Stiften gehen
Der Tablet PC erweitert die Eingabemöglichkeiten eines Rechners um den Stift. Zeichnen, Malen, Formulare ausfüllen, Korrigieren und Lesen gehen damit leichter von der Hand als mit Maus und Tastatur.
- Dr. Jürgen Rink
Der Tablet PC erweitert die Eingabemöglichkeiten eines Rechners um den Stift. Zeichnen, Malen, Formulare ausfüllen, Korrigieren und Lesen gehen damit leichter von der Hand als mit Maus und Tastatur.
Tablet PCs kosten deutlich mehr als herkömmliche Notebooks, nur wenige der etwa ein Dutzend im deutschsprachigen Raum angebotenen Tablet PCs gibts unter 2000 Euro. Dazu gehören die Convertibles HP Compaq tc4200, die man in der günstigsten Konfiguration bereits um 1700 Euro findet, und der TravelMate C312XMi von Acer. Die meisten Tablet PCs sind so groß wie Subnotebooks und haben ein 12-Zoll-Display. Nur ein paar Tablet PCs wie Toshiba Tecra M4 oder Acer TravelMate C312XMi haben die Größe üblicher Notebooks, die meisten sind kleiner.
HP tc4200: lange Laufzeit, hohe Rechenleistung, sehr gute Tastatur, aber schlechte Kalibrierung des Displays für den Stiftbetrieb; für draußen zu dunkles Display.
Das Besondere an den Tablet PCs ist vor allem die gelungene Einbindung der Stiftbedienung in die Windows Tablet PC Edition. Es existiert so gut wie keine Situation, in der man mit dem Stift nicht weiterkommt. Dazu hat ein Tablet PC eine extrem leistungsfähige Handschrifterkennung, die ohne Lernmodus Geschriebenes erkennt. Man kann sogar handschriftlich Dateinamen vergeben und danach suchen.
Trotz aller Vorzüge liegt der Marktanteil der Tablet PCs weltweit bei etwa einem Prozent, auch verglichen mit den Subnotebooks machen sie nur einen kleinen Teil aus. Neben dem Mehrpreis – der verglichen mit dem vieler Subnotebooks dennoch moderat ausfällt – dürfte ein Grund der geringen Verbreitung darin liegen, dass viele potenzielle Anwender einen Tablet PC noch nie länger in den Händen gehalten haben. Ohne einstündige Probezeit erschließt sich einem der Vorteil der Stiftbedienung kaum.
Einen Überblick über die Besonderheiten des Betriebssystem gibt Microsoft, natürlich kritiklos. Die dort gelistete Tabelle von Tablet PCs sieht imposant aus, ist aber künstlich aufgeblasen, denn einige der Modelle sind nicht mehr im Handel und viele davon werden im deutschsprachigen Raum nicht vertrieben. Die hierzulande käuflichen Stift-PCs haben wir auf der folgenden Seite aufgelistet.
Lenovo ThinkPad X41 Tablet: leicht, nach vorne abgeschrägt, nicht in allen Konfigurationen sinnvoll. Mechanisch nicht ausgereift; mit kleinem Akku kurze Laufzeit, größerer Akku ragt nach hinten raus; sehr helles Display.
Noch vor kurzem verkaufte Microsoft seine Tablet PC Edition an die Hardware-Hersteller nur dann, wenn diese unter anderem ein stiftbedienbares, aber berührungsunempfindliches Display einbauten. Der große Vorteil: Der Cursor bewegt sich nur durch den Stift, nicht aber, wenn die Hand auf der Oberfläche liegt. Eine Spule im Stift empfängt elektromagnetische Wellen vom Display und sendet diese zurück. Diese Technik von Wacom hat sich auf breiter Basis durchgesetzt. Drücken mit dem Stift entspricht der linken Maustaste, bei Drücken einer Taste am Stift simuliert man die rechte Maustaste. Die Wacom-Technik erlaubt außerdem eine druckabhängige Stiftbedienung, was Zeichner unbedingt brauchen.
Diese Vorgabe für die Stiftbedienung hat Microsoft gelockert, jetzt dürfen Hersteller auch Touchscreens einbauen, ähnlich wie man sie von den PDAs kennt: Sie reagieren auch auf den Finger auf dem Display. Damit ausgestattete Panels haben meist einen schlechteren Kontrast und eine geringere Helligkeit. Wie verbreitet die Touchscreen-Tablet PCs sein werden und wie sie die Display-Eigenschaften verschlechtern, ist derzeit noch nicht abzusehen.
Bauformen
Zwei Bauformen bieten die Hersteller derzeit an. Ein Slate ist allein auf die Stiftbedienung ausgerichtet und hat die Hardware und Anschlüsse neben und unter dem Display. Ein Convertible sieht aus wie ein Notebook, hat aber einen drehbaren Display-Deckel, der mit der Panel-Seite nach oben auf die Tastatur geklappt werden kann. Vor allem Convertibles machen für Privatanwender den Reiz der Tablet PCs aus, denn diese können den Rechner wie ein Notebook nutzen und haben zusätzlich den Komfort eines Slate: Zum Lesen kann der Bildschirminhalt hochkant angezeigt werden, Office-Dokumente lassen sich mit dem Stift korrigieren.
