpi), man kann also mit bloßem Auge keine Pixelstrukturen mehr erkennen. Der A5-Prozessor ist der gleiche, der auch im iPad 2 arbeitet, dort aber schneller getaktet wird. Die Performance war damals, Ende 2011, ein Traum für jeden Mobiltelefonbesitzer. Heutige Apps kriechen aber bisweilen nur noch darauf, und iOS 9 macht es nicht besser: Komfort hat nun mal seinen Preis. Auch der Grafikchip kann mit seinen Nachfahren nicht mehr annähernd mithalten. Wer unterwegs keine modernen 3D-Spiele zocken möchte, kommt darüber aber hinweg. Schmerzvoller ist da schon die recht knappe RAM-Ausstattung von 512 MByte. Zum Vergleich: Die aktuelle iPhone-Generation 6s und 6s Plus hat viermal so viel. Es kann schon mal passieren, dass Apps auf dem 4s abschmieren, weil sie mehr verlangen, oder gar nicht erst starten. Manche lassen sich nur zäh bedienen.

Dank der Bluetooth-4.0-Unterstützung verbindet sich das iPhone 4s mit allen gängigen Geräten. Auch in den Freisprecheinrichtungen von Autos verrichtet es nach wie vor tapfer seinen Dienst. Die Frontkamera gibt bei Facetime-Telefonaten und Selfies keine sonderlich gute Figur ab; die Fotos und Videos der Rückkamera können sich aber weiterhin sehen lassen. Sie hat immerhin schon einen 8-Megapixel-Sensor und eine ordentliche Optik mit fünf Linsen, aber eine schwache Blitz-LED. Im Dunkeln sollte man daher nicht unbedingt fotografieren. Je nach Motiv geraten Bilder farbstichig. Videos werden immerhin schon mit Full-HD-Auflösung (1080p) aufgezeichnet und mit Hilfe des im 4s erstmals implementierten digitalen Bildstabilisators schon brauchbar entwackelt.

Das iPhone 4S gab es in schwarz und weiß. Es brachte als erstes iPhone Siri mit.

Das iPhone 4s war das erste Apple-Gerät, das AirPlay Mirroring unterstützte, und das erste mit Sprachsteuerung – Siri war auch Namenspatron für das S. Da die Verarbeitung der Kommandos auf Apples Servern in der Cloud erfolgt, gelingt sie auf dem 4s heute genauso gut wie auf aktuellen Geräten, vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmen. Damals waren etwa die Rauschfilter noch nicht so ausgefeilt. Anno 2011 funktionierte noch keine Sprachnavigation in der Karten-App, heute alles kein Problem mehr.

Als problematisch kann sich aber der WLAN- und Bluetooth-Chip im iPhone 4s erweisen, dessen Lötstellen sich nach längerer thermischer Belastung in manchen Geräten lösen. Als Folge brechen Verbindungen bisweilen ab. Apple gestand das Problem seinerzeit ein und tauschte betroffene Geräte aus; einige Besitzer beschwerten sich aber auch danach noch über Schwierigkeiten.

Weiteres Manko des 4s: Der 30-polige Dock-Connector ist veraltet, weil sich die Peripheriehersteller seit Jahren auf den Nachfolger Lightning konzentrieren. Man bekommt Ladekabel, Sound-Docks und so weiter zwar weiterhin, zumindest gebraucht. Ob man aber noch viel Geld für ein Gerät mit einem längst abgelösten Standard ausgeben sollte, ist fraglich.

iOS 9 war die letzte große Betriebssystem-Version für das iPhone 4s. Sicherheits-Updates gibt es dafür nicht mehr. Immerhin: Die meisten Apps werden eine Zeit lang weiterhin laufen. Wenn Sie ein zukunftssicheres Smartphone suchen, sind Sie mit einer jüngeren Generation aber besser beraten.

Als Apple das iPhone 5 einführte, regten sich viele Anwender über den damals neuen Lightning-Anschluss auf, weil ihre Peripherie für den 30-poligen Dock Connector nur mit Hilfe eines Adapters passte – und Apple den nicht mitlieferte. Die Kritik ist längst verstummt, zumal Lightning mehrere Vorteile mitbrachte: Die wesentlich kleinere Buchse erlaubte ein deutlich dünneres iPhone-Gehäuse und man muss nicht mehr darauf achten, den Stecker beim Einstöpseln richtig herum zu halten. Der enthält nun einen aktiven Controller-Chip, den das Betriebssystem abfragt. Entspricht er nicht der Apple-Zertifizierung "Made For iPhone" (MFi), weigert sich iOS, die Peripherie oder auch das Ladekabel anzuerkennen. Entsprechend misstrauisch sollte man Billigangeboten begegnen.

Das überarbeitete Gehäuse des iPhone 5 ist nicht nur beinahe 2 Millimeter dünner, sondern auch 8,6 Millimeter länger und dabei gleich breit wie das iPhone 4s. Die Rückseite wird nicht mehr wie beim 4s aus Glas gefertigt, sondern aus gebürstetem Aluminium. Das Material hat Apple beim schwarzen Modell mit einem Lack überzogen, der bei den ersten Generationen recht anfällig für Kratzer und Macken an den Kanten war. Spätere Modelle waren weniger empfindlich, ebenso wie das weiße iPhone 5.

Das größere Gehäuse war nötig geworden, weil Apple erstmals bei einem iPhone ein 4-Zoll-Display einsetzte. Seit der Fünfer-Generation zeigt es 176 Pixel mehr in der Vertikalen an. Im Homescreen entspricht das einer zusätzlichen Icon-Reihe. Es dauerte seinerzeit etwas, bis die Entwickler ihre Apps angepasst hatten, doch heute findet man kaum noch eine, die einen schwarzen Rand um ihre Inhalte lässt. Die allermeisten Dienstprogramme, Anwendungs-Apps und Spiele wissen das Mehrangebot an Platz sinnvoll zu nutzen.

Mit dem iPhone 5 führte Apple auch die Nano-SIM-Karte ein, die sich rasch im Markt durchsetzte, und versetzte den Sound-Ausgang vom oberen an den unteren Gehäuserand. Die Earpods ersetzten die einfachen Ohrhörer. Sie sitzen bei den meisten – aber nicht allen – Menschen bequemer und klingen deutlich besser. In einem Vergleichstest von Mac & i schnitten sie genauso gut oder gar besser ab als Ohrhörer von anderen Herstellern für zum Teil mehr Geld (siehe Mac & i Heft 11/2013, S. 50 [6]). Obwohl die speziell geformten Kunststoffhörer den Gehörgang nicht luftdicht abschließen, liefern sie bei den meisten Menschen ein überraschend ausgewogenes Klangbild. Ein Schalter am rechten Hörerkabel aktiviert das Mikrofon und erlaubt die Steuerung von Wiedergabe und Lautstärke. Tipp: Er löst auch ein Foto aus, wenn die Kamera-App geöffnet ist. Die Earpods gehören bis heute zum Lieferumfang neuer iPhones.

Der A6-Prozessor zeigt sich nicht nur in Benchmark-Tests deutlich schneller als der A5 im Vorgänger, sondern man spürt den Unterschied auch selbst. Apps starten doppelt so schnell, der Kaltstart geht deutlich flotter vonstatten. Im iPhone 5 finden sich erstmals 1 GByte RAM. Der Akku hält im Alltag allerdings weniger lang durch als der im iPhone 4s – je nach Anwendungsszenario beträgt der Unterschied bis zu 20 Prozent.

Das iPhone 5 ist größer, aber trotzdem leichter und dünner als sein Vorgänger.

