Winzling auf Arbeitssuche

Sony verkauft die winzigen Notebooks der Vaio-UX-Serie seit kurzem auch in Deutschland. Der Kleine passt auf eine Postkarte und läuft mit Windows Vista.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

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Sony verkauft die winzigen Notebooks der Vaio-UX-Serie seit kurzem auch in Deutschland. Der Kleine passt auf eine Postkarte und läuft mit Windows Vista.

Das Vaio UX1XN orientiert sich in Größe und Handhabung an Webpads oder PDAs im Querformat. Tatsächlich birgt das deutlich dickere Gehäuse ein knappes Pfund Notebook-Technik, die von Windows Vista zum Leben erweckt wird.

In dem kleinen Volumen bringt Sony den Intel-Prozessor Core Solo U1500 (ULV-CPU) nebst Chipsatz Mobile 945 mit Chipsatzgrafik und 1024 MByte DDR2-Speicher unter. Das genügt, um Vista Business zu bedienen, an rechen- oder grafikintensive Anwendungen ist aber nicht zu denken. Statt einer Festplatte bringt der Vaio UX1XN 32 GByte Flash-Speicher mit – sehr wenig Platz im Vergleich zu gängigen Notebook-Festplatten um 100 GByte, aber deutlich schneller und gegen Stöße unempfindlich.

Nach oben geschoben gibt das 9 mm dünne Display eine Tastatur im US-Layout frei. Schreiben wie gewohnt kann man nicht nur wegen der fehlenden Umlaute vergessen, sondern auch wegen der winzigen Tasten. Eher tippt man mit den beiden Daumen, wenn der Winzling bequem zwischen den Händen liegt. Das Tippgefühl erinnert damit an das von Smartphones mit Knöpfchentastatur, doch im Vergleich zu diesen Mikrotasten lassen sich die des UX1XN besser treffen.

Als Mausersatz bringt der Vaio UX1XN einen Trackpoint für den rechten Daumen mit. Die beiden Mausersatztasten liegen ebenfalls gut erreichbar an der linken Seite. Auch via Touchscreen und dem an der Rückseite untergebrachten Stift kann Windows Vista bedient werden. Da das Touchpad nicht zwischen Handballen und Stift unterscheidet, darf die Hand nicht auf dem Display liegen – freihändiges Schreiben oder Zeichnen ist notwendig. Die von einem Tablet PC gewohnten Anwendungen (Journal, Handschrifterkennung, Eingabehilfen) bringt das Gerät mit.

Der Vaio UX1XN zeigt auf seinem 4,5-Zoll-Display 1024 × 600 Punkte und damit 264 dpi, was die bislang höchste Auflösung eines Notebook-Displays sein dürfte. Das hat Vor- und Nachteile: Schrift und Bilder sehen gestochen scharf statt pixelig aus, aber Windows-Symbole und Menüs geraten winzig klein, deshalb muss das Gerät nah an die Augen. Immerhin reicht die Auflösung im Unterschied zu der in UMPCs (siehe [1]) aus, um Vista zu bedienen. Da manche Bedienelemente und Schriften nur 1 mm messen, braucht man eine ruhige Hand für Stift oder Trackpoint sowie eine gute Sehschärfe. Der Knopf mit der Lupe rechts verhilft zu einer vergrößerten Ansicht, aber dann hat man nur noch einen Teil des Desktop im Blick.

Das spiegelnde Display verfälscht Farben bei schräger Draufsicht, was bei einem in der Hand gehaltenen Gerät sehr stört. Es leuchtet mit 245 cd/m² hell genug für draußen, ist aber nicht für den Außeneinsatz vorgesehen, denn Sony warnt im Handbuch: "Das LCD-Display darf nicht von direktem Sonnenlicht beschienen werden. Es könnte dadurch beschädigt werden." Zwei Kameras vorne und mit unterschiedlicher Auflösung stehen bereit; die höher auflösende, vom Anwender wegzeigende, nimmt meist unscharfe Bilder auf.

Das System begnügt sich mit sehr wenig Strom und der Akku hält zwischen 2 (max. Helligkeit) und 3,8 Stunden (100 cd/m²) durch – ohne Rechenlast wohlgemerkt. Schon MP3-Musik macht ihm jedoch gehörig zu schaffen, denn dann bricht die Laufzeit von 3,8 auf 1,8 Stunden ein und der Lüfter läuft vernehmlich und ständig.

Meiner ist kleiner

Zugegeben, der Vaio UX1XN dürfte das erste Notebook sein, das in eine Damenhandtasche passt, aber sein Einsatzgebiet muss er erst noch finden: Mobilfunk hat er nicht. Damit ersetzt er weder fürs Surfen noch fürs Telefonieren das Handy. Da ein GPS-Empfänger fehlt, taugt das handliche Gerät auch nicht zur Navigation. Als Eingabegerät liegt es nur auf dem Niveau von Handy-PDAs und Webpads und eignet sich somit nicht für längere Tastatursitzungen.

Auch als angenehm leichtes Transportmedium von Schreibtisch eins zu Wohnort zwei – eine Tragetasche liegt bei – will das Ausnahmegerät nicht gefallen: Eine Docking-Station gehört zwar zum Lieferumfang, doch der VGA-Ausgang für einen externen Monitor liefert verwaschene Bilder und nur maximal 1400 × 1050 Punkte. Ohne externen Monitor ist aber der Abstand zum Gerät auf dem Schreibtisch zu groß, um auf den kleinen Display etwas zu erkennen. Insgesamt spricht wenig mehr für den Vaio UX1XN als die Faszination, ein Windows-Vista-Gerät en miniature in Händen zu halten. Vielen wird dafür der Preis von etwa 2700 Euro zu hoch sein. (jr)

Literatur
[1] Jürgen Rink, Klein gefaltet, Der Ultra Mobile PC (UMPC) im Test, www.heise.de/mobil/artikel/77108


Sony Vaio VGN-UX1XN
HerstellerSony
LieferumfangTasche, Docking-Station, Port-Kabel, Halterung (Netzteil, Kabel), Ständer, Windows Vista Business, Vaio-Tools
SpezifikationIntel ULV Core Solo U1500 , 1024 MByte RAM, 4,5-Zoll-Display (1024 × 600 Pixel), GMA 950, 32 GByte Flash-Speicher, LAN 10/100 MBit/s, WLAN (802.11b/g), Speicherkartenleser (CF, MS-Duo), Fingerabdruck-Scanner, Frontkamera (640 × 480 Pixel), rückseitige Kamera (1280 × 1024 Pixel), Bluetooth 2.0
SchnittstellenVGA, S-Video, USB, IEEE1394, LAN, Kopfhörer, Audio- und Mikro-Eingang, SPDIF-Ausgang (teilweise nur über Docking-Station)
Gewicht / Größe0,48 kg / 15,0 cm × 10,1 cm × 3,9 cm
Straßenpreis2700 EUR