Notebook-Chirurgie

Um ein nicht mehr ganz aktuelles Notebook via WLAN ans Netz zu bringen, muss nicht unbedingt eine PC-Card zum Einsatz kommen. Eine interne Mini-PCI-Karte kann nicht verloren gehen und durch die eingebaute Antenne sogar eine höhere Leistung erreichen.

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WLANs haben sich in den letzten Jahren rasant ausgebreitet, doch nur neuere Notebooks bringen schon ab Werk eingebaute Funkmodule mit. Wer vor einem Eingriff in seinen etwas älteren Minirechner nicht zurückschreckt, kann ihn schon für rund 70 Euro ins Funknetz bringen. Vor der Bestellung sollte man sich allerdings gründlich informieren.

Eine eingebaute WLAN-Schnittstelle hat viele Vorteile: Keine PC-Card steht über, kann abbrechen oder verloren gehen. Außerdem bleibt der Cardbus-Slot für andere Erweiterungen frei. Folglich haben die meisten Notebook-Hersteller dieses früher externe Feature inzwischen ins Innere gepackt. Besitzer älterer Modelle müssen aber nicht neidvoll abseits stehen, mittlerweile sind Mini-PCI-Module zum Nachrüsten zu erschwinglichen Preisen erhältlich.

Ein prüfender Blick unter die Haube des Laptops vermeidet Fehlinvestitionen: Besitzt der tragbare Rechner keinen echten Mini-PCI-Slot oder ist der vorhandene bereits belegt, kann man sich die Ausgabe für ein WLAN-Modul sparen. Der Mini-PCI-Slot liegt bei älteren Notebooks meist auf der Unterseite und ist durch einen mit Schrauben gesicherten Deckel verschlossen. Bei neueren Modellen haben die Hersteller den Slot ins Innere verlagert, beispielsweise unter die Tastatur, was dazu nötigt, das Gerät recht weit zu zerlegen.

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Vor dem Modulkauf sollte man den Platz im Mini-PCI-Slot prüfen: 45 mm Höhe müssen es mindestens sein, damit ein Centrino-2200BG-Modul passt.

Hat man Glück und es ist ein freier Mini-PCI-Slot vorhanden, dann hängt es vom Betriebssystem und der Treiberauswahl ab, welches Modul man nachrüsten kann. Antennen sollten freilich ebenfalls vorhanden sein; eine Antennennachrüstung ist nichts für Gelegenheitsbastler. Wer sich dennoch daran wagen möchte, findet in c't 20/04 auf S. 176 eine Anleitung.

Mit der Software-Unterstützung sieht es derzeit etwas mau aus. Ob dem Modul eine Treiberdiskette beiliegt, sollte man vorher erfragen, denn auf den Webseiten der Fabrikanten findet man in der Regel keine Software: Weil die Mini-PCI-Module nur für das OEM-Geschäft – also den herstellerseitigen Einbau in Notebooks oder WLAN-Breitband-Router – gefertigt werden, hängt der Support am Notebookhersteller. Derzeit ist man in der Modulauswahl recht eingeschränkt, eine Auswahl listet die Tabelle am Ende des Artikels.

Zurzeit ist ein Intel-Modul 2200BG die problemärmste Version. Unserem Testexemplar lag eine CD-ROM bei, die Software für Windows 2000 und XP vorhält. Das bei Sparklan erhältliche Prism-GT-Modul WL-850F soll laut Anbieter unter Windows 98SE, ME, 2000, XP und Linux funktionieren.

Experimentell

Bisweilen wird der Trick propagiert, Module ohne Software unter Windows durch Patchen der inf-Datei eines Fremdtreibers zum Funken zu bekommen. Das mag bei Karten mit gleichem Chipsatz manchmal klappen, kann aber nicht als Allheilmittel durchgehen. Zwar konnten wir ein Prism-GT-Modul von Eazix so mit dem Treiber einer Netgear-PC-Card WG511 zur Zusammenarbeit bewegen. Aber damit kam keine dauerhaft stabile Verbindung zu Stande, sodass wir dieses Vorgehen nur experimentierfreudigen Nachbauern empfehlen können.