Die Frontkamera legte gegenüber der im 4s deutlich an Auflösungsvermögen und Darstellungsqualität zu, eignet sich aber nur für Facetime-Telefonate. Selfies, damals noch nicht in Mode, geraten mit 1280 mal 960 Pixeln recht grob. Zu der Kamera auf der Rückseite sind nominell ähnliche Werte (8-MPixel-Fotos, 1080p-Videoaufnahme) angegeben, sie kommt aber mit schlechten Lichtverhältnissen besser zurecht als die im iPhone 4s und beherrscht als erste iPhone-Kamera Panoramafotos.

Zusammen mit dem iPad 4 und dem iPad mini war das iPhone 5 das erste Apple-Gerät, das Daten im schnellen LTE-Mobilfunknetz übertragen konnte. Es unterstützt allerdings nur das 1800-MHz-Band, das in Deutschland zunächst nur die Telekom anbot. Inzwischen gibt es auch Provider im O2-Netz, welche die Frequenz nutzen.

Das iPhone 5 ist bis heute, vier Jahre nach Erscheinen, ein Handy, mit dem man sich nicht zu schämen braucht. Es führt so gut wie alle Apps aus, ist auch mit iOS 10 schnell genug und hat eine ordentliche Kamera. Die LTE-Einschränkung nervt nur Kunden von Providern mit O2- oder Vodafone-Netz. Mit dem iPhone 5 kann man sogar die Apple Watch betreiben.

Das einzige Smartphone, das Apple bislang in fünf unterschiedlich farbigen Gehäusevarianten aus Kunststoff gefertigt hat (das c steht für Color), entspricht technisch weitgehend dem iPhone 5. Diesem voraus hat es einen etwas schneller getakteten A6-Prozessor, den stromsparenden Bluetooth-Standard 4.0 LE, eine bessere LTE-Unterstützung (siehe iPhone 5s) und die bessere Kamera. Dafür ist das iPhone 5c auch etwas schwerer, dicker und breiter als das 5. Sein Gehäuse ist an den Kanten rundlich geformt und fasst sich für manchen Geschmack angenehmer an als das iPhone 5. Hüllen muss man explizit fürs 5c ordern, sonst passen sie nicht.

Bisweilen findet man das iPhone 5c mit 8 GByte Kapazität bei eBay & Co., der geringsten Speicherausstattung, die Apple je bei Smartphones angeboten hat. Um solche Angebote sollten Sie einen weiten Bogen machen. Selbst bei 16 GByte Speicher sollten Sie vorsichtig sein, denn nicht nur Fotos, Videos und Apps verschlingen diese schnell, sondern auch das Betriebssystem selbst bettet sich natürlich dort ein. Wir empfehlen mindestens 32 GByte.

Beim iPhone 5c und seinen Hüllen hat Apple mit den Farben experimentiert.

Man muss die Form und die Farben mögen, sie finden aber ihre Fans, bis heute. Apple hat die Nachfrage überschätzt, was mit daran liegen könnte, dass das 5c anders als damals von vielen erhofft kein Billig-iPhone war. Es kostete nur 100 Euro weniger als der gleichzeitig vorgestellte große Bruder.

Wie schon das 4s war das iPhone 5s eine in mehreren Details verbesserte Variante seines Vorgängers. Das wichtigste davon war der von Apple erstmals eingesetzte, in den Home-Button integrierte Touch-ID-Sensor. Das Gerät speichert bis zu fünf vektorisierte Fingerabdrücke in der „Secure Enclave“ (aber nicht bei Apple), sodass man den Sicherheits-Code nur nach einem Neustart des Geräts oder 48 Stunden Nichtbenutzung eingeben muss. Danach genügt es, den Finger aufzulegen, um das Gerät zu entsperren oder einen Einkauf im App Store zu bewilligen.

Beides ist optional und lässt sich jederzeit in den Einstellungen deaktivieren. Der Sensor arbeitet kapazitiv mit einer Auflösung von 500 dpi, scannt aber nicht nur die Hautschicht an der Oberfläche ab, sondern blickt mit Hilfe eines Hochfrequenzverfahrens unter die Haut und überprüft so, ob der Finger einer lebendigen Person gehört. Die Technik dazu stammt vom Biometrie-Spezialisten AuthenTec, den Apple im Juli 2012 gekauft hatte.

Die Erkennung funktioniert in der Praxis sehr gut und dauert nicht länger als eine Sekunde: Ein Druck auf den Homebutton schaltet wie gewohnt das Display an; danach reicht es, für einen kurzen Moment den Finger liegen zu lassen, um das Gerät zu entsperren. Den Finger kann man in beliebiger Richtung auflegen. Nur bei extremen Winkeln verweigert Touch ID seinen Dienst: Eine Fingerkuppe reicht zur Identifikation erwartungsgemäß nicht aus. Abgesehen davon erweist sich der kapazitive Sensor in der Praxis als sehr präzise und erkennungsfreudig. Lediglich bei feuchten oder frisch eingecremten Fingern sowie verschmiertem Knopf versagt er.

Hacker haben Touch ID seinerzeit kurz nach Markteinführung überlistet, indem sie aus Latex einen nachgemachten Fingerabdruck herstellten und diesen über einen echten Finger stülpten. Dennoch ist das Verfahren sicherer als ein vierstelliger Code und bequemer als ein längerer Code. Auch App-Entwickler dürfen es verwenden, um die Authentifizierung des Benutzers zu vereinfachen.

Gegenüber dem iPhone 5 kam obendrein ein Motion-Coprozessor namens M7 hinzu, der die Bewegungsdaten sammelt und auswertet, welche Beschleunigungssensor, Gyrosensor und Kompass liefern. Als spezialisierter Chip erledigt er das wesentlich energieeffizienter als der Hauptprozessor, sodass er ständig im Hintergrund aktiv bleibt und etwa die vom Nutzer zurückgelegten Schritte zählt. Die Auswertung erfolgt durch Apps. Das System nutzt den M7 ebenfalls, um zu ermitteln, ob sich das iPhone gerade „am Mann“ befindet oder vielleicht länger irgendwo herumliegt, beispielsweise im Schrank des Fitnessstudios, wo es weniger WLAN- und Mobilfunkverbindungen benötigt. Das spart etwas Strom.

Die Frontkamera arbeitet zwar mit der gleichen Auflösung wie die der Vorgänger-Generation und nimmt 720p-Videos auf. Apple hat dem 5c und dem 5s jedoch einen neuen Sensor mit rückwärtiger Belichtung spendiert, sodass sowohl Fotos als auch Videos deutlich klarer und heller erscheinen als bisher.

Das iPhone 5s ließ sich erstmals dank Touch ID mit einem Finger entsperren.

Auch die Kamera auf der Rückseite des iPhone 5s haben die Ingenieure verbessert. Auf der Hardware-Seite sind das eine größere Blende – f/2,2 statt f/2,4 – und größere Pixel: 1,5 statt 1,4 µm. Bei schlechten Lichtverhältnissen knipst das iPhone 5s automatisch gleich vier Bilder und fügt sie zu einem Foto zusammen. Dank A7-Prozessor ist dabei kaum eine Verzögerung zu bemerken. Fotos, die bei schwacher Beleuchtung (1 Lux) aufgenommen wurden, zeigten im Test damals zwar wenig ausgeprägte Farben, aber allemal akzeptable Kontraste und eine mehr als brauchbare Detailzeichnung, auch wenn ein erkennbares Rauschen den Bildeindruck trübte.

