i-mode sucht den Erfolg
Das NEC N21i war lange Zeit das einzige i-mode-Handy bei E-Plus. Mit Pauken und Trompeten startete E-Plus zur CeBIT seinen Handydienst i-mode und wollte nach japanischem Vorbild eine neue Ära im mobilen Internet einläuten.
- Matthias Göbel
Das NEC N21i war lange Zeit das einzige i-mode-Handy bei E-Plus.
Bewegte Bilder, E-Mails statt SMS-Kurzprosa und umfangreiche Content-Angebote – der Netzbetreiber E-Plus trat zur letzjährigen CeBIT mit dem Handydienst i-mode als Konkurrenz zu WAP an, konnte aber bislang nur wenig Kunden gewinnen. In diesem Jahr soll sich das ändern.
Denn gegen die bunten Bilder, Animationen und dem Content-Angebot von i-mode sieht WAP alt aus. Schlechte Dienste, lange Zeit tristes Grau in Grau, Browserabstürze und die umständliche Navigation durch die WAP-Welt schreckten viele Kunden ab -– keine Spur vom lauthals angepriesenen "Internet für Handys".
Erst bei Geräten mit WAP 1.2.1 und Erweiterbarkeit auf WAP 2.0 wie dem T68 von Sony Ericsson kam Farbe ins Spiel, aber die mäßige Bedienbarkeit und der karge Info-Gehalt vieler WAP-Angebote blieben. Da kam i-mode gerade richtig. weniger Monate stieg die Zahl der angebotenen imode-Dienste von 60 auf über 100. Da die Gestaltung des Content-Angebots in der Hand von E-Plus liegt, wirkt das gesamte Portal im Vergleich zu vielen WAP-Angeboten sehr aufgeräumt.
Anders als bei WAP, wo jeder Anbieter andere Tastenbelegungen für dieselben Funktionen anbieten darf, folgen sämtliche i-mode-Seiten dem gleichen Navigations-Prinzip. Im Unterschied zu WAP mit der Seitenbeschreibungssprache Wireless Markup Language (WML), lehnt sich i-mode mit i-HTML stärker an den gängigen Web-Standard HTML an. Programmierer müssen etwa auf Tabellen und Frames verzichten, um die Übertragung der Seiten aufs Handy nicht zu bremsen. Der Vorteil liegt darin, dass es mit i-HTML für Inhalte-Anbieter einfacher ist, ihren vorhandenen Content für mobile Geräte aufzubereiten.
Neue Wege
In Japan erwies sich dieser Handy-Dienst als überaus erfolgreich und konnte dort innerhalb weniger Monate nach Einführung im November 1999 4,6 Millionen Kunden locken. Nach einem Jahr zählten bereits zirka 30 Millionen Japaner zur zahlenden Kundschaft. Von solchen Zahlen kann der Netzbetreiber E-Plus aber nur träumen. Insgesamt bleibt der Dienst mit 100.000 Kunden in Belgien, Deutschland und den Niederlanden weit hinter den Erwartungen zurück. Das mit Abonnementgebühren ungewöhnliche Preissystem, ein nur durchschnittliches i-mode-Handy und die anderen Nutzungsgewohnheiten hierzulande, ließ die deutsche Kundschaft nur verhalten zugreifen.
Ohne Klappe: Das TS21i von Toshiba liegt gut in der
Hand und muss erst nach vier Stunden i-mode-Surfen wieder an die Steckdose.
E-Plus sucht deshalb nach Wegen, den Markt fĂĽr
seinen mobilen Internet-Dienst anzukurbeln. Zusammen mit
neuen i-mode-Services plant das Unternehmen für das 1. Quartal 2003 den Einstieg in den Mitteilungsdienst für Handys, den Multimedia Messaging Service (MMS). Getreu dem Motto "das beste aus zwei Welten" ließe sich so das i-mode-Angebot auch noch um die Foto-Funktionalität des MMS-Dienstes erweitern. Mit MMS kann der Anwender aber nicht nur farbige Fotos, sondern auch animierte Bilder oder Grafiken, Klingeltöne und Sprachnachrichten befördern. MMS-Nachrichten können aus mehreren verknüpften Multimedia-Dateien bestehen, zum Beispiel aus Bildern, die ähnlich einer Diashow über das Display laufen. Zur Zusammenstellung und Ablaufsteuerung von MMS-Nachrichten dient die Programmiersprache Smil (Synchronized Multimedia Integration Language). So beschreibt Smil auf XML-Basis den Ablauf einer Multimedia-Präsentation sowie deren Darstellung auf dem Display.
Abo-System
Die zögerliche Verbreitung von i-mode in Deutschland liegt vermutlich nicht an den Inhalten, denn die Content- Welt hat sowohl qualitativ als auch quantitativ viel zu bieten: Die Spanne der mehr als 100 i-Mode-Dienste reicht von Nachrichten über Shopping-Angebote bis hin zu animierten Wetterkarten. So präsentiert etwa der Spiegel seine Nachrichten in Umfang und Qualität vergleichbar mit dem Web-Angebot. Seit Mitte August finden sich auch so genannte Location Based Services (LBS) im Programm.
