Softwareentwicklung im Zeitalter der "As a Service"-Plattformen, Teil 2

Seite 3: Perspektive

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Betrachtet man sich die nahe Vergangenheit der Plattformen und ihrer SaaS-Anwendungen, fällt eines auf: Es waren eher traditionell geprägte Umsetzungen. Darunter ist zu verstehen, dass sie zwar gut ihre jeweilige Arbeit verrichten, jedoch keinen Gebrauch von den vielfältigen Kommunikationsmitteln des Internet-Zeitalters machen. Dadurch öffnet sich jedoch eine Schere zwischen Anwendern der Systeme auf der einen und dem Kommunikationsstil vieler Anwender auf der anderen Seite. Oft ist zu beobachten, dass ein Benutzer zeitgleich mehrere Software wie Facebook, Twitter (Kommunikation) und auch SaaS-Anwendungen (CRM, Projektmanagement ...) nutzt.

Demzufolge ist gerade jetzt ein Verschmelzen beider Welten – Softwareanwendungen und Kommunikation – zu beobachten. Der Vorteil für den Benutzer ist enorm. Nicht er muss mehr schauen, ob es etwas Neues gibt (ein neuer Account, eine neuer Auftrag oder auch eine neue Aufgabenbeschreibung), vielmehr ist es die SaaS-Anwendung, die über eine Veränderung in den Daten benachrichtigt. Abbildung 6 zeigt beispielhaft ein solches Zusammenspiel. Es handelt sich um eine klassische Anwendung zur Vertriebsunterstützung. Neue Datensätze (Opportunities) lassen sich erfassen und bearbeiten. Das ist an sich nichts Spannendes, wäre da nicht die Integration eines Feeds. Zusätzlich zur Opportunity lassen sich somit Diskussionsfäden aufbauen, die sich nun über das Kommunikationsmittel der Wahl verfolgen lassen – je nachdem was der Anwender als Lieblings-Social-Network nutzt. Allerdings sollte man aufpassen, keine sicherheitsrelevanten Informationen nach außen zu geben.

Zusammenwachsen von Anwendung und Kommunikation am Beispiel einer Sales-Anwendung mit Chatter auf Force.com) (Abb. 6)

Die Artikel beleuchteten den Status quo des "As a Service"-Universums, und das Verhalten der Anwender zeigt deutlich: SaaS ist die erste Wahl bei neuen Geschäftsanwendungen. Während jedoch in der Vergangenheit häufig die Geschäftsführung und die Anwender solche Anwendungen vorangetrieben haben (nicht die IT), nimmt die Seite der IT immer mehr an Bedeutung zu. Für den Anwender der Applikation bleibt alles beim Alten – das muss auch so sein.

Für die Entwicklungsseite von SaaS geht es von einem reinen Customization-Modell der Entwicklung hin zu vollständigen Anwendungen. Das bedeutet, Services werden viel öfter von anderen Anbietern mit in die Anwendung hineingenommen. So bieten Amazon (zum Beispiel mit S3 oder EC2) und Microsoft (mit SQL Azure) ausgereifte Infrastrukturlösungen an, die man nahezu beliebig etwa in eine SaaS-Lösung von Salesforce.com einfügen kann. Solche Anwendungen sind jedoch weit vom früheren "Customizing" entfernt. Daraus lassen sich einige Trends ableiten:

  • Die SaaS-Entwicklung nähert sich der Standard-Anwendungsentwicklung an, weg vom reinen Customizing: Das erfordert neue Fähigkeiten der SaaS-Anwendungsentwickler.
  • Es wird eine Zunahme von Infrastrukturkomponenten und ihren Anbietern geben.
  • Entwickler von Plattformanwendungen bedienen sich zunehmend der Infrastrukturkomponenten und bauen mit diesen die Anwendung für den Kunden.
  • Applikationen für den Kunden werden hochgradig an ihn angepasst.
  • Die Integration erfolgt in immer stärkeren Maße über Webservices (SOAP- oder REST-Kommunikation).
  • Die Entwicklungswerkzeuge werden in der Cloud zu finden sein.
  • Durch Anforderungen der Anwender werden Plattformen zueinander kompatibel und Komponenten austauschbar.

Andreas Holubek
arbeitet als VP Engineering für die arlanis Software AG und blickt auf eine langjährige Arbeit in Konzeption, Design und Programmierung von Software zurück.

Georg Spengler
arbeitet als Consultant für die arlanis Software AG und ist seit mehreren Jahren spezialisiert auf die Beratung zu und Umsetzung von Datenintegrationen im "As a Service"-Umfeld mit besonderem Fokus auf Aspekten der Datensicherheit.

  1. Konstantin Christmann, Jürgen Falkner, Dietmar Kopperger, Anette Weisbecker; Schein oder Sein; Kosten und Nutzen von Cloud Computing; iX Special 2/2010 – Cloud, Grid, Virtualisierung, S. 6-9
  2. Nikolai Zotov; Unter Dampf – Dienste aus dem Netz: Anbieter und Preise; iX Special 2/2010 – Cloud, Grid, Virtualisierung, S. 20-23
  3. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit; BfDI-Info 1: Bundesdatenschutzgesetz – Text und Erläuterung; 14. Auflage, März 2009
  4. Christian Metzger, Juan Villar, Thorsten Reitz; Cloud Computing; Hanser Verlag 2011

(ane)