Marathon-Netbook

Netbook-Pionier Asus setzt der rasant wachsenden Schar günstiger Mini-Notebooks mit dem Eee PC 901 die dritte Generation seines Eee PC entgegen. Mehr Ausstattung zu einem höheren Preis, heißt die Devise für diesen Mini.

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Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Dr. Jürgen Rink

Mini-Notebooks mit abgespeckter Hardware und einem unglaublich niedrigen Preis zwischen 200 und 400 Euro sind der Laptop-Trend des Jahres. In atemberaubender Geschwindigkeit warfen die Hersteller in den letzten Wochen ihre Versionen der Netbooks – so die Intel-Bezeichnung für die Geräteklasse – auf den Markt. Bislang sind sechs Netbook-Serien in verschiedenen Konfigurationen im Handel, weitere vier Serien sind angekündigt.

Damit die Konkurrenz Asus nicht überrollt, muss das Unternehmen handeln: Bereits wenige Wochen nach dem Verkaufsstart des Eee PC 900 mit Celeron M folgt jetzt im August der Eee PC 901 mit Atom-Plattform, die genügsamer und bei vielen Anwendung flotter zu Werke geht.

Im Vergleich zum Vorgänger kommt der Eee PC 901 mit anderer Form und neuem Innenleben, aber gleicher Tastatur. Das Gehäuse hat wegen des hinten nach unten herausragenden Akkus eine auffällige Keilform. Das Display liegt sehr gut geschützt im stabilen Deckel, der ein belastbares Scharnier hat. Den Eee PC 901 gibt es in Weiß und – wie unser Testgerät – in Schwarz. Besonders bei letzterem stören Fingerabdrücke, weil mit Deckel außen und Ablagefläche für die Hände innen ausgerechnet solche Flächen eine glänzende Oberfläche haben, die man besonders oft anfasst. Zwar soll zu einem bis dato ungenannten Zeitpunkt noch eine Linux-Version den Weg zum Eee PC 901 finden, doch vorerst kommt er nur mit Windows XP.

Marathon-Netbook (6 Bilder)

Den Asus Eee PC 901 gibt es mit schwarzem und weißen Gehäuse. Das Design hat Asus im Vergleich zu den Vorgängern 700 4G und 900 etwas geändert.

Die herausragende Eigenschaft des Eee PC 901 liegt in der extrem langen Laufzeit von siebeneinhalb, unter Volllast knapp fünf Stunden. Geschuldet ist diese lange Laufzeit vor allem dem großen Akku.

Nach dem Hickhack um Akku-Lieferschwierigkeiten beim Eee PC 701 und weniger Akkukapazität bei manchen verkauften Modellen versicherte uns Asus jedoch, dass jeder Eee PC 901 tatsächlich mit diesem 49-Wh-Akku (6600 mAh) ausgeliefert wird. Vor allem aufgrund seines hohen Gewichts liegt das Gesamtgewicht des Geräts mit 1,13 Kilogramm etwa 150 Gramm über dem des Vorgängers.

Das Display hat glücklicherweise eine matte Oberfläche, wegen der mit knapp 100 cd/m² zu geringen Helligkeit taugt es dennoch nur für drinnen. Eventuell funktioniert das Tool eeectl, das auf dem Eee PC 900 die Helligkeit von 100 auf tageslichttaugliche 170 cd/m² hochschraubt – doch das soll dem LCD-Controller schaden, teilte Asus uns mit. Farbe und Blickbereich können mit herkömmlichen Notebooks mithalten. Die Auflösung von 1024 × 600 Punkten reicht für Windows XP aus.

Nach dem Medion Akoya Mini ist der Eee PC 901 das zweite Netbook mit Intels Atom- Plattform. Die genügsame Hardware aus Intels Atom-Plattform (der Prozessor zieht selbst unter hoher Last nur 3,5 Watt, der Chipsatz gibt sich mit maximal 5,5 Watt allerdings unter schlechten Bedingungen leistungshungriger) und sparsamem Display (1,2 W) trägt ihren Teil zur langen Laufzeit bei. Im Akkubetrieb reichen je nach Last insgesamt nur 7,5 bis 11,5 W, um den Rechner zu betreiben. Unserer Erfahrung nach begnügen sich sehr wenige Notebooks mit so wenig elektrischer Leistung. Bei einer derart niedrigen Last lohnt es sich mehr als sonst, überflüssige Verbraucher wie WLAN und Bluetooth abzuschalten, um die Akkulaufzeit spürbar zu verlängern. Vom Stromnetz holt sich das Netbook je nach Last 10 bis 16 W, beim Laden des Akkus 30 bis 37 W. Das erfreulich kleine Netzteil erwärmt sich dabei auf 54 °C.

