Kostenfaktor mobiles Internet
Per Mobilfunk surft man unabhängig von Kabel und WLAN-Hotspot. Doch lauert bei Prepaid-Karten und in so manchem Vertrag noch die eine oder andere Kostenfalle.
- Rudolf Opitz
Per Mobilfunk surft man unabhängig von Kabel und WLAN-Hotspot. Die Kosten für mobile Datendienste sind deutlich gesunken: Flatrates liegen im bezahlbaren Bereich, dank minutenbasierter Abrechnung kann man sich gelegentliches Surfen auch ohne zusätzlichen Datentarif leisten, und mit Vodafones WebSessions gibt es sogar im Ausland eine günstige Lösung. Doch lauert bei Prepaid-Karten und in so manchem Vertrag noch die eine oder andere Kostenfalle.
Mobilfunknetze übernehmen immer mehr Datenverkehr. Mittels EGPRS (EDGE) und UMTS versendet man flink E-Mails und surft im Internet. Besonders im UMTS-Netz macht das Surfen dank hoher Datenraten Spaß: UMTS-Handys empfangen bis zu 384 kBit/s und senden maximal 128 kBit/s. Ist das Endgerät HSDPA-fähig (High Speed Downlink Packet Access), erreicht es in Empfangsrichtung mit maximal 3,6 MBit/s sogar DSL-übliche Übertragungsraten. Der UMTS-Beschleuniger funktioniert in den Netzen von T-Mobile und Vodafone, O2 baut sein UMTS-Netz ebenfalls mit HSDPA aus. Nur E-Plus-Kunden müssen sich mit maximal 384 kBit/s begnügen.
Zum mobilen Surfen braucht es eine Funkmodem-Karte für den PCMCIA- oder Express-Slot des Notebooks (siehe [1]) oder ein UMTS-Handy sowie einen Mobilfunkvertrag mit bezahlbarer Datenoption. PC- oder ExpressCards sind sofort startklar, wenn man unterwegs eine Internetverbindung braucht. Immer mehr Hersteller bauen UMTS-Karten auch fest in ihre tragbaren Rechner ein, sodass der Slot für andere Erweiterungskarten frei bleibt. Zu Notebook-Karten gehören eigene Treiber und eine spezielle Software, die die Verbindung über das Funknetz herstellt.
UMTS-Handys lassen sich ebenfalls als Funkmodems am Notebook einsetzen oder zeigen Webseiten direkt über ihre eingebauten Browser an (siehe Ab ins Web). Die Bluetooth-Schnittstelle stellt die Verbindung zwischen Notebook und Handy ohne lästiges Kabelwirrwarr her und erspart das Installieren zusätzlicher Software. Nur beim Einsatz eines USB-Kabels braucht es passende Treiber und Modem-Skripte.
Tarif-Dschungel
Wer Notebook und Handy koppelt, um die Freiheit des Mobil-Surfens einmal auszuprobieren, dem sei dringend angeraten, vorher einen genauen Blick auf die Datentarife seines Handyvertrags oder seiner Prepaid-Karte zu werfen. Auch die Verbindungseinstellungen sollte man genau prüfen, denn was nach der Internet-Sitzung auf der Rechnung erscheint, hängt nicht nur vom Vertrag ab.
Zunächst kommt es auf die Art der Abrechnung an: UMTS und HSDPA sind wie ihre Pendants im GSM-Netz GPRS und EGPRS paketorientierte Datendienste, die man üblicherweise nach Datenvolumen bezahlt. Das gilt für ältere Verträge und Prepaid-Karten, wobei die Preise pro Datenblock – üblich sind zehn KByte – auf die Übertragung von WAP-Seiten mit wenigen Kilobytes Umfang zugeschnitten sind. Webseiten inklusive Bildern, Werbebannern und anderen Multimedia-Inhalten umfassen aber oft mehrere hundert KByte. Bei Prepaid-Tarifen von bis zu 20 Cent pro Block kann ein einziger Aufruf etwa der Spiegel-Online-Hauptseite fünf Euro und mehr kosten.
