Aufgemotzte Minimalisten
Mit fast jedem Smartphone kommt man bequem und flott ins Web. Und selbst wenn auf dem eigenen Gerät bereits ein Browser installiert ist: Vielleicht bietet das Netz noch einen besseren.
Der Safari in Apples iPhone ist der erste Browser, der Nutzer massiv zum Handy-Surfen verführt. Für viele andere Handys stehen aber ebenfalls pfiffige Mobil-Browser bereit. Da sich außerdem viele Web-Dienste um mobile Surfer bemühen, kommt man heute mit fast jedem Gerät bequem und flott durchs Netz.
Handy-Browser galten lange Zeit als nette Beigabe, die man mal in Ausnahmefällen nutzte, sonst aber mied. Dass das heutzutage nicht mehr gilt, hat das iPhone erstmals einer breiten Öffentlichkeit gezeigt. Aber neben dem Safari in Apples Handy gibt es etliche andere Anwendungen, mit denen man heutzutage fast wie mit Firefox und Co. surfen kann.
Da in einigen Handys heutzutage Browser-Engines zum Einsatz kommen, die auch im PC arbeiten - und die entsprechend viele Funktionen bieten –, gibt die Tabelle am Ende dieses Artikels die technischen Daten nur sehr beschränkt wieder. Wir haben uns aus der Vielfalt der Parameter einige herausgepickt, die die Unterschiede im technischen Stand gut widerspiegeln, etwa die Unterstützung von IFrames oder IDN-Domains, also Domainnamen mit Sonderzeichen.
Jeder Handy-Browser hat "JavaScript" oder "ECMAScript" auf seinem Datenblatt stehen, jedes Programm unterstützt ein paar einschlägige Befehle der Skriptsprache. Um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie weit die JavaScript-Unterstützung geht, haben wir auch einen kleinen Ajax-Test durchgeführt, der Inhalte nachlädt und das Dokument verändert. In der Praxis bekommt der Handy-Benutzer einige Ajax-Sites indes gar nicht zu Gesicht. Die Betreiber vieler Web-2.0-Dienste unterhalten spezielle schlanke JavaScript-lose Seiten, die sie Besuchern mit mobilen Geräten präsentieren, ohne dass diese etwas daran ändern könnten (siehe Reduziert auf das Wesentliche).
Großen Wert haben wir auf Komfortfeatures gelegt, die die Bedienung der kleinen Geräte vereinfachen. Unterstützt der Browser zum Beispiel einen Vollbildmodus, nutzt er jedes Pixel des kleinen Handy-Displays zur Darstellung der Seite, ohne Platz etwa für Menüelemente zu verschwenden. Eine Adressvervollständigung erspart lästige Tipparbeit auf der kleinen Tastatur.
Die meisten der Anwendungen sind für sehr unterschiedliche Gerätetypen (Volltastatur vs. Handytastatur, Touchscreen oder nicht) verfügbar - die sich auch auf die Bedienbarkeit des Browsers auswirken. Wir haben daher versucht, von den Eigenheiten der Testgeräte zu abstrahieren und nur die Fähigkeiten der Software zu berücksichtigen. Dies war aber nicht immer vollständig möglich - etwa bei dem Handy, dessen Browser eine Seite nicht darstellen konnte, weil es nicht genug Speicherplatz hatte.
Abgesehen davon können die Handy-Hersteller Browser stark an ihre Mobiltelefone anpassen, was dazu führt, dass sich die Programme von Handy zu Handy unterschiedlich anfühlen. So haben wir zum Beispiel bei der Version von Opera Mobile, die auf dem SGH-i620 von Samsung installiert war, einige Details vermisst, die in der von der Hersteller-Site herunterladbaren Version enthalten waren.
Safari
Im iPhone verrichtet Safari seinen Dienst, und zwar keine abgespeckte Light-Version, sondern die gleiche Software, wie sie auch auf dem Desktop zum Einsatz kommt - mit einigen Besonderheiten fĂĽr das mobile Surfen. Egal, ob heise online oder Wikipedia - der Browser stellt die Seite dar, wie der Benutzer es gewohnt ist. IFrames, Style Sheets, Cookies, SSL? Kein Problem! Doch einige CSS2-Feinheiten kann er ebenso wenig wie WAP - wie der Desktop-Bruder halt.