Nicht nur neue Inhalte und Services sollen Kunden anziehen, der Netzbetreiber versucht auch, die Vorzüge von i-mode gegenüber WAP weiter auszubauen. Zusätzlich zur so genannten i-mail, die Raum für 1000 Zeichen bietet und von Handy zu Handy, vom Handy zum PC und auch vom PC zum Handy funktioniert, können jetzt auch AOL-Kunden ihre Mails per i-mode abrufen, bearbeiten und verschicken. Dies ist bislang einzigartig, denn über WAP oder SMS funktioniert der AOL-Dienst nicht.
Bremsend wirkt dagegen das Tarifmodell: Nach dem E-Plus-Startangebot mit 0,1 Cent pro Kilobyte erscheint nun der Datentransfer mit einem Cent pro Kilobyte recht teuer. Ein Bild nimmt bis zu 2,6 Kilobyte in Anspruch, erscheint also mit 2,6 Cent auf der Rechnung. Kosten entstehen bei i-mode jedoch nicht nur durch die Datenübertragung, sondern zusätzlich durch das Abo-System. So schlägt fast jeder abonnierte Dienst mit 50 Cent bis zwei Euro im Monat zu Buche. Gerade die Abo-Gebühren können in Deutschland bislang wenig Freunde gewinnen. Zu hart scheint die Konkurrenz mit anderen Medien und bisher konnten die Anbieter nur wenige Kunden von ihren Angeboten überzeugen.
Zu der schwachen i-mode-Nachfrage hat sicher auch beigetragen, dass E-Plus lange Zeit nur ein i-mode-Handy im Portfolio hatte. Das NEC N21i ist zwar ordentlich verarbeitet und liegt gut in der Hand, doch das Gerät markiert im Vergleich zu den gut ausgestatteten MMS-Handys der Konkurrenz das untere Ende der Mittelklasse. Es bietet bislang keinerlei Anschlussmöglichkeiten an den PC oder das Notebook und taugt somit nicht für den Business-Einsatz.
Neues Eisen
Da es zu diesem Gerät bislang keine Alternative gab, mochte sich die kaufstarke Zielgruppe der Geschäftskunden kaum mit i-mode anfreunden. Jetzt liegt immerhin ein weiteres, bereits für den Sommer angekündigtes i-Mode-Handy von Toshiba, das TS21i, in den Läden des Netzbetreibers. Es soll zusammen mit neuen Inhalten i-mode neuen Antrieb bescheren.
Anders als das NEC-Gerät ist das TS21i von Toshiba kein Klapp-Handy. Das Farbdisplay mit einer Auflösung von 128 x 121 Pixel stellt 256 Farben dar und liegt auf dem Qualitäts-Niveau des NEC-Handys. Das Gerät ist handlich und optisch ansprechend. Es holt i-mode-Inhalte wie auch das NEC über GPRS und bündelt dazu bis zu vier Empfangskanäle mit je 13,4 kBit/s für bis zu 53,6 kBit/s (GPRS Klasse 8).
Zu den Eckpunkten zählen eine integrierte Antenne, 16-stimmige Klingeltöne und zwei Spiele. Wie beim NEC-Handy muss der Nutzer auf eine IrDA-Schnittstelle und den Kurzstreckenfunk Bluetooth für die Kommunikation mit PDAs und Notebooks oder PCs verzichten und auch ein Datenkabel liegt nicht bei. Dieses soll aber noch Anfang dieses Jahres erhältlich sein. Die Tasten sind zwar präzise, aber schwergängig und das zentrale Navigationselement in der Mitte des Geräts ist zu klein geraten.
Die Menü-Taste für die Geräte-Einstellung unten rechts liegt ungünstig –- sie sollte besser in der Nähe des zentralen Navigationselements platziert sein. Störend wirkt beim Lesen der i-mode-Inhalte, dass sich wie beim NEC die Hintergrundbeleuchtung des Displays nach zirka 15 Sekunden ausschaltet. Weniger gelungen ist auch, dass sich die Eingabehilfe T9 nicht permanent abschalten lässt. Die Serifen-Schrift erinnert an das Schriftbild alter Schreibmaschinen und lässt das Handy etwas altbacken wirken.
Vor allem die Display-Helligkeit und der Kontrast fallen im Vergleich zu MMS-Handys vom Schlage eines Sharp GX 10 oder Panasonic EB-GD 87 ab. Gefallen konnte dagegen das geringe Gewicht (98 Gramm) und die im Vergleich zum NEC-Handy längeren Akkulaufzeiten. Das TS21i erreicht laut Hersteller Sprechzeiten bis zu 180 Minuten und Bereitschaftszeiten bis zu 180 Stunden. Im Test war der Akku allerdings nach knapp 120 Stunden Bereitschaft leer. Beim imode-Surfen muss das TS21i aber erst nach über vier Stunden an die Steckdose, das NEC-Gerät quittiert bereits zwei Stunden früher den Dienst. (em)