Viele Netzbetreiber rechnen mittlerweile Datenverbindungen bei Sprachverträgen ohne Datenoption nach Minuten ab. Bei 9 Cent pro Minute, wie sie O2 und T-Mobile verlangen, ist gelegentliches Surfen mit 5,40 Euro pro Stunde zwar teuer, leert das Konto aber nicht in dem Maße, wie es die mengenabhängige Abrechnung tun würde. In der Tabelle haben wir beim Punkt "Preis pro MByte" einen UMTS-üblichen Durchsatz von 40 KByte/s angenommen, was zwar nicht besonders praxisgerecht ist – beim Surfen werden ja nicht ständig Daten übertragen –, jedoch gut den Unterschied zur extrem teuren Abrechnung nach 10-KByte-Blöcken verdeutlicht. Da der Gebührenzähler mit Aufbau einer GPRS/UMTS-Verbindung anfängt zu ticken, sollte man das Handy so einstellen, dass die Datenverbindung nur bei Bedarf aufgebaut wird.
Weiterhin spielt der genutzte Zugang eine große Rolle: Bei GPRS- und UMTS-Verbindungen wird der Zugangspunkt über den APN (Access Point Name) festgelegt. Die Netzbetreiber stellen je nach Nutzergruppe verschiedene APNs bereit und rechnen sie auch unterschiedlich ab. Surft man etwa über den fürs WAPpen gedachten APN "internet" von O2, landen zehn Cent für jeden 10-KByte-Block auf der Rechnung, selbst wenn man einen Vertrag mit Datenoption gebucht hat. Wer per Notebook ins Internet will, sollte im O2-Netz den APN "surfo2" wählen; ohne Zusatzvertrag zahlt man dann neun Cent pro Minute.
Bei Vodafone surft man üblicherweise über den APN "web.vodafone.de", doch bietet der Netzbetreiber für Gelegenheitsnutzer eine interessante Alternative: Stellt man den APN "event.vodafone.de" ein, lässt sich eine WebSession buchen, die den mobilen Internetzugang für einen begrenzten Zeitraum zum Pauschalpreis zur Verfügung stellt – praktisch etwa im Urlaub oder auf Kongressen (siehe Übersicht WebSessions).
Wer regelmäßig per Mobilfunk online geht, kann eine der zahlreichen Datenoptionen zum Handyvertrag hinzubuchen. Manche Anbieter offerieren auch reine Datenverträge, die man ohne bestehenden Mobilfunkvertrag bekommt. So gibt es die Internet-Flatrate von Base unabhängig von einer Sprach-Flatrate. Welches Angebot das richtige ist, hängt vom Surfverhalten und vom bevorzugten Internetdienst ab: Gelegenheitssurfer fahren mit den voreingestellten Datentarifen mit Minuten-Abrechnung oder dem WebSessions-Angebot, das sich auch mit einer Vodafone-Prepaid-Karte nutzen lässt, am besten. Für mobile E-Mails bieten sich die Prepaid-Karten von Simyo, Blau.de oder Aldi an.
Die echten Flatrates und die Pakete mit fünf Gigabyte Inklusivvolumen, die man ab 25 Euro pro Monat bekommt, eignen sich eher für Vielsurfer. Bei Optionen mit Fair-Flat-Policy berechnen die Netzbetreiber eine moderate Überschreitung des Inklusivvolumens um zehn Prozent zwei Monate lang nicht und kassieren erst bei einer Überschreitung im dritten Monat in Folge.
Wer den mobilen Internetzugang eher für E-Mails nutzt, sollte einen volumenbasierten Tarif mit geringerem Inklusivvolumen wählen, da er zwar ständig online ist, dabei aber nur wenig Daten überträgt. Für mobile Mail-Clients wie die BlackBerry-Geräte oder Surftelefone wie das Hiptop oder Sidekick gibt es spezielle Tarife, die zusammen mit einem subventionierten Gerät recht günstig zu haben sind, sich aber nur für diese E-Mail- oder Surf-Handys eignen.
Im Auslandseinsatz
Im Auslandsurlaub ist ein Funkmodem im Notebook oder ein datenfähiges Handy besonders praktisch, da man unabhängig von Internet-Cafes und teuren Hotel-WLANs surfen, E-Mails checken oder günstige Rückruf-Telefonate bei VoIP-Anbietern wie Jajah bestellen kann. Doch Vorsicht! Die Flatrate und der voreingestellte Minuten-Tarif gelten nicht für Verbindungen aus dem Ausland. Roaminggebühren fallen nicht nur für Telefonate, sondern – in erhöhtem Maße – auch für Datenverbindungen an.