Dank Hyper-Threading kommt der gemessen an seinem Maximaltakt von 1,6 GHz eher lahme Atom-Prozessor N270 dennoch auf eine Rechenleistung, die ältere Anwendungen, Videos, einfache Spiele oder auch Webseiten mit reichlich Flash zufriedenstellend auf Trab bringt. Bei Bildbearbeitung mit leistungsfordernden Filtern zeigt das System seine Grenzen, HD-Video-Schnitt ist schlicht unmöglich. Der vom Intel-Chipsatz 945GM abgespeckte 945GSE mit FSB533 akzeptiert maximal 2 GByte, wobei im einzigen Slot bereits ein PC2-5300-Modul mit 1 GByte Kapazität steckt. Die Grafik GMA950 bedient sich am Hauptspeicher und sorgt für akzeptable 2D-Leistung.

Viel Speicherplatz bietet auch dieser Eee PC mit seinen beiden SSD-Modulen nicht. Der integrierte Flash-Speicher fasst 4 GByte, abzüglich 1 bis 2 GByte für Windows XP, das Minicard-Modul speichert 8 GByte. Die 28 MByte/s Lese- und 22 MByte/s Schreibgeschwindigkeit liegt deutlich unter der von aktuellen 2,5-Zoll-Festplatten mit 50 MByte/s, aber immerhin auf dem Niveau der 1,8-Zoll-Platten. Zumindest muss man sich nicht mehr über quälend langsame SSD-Schreibzugriffe wie beim Vorgänger Eee PC 900 ärgern. Unter der Bodenplatte hat Asus bereits Platz für eine 1,8-Zoll-Festplatte samt Anschluss gelassen.

Asus bietet ohne Zusatzkosten 20 GByte Online-Speicherplatz namens YoStore. Die dazugehörige Software ist vorinstalliert, der YoStore-Speicher erscheint im Explorer damit als eine weitere Partition.

Die Schnittstellen sind nicht auf die typische Netbook-Auswahl WLAN, VGA, USB (hier zwei links, einer rechts, mit lahmer Schreibrate von 11 MByte/s), SD-Schacht, Audio-Ports und Webcam beschränkt, sondern Asus hat zusätzlich ein Bluetooth-Modul eingebaut – praktisch für den Internetzugang per Handy oder den Abgleich mit einem PDA. Der Monitoranschluss erfreut mit einer sauberen Darstellung bis hoch zu 1680 × 1050 Punkten. Die WLAN-Raten via Draft-N liegen je nach WLAN-Chip 20 bis 40 Prozent unter dem Gewohnten, weil das Minicard-Modul nur zwei statt drei Antennen hat. Erfreulich flott geht der SD-Controller zu Werke mit 10 MByte/s für SD- und 16 MByte/s für SDHC-Speicher.

Versierte Tipper müssen sich arg anstrengen, um auf den 16 mm mal 13,5 mm kleinen Tasten flüssig zu schreiben – normale Tastaturen haben ein Raster von 19 mm mal 19 mm. Das große, exakt zu bedienende Touchpad gefällt. Umso ärgerlicher, dass die beiden Touchpad-Tasten sehr schwergängig sind. Da die auf Wunsch auch lauten Stereo-Lautsprecherchen den Schall nach unten abstrahlen, hängt die Qualität vom Untergrund ab. Ein Equalizer in der Realtek-Software hilft bei der Optimierung. Das interne Mikrofon nimmt die eigene Stimme leise, aber verständlich auf.

