Mobile Taxonomie

Die Vielfalt der angebotenen Notebooks wächst, die Preise schrumpfen. Somit wäre es einfach, das passende Gerät für die eigenen Ansprüche zu finden - wenn man die kennen würde und wenn die Anbieter alle wichtigen Details ihrer Notebooks preisgeben würden.

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Inhaltsverzeichnis

Nach einem PC-Kauf lassen sich viele Fehlentscheidungen revidieren, beispielsweise wenn sich das Display als zu schlecht, die Grafikkarte als zu lahm oder die Lüfter als zu laut erweisen. Bei Notebooks lassen sich aber nachträglich nur wenige Komponenten austauschen, sodass fast alles direkt ab Werk passen muss.

Die Hersteller und Händler verraten allerdings nur wenige Details, wobei sie mit Hauptspeicher und Festplatte sogar gerade die Komponenten erwischen, die sich noch vergleichsweise einfach tauschen lassen. Zudem beeinflussen Bauteile wie Prozessor und Grafikchip hauptsächlich die Geschwindigkeit des Notebooks, die für ein Großteil der Anwender unkritisch ist, weil die meisten Anwendungen auf aktuellen Notebooks schnell genug laufen. Im praktischen Einsatz erweisen sich jedoch andere Eigenschaften als wichtiger, die in den Anzeigen meist unerwähnt bleiben: Display-Qualität, Laufzeit, Gewicht und Ergonomie, aber auch Qualität des Services und Umfang des Zubehörprogramms. In diesem Artikel beleuchten wir diese Kriterien und geben allgemeine Hinweise für alle Notebook-Klassen.

Der erste Schritte vor dem Kauf besteht darin, sich grob für ein Einsatzgebiet zu entscheiden: Will man das Notebook häufig mitnehmen? Dann stehen Laufzeit und Gewicht im Vordergrund. Oder soll es in erster Linie eine hohe Rechenleistung abliefern und vielleicht den stationären Rechner ersetzen? Oder soll es von allem ein bisschen können, aber vor allem nicht allzu teuer sein? Dann ist ein günstiger Allrounder das richtige Gerät - was man für welchen Preis erwarten kann, zeigt der Artikel in c't 7/07 ab Seite 112. Mit kleinen und leichten Notebooks befasst sich der Artikel in c't 7/07 ab Seite 118 und die leistungsstarken Schwergewichte beschreibt der Artikel in c't 7/07 ab Seite 122. Der Artikel in c't 7/07 ab Seite 128 stellt drei aktuelle Billignotebooks vor.

Internet-Surfen, ruckelfreie DVD-Videos, E-Mails, Büroarbeiten, Fotobearbeitung und einfache Spiele erledigen alle derzeit erhältlichen Notebooks ohne Schwierigkeiten. Erst wenn die Ansprüche darüber hinaus gehen, muss man sich nach einer besseren Ausstattung umschauen. Dabei reicht es nicht, nur auf einen schnellen Prozessor zu achten, sondern das gesamte Paket muss stimmen. Schon die langsamen Prozessoren sind so schnell, dass sie die meisten rechenintensiven Arbeitsschritte wie das Nachschlagen eines gerade getippten Worts in der Rechtschreibkorrektur ohne wahrnehmbare Verzögerung erledigen. Viele der störenden Unterbrechungen im Sekundenbereich, etwa beim Starten von Programmen, beim Laden von Dateien oder beim Umschalten zwischen Anwendungen, verschwinden mit einem schnelleren Prozessor auch gar nicht, weil sie einer langsamen Festplatte oder einem zu kleinen Hauptspeicher geschuldet sind.

512 MByte oder weniger Hauptspeicher sind nur noch für Anwender ausreichend, die nur gelegentlich mit dem Notebook arbeiten, die mit häufigen kleinen - oder unter Vista auch größeren - Wartezeiten leben können oder die nie mehrere Programme gleichzeitig gestartet haben. Wenn aber als Grundlast ständig gleichzeitig Browser, Textverarbeitung, PDF-Reader, Messenger und E-Mailer laufen, wenn große Digitalbilder oder Videos zu bearbeiten sind, dann wird das ständige Auslagern auf die Festplatte lästig und man sollte lieber ein Gigabyte Hauptspeicher einplanen.

1,5 oder direkt 2 GByte empfehlen sich für anspruchsvolle Anwender, bei denen viele oder speicherfressende Programme gleichzeitig laufen: Entwicklungsumgebungen, Profi-Bildbearbeitungen, RAW-Bildverwaltung, Schnitt von hochaufgelöstem Videomaterial, Betriebssystem-Virtualisierung, Musikersoftware, Webseiten-Entwicklung samt lokalem Web- und Datenbank-Server im Hintergrund. Auch legen einige 3D-Spiele erstaunlich an Spielbarkeit zu, wenn sie viel Hauptspeicher haben.

