Ă–ffentlichen Windows-PC vernageln

Auf einem öffentlichen PC soll man nur ein Programm per Touchbedienung nutzen können und keinen Zugriff auf Windows bekommen. Ist das möglich?

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Auf einem öffentlich aufgestellten PC in einem Museum sollen die Besucher ein interaktives (Windows-)Programm benutzen können, das per Touchscreen bedient wird. Das Programm belegt den ganzen Bildschirm, es soll kein Zugriff auf Windows möglich sein. Selbst ohne Maus oder Tastatur können Besucher aber derzeit mit einem Fingerwisch vom linken Bildschirmrand nach rechts die Task-Ansicht einblenden; ein Wischen vom rechten Bildschirmrand nach links öffnet das Benachrichtigungsfenster. Über beide Wege kann der Museumsbesucher Zugriff auf die Taskleiste und das Startmenü bekommen und allerlei Unfug treiben. Kennen Sie einen Weg, wie man die Wischmöglichkeiten verhindert und die Touch-Funktion ausschließlich aufs Tippen innerhalb des Programms reduziert?

Welches die für Ihren Anwendungsfall passende Lösung ist, hängt vor allem davon ab, um was für ein Programm es sich bei der Anwendung handelt, die die Besucher benutzen sollen: Wenn es eine normale (Win32-)Anwendung ist, sollten Sie zunächst ein gesondertes Benutzerkonto einrichten, unter dem die Anwendung künftig läuft. Mit diesem Konto melden Sie sich einmal normal an, starten das Programm regedit und navigieren in der Registry zum Schlüssel HKEY_CURRENT_USER\SOFTWARE\Microsoft\Windows NT\CurrentVersion\Winlogon. Erstellen Sie per Rechtsklick oder über das Bearbeiten-Menü eine neue Zeichenfolge und nennen Sie sie Shell. Als Wert tragen Sie den kompletten Pfad zum Besucherprogramm ein, also zum Beispiel "C:\Program Files\Museum\Steinzeit.exe"; wenn der Pfad wie im Beispiel Leerzeichen enthält, muss er in Anführungszeichen eingeschlossen sein.

Wenn Sie sich nun abmelden und (mit oder ohne Windows-Neustart) unter demselben Konto neu anmelden, sollte sich direkt die Besucheranwendung öffnen, ohne dass zuvor der Explorer startet und einen Desktop lädt. Und ohne Desktop gibt es auch kein Action Center mit Benachrichtigungen und keine Task-Ansicht mehr. Allerdings auch kein Startmenü, über das sich der Rechner herunterfahren oder die Einstellung rückgängig machen ließen. Dafür müssten Sie – auf einer kurzfristig angeschlossenen oder im Normalbetrieb vor den Besuchern versteckten Tastatur – die Tastenkombination Strg+Alt+Entf drücken und aus dem erscheinenden Menü den Befehl "Task-Manager" wählen. Um dessen Menü anzuzeigen, müssen Sie gegebenenfalls unten auf "Mehr Details" klicken. Anschließend können Sie per "Datei/Neuen Task ausführen" nebst der Eingabe explorer einen Desktop starten und kommen so wieder an den Registry-Editor oder die Befehle zum Herunterfahren des Rechners.

Im Kiosk-Modus fĂĽhrt Windows nur eine einzige App aus und verwehrt den Zugang zu allen Systemfunktionen.

Sollte es sich bei der Besucheranwendung um eine UWP-App aus dem Microsoft-Store handeln, öffnen Sie stattdessen die Einstellungen von Windows 10, wechseln auf die Seite "Konten/Familie und andere Benutzer" und klicken unter "Kiosk einrichten" auf "Zugewiesener Zugriff". Ein weiterer Klick auf "Los geht’s" startet den Kiosk-Assistenten, der als Erstes einen Namen für ein neues Konto wissen will – lassen Sie das Feld leer, heißt es "Kiosk". Im zweiten Schritt wählen Sie die Kiosk-Anwendung aus (wenn Ihre Besucher-App in der Liste fehlt, handelt es sich um eine normale Anwendung und die oben geschilderte Anleitung gilt). Wie oben müssen Sie sich nur noch unter dem neuen Konto anmelden, um die Besucher-App zu starten.

(hos)