Für einen Benchmark zum Überprüfen des Prinzips reichte es allerdings: Unser Testprogramm netio meldete nach dem Umbau einen um rund 22 Prozent höheren Durchsatz (1453 KByte/s) gegenüber der PC-Card WG511 (1186 KByte/s), beide über die gleiche Strecke gegen einen Lancom-Access-Point L54ag gemessen. Die Verbesserung dürfte größtenteils an der günstigeren Antennensituation liegen (Einbau im Deckel).

Will man ein Modul mit der Chipsatz-Familie Prism GT unter Linux einsetzen, dann ist vorher ein genauer Blick auf den bestückten Chipsatz fällig: Der Open-Source-Treiber prism54 funktioniert derzeit nur mit den Chips ISL3880 (Prism Frisbee) und 3890 (Prism GT/Duette), den Typ 3886 (Prism Javelin/Xbow) kann er mangels Firmware-Image nicht ansteuern.

Um herauszufinden, wie es mit der Mini-PCI-Kompatibilität auf der Hardware-Ebene bestellt ist, bestückten wir schließlich vier nicht mehr brandneue Notebooks (Acer Travelmate 800LCi, Asus L2400D, Dell Inspiron 8200 und Yakumo 8375) mit fünf Mini-PCI-Modulen (zwei mit verschiedenen Atheros-Chipsätzen, zwei mit Prism-GT-Varianten und ein Centrino 2200BG). In allen Fällen erkannte die von CD startetende Linux-Version Knoppix 3.6 die Karte korrekt. Ist ein Mini-PCI-Slot vorhanden, sind deshalb die Aussichten gut, darin ein WLAN-Modul zum Funken zu bekommen.

Legal, illegal ...

Zum Selbsteinbau von Mini-PCI-Karten gehen die Meinungen der Notebook-Hersteller weit auseinander. Dell und Asus sehen keine grundsätzlichen Probleme beim Einbau, Asus verweist aber darauf, dass das Notebook dann keine CE-Zulassung mehr hat. Fujitsu-Siemens wird deutlicher und sieht gar ein rechtliches Problem: Nur Speicher, Festplatte und CPU dürften ohne Verlust des CE-Zeichens getauscht werden. Das sollte man jedoch nicht überbewerten, denn jedem selbst zusammengebauten PC fehlt die CE-Zulassung – selbst wenn die einzelnen Komponenten eine solche haben.

Fein raus sind Besitzer von Dell-Latitude-Notebooks, die ihr Gerät nach dem Oktober 2000 gekauft haben: Alle Latitude-Modelle haben seitdem Antennen eingebaut, und Dell sieht keine grundsätzlichen Bedenken, die gegen einen Einbau von WLAN-Mini-PCI-Karten sprechen.

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Ersetzt man in IBMs Notebook T42p das vorhandene Centrino-Modul von Philips durch ein Intel-Original, bootet der Rechner nicht mehr. Anscheinend blockiert das BIOS den Einsatz von Fremdprodukten.

Soll in einem Notebook der großen Marken wie HP, IBM, Sony oder Toshiba das Funknetz nachgerüstet, aufgerüstet oder ein defektes Modul ersetzt werden, dann muss man beim Hersteller die passende Ersatzteilnummer erfragen oder auf der Website erstöbern und genau dieses Modul ordern. Oft findet man dabei den Hinweis, dass der Einbau nur durch den autorisierten Service erfolgen darf. Laut Toshiba kann es beim Einbau von Fremdmodulen zu Problemen kommen. Ob und welche Modelle betroffen sind, teilte Toshiba nicht mit. Generell scheint es Schwierigkeiten zu geben, wenn ein TCPA-Chip im Notebook steckt, wie in einigen IBM- und HP-Modellen, denn dann akzeptiert das System die WLAN-Karte meist nicht. Beispielsweise verhindert IBM durch eine BIOS-Abfrage, dass man beliebige Mini-PCI-Karten einsetzt, selbst wenn es sich um ein Original-Centrino-Modul von Intel handelt. Der Amerikaner Matthew Garrett stellt unter www.srcf.ucam.org/~mjg59/thinkpad/wireless.html Informationen zur Überlistung dieser Restriktionen bei verschiedenen IBM-Notebooks zur Verfügung.