Der eingebaute Reader zeigt RSS- und Atom-Feeds an, allerdings ohne eingebettete Elemente, etwa Bilder. Mit JavaScript und selbst ajaxifizierten Websites kommt das iPhone mĂĽhelos zurecht, Flickr etwa stellt der Browser tadellos dar.
Das Problem, dass Seiten wie bei Spiegel.de zu komplex sind, um sie auf einem 320 x 396 Pixel großen Display leserlich darzustellen, haben die Apple-Entwickler auf geniale Weise gelöst. Beim Aufruf einer Webseite analysiert der Browser den Aufbau des HTML-Dokuments. Klickt der Benutzers in einen Bereich, also etwa in eine Spalte der Seite, zoomt Safari in diese Spalte hinein. So kann der Browser etwa bei Spiegel.de nur die mittlere Spalte mit den neuesten Meldungen anzeigen. Ein erneuter Doppelklick lässt Safari wieder die komplette Seite darstellen.
Die an die Optik des Betriebssystems Mac OS angelehnte Lesezeichen- und History-Verwaltung mit seitlich aufklappenden Menüs ist sehr übersichtlich geraten. In der Mehrfensterverwaltung öffnet der Surfer weitere Browser-Fenster und wechselt per Fingerstrich wie etwa beim iPhone-Bildbetrachter.
Nokia Browser
Apple ist nicht der einzige Hersteller, der auf WebKit setzt, die Safari zugrundeliegende Engine. Nokia hat die quelloffene Engine als Basis des Browsers seiner auf dem Symbian-Betriebssystem aufsetzenden S60-Modellreihe auserkoren.
Zielgenaues Zoomen in eine bestimmte Spalte einer Seite beherrscht der Nokia-Browser nicht. Allerdings kann sich der Benutzer die Seite in den Zoom-Stufen 50, 75, 100 und 125 Prozent anzeigen lassen. Wie das iPhone dreht das N82 auf Wunsch die Darstellung um 90 Grad. Die Seitenansicht dagegen blendet der Browser ein, wenn der Benutzer die Nummerntaste 8 drückt oder wenn er große Distanzen mit dem Cursor auf der Seite zurücklegt, also etwas zu suchen scheint. Der Surfer sieht dann eine stark verkleinerte Übersicht der kompletten Seite, in der er den anzuzeigenden Ausschnitt auswählen kann.
Auch andere Nummerntasten dienen zur Kurzwahl häufig benutzter Funktionen, also etwa "Lesezeichen öffnen" oder "Startseite". Allerdings sind nur sieben der zur Verfügung stehenden zwölf Tasten belegt. Da im Nokia-Browser dasselbe Herz wie bei Safari schlägt, verwundert es nicht, dass er auch dieselben technischen Standards beherrscht. Das Programm kann mehrere Seiten gleichzeitig öffnen. Der RSS-Reader benutzt eine etwas zu große Schrift, die sich nicht verstellen lässt - auf typischen Handy-Displays zu unübersichtlich.
TeaShark
TeaShark nennt sich ein weiterer WebKit-Browser. Er ist derzeit bei keinem Handy vorinstalliert, lässt sich aber von der Homepage des Herstellers auf allen Geräten installieren, die die Laufzeitumgebung MIDP 2.0 bereithalten. Dazu zählen viele aktuelle Handys. Bei Redaktionsschluss lag TeaShark in einer Alpha-Version vor, die allerdings stabil lief. TeaShark soll dauerhaft kostenlos vertrieben werden.
Der Betreiber leitet den HTTP-Verkehr über seinen Server, um nach eigenen Angaben den Datenverkehr, der zum Handy übertragen wird, zu reduzieren. Dazu komprimiert er zum Beispiel die Bilder. Dies ist aber derzeit auch immer noch der größte Haken an Teashark, denn der Betreiber/Hersteller gibt sich nicht zu erkennen, und welcher Surfer lässt schon gerne Unbekannte seine Seiten mitlesen?
