Mac OS X startfähig duplizieren

Eine bewährte Systeminstallation sollte man duplizieren, um sie auf einem neuen Rechner, einer neuen Festplatte oder nach einem Plattencrash anwenden zu können. Mit dem richtigen Gratisprogramm ist das kein Hexenwerk.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 62 Kommentare lesen
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Andreas Beier
Inhaltsverzeichnis

Unter dem klassischen Mac OS ließ sich das Systemverzeichnis einfach im Finder duplizieren. Unter Mac OS X ist der Finder dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen, er zeigt viele der relevanten Dateien erst gar nicht an und verheddert sich auch schon mal bei unterschiedlichen Zugriffsrechten. Durften früher sogar mehrere klassische Systeme auf einer Partition residieren, verlangt jede Mac-OS-X-Installation nun eine eigene.

Mit dem Begriff "Partition" sind viele Mac-Nutzer nicht vertraut, da Apple solche technischen Sachverhalte so weit wie möglich von ihnen fernhält. Jede Mac-Platte ist ab Werk bereits in mehrere Partitionen unterteilt – etwa für Treiber oder bei x86-Macs für das Extensible Firmware Interface (EFI). Der Finder zeigt aber nur eine an: es ist das Laufwerk, auch Volume genannt, das auf dem Schreibtisch auftaucht. Die anderen Partitionen sind für Anwender meistens uninteressant. Sogar das Festplatten-Dienstprogramm von Mac OS X zeigt sie nicht an, sondern nur die Partitionen, die der Finder als Laufwerke präsentieren kann.

Da Mac-Anwender also sowieso in der Regel nur eine Partition im Zugriff haben, waren Imaging-Programme, die in der Windows-Welt den Inhalt von kompletten Festplatten oder Partitionen in eine Image-Datei schreiben, auf dem Mac lange Zeit nicht nötig. Man hat einfach das System auf eine externe Platte kopiert. Das startete dann sogar an anderen Mac-Modellen ohne Probleme. Auch eine Mac-OS-X-Installation startet an verschiedenen Mac-Typen, sie bringt nämlich im Verzeichnis /System/Library/Extensions alle Treiber mit, um beliebige OS-X-kompatible Macs zu bedienen. So viele sind das im Vergleich zur Hardware-Vielfalt der restlichen Computer-Welt schließlich nicht. Keine Aussicht auf Erfolg hat man lediglich, wenn man versucht, ein von einem PowerPC-Mac übernommenes System auf einem x86-Mac zu starten. Im Unterschied zu Anwendungen, die als universelle Binärdateien auf beiden Architekturen nativ laufen können, liegt das Betriebssystem nämlich nicht in dieser Form vor.

Die Hauptaufgaben des Festplatten-Dienstprogramms (FPDP) von Mac OS X sind das Partitionieren und Formatieren von Festplatten sowie das Überprüfen von Dateisystemen. Es kann aber auch den Inhalt einer Partition in eine Image-Datei schreiben. Dazu wählt man im linken Fensterbereich die zu sichernde Partition aus und klickt auf das Symbol "Neues Image". Alternativ kann im Ablagemenü den Eintrag "Image von diskxyz" anklicken. Als Image-Formate stehen "Nur Lesen" und "Komprimiert" zur Auswahl. Bei beiden überträgt FPDP nur den tatsächlich auf einer Partition belegten Platz in das Image. Ein komprimiertes Image belegt weniger Platz auf der Platte, dafür dauert es länger, es zu erstellen.

Damit FPDP einen Partitionsinhalt aus einem Image rekonstruieren kann, muss man zuvor mit "Image für das Wiederherstellen überprüfen" (Menü "Images") Prüfsummen für den Restore-Vorgang in das Image schreiben lassen.