Eine weitere Neuerung des 5s war der adaptive Doppelblitz, der seine Farbtemperatur der Umgebung anpasst. Er setzt sich aus zwei Blitz-LEDs zusammen, einer weißen und einer bernsteinfarbenen. Vor dem Auslösen misst das iPhone die Farbtemperatur des Umgebungslichts und lässt dann die LEDs im entsprechenden Verhältnis strahlen. Im Mac & i-Labor bestätigte sich seinerzeit, dass der Blitz seine Farbtemperatur von etwa 3200 bis 4700 Kelvin variiert. So wirken etwa bei normalem Glühlampenlicht aufgenommene Fotos viel natürlicher als mit anderen Blitzen. Rotstichige Lichtverhältnisse hellt er beispielsweise mit 3200 Kelvin auf, statt das Motiv voll auszuleuchten. Das Resultat wirkt dadurch lebendiger und natürlicher. Die ausgeklügelte Technik hat allerdings ihren Preis: Bei absoluter Dunkelheit kann es mehrere Sekunden dauern, bis ein Foto im Kasten ist.

Ebenfalls neu ist die Zeitlupen-Funktion "Slo-Mo". In diesem Modus filmt das iPhone 5s nicht mit den üblichen 30 Bildern, sondern mit 120 Bildern pro Sekunde. Es erfasst also viermal so viele Bewegungsdetails. Das geht allerdings zu Lasten der Qualität: Zeitlupenvideos werden nur in 720p statt wie sonst in 1080p Auflösung abgelegt. Witziges Detail: Nach der Aufnahme kann der Benutzer den in Zeitlupe wiedergegebenen Bereich mit Reglern verändern und so etwa eine Artistin in normaler Abspielgeschwindigkeit ihre Keulen durch die Luft jonglieren, dann einen beeindruckenden Trick in Zeitlupe vorführen und danach wieder normal schnell weiterjonglieren lassen. Das Original bleibt editierbar auf dem iPhone liegen – erst beim Export wird der Effekt in den Film hineingerechnet.

Auf Software-Seite kam außerdem der sogenannte Burst-Modus hinzu, der fortlaufend zehn Bilder pro Sekunde knipst, bis zu 100 Sekunden lang, und davon das beste markiert. Bei der Auswahl spielen mehrere Parameter eine Rolle, etwa die Schärfe, die Bildkomposition und das Motiv selbst, etwa die Frage, ob die abgelichtete Person ihre Augen geöffnet hat. Leider klappt das nicht immer einwandfrei.

Der A7-Prozessor ist wiederum rund doppelt so schnell wie sein Vorgänger A6 im iPhone 5; iOS selbst und die Apps darauf starten noch einmal flotter; Webseiten laden schneller. Der A7 rechnet erstmals mit 64 Bit und kann dadurch mehr Speicher adressieren. Seine integrierte Grafikeinheit unterstützt als erste in einem iOS-Gerät die 3D-Schnittstelle Metal.

Den Wettbewerbsvorteil für die Deutsche Telekom hat Apple mit dem 5s beendet; es erlaubt auch Kunden von E-Plus/O2 oder Vodafone, im schnellen LTE-Netz mit bis zu 100 MBit/s zu surfen. Außer dem 1800-MHz-Band unterstützt es auch die Frequenzen um 800 und 2600 MHz. Beim Kauf von Geräten im oder aus dem Ausland ist allerdings Vorsicht geboten: Apple hat fünf unterschiedliche Modem-Chips verwendet. Um sicherzugehen, dass Sie nicht einem Angebot aufsitzen, das genau in Deutschland kein schnelles Surfen erlaubt, sollten Sie dessen Seriennummer mit Listen im Internet abgleichen.

Die Akkuleistung des iPhone 5s hat gegenüber dem iPhone 5 etwas zugelegt. Insgesamt ist das Gerät in Sachen Ausstattung und Leistung nach wie vor eine gute Wahl – und dem 5c deutlich überlegen. Viele Nutzer bevorzugen es aufgrund seines etwas kleineren Gehäuses gegenüber den 6er- und 7er-Generationen.

Jahrelang galt bei Apple das iPhone-4-Maß als Optimum. Ein größeres Gerät hatte sich der ehemalige Vorstandschef Steve Jobs stets verbeten. Als Resultat griffen viele Interessenten zu einem Smartphone der Konkurrenz. Spät – aber nicht zu spät – berichtigte Jobs’ Nachfolger Tim Cook den Fehler: Im Oktober 2014 stellte Apple die deutlich größeren iPhones der 6er-Generation vor. Millionen Android-Nutzer stiegen (wieder) um.

Das deutlich größere Gehäuse weist ähnlich wie einst das iPhone 3GS abgerundete Kanten auf und liegt für viele Besitzer angenehmer in der Hand als die 4er- und 5er-iPhones. Es ist ebenfalls aus Aluminium gefertigt, in welches das abgerundete Displayglas nahtlos übergeht.

Das iPhone 6 [7] ist beinahe einen Millimeter dünner als das 5s. Mit diesem Stichwort wären wir beim „Bendgate“, auch wenn die meisten Fälle im Zusammenhang mit dem 6 Plus bekannt wurden. Bei einem Redaktionsgerät hatten wir selbst schon einmal das Problem, dass das Display aus unerfindlichem Grund plötzlich hörbar knackte und danach einen hässlichen Riss zeigte. An der Genius Bar im Apple Store stellte sich heraus, dass das Gehäuse – kaum sichtbar – verbogen war. Der Apple-Mitarbeiter konstatierte, das iPhone 6 sei sonst in einem hervorragenden Zustand und tauschte es kostenlos gegen ein neues aus, sagte aber dazu, dass sich das Unternehmen nicht in jedem Fall so kulant verhalte. Wer ein Gerät in schlechtem Zustand oder außerhalb der Gewährleitung bringt, muss den Ersatz selbst bezahlen (ab 160 Euro). Eine Spätfolge [8] des Durchbiegens kann sein, dass der Bildschirm flackert und sich nicht mehr bedienen lässt.

Um hier aber keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das iPhone 6 ist nicht etwa zu dünn. Andere Smartphones verbiegen auch schon mal. Wenn Sie es normal behandeln, wird es Jahre halten. Sicherer geht, wer ein stabiles Cover anlegt.

Das iPhone 6 ist gerade noch mit einer (größeren) Hand bedienbar. Wer Schwierigkeiten hat, mit dem Daumen die Icon-Reihe oder Inhalte am oberen Bildschirmrand zu erreichen, berührt zwei Mal leicht den Home-Button, dann verschiebt iOS die obere Displayhälfte nach unten, bis man dort etwas auswählt. Anschließend rutscht alles wieder zurück.

Das Display misst 4,7 Zoll und stellt 1334 mal 750 Pixel bei 326 dpi dar, also noch mal deutlich mehr Bildpunkte als das 5s bei gleicher Auflösung. Damit Apps diese Fläche nutzen können, müssen sie von ihren Entwicklern darauf vorbereitet werden (im App Store anfangs am Hinweis "Optimiert für iPhone 6" zu erkennen).

Die abgerundeten Kanten kehrten mit dem iPhone 6 zurück.

Die Bildschirmtastatur zeigt auf dem iPhone 6 im Querformat einige zusätzliche Tasten an, etwa für Rückgängig, Cursor links/rechts oder Komma und Punkt. Gewöhnungsbedürftig ist allerdings, dass iOS nach wie vor beim Drehen des Gerätes die Tasten für Zahlen und Sonderzeichen sowie den Tastaturumschalter vertauscht. Das provoziert Fehler, wenn man sich antrainiert hat, stets unten links zur Zahlenansicht zu wechseln, ohne genau hinzusehen.