Etliche Details wurden bei TeaShark gefälliger implementiert als beim Nokia-Browser. So liegen viele Darstellungsoptionen auf Nummerntasten. Mit einem beziehungsweise zwei Klicks auf die 5 stellt der Browser zum Beispiel die Seite in zwei verschiedenen Verkleinerungsstufen dar, in denen der Benutzer den gewünschten Ausschnitt auswählen kann. Drückt der Benutzer die 1, so startet er die Websuche bei Google oder Wikipedia. TeaShark bietet ihm dabei in einer Auswahlliste die Wörter als Suchbegriffe an, die sich in dem Link oder dem Absatz befinden, über dem der Cursor gerade weilt.
In der History-Funktion präsentiert TeaShark Miniaturen der geöffneten Seiten, in denen der Nutzer blättern kann. Je nach Cache-Größe des Browsers fasst die History bis zu zehn Seiten. TeaSharks inkrementelle Suchfunktion für den Volltext der Seite sowie die bisher nur von Desktop-Browsern gekannte Adressvervollständigung erleichtern die Navigation erheblich. Einen IFrame gab TeaShark nur teilweise wieder. Der Versuch, mit dem Feedreader einen Newsfeed anzeigen zu lassen, produzierte Abstürze.
Opera Mobile
Die norwegische Software-Schmiede Opera hat sich sehr früh der Entwicklung mobiler Browser gewidmet. Etliche Hersteller installieren Opera Mobile, selbst unter Windows Mobile, zu dem der Konkurrent Pocket Internet Explorer gehört. Rüstet man Opera Mobile dagegen nach - der Browser ist für Windows Mobile und Symbian S60 verfügbar -, so muss man dafür 19 Euro berappen.
In Opera Mobile verrichtet dieselbe Layout-Engine wie in der Desktop-Version des Browsers ihren Dienst. JavaScript, Ajax und Manipulationen des DOM-Baums stellen fĂĽr den Browser kein Problem dar. Der Benutzer kann zwischen zwei Ansichten umschalten. Im Vollbild-Modus rendert Opera die Seiten wie auf dem PC. Ein spezieller Handy-Modus versucht Webseiten so zu umbrechen, dass sie sich gut auf kleinen Displays darstellen lassen. Dabei zerhackt Opera Tabellen spaltenweise und klebt die StĂĽcke untereinander. Das fĂĽhrt mitunter zu sehr langen Webseiten-Streifen. AuĂźerdem kann der Benutzer in beiden Varianten die Darstellung in 10-Prozent-Schritten von 20 bis 250 Prozent zoomen. Drehen kann Opera Mobile die Seiten aber nicht. Der Browser zeigt den Inhalt von RSS-Feeds an, allerdings nicht formatiert und damit unbrauchbar.
Opera betreibt die Tastaturnavigation am konsequentesten. Fast alle Befehle lassen sich per Tastenkombination ansteuern. Der Opera-Mobile-Version im SGH-i620 fehlten einige nützliche Funktionen, die in der Version enthalten sind, welche man bei Opera herunterladen kann. In Letzterer kann der Benutzer jede Taste mit einem beliebigen Befehl belegen. Lesezeichen lassen sich mit Kürzeln versehen. Die inkrementelle Suche durchforstet den Text der Seite. Die Startseite der nachladbaren Opera-Version enthält außerdem die zehn am häufigsten besuchten Links und eine Google-Suchmaske; bei Samsung ist eine firmeneigene Seite voreingestellt.
Opera Mini
Der Name Opera Mini führt in die Irre, da er so etwas wie einen kleinen Bruder von Opera Mobile suggeriert. Besser lässt sich Opera Mini als anderer Browser charakterisieren, der zum Teil unterschiedliche Funktionen und mitunter sogar mehr bietet als Opera Mobile. Zum Beispiel leitet Opera Mini die Daten über einen Zwangs-Proxy, der die Seiten automatisch an die Größe des Handy-Displays anpasst und die übertragene Datenmenge reduziert.