Zum Zurückschreiben der Daten wechseln Sie in den Reiter "Wiederherstellen" und tragen dort im Feld "Quelle" das Image ein. Es darf auch ein Image sein, das über eine http-URL auf einem Webserver erreichbar ist. In das Feld "Zielmedium" ziehen Sie mit der Maus aus der Liste der Laufwerke und Partitionen im linken Bereich des Fensters eine Partition hinein.

Das Festplatten-Dienstprogramm von Mac OS X dupliziert Systeminstallationen über den Umweg von Image-Dateien.

Im Test schlug das Restaurieren unerklärlicherweise immer wieder fehl, wenn das Image auf einer Partition derselben Platte lag wie die Zielpartition. Auch das Protokoll ("Protokoll einblenden" im Menü
"Fenster") half nicht weiter. Lag das Image auf einem anderen Laufwerk, arbeitete FPDP ohne Einwände.

Das Festplatten-Dienstprogramm kann nicht eine komplette Festplatte einschließlich deren Partitionsstruktur in einem Schritt auf eine neue Platte übertragen. Dafür muss man das neue Laufwerk zuerst manuell partitionieren und dann die Daten partitionsweise duplizieren. Auch das direkte Übertragen von Daten ohne Umweg über ein Image klappt nicht, obwohl dies das von FPDP im Hintergrund genutzte Kommandozeilen-Tool asr sehr wohl beherrscht.

Sie können asr im Programm "Terminal" mit einem Einzeiler anweisen, eine Partition 1-zu-1 auf eine andere zu schreiben:

sudo asr --source /Volumes/Daten --target /Volumes/Sicherung --erase

transferiert den Inhalt der Partition "Daten" zur Partition "Sicherung". Welcher Mountpoint – so heißt die Angabe /Volumes/Name – zu einer Partition gehört, verrät FPDP. Die Option --erase sorgt dafür, dass asr die Zielpartition vor dem Datentransfer löscht. Nur mit dieser Option schaltet asr in den schnellen Blockkopiermodus. Der Befehl sudo verschafft asr die Rechte des allmächtigen Super-Users root, was Sie mit Ihrem Passwort bestätigen müssen. Als Quelle akzeptiert asr wie FPDP auch eine Image-Datei, das Prüfsummenschreiben muss aber ebenfalls vor einem Restore erledigt worden sein.

Nach der Duplizieraktion sollte man trotz Erfolgsmeldung nicht darauf verzichten, testhalber von der neu bespielten Partition zu starten. Sonst wiegt man sich in einer Scheinsicherheit und stellt erst im Ernstfall fest, dass man nicht wie vermutet ein passendes Notfallmedium im Zugriff hat.

Der "Carbon Copy Cloner" (CCC) ist ein kostenloses Programm, das den Inhalt beliebiger Partitionen (einschließlich Systeminstallationen) auf andere Partitionen überträgt. Das Programm kennt einen Datei- und einen Blockkopiermodus. Im Dateikopiermodus ("Inkrementelles Backup von ausgewählten Objekten") hat der Anwender Gelegenheit zu bestimmen, welche Dateien die Software für eine andere Partition duplizieren soll. So lassen sich beispielsweise Musik-, Bild- und Videodateien einzelner Benutzerkonten ausnehmen, um Platz zu sparen. Dabei bleiben allerdings die erweiterten Zugriffsrechte auf der Strecke (ACL, Access Control List). Da Mac OS X diese jedoch standardmäßig nicht nutzt, kommt das nur zum Tragen, wenn sie explizit über das Terminal oder ein Hilfsprogramm angeschaltet wurden. Das eigentliche Kopieren erledigt das Unix-Tool rsync.

Auf Wunsch nimmt der Carbon Copy Cloner einzelne Dateien von der Übertragung auf andere Partitionen aus, kopiert dann aber nicht mehr blockweise.

Wählt man den Blockkopiermodus ("Einfaches Backup aller Objekte"), der nicht einzelne Dateien, sondern Speicherblöcke einer Platte kopiert, greift CCC auf asr zurück und kann deshalb auch nur Partitionsinhalte duplizieren, aber nicht komplette Festplatten mit den Partitionsstrukturen.