Obwohl die Kamera auf der Rückseite nominell mit der gleichen Technik fotografiert wie die des iPhone 5s (8 MPixel Auflösung, 5-Linsen-System, f/2,2 Blende), geraten die Bilder deutlich besser. Dazu trägt der weiterentwickelte Autofokus bei, der das Motiv rasend schnell scharf stellt, selbst bei kontrastarmer Umgebung. Auch wenn die Abdeckung aus Saphir extrem kratzfest ist, stört viele, dass das Objektiv leicht aus dem Gehäuse ragt. Eine iPhone-Hülle kompensiert die unterschiedlichen Dicken.

Der Slo-Mo-Modus der Kamera-App verarbeitet 240 Bilder pro Sekunde statt wie bisher 120. Er fertigt zwar weiterhin nur 720p-Videos an, doch die Zeitlupenaufnahmen bestechen durch eine Detailtreue, wie man sie von einem Amateurgerät nicht erwarten würde. Der Ton läuft hierbei ebenfalls verlangsamt ab. Zu den weiteren Verbesserungen gehört eine schnellere Gesichtserkennung sowie der Panorama-Modus, der Bilder mit einer Auflösung von bis zu 43 Megapixeln aufnimmt.

Der frontseitigen FaceTime-Kamera hat Apple im iPhone 6 einen neuen Sensor und eine neue Optik spendiert, die mit f/2,2-Blende statt den bisherigen f/2,4 mehr Licht durchlässt. Unterm Strich führt das zu natürlicher wirkenden Farben und zu weniger verrauschten Bildern, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen. Damit sehen nicht nur Videotelefonate in einer abendlich ausgeleuchteten Wohnung besser aus, sondern auch Selfies, die zudem im Burst-Modus mit zehn Bildern pro Sekunde aufgenommen werden können.

Im größeren Gehäuse steckt abermals ein größerer Akku, doch der hat alle Hände voll zu tun, das stromhungrige Display zu versorgen. Bei gewöhnlicher Nutzung muss das Gerät daher abends an die Steckdose, wie seine Vorgänger auch.

Der Prozessor, man braucht es kaum zu erwähnen, ist wiederum schneller als im Gerät aus dem Vorjahr. Auch seine Grafikleistung hat zugelegt, sie geht aber meist für die höhere Auflösung des Displays drauf. Der Motion-Coprozessor M8 enthält neben dem Schrittzähler nun auch ein Barometer, das Höhenunterschiede ermittelt und mit dessen Hilfe das System beispielsweise erkennt, wenn der Besitzer Treppenstufen geht. Das würdigt denn auch Apples Health-App. Schneller bewegt sich das iPhone 6 auch im WLAN und im Mobilfunknetz (LTE Advanced, siehe Tabelle am Ende des Artikels).

Premiere feierte im iPhone 6 die Nahfunk-Technik NFC, die sich im Moment nur für das mobile Bezahlsystem Apple Pay nutzen lässt. Wann es in Deutschland startet, verrät Apple noch nicht, lange dürfte es nicht mehr dauern. Die Bezahlfunktion ist an den Fingerabdrucksensor gebunden: Touch ID arbeitet im iPhone 6 schneller und zuverlässiger als im 5s. Brachten Letzteres feuchte Finger aus dem Tritt, stört sich der neuere Sensor daran nur selten.

Sensible Daten wie die in einzigartige Geräte-Kontonummern umgewandelten Kreditkartendaten liegen verschlüsselt im "Secure Element". Zusammen mit der Secure Enclave gewährleistet es sichere Transaktionen elektronischer Bezahlvorgänge – wenn sie denn auch hierzulande mal funktionieren.

Die Topvariante der iPhone-6-Modelle gab es erstmals mit 128 GByte Speicher. Wer stets seine ganze Musikbibliothek oder viele Blockbuster mit sich herumträgt, wird sich darüber freuen. Etwas seltsam mutete Apples Entscheidung an, das Einstiegsgerät auch wieder nur mit 16 GByte zu verkaufen, aber keine Variante mit 32 GByte mehr. Zwischenzeitlich konnte man bei Apple nur noch Neugeräte mit 16 oder 64 GByte kaufen. Seit September 2016 gibt es das Modell nicht mehr bei Apple. Inzwischen wird das iPhone 6 in einigen Ländern aber wieder angeboten – in einer neuen 32-GByte-Version [9].

Der wesentliche Unterschied zum "kleinen" iPhone 6 [10] fällt sofort ins Auge: Das Plus ist noch einmal eine ganze Ecke größer, 2 cm in der Länge, 1 cm in der Breite und 0,2 mm in der Dicke. Sein Display misst in der Diagonalen 5,5 Zoll und zeigt 1920 mal 1080 Pixel bei 401 dpi an – Apple nennt das "Retina HD". Nachteil: Apps, die nicht dafür optimiert sind, werden verwaschen dargestellt, weil das iPhone 6 (Plus) die Inhalte hochskaliert.

Tipp: Wenn Sie kurzsichtig sind oder Ihnen die Darstellung zu fein ist, können Sie die gesamte iOS-Oberfläche vergrößert darstellen lassen, indem Sie in den Einstellungen unter "Anzeige & Helligkeit/Anzeigezoom/Anzeige" auf "Vergrößert" schalten.

Dreht man das Gerät, rotiert der Homescreen mit. Anders als bei den iPads dreht sich allerdings auch das Icon-Dock mit an den rechten Rand, was anfangs irritiert.

Das 6 Plus ist aufgrund seiner Größe noch etwas anfälliger für böswilliges Verbiegen (Bendgate, siehe iPhone 6), wir haben es aber noch nicht erlebt, dass es sich einfach nur in der Hosentasche verbiegt, wie von manchen Besitzern und aufmerksamkeitsheischenden Medien behauptet. Auch hier: Wer glaubhaft versichert, das Gerät bedient zu haben wie von Apple vorgesehen, also keinen Unfug damit getrieben zu haben, kann in der Garantiezeit auf ein Ersatzgerät hoffen.

Die Innereien entsprechen ansonsten weitestgehend denen des iPhone 6 – mit zwei Ausnahmen. Erstens: Die Kamera hat einen optischen Bildstabilisator für Fotos, der vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen bessere Bilder ermöglicht. Zweitens: Der Akku besitzt mehr Kapazität als beim 6, sodass das 6 Plus bei normaler Nutzung nur alle zwei Tage an die Steckdose muss. Am iPad-Netzteil lädt es übrigens schneller auf als am mitgelieferten iPhone-Netzteil.

Der Homescreen passt sich beim iPhone 6 Plus an, wenn man es dreht.

Das iPhone 6 Plus ist nur von Menschen mit Schaufelbaggerhänden einhändig zu bedienen; alle anderen brauchen zwei Hände. Es handelt sich um kein klassisches Smartphone mehr, sondern um ein Phablet – das ist ein Kunstwort aus Phone und Tablet. Der Unterschied zum iPad mini ist nicht mehr sonderlich groß.

Das Plus passt kaum noch in die Hosentasche und ist vielen iPhone-Fans für den mobilen Einsatz schlicht zu groß. Probieren Sie es unbedingt aus, ehe Sie sich eines kaufen.

Im September 2015 eines von zwei Spitzenklassemodellen in Apples Sortiment, ist das iPhone 6s [11] wiederum eine ganze Ecke besser als das iPhone 6. Den Unterschied zwischen beiden erkennt man nur auf der Rückseite: Das neue hat ein „S“ aufgedruckt. Größe und Display-Auflösung sind unverändert geblieben, erstmals kam als Farbe Roségold hinzu. Anfangs gab es Modelle mit 16, 64 oder 128 GByte Speicherkapazität. Aktuell verkauft Apple das iPhone 6s noch mit 32 GByte (649 Euro) und mit 128 GByte (759 Euro).