Dabei hängt das, was pro Megabyte hinterher auf der Rechnung erscheint, nicht nur vom Anbieter, dem Vertrag und dem APN, sondern auch vom Land und dem jeweiligen Roamingpartner ab (siehe dazu Länderliste auf www.heise.de/mobil/laender), was zu sehr unübersichtlichen Preisstrukturen führt. Nicht einmal die deutschen Netzbetreiber können alle Preise nennen. Vodafone verweist zum Teil auf die Preise des jeweiligen ausländischen Netzbetreibers und fügt 25 Prozent Bearbeitungsaufschlag hinzu – die Mehrwertsteuer kommt noch obendrauf.
Wie teuer das mobile Surfen mit Roaming-Aufschlag werden kann, ergibt sich aus den umfangreichen Preistabellen: So kassiert T-Mobile beispielsweise bei Datenverbindungen aus dem Ausland je nach Land, Roamingpartner und SIM-Karte zwischen 8 und knapp 35 Euro pro MByte, Vodafone schlägt im Extremfall sogar mit rund 41 Euro pro MByte zu. Hinzu kommen weitere Kosten pro Tag oder pro Verbindung. Bei O2 zahlt man immer noch mindestens 8,20 Euro, mit Vertragskarten von E-Plus sogar mindestens 12 Euro pro MByte.
Für Kunden, die im Ausland ihren E-Mail-Account oder ihre Webseiten auch mobil im Auge behalten wollen, bietet Vodafone mit Time- und Volume-International Datenoptionen für bestimmte Länder an. Sie kosten zwischen 47,60 und 89,25 Euro pro Monat und enthalten 4 oder 20 Online-Stunden (Time), oder 20 respektive 100 MByte (Volume) inklusive. Für jedes weitere Megabyte oder je zehn Online-Minuten berechnet der Netzbetreiber 2,38 Euro. Die Mindest-Laufzeit beträgt drei Monate. Die Länderliste deckt sich mit Ausnahme von Lettland, der Slowakei und der Türkei mit der der WebSessions-Liste .
Vom Preis her zielen die International-Datenoptionen eher auf Geschäftskunden ab, die längere Zeit im Ausland tätig sind; für den Urlaub eignen sie sich weniger. Als einziger internationaler Netzbetreiber stellt Vodafone mit den WebSessions für rund 15 Euro pro Tag einen bezahlbaren Online-Zugang für gelegentliches Surfen bereit. Die WebSessions funktionieren selbst in Australien und Neuseeland. Wer jedoch nur für zehn Minuten seinen E-Mail-Account checken will, hat das Nachsehen: Die kleineren Sessions mit 15 Minuten oder zwei Stunden Laufzeit lassen sich nur in Deutschland buchen.
Unterm Strich
Innerhalb Deutschlands bieten die Netzbetreiber mittlerweile durchaus bezahlbare Datentarife an. Der Gelegenheitssurfer sollte vor der ersten mobilen Online-Verbindung auf jeden Fall die Datentarife checken, da immer noch Kostenfallen existieren, mit denen selbst für nur 20 Minuten Online-Recherche dreistellige Handyrechnungen zu Stande kommen können.
Im Ausland kann selbst ein kurzer Blick auf die E-Mails bei Preisen bis zu 40 Euro pro übertragenem Megabyte sehr schnell in die vielgerügte mobile Kostenfalle führen. Gegenüber den Preisen für mobiles Surfen im Ausland wirken die von der EU festgelegten Roamingkosten für Sprachverbindungen (siehe EU-ropäisch telefonieren) geradezu lächerlich gering. Obwohl viele Netzbetreiber international agieren, ist preislich im Mobilfunk-Sektor von Globalisierung nicht viel zu spüren. So kassiert etwa T-Mobile in den USA mindestens 10 Euro pro MByte, selbst wenn der Roaming-Partner T-Mobile USA heißt und demselben Konzern angehört. Das es auch anders geht, zeigt nur Vodafone mit seinen WebSessions: Hier fallen in 33 Ländern – abgesehen von der Beschränkung auf die 24-Stunden-Session – überhaupt keine Kosten fürs Roaming an. Noch verdienen sich die Anbieter mit Datenroaming eine goldene Nase, doch hat EU-Kommissarin Viviane Redding, nachdem die Beschränkungen fürs Sprach-Roaming verabschiedet sind, schon die Datendienste ins Auge gefasst. (rop)
Literatur
[1] Florian Müssig, Aufrüstung zum Breitbandanschluss, UMTS-Modems für Notebooks, www.heise.de/mobil/artikel/84451 |
Mobil surfen on demand | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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