Reisefotografie: Menschen

Das Gesicht eines Menschen fasziniert. Bilder, die von der Lebensweise der Einheimischen, ihrem kulturellen und sozialen Umfeld erzählen, spiegeln den Charakter eines Landes wider wie kein anderes Motiv. Die Herausforderung liegt hier weniger in der Technik, sondern vielmehr in der eigenen Einstellung zum Fotografieren fremder Personen.

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Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Reinhard Eisele
Inhaltsverzeichnis

Man stelle sich vor, während der Christmette an Weihnachten oder dem Ostergottesdienst käme eine Busladung halbnackter Südseeinsulaner, die sich um den Altar stellen und den Priester auffordern, sich mit ihnen zusammen fotografieren zu lassen. Übertrieben? Keineswegs! Ob bei Festen auf Bali, in dem buddhistischen Tempelheiligtum Borobodur auf Java oder in ganz normalen asiatischen Straßencafés habe ich oft Situationen beobachtet, in denen das unsensible Verhalten meist westlicher Touristen zu peinlichen Situationen geführt hat.

Für Reisefotografen bedeutet das, es gibt keine Tricks, sondern die feste Regel: Respekt, Rücksicht und das Einfühlungsvermögen des Fotografen haben absolute Priorität. Meist sieht man es den Aufnahmen auch an, ob ein Fotograf den Mut besessen hat, mit dem abgebildeten Menschen persönlichen Kontakt aufzunehmen oder ob er sich das Porträt "gestohlen" hat. Das muss natürlich nicht bedeuten, dass jeder Porträtfotografie ein ausführliches Kennenlernen vorausgehen muss, häufig ist dies mangels Sprachkenntnissen auch gar nicht möglich. Aber die emotionale Sprache ist international und man merkt jedem Menschen auf der Erde an, ob er dem Fotografiertwerden positiv oder negativ gegenübersteht. Oft sind es die kleinen Gesten, ein Lachen oder ein paar Worte in der Landessprache, die ausreichen, um eine Beziehung zwischen Fotograf und einer Person entstehen zu lassen.

Für die klassische Porträtfotografie ist es sinnvoll, längere Brennweiten einzusetzen, also Teleobjektive zwischen 80 und 135 mm (bezogen auf das Kleinbildformat). Um ein Gesicht im Kleinbildformat füllend aufzunehmen, muss man mit einem 100-mm-Objektiv 120 Zentimeter entfernt sein. Da die Hauptschärfe im Einstellbereich liegt und die Schärfentiefe bei dieser kurzen Entfernung auch bei Blende 8 nicht sehr groß ist, muss man die Schärfe genau einstellen. Lichtstarke Objektive haben durch ihre Helligkeit dabei Vorteile. Bei Porträts sollten die Augen immer scharf gestellt sein. Da die Schärfentiefe durchschnittlich 1/3 vor der Einstellebene und 2/3 dahinter liegt, sind bei der richtigen Einstellung auch die Nasenspitze und die Ohren noch scharf.

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