Das Gehäuse wird erstmals aus dem 7000er-Aluminium gefertigt, dem gleichen Material, aus dem auch die Apple Watch Sport besteht. Das Blech ist obendrein an einigen Stellen etwas dicker und das 6s damit etwas verwindungssteifer als das iPhone 6. Freilich dauerte es nicht lange, bis die ersten Witzbolde es dennoch wieder vor laufender Kamera mit roher Gewalt verbogen, um Klicks für ihren Youtube-Channel zu sammeln. Für normale Nutzung ist das Gerät aber locker stabil genug.

Das iPhone 6s ist etwas schwerer als das 6. Gut 30 Gramm gehen auf das Konto zweier gänzlich neuer Features. Das eine, Apple nennt es 3D Touch, erlaubt ähnlich wie bei der Watch bestimmte Abkürzungen und Aktionen bei stärkerem Druck auf den Bildschirm. Möglich wird dies durch eine zusätzliche Schicht mit kapazitiven Sensoren unter dem Retina-Display, die den Anpressdruck der Finger in feinsten Abstufungen messen.

Das andere Feature, die Taptic Engine, hat Apple ebenfalls von der Watch übernommen: Eine Art Miniatur-Schrittmotor gibt haptisches Feedback in Form von Vibrieren oder Klopfen, abhängig von bestimmten Situationen. Apple kombiniert beide zu einer neuen Dimension in der Touch-Steuerung, die für die Zukunft der App-Bedienung mindestens so bedeutend sein könnte wie seinerzeit der Multitouch.

Ein wesentliches Element von 3D Touch sind die sogenannten Quick Actions. Dabei handelt es sich um kontextsensitive Handlungen, die erscheinen, wenn man stärker – nicht länger – etwa auf ein Icon auf dem Home Screen drückt. Dann klopft die Taptic Engine leicht gegen das Display, der restliche Bildschirminhalt verschwimmt, als läge er hinter Milchglas, und ein kleines Menü mit im jeweiligen Kontext sinnvollen Funktionen erscheint. Stehen gerade keine Quick Actions zur Verfügung, klopft die Taptic Engine dreimal hintereinander leicht an den Bildschirm.

Über solche Abkürzungen gelangt man beispielsweise vom Homescreen aus – ohne vorherigen Aufruf der jeweiligen App – direkt zu den neuesten Aufnahmen oder zu den Favoriten der Fotos-App, zum Selfie-Modus, zur Zeitlupen- oder der Video-Aufnahmefunktion der Kamera-App. Das Mail-Icon erlaubt einen Schnellzugriff auf die Optionen "Alle", "VIP", "Suchen" sowie "Neue E-Mail" und das der Karten-App bietet an, den Heimweg zu beschreiben, den Standort zu markieren oder zu senden sowie nach bestimmten Dingen in der Nähe zu suchen. Erwartungsgemäß erlaubt Apple die Nutzung der Quick Actions auch App-Entwicklern. So kann man etwa vom Home Screen aus ein Foto für Instagram schießen.

Innerhalb von Apps kennt 3D Touch zwei weitere Spielarten: Nach einem sanften Druck etwa auf eine Mail in der Liste aller Nachrichten öffnet sich eine Vorschau mit dem Absender und dem oberen Teil der Nachricht ("Peek"). Nun kann man die Mail per Wischgeste gleich löschen oder als gelesen markieren, ohne sie öffnen zu müssen. Über ein Wischen nach oben offerieren sich wiederum Quick Actions, etwa zum Verschieben oder Weiterleiten der Nachricht. Nimmt man den Finger stattdessen wieder vom Display, bleibt die Nachricht ungelesen. Drückt man fester ("Pop"), öffnet sich die Nachricht regulär.

Presst man in Safari innerhalb einer Webseite fester auf einen Youtube-Link, blendet iOS ein Fensterchen mit der Voransicht der Youtube-Seite des verlinkten Videos an. Nach noch stärkerem Druck öffnet sich die Webseite im Vordergrund. iMessage-Nutzer können per Peek schnell im Kalender nachschauen, ob das Treffen mit Freunden zur angepeilten Zeit stattfinden kann und ob die per Weblink vorgeschlagene Location eher Spaß oder Langeweile verspricht. In der Bildschirmtastatur kann man nach festerem Druck den Cursor im Text verschieben. Kurzum: 3D Touch stellt zwar keine echten neuen Funktionen bereit, bringt den Nutzer aber deutlich schneller ans Ziel und erleichtert die Einhand-Bedienung.

Aus Performance-Sicht ist es wieder das gleiche Lied: Der Prozessor und sein im A9-SOC integrierter Grafik-Kompagnon sind deutlich schneller als der A8. Die angenehm flott reagierenden 3D-Touch-Funktionen danken es. Er ermöglicht auch, dass die „Hey, Siri!“-Funktion auf Wunsch ständig zur Verfügung steht. Aktiviert man das in den Einstellungen, hört sie andauernd zu. Um Bedenken von Datenschützern auszuräumen, betonte Apple, dass die Auswertung und auch die Übertragung des zu transkribierenden Audioschnipsels in die Cloud erst dann beginnt, wenn der Besitzer "Hey, Siri" sagt – und nur so lange anhält, bis das jeweilige Kommando abgearbeitet ist.

In der dritten Auflage von Touch ID hat Apple vor allem die Erkennungsgeschwindigkeit weiter erhöht. Es genügt, den Finger nur kurz auf den Home-Button zu legen, um das iPhone zu entsperren. Zudem lässt sich der Sensor noch weniger durch verschwitzte oder nasse Finger irritieren.

Der Bildschirm des iPhone 6s mit 3D Touch erlaubt durch festeres Drücken "Quick Actions".

Den Arbeitsspeicher hat Apple erstmals bei einem iPhone auf 2 GByte erhöht. Damit dürfen mehr Apps als bislang gleichzeitig offen bleiben, ohne im Hintergrund kaltgestellt zu werden. Safari muss Tabs nicht mehr so oft neu laden, wenn man den Browser aus dem Hintergrund holt. Die wegfallenden Wartezeiten beschleunigen die Bedienung des iPhones noch einmal enorm.

Die neue iSight-HD-Kamera bringt einen 12-Megapixel-Sensor mit und schießt scharfe, detailreiche Fotos in natürlichen Farben, auch bei schwierigen Lichtverhältnissen – besonders, wenn die HDR-Funktion einspringt. Panorama-Aufnahmen gelingen nun mit bis zu gigantischen 63 Megapixeln Auflösung. Bei Erscheinen im September 2015 war es die beste Smartphone-Kamera.

Die FaceTime-HD-Kamera, die auf der Vorderseite über dem Display sitzt, hat ebenfalls ein Upgrade bekommen, und zwar auf einen 5-Megapixel-Sensor. Bei schlechten Lichtverhältnissen springt das Display als Blitz-Ersatz ein. Apple nennt das "Retina Flash" – der Bildschirm leuchtet kurzfristig bis zu dreimal so hell wie normal. Dabei emuliert er die True-Tone-Funktion des rückseitigen LED-Blitzes und passt seine Farbe an das Motiv an, damit etwa Gesichter nicht so grell ausgeleuchtet erscheinen. Das funktioniert gut und macht insbesondere in dunklen Szenen einige Aufnahmen überhaupt erst möglich.

Eine gänzlich neue Funktion hat Apple unter dem Namen Live Photos eingeführt: Drückt man den Aufnahmeknopf, zeichnet die App anstelle eines Standbildes sehr viele Fotos schnell nacheinander auf – heraus kommt eine Sequenz, die anderthalb Sekunden vor dem Auslösen beginnt und drei Sekunden dauert. Dabei handelt es sich wohl gemerkt nicht etwa um Videomaterial, sondern um Fotos, die mit dem Originalton kombiniert werden. Das Ganze fängt nicht nur wichtige Momente wie das Winken eines Kindes oder das prächtige Rauschen eines Wasserfalles ein, sondern auch die Stimmung drumherum. Die Sequenz spielt die Fotos-App ab, wenn man fester aufs Display drückt. Man kann sie auch auf den Sperrbildschirm legen – oder aufs Ziffernblatt der Apple Watch.