Die Modelle der Acer-Serie TravelMate C200 folgen nicht der üblichen Dreh- und Klapptechnik. Der Display-Deckel liegt immer nach oben zeigend auf der Tastatur und kann für den Notebook-Modus auf einem Schlitten nach hinten und oben geschoben werden. Manche Hersteller entwickeln Zubehör, um einen Slate in eine Art Notebook zu verwandeln: Motion vertreibt eine Tastatur, die als Deckel den Slate unterwegs schützt und umgedreht mit dem aufgesteckten Slate eine wie vom Notebook gewohnte Bedienung erlaubt.
Motion LE1600: stabiler Slate mit akzeptabler Laufzeit, Erwärmung an einigen Stellen, glatte Display-Oberfläche. Mit Stereolautsprechern und internen Mikrofon gute Audio-Eigenschaften.
Die Hardware-Ausstattung der Tablet PCs entspricht der von Subnotebooks: Meist steckt ein Pentium M auf einem Bord mit Intel-Mobilchipsatz, die 2,5-Zoll-Festplatte fasst maximal 120 Gigabyte. In wenigen Modellen speichern 1,8-Zoll-Platten die Daten mit einer Kapazität von maximal 60 Gigabyte. Wie bei Subnotebooks üblich, passt ein optisches Laufwerk oft nicht mehr ins Gehäuse. Auch die Schnittstellenauswahl orientiert sich an der bei Notebooks üblichen. Wir sahen aber auch Tablet PCs, die ohne FireWire kommen oder bei denen kein Kartenslot zu finden war. WLAN dagegen ist Standard, genauso wie USB und ein Monitoranschluss. Dieser kommt meistens als VGA-Port daher, DVI-Anschlüsse sind nur in Einzelfällen zu finden.
Convertibles passen zu Anwendern, die ein Subnotebook möchten und auf die Stiftbedienung Wert legen. Ein Slate eignet sich wegen seiner geringeren Dicke und wegen seines geringeren Gewichts für Einsätze fernab von einem Tisch: Mit dem Computer auf dem Arm und dem Stift in der Hand kanns losgehen. Die typischen Anwendungen eines Slate liegen mehr im geschäftlichen Umfeld, bei Versicherungen zur Schadensaufnahme oder in Kliniken, um den Arbeitsablauf zu erleichtern. Ein wichtiger Absatzmarkt sind Krankenhäuser in des USA. Der mit Hilfe mobiler Tablet PCs verbesserte Informationsfluss soll das betreuende Personal ohne Verzögerung auf den gleichen Kenntnisstand bringen und damit die Pflege der Patienten verbessern.
Im harten Einsatz draußen bei Wind und Wetter spielen nur entsprechend witterungs- und stoßfeste Geräte mit. Panasonic hat den Toughbook CF-18 im Angebot, Xplore den iX104C2. Für Außeneinsätze muss das Display hell genug sein, das gilt nicht nur für die witterungsfesten Ruggedized-Modelle. Mit über 150 cd/m2 müssen Displays leuchten, um auch unter Sonnenlicht ablesbar zu bleiben. In Innenräumen genügen etwa 120 cd/m2.
Ein wichtiger Hinweis an Zeichner, Grafiker oder ganz allgemein an Anwender, die mit dem Stift auf dem Display zeichen wollen: Ein professionelles Grafiktablett ersetzen die Tablet-PCs nicht, weil manche von ihnen die Eingaben zu ungenau abbilden. Selbst nach frischer Kalibrierung mittels Bord-Utility mussten wir Abweichungen von bis zu 2,5 mm von Stiftposition zu angezeigter Position feststellen. Damit ist strichgenaues Ansetzen des Stifts nicht möglich. Uns fiel das bei den Lenovo ThinkPad X41, HP Compaq tc4200 und Motion LE1600 auf.
Zieht man einen Strich entlang eines am Raster angelegten Linals, zeigen sich Kalibrierungsfehler bis zu 2,5 mm.
Da fast alle Tablet PCs nur eine Auflösung von rund 100 dpi zeigen, dürfte das professionellen Zeichnern sowieso nicht genügen. Diese Auflösung entspricht zum Beispiel einer Auflösung von 1024 × 768 Pixeln (XGA) bei einem 12-Zoll-Display. Als einer der wenigen hat Toshiba einen Tablet-PC mit 12-Zoll-Panel und einer Auflösung von 1400 × 1050 Pixeln im Angebot. Der Portégé M200 kostet 3200 Euro und zeigt Bilder und Comics viel besser an als ein XGA-Display. Letzteres genügt zum Lesen und Schreiben aber allemal.
Da das Panel eines Tablet PC mal hochkant, mal quer steht, mal flach auf dem Tisch liegt oder schräg nach oben ragt, muss der Blickbereich groß sein, viel größer als bei den meisten Notebooks. Somit fallen fast alle herkömmlichen Notebook-Panels mit ihren Farbverfälschungen und kleinem Blickbereich weg. In einigen Tablet-PC-Displays stecken daher Panels mit einer Weiterentwicklung der Panel-Technik IPS (In Plane Switching), genannt AFFS ( Advanced Fringe Field Switching). Solche Panels kosten mehr als übliche Notebook-Displays, zeigen jedoch dafür erfeulicherweise Bilder, die aus allen Richtungen ohne Farbveränderung ablesbar bleiben – noch ein Grund für den höheren Preis der Tablet PCs gegenüber dem von Notebooks. (jr)
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