Pixel, Watt und Foldables: Die Smartphone-Trends des Jahres

Seite 2: Bessere Fotos, schneller laden

Inhaltsverzeichnis

Das nächste Megapixelrennen bei Kameras ist in vollem Gange. Top-Modelle schießen Videos in 8K und Bilder mit über 100 oder gar 200 Megapixeln. Selbst Einsteigergeräte trauen sich kaum mit weniger als 50 Megapixeln vor die Tür. Diese hohen Auflösungen spucken die Smartphones aber in aller Regel gar nicht aus, zumindest nicht in der Standardeinstellung.

Pixel Binning sorgt vielmehr dafür, dass die Informationen aus mehreren Bildpunkten zusammengerechnet werden, um die Qualität des Fotos zu verbessern. Das ist dann meist doch wieder nur 12 Megapixel groß, sieht aber besser aus als mit einem niedriger auflösenden Sensor. In diesem Sinne stellt das also doch einen Fortschritt gegenüber der Marschroute "Mehr Pixel gleich besseres Foto" dar, die die Hersteller in den 2010er-Jahren ausgerufen hatten.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Während die Kamerasoftware für Smartphonefotos eine enorme Rolle bei der Bildqualität spielt, lässt sich die Physik nicht überlisten. Handfeste Vorteile bringt unterdessen die Vergrößerung der Fläche der Bildsensoren. Größere Sensoren fangen mehr Licht ein, erzeugen weniger Bildrauschen und können für ein leichtes optisches Bokeh, also eine Tiefenunschärfe, sorgen, ohne dass man per Software künstlich nachhelfen muss.

Einige wenige Geräte besitzen Sensoren der Ein-Zoll-Klasse, die auch in klassischen Kompaktkameras eingebaut sind, beispielsweise das Xiaomi 12S Ultra. Die Kamera des Xiaomi-Smartphones hat im Test gezeigt, dass sie es dank des großen Sensors gar mit manchen APS-C-Kameras aufnehmen kann, zumindest in einigen Situationen.

Zwar trifft die Kamerasoftware nicht immer ins Schwarze, was die Bildbearbeitung angeht, doch der Detailreichtum der Bilder und die Tiefenschärfe beeindrucken. Im Jahr 2023 dürften weitere Hersteller auf den Zug aufspringen und größere Bildsensoren in ihre Smartphones einbauen, vor allem in den Flaggschiffen. Gerade bei der Kamera, nach wie vor einer der wichtigsten Aspekte bei der Kaufentscheidung, gilt es für die Hersteller, mit der technischen Entwicklung schrittzuhalten.

Kommen die Fortschritte bei den Kameras von den beteiligten Unternehmen selbst, muss an anderer Stelle vonseiten der Gesetzgebung nachgeholfen werden. Die EU-Kommission hat im Oktober die Weichen gestellt für eine Vereinheitlichung beim Ladeanschluss, die vor allem Apple sauer aufstoßen dürfte. Vorbehaltlich der als sicher geltenden Zustimmung der Parlamente der Mitgliedsstaaten soll der USB-C-Anschluss zur Pflicht werden.

Während selbst günstige Android-Handys inzwischen quasi durch die Bank einen USB-C-Port besitzen und Apple alle iPads damit ausstattet, hält die Firma bislang beim iPhone am proprietären Lightning-Stecker fest. Nun werden wohl bald auch diese folgen müssen – falls Apple nicht auf andere Ideen kommt, etwa den kompletten Verzicht auf Kabel zugunsten von Induktion und Funk.

Mit dem Ladeanschluss hängt ein Aspekt zusammen, bei dem Samsung, Apple und Google der Konkurrenz aus China massiv hinterherhinken: die Geschwindigkeit beim Aufladen. Während Galaxy- oder Pixel-Smartphones und die iPhones mit schlappen 25, 30 Watt anderthalb Stunden am Ladekabel hängen, sind andere Smartphones nach nicht einmal zwanzig Minuten wieder voll geladen – wohlgemerkt von null auf hundert Prozent.

Netzteile mit 120 Watt pressen die Energie beeindruckend schnell in die Zellen, dank aufwendiger Schutzmechanismen werden die Akkus dabei auch nicht übermäßig heiß. Bereits auf dem Mobile World Congress im Februar setzte sich Oppo zum Ziel, schon bald die 200-Watt-Grenze beim Laden zu reißen. Davon sind die Marktführer noch weit entfernt.

Apple streicht bei den neuen iPhones in Nordamerika die SIM-Schublade – mit einem vorgeschobenen Argument. Bei den Softwarefeatures inspirieren sich Apple und Google gegenseitig.

Das Duopol der Smartphonebetriebssysteme ist nach wie vor ungebrochen, neben Android und iOS gibt es keine andere Plattform mit relevantem Marktanteil. Weltweit betrachtet treibt Android laut aktuellen Zahlen von Statista über 71,5 Prozent aller Mobiltelefone an, iOS läuft auf knapp 28 Prozent.

Beide Systeme nähern sich einander mit ihren Features immer mehr an, böse Zungen würden sagen: kopieren vom jeweils anderen und sich dafür feiern. Apple präsentierte bei der Vorstellung von iOS 16 stolz das Always-on-Display und die automatische Unfallerkennung – beide Funktionen sind für Android-Nutzer längst ein alter Hut. Google wiederum hat nun auch einen Kino-Modus für Videoaufnahmen und (wieder) eine Gesichtserkennung, wie sie Apple-Nutzer seit Jahren verwenden.

Während nahezu alle Smartphones auch in unteren Preisklassen die Grundfunktionen beherrschen, setzen sich vor allem die teuren Top-Modelle durch unterschiedliche Schwerpunkte ab. Superhohe Kameraauflösung hier und megaschnelle Akkuladung dort markieren wichtige Entwicklungen, faltbare Displays und neuartige Designs sorgen für Abwechslung. Allen derzeitigen Krisen und zum Zerreißen gespannten Lieferketten zum Trotz: Das Smartphone-Rad dreht sich weiter, ein Ende ist nicht in Sicht. (sht)