Videos werden wahlweise in 4K-Auflösung aufgezeichnet – ebenfalls ein Novum. Das entspricht 3840 mal 2160 Pixeln, allerdings nur mit 30 Bildern pro Sekunde. Standardmäßig bleibt es bei 1080p-Clips mit 30 oder 60 fps . Die geraten dank des verbesserten Sensors ebenfalls deutlich besser als bei der Vorgängergeneration.

Auch das Funkmodul ist abermals schneller geworden. Im Mobilfunknetz überträgt das iPhone 6s per LTE-A Daten mit bis zu 300 MBit/s, im WLAN maximal mit 866 MBit/s brutto – beides sind freilich Idealwerte, die man allenfalls vorübergehend und bei LTE nur mit teuren Mobilfunkverträgen erzielt.

Der Akku besitzt weniger Kapazität als beim iPhone 6, hält aber in der Praxis genauso lang durch. Die Akkulaufzeit des iPhone 6 unterscheidet sich nur marginal abhängig vom eingesetzten Prozessor (Samsung oder TSMC) [12]– Mac & i berichtete online. Bei einigen Modellen von iPhone 6s hatte Apple Akkus verbaut, die vorschnell ausfielen. [13] Hierfür gibt es ein Austauschprogramm.

Erstmals hat Apple im Gehäuse eine Membrane verwendet, die das iPhone kurzzeitig wasserdicht macht. Man sollte es nicht gerade zum Schwimmen mitnehmen, aber wenn es mal in eine Pfütze fällt, geht es nicht gleich kaputt.

Wiederum kommen wir hier mit deutlich weniger Text aus: Die Unterschiede zum iPhone 6s sind überschaubar. Das deutlich größere Display hat die gleiche Auflösung wie das vom iPhone 6 Plus. Der Akku ist ebenfalls größer als im 6s, aber nicht so üppig wie im 6 Plus. In unseren Laufzeitmessungen bemerkten wir dennoch keinen nennenswerten Unterschied. Auch das 6s Plus hält locker zwei Tage durch.

Die Kamera kann im iPhone 6s Plus [14] auf einen optischen Bildstabilisator zugreifen. Er erlaubt längere Verschlusszeiten und damit eine höhere Lichtausbeute, ohne dass Aufnahmen verwackeln. Besonders beeindruckend fanden wir ein Bild, das wir aus einem dunklen Raum heraus in den gut beleuchteten Flur schossen – durch den hohen Kontrast keine leicht Aufgabe. Dennoch konnten wir an der schwarzen Tür viele Details und vor allem klare, nicht verwaschene Kanten erkennen. Entsprechend besser gelingen Party-Aufnahmen im Dunkeln. Wer also vorhat, mit dem iPhone viele Fotos zu schießen, sollte sich das größere Modell genauer anschauen – die Mehrinvestition lohnt sich.

Im Unterschied zu seinem Vorgänger nutzt das iPhone 6s Plus seinen Bildstabilisator auch für Videoaufnahmen.

Im Unterschied zu seinem Vorgänger nutzt das iPhone 6s Plus den optischen Bildstabilisator auch bei Videoaufnahmen. Im Direktvergleich macht das neue Modell tatsächlich ruhigere Aufnahmen. Alle anderen iPhones, auch das 6s, greifen stattdessen auf einen digitalen Bildstabilisator zurück, versuchen also, Wackler per Software herauszurechnen (siehe Video [15]).

Außerhalb der Reihe, nämlich im März 2016, präsentierte Apple mit dem iPhone SE [16] ein neues Modell, das nicht gleichzeitig auch das Flaggschiff seiner Smartphone-Flotte wurde. Statt dessen war es preislich mit 489 Euro deutlich günstiger und löste das iPhone 5s als Einsteigergerät ab.

Äußerlich unterscheiden sich beide kaum voneinander, denn sie stecken im gleichen Gehäuse. Es bleibt also beim etwas dickeren Design mit nur leicht gerundeten Ecken. Aber die abgeschrägten Gehäusekanten sind nicht mehr glänzend poliert, sondern matt wie der restliche Rahmen. Die schmalen Antennenstreifen sind nun besser kaschiert als beim 5s. Zudem bietet Apple das Gerät auch in Roségold an.

Apple setzt als SoC den A9 aus dem iPhone 6s ein. Der war in Messungen der Mac & i je nach Disziplin zwischen zwei- und dreimal so schnell wie der betagte A7-Prozessor des iPhone 5s. 3D-Inhalte zeichnete er bis zu dreimal schneller aufs Display. Das liegt nicht nur an den höheren Taktraten, sondern auch am moderneren Chip-Design. Die Grafikeinheit etwa verfügt über wesentlich mehr Ausführungseinheiten. Der Arbeitsspeicher umfasst wie beim iPhone 6s 2 GByte.

Weil der A9-SoC im SE mit den gleichen Taktraten läuft wie im iPhone 6s, liegen die beiden performancemäßig meist gleichauf. In einigen Grafik-Benchmarks war das 4-Zoll-Gerät sogar schneller. Das leuchtet ein, denn die GPU muss für die geringere Auflösung natürlich weniger Pixel berechnen.

Das vier Zoll große IPS-Display besitzt wie beim 5s 1136 mal 640 Pixel, erreicht aber eine Helligkeit von über 500 Candela/qm. 3D Touch hat Apple dem SE nicht mitgegeben.

Anfangs konnten Käufer zwischen Modellen mit 16 und 64 GByte wählen. Seit der Vorstellung des neuen iPad 9,7" [17] spendierte Apple dem SE eine Speicherverdoppelung ohne Aufpreis. Aktuell kostet das iPhone SE mit 32 GByte 479 Euro und mit 128 GByte 589 Euro.

Trotz des schnelleren Chips hält das iPhone SE durchweg länger mit einer Akkuladung durch als das 5s. Beim Browsen im Netz mit mäßiger Helligkeit waren es 15 Stunden. Die Kombination aus aktuellem SoC und großem Arbeitsspeicher dürfte dafür sorgen, dass das iPhone SE noch viele Jahre lang mit iOS-Updates versorgt wird.

Beim iPhone SE steckt Apple die Technik vom 6s in das Gehäuse vom 5s.

Das SE besitzt NFC für Apple Pay, reagiert auf "Hey, Siri!" und auf den Fingerabdruck. Der Sensor stammt aus dem iPhone 6. Im WLAN schafft das SE dank 802.11ac bis zu 433 MBit/s, im LTE-Netz bis zu 150 MBit/s – viel mehr als das 5s, aber auch viel weniger als das 6s.

Die Hauptkamera schießt wie die im iPhone 6s 12-Megapixel-Bilder, auf Wunsch als Live-Fotos oder vom TrueTone Flash aufgehellt. Sie nimmt Panoramabilder mit bis zu 63 Megapixel auf. Die Frontkamera bietet wie beim 5s nur 1,2 Megapixel, wird aber vom Retina Flash unterstützt.

Bei den Videofähigkeiten zieht das iPhone SE mit dem 6s gleich, kann nun also Full-HD-Clips mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde drehen oder 4K-Filme mit 30 fps auf. Zeitrafferaufnahmen in 1080p oder 720p gelingen mit 120 respektive 240 fps. Die Optik ragt beim SE nicht über das Gehäuse hinaus.