Die Bestückung mit mehr als zwei Gigabyte treibt den Preis deutlich in die Höhe, weil Notebooks nur zwei Speichersteckplätze haben und die somit notwendigen 2-GByte-Module über 500 Euro kosten, während die 1-GByte-Module inzwischen deutlich unter die 100-Euro-Marke gefallen sind. Die damit maximal möglichen 4 GByte Hauptspeicher lassen sich mit 32-Bit-Betriebssystemen aufgrund des eingeblendeten PCI- und AGP-Adressbereichs nicht nutzen, deutlich mehr als 3 GByte stellen nur wenige Notebooks bereit. Einige Notebooks dürften zwar in der Lage sein, einem 64-Bit-Betriebssystem die vollen 4 GByte zur Verfügung zu stellen, aber der Schritt von 3 auf 4 GByte rechtfertigt in nur wenigen Anwendungsszenarien die Treiber- und Kompatibilitätsprobleme.

Aktuelle Speicher-Controller arbeiten auch mit zwei verschiedenen Modulen im schnellen Zweikanal-Modus, sodass beliebige Kombinationen aus 0,5-, 1- und 2-GByte-Modulen möglich sind. Sogar ein einzelnes PC2-4200/DDR2-533-Modul ist schon schnell genug, um die aktuellen FSB667-Prozessoren zu versorgen. Erst wenn weitere Komponenten, besonders ein Chipsatz mit integrierter Grafik (mehr dazu weiter unten), auf den Hauptspeicher zugreifen, sollten zwei Riegel oder zumindest einer mit DDR2-667/PC2-5300-Geschwindigkeit eingesteckt sein. Im Sommer will Intel mit der Santa-Rosa-Plattform den Frontside-Bus auf FSB800 beschleunigen, dann dürfte ein einzelnes PC2-4200-Modul zu langsam sein.

Beim Blick auf die Speicherpreise sollte ein Notebook mit zwei GByte Speicher keine 100 Euro mehr kosten als mit nur einem. Doch einige Hersteller verlangen für Käufer nicht nachvollziehbare Aufpreise, beispielsweise wollten Anfang März Apple 180 und Dell 190 Euro für das zusätzliche Gigabyte haben. Wer sich zutraut, den Speicher selbst einzubauen oder wer einen servicefreundlichen Händler vor Ort kennt, kann so Geld sparen (siehe auch c't 7/07, Seite 219).

Bei vielen Notebooks ist diese Eigeninitiative sowieso notwendig, weil die Hersteller sie nur mit einer festen Speicherausstattung verkaufen. Einige Händler wie notebooksbilliger.de greifen dem Kunden unter die Arme und bieten diese Notebooks direkt mit zusätzlich eingebautem und getestetem Speicher an.

Bei Arbeiten mit Fotos, großen Präsentationen oder stark bebilderten Dokumenten muss die Festplatte immer größere Datenhäppchen bewältigen. Vor einigen Jahren spuckten Digitalkameras JPG-Fotos mit weit unter 1 MByte Größe aus, die RAW-Dateien heute aktueller Kameras nehmen über 10 MByte ein. Entsprechend steigen auch die Ansprüche an Geschwindigkeit und Größe der Festplatte.

Für eine Betriebssystem-Installation mit großzügig Platz für Programme kann man 20 GByte veranschlagen. Will man besonders viele Anwendungen, umfangreiche (also auf DVD oder mehreren CDs gelieferte) Spiele oder Nachschlagwerke installieren, wächst der Platzbedarf entsprechend. Wer sich hauptsächlich mit E-Mails, Büro- und Studienunterlagen oder der Firmenbuchhaltung beschäftigt, kommt ganz gut mit 40 oder 60 GByte großen Festplatten aus. Platz für ein paar hundert Fotos, MP3-Songs oder Hörbucher bleibt dabei allemal.

Wenn die Sammlung eher in Tausender-Stückzahlen geht oder ein zweites Betriebssystem zum Einsatz kommen soll, passt eine 80er- oder 100er-Platte besser. Wer aus Passion oder beruflicher Notwendigkeit gar mit zehntausenden Fotos oder Songs zu tun hat, braucht eine Platte ab 120 GByte. Besondere Platzfresser sind zudem Filme, egal ob selbst gedreht, per TV-Modul aufgenommen oder von den eigenen DVDs gerippt. Derzeit sind Platten mit maximal 200 GByte erhältlich, größere dürften noch dieses Jahr in die Läden kommen.

Eine hohe Transfergeschwindigkeit macht sich in vielen Situationen bemerkbar, beim Booten, beim Aufwachen aus dem Ruhezustand, beim Umgang sowohl mit vielen als auch mit großen Dateien. Lediglich beim Konvertieren von Videos ist eher der Prozessor gefordert, beim Surfen die Internet-Verbindung und beim Schreiben der Kopf.

Als besonders schnell erweisen sich Platten mit 7200 U/min und 8 MByte großem Cache. Aufgrund der höheren Datendichte gehören auch die 160- und 200-GByte-Platten mit 5400 U/min zu den schnelleren. Nur bei wenigen Notebook-Herstellern kann der Kunde allerdings die Eigenschaften der Festplatte so detailliert festlegen.