Antennenfragen

Besteht das Notebook-Gehäuse vollständig aus Metall und sind keine Antennen vorinstalliert, stehen die Chancen schlecht, es mit brauchbarer Reichweite zum Funken zu bringen. Denn ein geschlossenes Metallgehäuse schirmt elektromagnetische Wellen sehr gut ab. Eine Antenne müsste man dann außen anbringen. In dem Fall sollte man sich mit einer PC-Card zufrieden geben, auch wenn diese übersteht und leichter verloren gehen kann als ein eingebautes Modul.

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Etwas Härteres als einen Daumennagel sollte man zum Lösen der filigranen U.FL-Stecker nicht verwenden, dabei am Kabel ziehen schon gar nicht.

Enden im leeren Mini-PCI-Slot schon ein oder zwei mit Miniatursteckern versehene Koaxkäbelchen, dann braucht man nichts weiter außer dem Mini-PCI-Modul. Das Kabel zwecks Verlustreduzierung oder höherem Verlegekomfort zu kürzen oder zu verlängern ist nicht empfehlenswert: Die mit knapp drei Millimetern Durchmesser winzigen U.FL-Stecker lassen sich nicht vom Kabel trennen und anschließend neu montieren. Zudem garantiert der Hersteller Hirose höchstens dreißig Steckspiele bei gleichbleibenden elektrischen Daten, unnötiges Lösen und Stecken sollte man also vermeiden. Auch ist der Versuch aussichtslos, die mitgelieferten Kabel durch Aufschneiden und Einlöten einer Verlängerung zu strecken: Jede Stoßstelle, also eine Steckverbindung oder Lötung, dämpft das Signal etwas. Unsachgemäße Montage oder falsches Kabel bringen dabei zusätzliche Verluste, denn Hochfrequenz verhält sich völlig anders als etwa Audiosignale.

Doppelohr

Mini-PCI-WLAN-Module besitzen in der Regel zwei Antennenbuchsen. Wenn man nur einen Wellenfänger im Notebook vorfindet, schließt man diesen an die mit "Main" bezeichnete Buchse an. Ist eine zweite Antenne vorhanden, kommt sie an "Aux". Dann kann das Modul je nach Empfangssituation die jeweils bessere zum Senden wählen. Durch dieses Diversity genannte Verfahren kommt tendenziell eine stabilere Funkverbindung zu Stande.

Haben Moduleinbau und optionale Antennenimplantierung geklappt, kann sich der Besitzer über ein aufgewertetes Notebook freuen. So spart man unter Umständen die Investition in ein Neugerät und die Arbeit für den Umzug der Daten. Bei einem späteren Verkauf steigert die WLAN-Nachrüstung auch die Chance, einen guten Preis für seinen Gebrauchten zu bekommen. (ea)


Hardwarequellen
Modultyp Anbieter (zum Beispiel)
IBM 31P9701 (Atheros AR5212) ibfnet.de (129 EUR)
IBM/Cisco für ThinkPad T30, X30, R32 alternate.de (169 EUR)
div. IBM- und Toshiba-Module ibfnet.de (zwischen 73 EUR und 180 EUR)
Intel Centrino 2100B alternate.de(46 EUR)
Intel Centrino 2200BG alternate.de (33 EUR)
Prism-GT-Modul WL-850F sparklan.co.uk (29 brit. Pfund), freebird-shop.de (59 EUR)
Notebook-Antennen wimo.de (ab 15,40 EUR)