Die Größe und Dicke des iPhone 7 [18] vom September 2016 hat sich gegenüber dem 6s nicht geändert. Es ist aber wenige Gramm leichter als der Vorgänger und die quer laufenden Streifen auf dem Gehäuserücken sind verschwunden. Der Rest der Plastikabdeckung über den Antennen oben und unten ist geblieben. Der rückwärtige Hügel für die Kamera wurde minimal höher.

Statt Space-Grau bietet Apple ein mattes Schwarz an, zusätzlich gibt es ein neues glänzendes Diamantschwarz (englisch: Jet Black) in Klavierlack-Optik. Man sieht und fühlt nicht, dass sich darunter ein Metallgehäuse aus stabilem Aluminium 7000 befindet, es könnte auch Plastik sein. Das wirkt auf viele Anwender billig – andere finden Jet Black richtig edel und schick. Auf jeden Fall sieht man Fingerabdrücke sofort und die Oberfläche verkratzt sehr schnell. Selbst Apple empfiehlt den Einsatz einer Hülle. Das normale Schwarz zerkratzt nicht so leicht, glänzt nicht und wirkt deshalb dezenter. Geblieben sind die Farbvarianten Silber, Gold und Roségold. Seit Kurzem gibt es die größeren Varianten des iPhone 7 auch in Rot (Product Red) [19].

Das iPhone 7 hat Apple lobenswerterweise gleich mit mindestens 32 GByte Flash-Speicher angeboten. Es kostet unverändert seit der Markteinführung 759 Euro. Für das Modell mit 128 GByte werden 869 Euro fällig und für die erstmals erhältlichen 256 GByte zahlt man 979 Euro. Die Ausführung in Diamantschwarz gibt es nur mit 128 oder 256 GByte Speicher.

Die im Alltag wichtigste Neuerung: Das iPhones 7 ist staub- und spritzwassergeschützt nach IP67-Zertifizierung. "IP" steht für "International Protection", ein europäisches Siegel (IEC-Standard 60529) für die Abdichtung von Gehäusen. Die erste Zahl repräsentiert den Schutzgrad gegen Fremdkörper wie Staub und reicht von 0 (kein Schutz) bis 6 (staubdicht). Die zweite Ziffer steht für die Wasserresistenz. Die Skala beginnt mit 0 (kein Schutz) und geht hoch bis 8, dem Standhalten gegen dauerndes Untertauchen. Die von den iPhones erreichte 7 ist also die zweithöchste Stufe und steht für "wasserdicht bei zeitweiligem Untertauchen". Solche Geräte können 30 Minuten in einem Meter Wassertiefe unbeschadet überstehen. Gegen kurzzeitigen hohen Druck wie durch einen scharfen Strahl oder Stürze beim Windsurfen sind sie nicht gewappnet. Ein iPhone 7 dürfte aber unversehrt bleiben, wenn der Besitzer mit ihm in einen Sommerregen gerät oder es aus Versehen ins Waschbecken fallen lässt. Nach Wasserkontakt sollte man es in jedem Fall ausschalten, fünf Stunden trocknen und dabei nicht laden.

Das Display erreichte eine tolle Helligkeit von 579 cd/qm und stellte den gegenüber sRGB auf DCI-P3 erweiterten Farbraum dar – geeignete Bildmaterialien und Programme vorausgesetzt. Weißtöne wirken im Vergleich zum 6s etwas wärmer und leicht bräunlich.

Wohl auch wegen der Abdichtung gegen Wasser hat Apple den mechanischen Home Button abgeschafft. Die nun kräftiger vibrierende Taptic Engine verwendet Apple jetzt zusätzlich für das taktile Feedback des Home Buttons. Der Rüttelmotor ersetzt den Klick beim Drücken durch Vibrationen. Letztere kann man in drei Stufen einstellen, wozu man bereits beim Einrichten der Geräte aufgefordert wird. In allen drei Stufen ist ein Klick als solcher zu spüren, am besten gefiel uns die Stufe 3. Das Rütteln ist dann allerdings so kräftig, dass das ganze Gerät leicht mitschwingt.

Ist das iPhone ausgeschaltet, lässt sich der Home-Button nicht betätigen. Leider reagiert er nicht durch Papier oder Stoff hindurch, also auch nicht, wenn man normale Handschuhe anhat. Deshalb muss man im Winter nicht nur zum Entsperren per Fingerabdruck die Handschuhe ausziehen, sondern auch zur normalen Bedienung des Home Buttons. Bei der Berührung mit einem kapazitiven Material wie einer Banane, einem Würstchen oder speziellen Smartphone-Handschuhen löst er jedoch aus. Entwicklern steht die Nutzung der Taptic Engine offen, sodass sie in ihren Apps mit Vibrationseffekten etwas Force Feedback simulieren können. Sollte die Home-Taste durch einen Defekt ausfallen, muss man sie allerdings direkt bei Apple tauschen lassen – nehmen Drittanbieter die Reparatur vor, verliert der Home-Button des iPhone 7 seine Funktion [20].

Geblieben ist der 12-Megapixel-Sensor der Hauptkamera. Im Objektiv hat Apple den Lichtdurchlass auf Blende f/1,8 verbessert und die Zahl der Linsenelemente von fünf auf sechs erhöht. Die Bilder bei heller Umgebung wirken noch eine Spur schärfer, aber gleichzeitig auch blasser und kontrastärmer. In Sachen Bildqualität gehört das iPhone 7 zum Spitzensegment aller Smartphones. Der Blitz arbeitet jetzt mit vier LEDs und erleuchtet die unmittelbare Umgebung schön hell.

Die Frontkamera besitzt nun einen Sensor mit 7 statt 5 Megapixeln, taugt aber nach wie vor nicht zum ernsthaften Fotografieren: Sämtliche Details in mehr als fünf Meter Entfernung geraten damit leicht unscharf. Im für Selfies wichtigen Nahbereich allerdings arbeitet die Frontkamera deutlich schärfer.

Das iPhone 7 ist erstmals gut gegen tiefes Eintauchen und Staub geschützt.

In Sachen Video-Auflösung hat sich nichts geändert. Den optischen Bildstabilisator, den es in der Vorgängerversion nur beim Plus-Modell gab, hat jetzt auch schon das 4,7-Zoll-Modell. Er reduziert bei Full-HD-Drehs Bewegungen durch Zittern oder Gehen auf ein geringes Maß. Bei 4K-Videos konnten die Stabilisatoren Wackler nicht ganz abfangen.

Bei jeglicher Art von Kamerabewegung (auch bei Drehungen mit Stativ) verursachte der Auto-Fokus hin und wieder ein gewisses Pumpen durch Nachziehen der Schärfe. Abstellbar ist er nicht. Bei 4K registrierten wir zusätzlich gelegentliche Ruckler.

Damit Sie sich selbst ein Bild der Unterschiede zwischen den vier iPhones 6s, 6s Plus, 7 und 7 Plus machen können, halten wir ein Video zum Download bereit, in dem vier Videos nebeneinander montiert sind. Dazu haben wir Geräte übereinander auf ein Brett geschnallt und aus der Hand vier kurze Filme in 1080p gedreht. Das Ergebnis gibt es innerhalb unseres damaligen Testberichts [21] in 4K oder auf Full-HD heruntergerechnet zum Download.

Videos mit den Frontkameras litten genau wie Selfie-Fotos unter der geringen Schärfe ab etwa fünf Metern Abstand. Belichtung und Farben gelangen hingegen gut. Die maximale Auflösung hat Apple von 720p auf 1080p erhöht.