Als Ziel einer Kopieraktion akzeptiert CCC auch Image-Dateien. Es kann die Software Images in CD-gerechte Häppchen aufteilen, etwa um sie bequem zu brennen. Für PowerPC-Macs bietet der Autor
Mike Bombich noch die ältere Version 2.3 an, die allerdings nur den Dateikopiermodus beherrscht.

Leiharbeiter

Das Backup-Programm SuperDuper von Shirt Pocket kostet zwar 28 US-Dollar, die Funktion "Backup – all files" arbeitet jedoch auch in der zeitlich unbegrenzt lauffähigen Demoversion ohne Einschränkungen und produziert ohne Murren startfähige Kopien einer Systempartition. Das Zielvolume – das darf auch ein Image sein – löscht die Demoversion SuperDuper stets vor einem Kopiervorgang. Erst die registrierte Version führt auf Wunsch ein Smart Update durch, das nur geänderte Dateien schreibt. Selbst beim Kopieren "aller" Dateien geht die Software schlau vor und lässt temporäre Dateien ebenso weg wie Systemdateien, die Mac OS X sowieso bei jedem Systemstart neu anlegt.

Die zeitlich unbegrenzt lauffähige Demoversion von SuperDuper vervielfältigt zuverlässig Systeminstallationen.

SuperDuper verwendet eine eigene Kopier-Engine, die zwar ebenfalls dateiweise vorgeht, dabei aber auch erweiterte Zugriffsrechte nicht vergisst. Nach getaner Arbeit schaltet SuperDuper auf Wunsch
den Rechner aus, sodass man einen Kopiervorgang mit ökologisch ruhigem Gewissen zur Nacht anstoßen kann.

Erfahrene Linux-Administratoren schwören für die unterschiedlichsten Aufgaben auf das Kommandozeilenprogramm dd. Zum Duplizieren von Partitionen eignet es sich jedoch nur bedingt, da es auch unbelegte Bereiche einer Partition mitkopiert und keine Größenanpassung bei unterschiedlicher Größe von Quelle und Ziel vornimmt. Kopiert man damit beispielsweise eine 160 GByte große Platte auf eine 250 GByte große Platte, ist das Ziel danach exakt so groß wie das Original – und 90 GByte werden verschenkt.

Für den Spezialfall, dass man eine komplette Festplatte inklusive Partitionsstruktur auf eine gleich große Platte duplizieren will, kann man jedoch durchaus zu dd greifen:

sudo dd if=/dev/disk1 of=/dev/disk2 bs=512k

nimmt als Quelle (if=input file) das Device /dev/disk1 und kopiert dessen Daten nach /dev/disk2 (of=output file). Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei den Laufwerken um interne Platten oder um per USB oder FireWire angebundene handelt. Sogar Image-Dateien sind möglich. Um dd ein wenig Beine zu machen, wird die Größe der zu übertragenden Blöcke auf 512KByte gesetzt (bs=block size).

Welche Platte einem Device zugeordnet ist, können Sie der Ausgabe des Befehls

diskutil list

oder dem Info-Dialog einer Platte im Festplatten-Dienstprogramm (Eintrag "Medien-Identifikation") entnehmen.

Sollte dd mit der Fehlermeldung "Resource busy" den Dienst verweigern, dann müssen Sie die Platten noch vom Schreibtisch entfernen.

Auch nach dem Einsatz von dd sollten Sie sicherstellen, etwa durch Starten von dem neuen Laufwerk, dass alles einwandfrei funktioniert. Will der Mac partout nicht von sich aus von einem kopierten System starten, hilft es entweder, das Laufwerk in den Systemeinstellungen als das "Startvolume" zu wählen oder beim Rechnerstart durch Gedrückthalten der Alt-Taste das Boot-Menü aufzurufen und nur für dieses eine Mal das Startvolume festzulegen. (adb)