Vorstellung von Nextcloud: Die Funktionen der selbst gehosteten Cloud-Lösung

Seite 3: Macken

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Was der Artikel bis hierher lax als Nextcloud bezeichnet, nennen seine Schöpfer Nextcloud Hub. Das ist kein separates Produkt, sondern der Versuch auszudrücken, dass die Software viele Funktionen dazu gewonnen hat, und seit Version 18 der offizielle Name. Eine wesentliche Erweiterung damals war die vollständige Integration von OnlyOffice, sodass Nutzer direkt in der Weboberfläche gleichzeitig Dokumente bearbeiten konnten.

Bis heute gehört aber die bittere Wahrheit dazu, dass diese Integration eher eine technische Machbarkeitsstudie darstellt als einen produktiv nutzbaren Ansatz: Um OnlyOffice zu aktivieren, fügt man einer Installation zwei Apps hinzu, den OnlyOffice Connector und den Community Document Server. Die spielen dann Hand in Hand beim Bearbeiten von Office-Dokumenten.

Die Implementierung des Community Document Server als App innerhalb von Nextcloud war ein geschickter Trick, weil das den Aufwand für den Betrieb eines separaten Serverdienstes spart. Aber: Seit vielen Jahren sichert diese Komponente die Eingaben eines Nutzers nicht automatisch, sodass andere Nutzer nur ein unbearbeitetes Dokument sehen. Nicht einmal der Versionsverlauf des Nutzers enthält Hinweise auf seine Bearbeitungen.

Als Workaround für solche Setups galt lange der Tipp, die Cache-Inhalte des Document Servers regelmäßig zu leeren; dann wurden die Daten im Verlauf und für andere Nutzer sichtbar. Im aktuellen Nextcloud aber ist genau dieser Aufruf kaputt (entsprechende Tickets zur Dokumentbearbeitung mit OnlyOffice sowie zu Problemen mit dem Documentserver mit detaillierten Hinweisen finden Sie auf GitHub).

Bitter daran ist, dass der Fehler seit Jahren bekannt, aber bis heute nicht behoben ist. Und, was schwerer wiegt: Das ist kein Einzelfall, denn dokumentierte Fehler oder Eigenheiten von Nextcloud bleiben lang unbearbeitet. Viele Nutzer kennen das vermutlich aus eigener Anschauung: Auf der Suche nach einer Problemlösung stoßen sie auf ältere, offene Tickets, zum Glück oft mit Tipps aus der Community.

Ein kurzer Rückgriff zu Office in Nextcloud: Dass der Community Server für OnlyOffice nicht rund läuft, sagt nichts über die Office-Integration als solche aus. Der identische Ansatz für LibreOffice mit einem ebenfalls als App in Nextcloud ausgeführten Server (Collabora online – Built-in CODE Server) funktioniert inzwischen besser als der früher eingeführte für OnlyOffice.

Mit aktiver Office-Integration können mehrere Benutzer gleichzeitig an einem Dokument arbeiten, so wie das bei Google und Microsoft möglich ist. Im Hintergrund arbeiten dafür bei Nextcloud üblicherweise LibreOffice oder OnlyOffice. Es genügt übrigens ein Freigabelink dafür, die teilnehmenden Nutzer brauchen kein eigenes Konto auf der Nextcloud.

Generelle Empfehlung für den produktiven Betrieb mit der Online-Bearbeitung von Office-Dokumenten: einen separaten Server nehmen, dann funktionieren beide Office-Varianten ohne Zipperlein. Und ein Tipp dazu zum Schluss: Wenn Office-Dokumente auch mit Mobilgeräten bearbeitet werden sollen, braucht OnlyOffice spezielle Lizenzen und eigene Apps.