Als System on a Chip (SoC) hat der A10 Fusion den A9 abgelöst. Die neue CPU besitzt erstmals bei einem Mobilprozessor von Apple vier Kerne, wobei zwei Recheneinheiten nur zum Energiesparen da sind: sie übernehmen bei geringen Anforderungen an die Rechenleistung komplett die Aufgaben des Prozessors, während sich die zwei leistungsstarken Kerne schlafen legen.

iOS schaltet automatisch zwischen den beiden Kernpaaren um, ohne dass die Apps das mitbekommen oder sich gar selbst die Recheneinheit aussuchen könnten. Mehr als zwei Kerne laufen also nie zur gleichen Zeit – anders als beim iPad Air 2 mit seinen drei Cores im A8X. Dieses bei ARM-Prozessoren big.LITTLE genannte Design ist nicht neu, Apple kombiniert es aber mit einem sehr hohen Nominaltakt. Der erhöhte sich von 1,85 (6s) auf 2,33 GHz.

Die Prozessorleistung (siehe Testbericht zu iPhone 7 und 7 Plus [22]) hat sich um etwa ein Drittel verbessert, die Performance der Grafiklogik hat im Durchschnitt um 50 Prozent zugenommen, allerdings ist sie nicht sonderlich vollgasfest und taktet unter Volllast wegen Überhitzung herunter. Das iPhone 7 besitzt wie gewohnt 2 GByte RAM. Beim WLAN lassen sich weiterhin in einem 5-GHz-Netz nach 802.11ac maximal 867 MBit/s brutto übertragen.

Die Kapazität der Akkus hat sich beim iPhone 7 leicht erhöht. Zusammen mit den Energiesparkernen führte das zu einer Verbesserung der Laufzeiten bei unserem Test "Web-Surfen" um mindestens drei Stunden. Beim Filme-Schauen blieb die zeit konstant.

An den 7er-iPhones gibt es keine Kopfhörerbuchse mehr. Neben EarPods mit Fernbedienung, Mikrofon und Lightning-Stecker (aber nun ohne Transportbox) liegt deshalb auch ein Adapter von Lightning auf Miniklinke bei. Mit ihm kann man alte Kopfhörer weiter betreiben. Ist so einer eingestöpselt, kann man die iPhones aller- dings weder laden noch andere Peripherie anschließen, es sei denn, man verwendet ein Dock oder einen weiteren Adapter.

Erstmals kommen in einem iPhone die beiden Lautsprecher für Musik (unten) und Telefonieren (oben) im Stereo-Modus zum Einsatz, der sich beim Quer-Halten ein- schaltet. Sie konnten ein ganzes Büro mühelos und mit leicht räumlichen Klang beschallen. Natürlich fehlt dem ansonsten angenehmen Sound der Bass und die Höhen schepperten bei voller Lautstärke.

Die Plus-Modelle besitzen erstmals 3 GByte RAM und kosten 140 Euro mehr als die 4,7- Zoll-Varianten, also 899, 1009 oder 1119 Euro. Das iPhone 7 Plus [23] bringt erstmals zwei Bildsensoren mit. Vor dem zweiten sitzt ein Objektiv mit längerer Brennweite. Man schaltet in der Kamera-App durch Tap auf einen vor dem Motiv eingeblendeten Button zwischen Weitwinkel (1x) und Tele (2x) um. Das "Tele" halbiert den Winkel und bildet bei gleichem Abstand etwa ein Viertel der Fläche ab. Bei einer digitalen Spiegelreflexkamera wie der Canon EOS 1000D haben wir von gleicher Position den Zoom auf 22 respektive 55 Millimeter Brennweite gestellt, um die jeweils gleichen Ausschnitte zu erhalten. Apples "Tele" würde man in dieser Welt eher als Normalobjektiv bezeichnen.

Die Farben wurden vom Tele korrekt abgebildet, ebenso wie die Proportionen (Geometrie). Bei sehr geringer Helligkeit von 5 Lux trat besonders beim Tele (f/2,8) ein deutliches Rauschen zu Tage, trotzdem waren Details immer noch gut zu erkennen und soffen nicht in den Tiefen ab.

Einen Tiefenschärfe-Effekt mit unscharfem Hintergrund im Bokeh-Stil für Porträts [24] – wie ihn sonst nur Kameras mit regelbarer Blende schaffen – hat Apple mit dem Software-Update auf iOS 10.1 nachgeliefert. In diesem Modus werden die Bilder beider Sensoren miteinander verrechnet, der Ausschnitt entspricht 2x oder Tele. In der Kamera-App wird unter "Porträt" der gelbe Hinweis "Tiefeneffekt" angezeigt, wenn die Software Motiv und Entfernung für geeignet hält; auf dem Display wird außerdem live der Tiefenschärfe-Effekt simuliert (siehe Bildergalerie am Anfang des Artikels). Je weiter Objekt und Hintergrund voneinander entfernt sind, desto unschärfer wird letzterer. Das Auslösen dauert einen kurzen Augenblick, dann legt die Kamera-App im Foto-Verzeichnis zwei Bilder ab: ein normales mit dem Tele und eines mit dem unscharfen Hintergrund.

Das iPhone 7 Plus erkennt man zuverlässig an seiner Doppelkamera.

Mit dem Tele des iPhone 7 Plus sollte man aber beim Spazierengehen keine Aufnahmen aus der Hand machen, da Bewegungen der Kamera das Bild noch schneller verwackeln lassen. Bei kontinuierlichen Zooms per Kneifbewegung mit zwei Fingern oder mittels des dann erscheinenden Schiebereglers fiel der Übergang zwischen Stufe 1,9 und 2,0 durch einen kleinen Helligkeitssprung auf. Der Grund: Dann wird zwischen den Kameras umgeschaltet.

Keine Frage, wer es sich leisten kann und auf all die coolen Features steht, greift zum iPhone 7 oder – bei ausreichend großen Hosentaschen und Händen – zum 7 Plus. Die Vorgängergeneration ist immer noch auf dem Stand der Technik, muss halt auf Bonbons wie Wasserdichtheit und Tele verzichten. In wenigen Monaten – gewöhnlich im September – dürfte Apple bereits wieder ein neues iPhone auf den Markt bringen, erwartet wird ein iPhone 8 [25], sowie ein iPhone 7s und iPhone 7s Plus.

Wer sich mit der Größe der Geräte nicht anfreunden kann oder das nötige Kleingeld lieber für andere Dinge investiert, macht mit dem iPhone SE nichts verkehrt. Der Einstiegspreis von unter 500 Euro macht das SE zum bisher günstigsten neu vorgestellten iPhone. Dabei hat man in Cupertino größtenteils der Versuchung widerstanden, die Fähigkeiten des neuen Einstiegsmodells zu beschneiden. 3D Touch, schnelleres WLAN, LTE mit bis zu 300 MBit/s und 128 GByte Speicher werden in der angepeilten Zielgruppe vermutlich nur wenige vermissen. Auch ein iPhone 5s kann sich nach wie vor sehen lassen.

Meist gibt es neue iPhones im Herbst, nur das SE kam im März.

Ein iPhone 5 oder 5c und erst recht das iPhone 4s sollten Sie nur kaufen, wenn Sie sich all der beschriebenen Nachteile bewusst sind und ein echtes Schnäppchen machen. Von noch älteren Geräten raten wir ab. Sie sind technisch überholt, zu iOS 9 und 10 nicht mehr kompatibel und bekommen auch keine Sicherheits-Updates mehr von Apple.

Eine Tabelle in PDF-Form zum Download finden Sie hier. [26]

(jes [27])


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[10] https://www.heise.de/thema/iPhone-6
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[26] https://www.heise.de/downloads/18/2/1/7/8/3/7/0/Tabelle_iPhones.qxp.pdf
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