Asus Eee PC 901
Betriebssystem Windows XP Home SP3
Lieferumfang WinDVD, StarOffice 8, MS Works, Netzteil, Hülle
Display 8,9 Zoll (19,52 cm x 10,9 cm, 1024 × 600 Punkte, 133 dpi, 16:9, matte Oberfläche)
Prozessor Intel Atom N270 (1,6 GHz, 1 Kern, 512 MByte L2-Cache, Diamondville)
Chipsatz Intel 945 GSE (mit Chipsatzgrafik GMA950, Frontsidebus FSB533)
Speicher 1 GByte PC2-5300 (1 SO-DIMM-Slot, maximal 2 GByte)
WLAN PCIe: Ralink RT2700 (a/b/g/Draft-N)
LAN PCIe: Atheros (100-MBit-LAN)
Sound HDA: Realtek ALC269
Bluetooth USB: Asus (2.0+EDR), Stack Widcomm 5.1.0.5500
Massenspeicher SSD: 2 x Asus Phison (4 + 8 GByte, Onboard + MiniCard)
Tastaturhöhe 2,2 cm
Tastenraster 16 mm × 13,5 mm
Gewicht 1,13 kg
Größe 22,6 cm × 17,6 cm × 4 cm
Akku 49 Wh (6600 mAh, 7,4 V), Lithium-Ionen
Netzteil 36 W, 201 g, 8,5 cm × 3,4 cm × 2,5 cm
Schnittstellen und Schalter (V = vorne, H = hinten, L = links, R = rechts)
USB / LAN / VGA 2 × R, 1 × L / L / R
Kartenleser / Webcam / Strom R (SD/SDHC/MMC) / ja / R
Audio-Out (SPDIF) / -In / internes Mikrofon L (-) / L / ja
Messergebnisse
Laufzeit ohne Last 7,5 h (7,4 W)
Laufzeit unter Last 4,8 h (11,4 W)
Ladezeit 2,5 h
Display-Helligkeit 0 ... 92 cd/m2 (13 Stufen)
Display-Ausleuchtung 77 % (79 ... 102 cd/m2)
Geräusch ohne / mit Last <0,1 Sone / 0,3 Sone
SSD lesen / schreiben 27,8 / 22,1 MByte/s
USB / SD / SDHC lesen 21,2 / 10,0 / 16,8 MByte/s
WLAN: Draft-n Atheros / Draft-n Marvell / 11g 3,5 / 5,6 / 2,0 MByte/s
CineBench 2003: Rendering ohne / mit HT 88 / 135
3DMark 2001 / 2003 2598 / 641
Leistungsaufnahme im Netzbetrieb, primärseitig gemessen, ohne Akku
Suspend / ausgeschaltet 0,9 W / 0,8 W
ohne Last: Display aus / maximale Helligkeit 9,3 W / 10,5 W
CPU-Last / 3D-Spiele (maximale Helligkeit) 12,8 W / 15,8 W
Preise und Garantie
Garantie 2 Jahre
Preis 379 €

Das Eee PC 901 ist das erste Netbook mit sehr langer Laufzeit. Die genügsame Atom- Plattform bietet sich geradezu dafür an, doch bislang gab es kein Gerät mit genügend großem Akku. Zusammen mit dem Medion Akoya Mini und dem Vorgänger Asus Eee PC 900 bildet dieses Modell für 379 Euro zumindest preislich die Oberklasse der billigen Netbooks. Trotz großem Akku fällt der Verkaufspreis also nicht aus dem Netbook-Rahmen heraus.

Wer Speicherplatz braucht, greift zum Akoya Mini mit seiner 80-GByte-Festplatte (oder zum nahezu baugleichen MSI Wind), wer Akkulaufzeit braucht, zum Eee PC 901. Demgegenüber fällt der Vorgänger Eee PC 900 für 380 Euro deutlich ab – das weiß auch Asus und achtete peinlich genau darauf, dass Daten zum attraktiveren Eee PC 901 nicht vorher durchsickerten.

Die Kunst des Weglassens beherrschen die Netbook-Anbieter immer besser. Waren anfangs die Displays zu klein (Eee PC 701, One A110/150) für Windows XP, kommen jetzt mit den 8,9- und 10,2-Zoll-Panels brauchbare Anzeigen in die Netbooks. Die Rechenleistung der Atom-Plattform reicht für erstaunlich viele Anwendungen und auch für Windows XP – Windows Vista hat hier nach wie vor nichts zu suchen. Einige der Modelle gibt es auch mit vorinstalliertem Linux.

So manchem preisbewussten Anwender genügt sogar das Netbook als alleiniger Rechner zu Hause, eventuell mit angeschlossenem Monitor. Der Eee PC 901 bietet sich dafür mit guter VGA-Verbindung an. Die meisten werden ein Netbook wohl eher als zusätzlichen Rechner einsetzen, ob mobil zu Hause oder unterwegs. (jr)

(jow)