Smart Garden: Der Garten pflegt sich selbst

Seite 2: Smartes Licht ist draußen teuer

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Wenn schon das Rasenmähen und Bewässern dank moderner Technik automatisiert erfolgen kann, warum dann nicht auch die Beleuchtung? Zwar können Bewegungs- und Dämmerungssensoren schon für ein wenig Intelligenz sorgen, doch in Zeiten von Hue und vergleichbaren Produkten ist viel mehr möglich. Farbe und Intensität lassen sich an den Sonnenstand anpassen, bestimmte Lampen zu Gruppen zusammenschalten oder auch komplexere Zeitschaltungen anlegen.

Der Funktionsumfang der einzelnen Systeme schwankt, eines haben aber fest alle gemeinsam: eine proprietäre Lösung für die Energieversorgung. Transformator, Leitung und Leuchten sind hier oftmals nicht fest miteinander verbunden, was eine hohe Flexibilität der Entfernungen zwischen den einzelnen Komponenten erlaubt. Dank Kleinspannung enden durch das verlegte getriebene Spaten nicht mit tödlichen Stromstößen. Dem gegenüber stehen vor allem die hohen Preise. Und wer mehr als nur eine handvoll derartiger Leuchten aufstellen will, muss in vielen Fällen mehr als nur einen Stromkreis installieren – was die Kosten weiter nach oben treibt. So verlangt Philips für ein 5 Meter langes, zu den Hue-Außenleuchten kompatibles Verlängerungskabel etwa 15 Euro. Ein gleichlanges Standardverlängerungskabel für den Außeneinsatz kostet im Baumarkt hingegen nur ein Drittel.

Umfasst das Grundstück mehr als nur 600 oder 700 Quadratmeter oder sind die baulichen Voraussetzungen nicht optimal, rückt auch das Thema WLAN im Garten in den Mittelpunkt. Denn das smarteste System arbeitet nicht, wenn es keine Verbindung aufbauen kann.

Einige wenige Hersteller von Netzwerkinfrastruktur haben dieses Problem bereits erkannt und bieten entsprechende Repeater und Access Points an – oder behaupten zumindest, dass diese für den Außeneinsatz geeignet sind. Entscheidend ist jedoch, dass der lokal übliche Temperaturbereich abgedeckt wird und auch der versehentliche Beschuss mit dem Gartenschlauch keine Schäden nach sich zieht.

Doch auch der Standort spielt eine Rolle. Der beste Repeater bringt nichts, wenn er das zu verstärkende Netz gar nicht erst findet oder das Ausgangssignal zu schwach ist. Hier kann die Umplatzierung des Routers im Haus helfen, eine Alternative wäre das Verlegen von LAN-Kabeln im Garten. Von derartigen Lösungen profitiert aber nicht nur die Smart-Garden-Technik, auch das Surfen in der Hängematte macht dann unter Umständen mehr Spaß.

Zum Thema Daten im Garten gehört aber nicht nur die Verbindung der einzelnen Geräte untereinander, sondern auch das grundlegende Sammeln von Informationen und deren Verwendung. Denn smart wird ein Gerät nicht durch die Anbindung an eine App oder die Steuerung per Bluetooth. Es ist äußerst unpraktisch, wenn der Mähroboter und die Bewässerungsautomatik gleichzeitig mit der Arbeit beginnen. Letztere sollte zudem wissen, dass das Bewässern am Vormittag überflüssig ist, wenn es am Nachmittag regnen soll.

Während das erste Beispiel im Idealfall intern gelöst werden kann, da die beiden Komponenten direkt miteinander kommunizieren, zeigt das zweite, wie löchrig der smarte Garten ist. Zwar können viele Systeme auf Wetterberichte oder Wetterstationen für den Hausgebrauch zugreifen, doch die Nutzung dieser Daten ist ebenso oft unbefriedigend. So scheitern sie schon an komplexeren, aber durchaus praxisnahen Wenn-Dann-Regeln unter Berücksichtigung von mehr als nur zwei oder drei Variablen (Bewässere, wenn der Bodensensor eine zu geringe Feuchtigkeit misst und die Regenwahrscheinlichkeit in den kommenden fünf Stunden geringer als 30 Prozent ausfällt und aktuell niemand im Garten und der Mähroboter derzeit nicht aktiv ist) – selbst wenn alle Daten zur Verfügung stehen würden.

Hier zeigt sich, dass die Hersteller von Smart-Garden-Technik noch nicht so weit sind wie die Kollegen im Bereich Smart Home. In letzterem hat sich die Erkenntnis, dass Insellösungen der falsche Weg sind und die Attraktivität reduzieren, bereits weitestgehend durchgesetzt. Im Garten darf man hingegen froh sein, wenn eine der drei großen Plattformen – Apple HomeKit, Amazon Alexa, Google Assistant – oder aber Dienste wie IFTTT unterstützt werden. (pbe)