Der mechanische Einbau einer neuen Festplatte macht ähnlich wenig Probleme wie die Erweiterung des Hauptspeichers. Aber alle Programme samt Einstelungen und Daten von der alten auf die neue Platte zu bekommen, ist recht umständlich. Daher sollten Käufer darauf achten, dass ihr Notebook ab Werk mit der gewünschten Platte ausgestattet ist.

Solid-State-Disks mit ausschließlich Flash-Speicher statt beweglichen Scheiben kosten so viel wie ganze Notebooks und sind auch optional höchstens bei Anbietern von Industrie-Notebooks erhältlich. Mit der Auslieferung von Hybrid-Platten - herkömmliche Magnetscheiben mit zusätzlichem Flash-Speicher - will Samsung in Kürze beginnen.

Als optische Laufwerke kommen schon bei den billigsten Notebooks nur noch DVD-Brenner zum Einsatz, oftmals sogar mit Brennfunktion für Double-Layer-Medien. DVD-ROMs oder CD/RW-Laufwerke sind nur noch optional für einige wenige Geräte lieferbar.

Notebook-Platten haben aufgrund der stärkeren mechanischen Belastung ein größeres Ausfallrisiko als die im Desktop-PC, bei mobil genutzten steigt zudem das Diebstahlrisiko. Eine regelmäßige Sicherung der Daten ist daher unverzichtbar. Per DVD-R oder CD-R ist das nur bei kleinen Datenmengen praktikabel, größere lassen sich komfortabler per externer Festplatte (USB oder Firewire; etwa 100 Euro für 300 GByte) oder per LAN (Server oder NAS, siehe [1]) sichern. Auf längeren Reisen, besonders zu produktiven Zwecken, gehört eine externe Platte, ein Image-Tank, ein MP3-Spieler mit genügend freiem Platz oder ähnliches ins Gepäck - alternativ sichert man die neuen Daten per Internet-Backup.

Die schnellsten Mobilprozessoren sind momentan Intels Core 2 Duo der T7000-Reihe, wobei der Spitzenreiter T7600 mit 2,33 GHz saftige 650 Euro kostet. Auch noch zur Spitzenklasse zählen der Core 2 Duo T5000 (1,67 oder 1,83 GHz), der Vorgänger Core Duo T2000 (1,6 bis 2,33 GHz) sowie der AMD Turion 64 X2 (1,6 bis 2 GHz). Sie alle haben zwei Rechenkerne.

Alle anderen Prozessoren sind langsamer, wobei die feinen Abstufungen eher aus Marketing- als aus praktischen Gründen sinnvoll sind. Die Mittelklasse bilden die Einkern-Modelle AMD Turion 64 und Intel Core Solo sowie die Zweikern-CPU Intel Pentium Dual Core. Die Sparklasse besteht aus AMD Sempron, Intel Celeron M und dem hierzulande selten anzutreffenden VIA C7-M. Von einigen Prozessoren gibt es Stromspar-Versionen, mehr dazu in c't 7/07 im Artikel ab Seite 118.

Der Unterschied zwischen dem langsamsten Celeron M und dem schnellsten Core 2 Duo mag in einigen Anwendungen deutlich spürbar sein, aber Abstufungen von ein paar hundert Megahertz merkt niemand. Selbst wenn - wie in einigen mäßig konzipierten Notebooks üblich - der Prozessor im Akkubetrieb gedrosselt ist, fällt das nicht jedem Anwender auf. Berechnungen wiederum, die mehrere Minuten oder gar Stunden dauern, beschleunigt ein schnellerer Prozessor nicht so sehr, dass man ohne Verzögerung weiter arbeiten könnte - immerhin erleichtert ein Zweikern-Prozessor, sich derweil mit anderen Programmen zu beschäftigen.

Die Virtualisierungstechniken von AMD und Intel werden von immer mehr entsprechenden Programmen wie VMware und VirtualPC genutzt. Einige aus dem Linux-Umfeld wie Xen oder KVM benötigen diese CPU-Funktionen sogar, um Windows als Gastsystem zu starten. Die schnellen Mobilprozessoren Turion X2, Core 2 und die meisten Core-Versionen haben diese Technik eingebaut. Einige Prozessoren (Intel Core 2, die meisten von AMD) beherrschen 64-Bit-Befehle, was in Notebooks jedoch hauptsächlich für Entwickler entsprechender Software interessant ist. Einen deutlichen Vorteil bringt ein 64-Bit-Betriebssystem erst bei weit über 4 GByte Hauptspeicher, was in Notebooks derzeit nicht möglich ist.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 07/2007.

[1] Boi Feddern, Eingenetzt, Neun Netzwerk-Festplattengehäuse zum Selbstbestücken, c't 20/06, S. 152

[2] Jürgen Rink, Ratlose Kunden, Notebook-Nutzer bewerten Service und Support

"Das optimale Notebook"
Artikel zum Thema "Das optimale Notebook" finden Sie in der c't 07/2007:
Grundlagen zur Auswahl des richtigen Notebooks S. 104
Allrounder von 600 bis 1300 Euro S. 112
Leichte Laptops für den mobilen Einsatz S. 118
Ersatz für den stationären PC S. 122
Consumer-Notebooks unter 1000 Euro S. 128

(jow)