Ruft der Benutzer eine Seite auf, so zeigt Opera Mini sie zunächst in der Übersicht an, aus der der Benutzer in den gewünschten Bereich hineinzoomt. Bei Bedarf kann er sich die Seiten auch in der einspaltigen Ansicht oder im Hochformat präsentieren lassen - entweder umständlich per Menübefehl oder per Tastaturkommando. Auch wenn der Benutzer keine eigenen Tastenbefehle vergeben kann, lässt sich Opera Mini ähnlich gut über die Tastatur bedienen wie Opera Mobile. So emuliert der Browser bei Geräten ohne Cursortasten die Cursorbedienung mit den Tasten 2, 4, 6 und 8.
Trotz des Proxy funktionieren viele JavaScripts; Ajax geht aber nicht. Als Suchmaschinen benutzt Opera Mini wahlweise Google, Wikipedia, Amazon, eBay oder Leo. Eine Besonderheit spielt der Browser in Zusammenarbeit mit dem Desktop-Browser der Version 9.5 aus, die derzeit als Betaversion verfĂĽgbar ist. Synchronisiert der Anwender seine Bookmarks mit einem Server bei Opera, so kann er auch mit dem Handy darauf zugreifen. Der RSS-Reader zeigt auch Bilder mit an.
Internet Explorer
Der Browser in Microsofts Mobil-Betriebssystem beherrscht drei Darstellungsmodi: "Desktop" zeigt die Seite ähnlich einem PC-Browser an. Auch wenn sich die Seiten ohne Programmrahmen betrachten lassen, was ein paar Pixel einspart, eignet sich dieser Modus für mobile Geräte in der Regel nicht. "An Bildschirm anpassen" quetscht die Seite ein wenig in der Breite zusammen; nichtsdestotrotz muss der Benutzer bei der Heise-Seite immer noch vier mal nach rechts scrollen, um sie komplett zu überstreifen. Da es weder eine Zoomfunktion noch eine Seitenübersicht gibt, muss der Anwender daher für viele Seiten auf den "Eine Spalte"-Modus zurückgreifen.
CSS und JavaScript beherrscht der mobile Internet Explorer nur rudimentär. So kennt er zwar "document.write"-Befehle, bei mouseover hört es aber schon auf, ganz zu schweigen etwa von Manipulationen des DOM, einer der Grundlagen von Ajax-Anwendungen. Viele Web-2.0-Dienste, also etwa die Bearbeitung von Bildertiteln auf Flickr oder die Google-Maps-Abfrage, kann das Programm also nicht bedienen. Dass es auch keine RSS-Feeds anzeigt, passt da ins Bild.
Der Verlauf listet die Namen der zuletzt besuchten Seiten auf, ansonsten fehlen aber Navigationshilfen wie die Volltextsuche auf der Seite. In unseren Tests ließen sich keine Cookies auslesen. Eine Mehrfensterverwaltung fehlt. Selbst so kleine Helferlein wie eine voreingestellte Suchmaschine bietet der Internet Explorer nicht an. Kurzum: Der mobile Internet Explorer ist nicht mehr zeitgemäß.
1&1 PocketWeb
Im "Standard"-Modus stellt der Browser des 1&1-Pocketweb die Seiten dar wie ein Desktop-Programm - sehr sperrig für das 240 x 320 Pixel große Display. Der Modus "Textumbruch" zeigt bei gängigen Sites wie der Wikipedia keinen Unterschied zum Standard. "Bildschirm optimiert" ordnet die Inhalte einspaltig an, was auf dem querformatigen Bildschirm zu viel Gescrolle führt - umschalten lässt sich die Orientierung nicht. Der Modus "Nur Text" ist kompakter, macht textlastige Sites aber unübersichtlich.
In allen Modi kann der Benutzer in 20-Prozent-Schritten zoomen, wobei eine Verkleinerung auf weniger als 60 Prozent unrealistisch ist. Eine einblendbare Miniatur hilft, sich auf der Seite zu orientieren. Der Browser im PocketWeb beherrscht ein wenig JavaScript und CSS.
Etliche Funktionen wie die Umschaltung zwischen den Darstellungsvarianten sind nur umständlich über Menüs erreichbar. Andere gängige Komfort- und Navigationsfunktionen fehlen gänzlich, etwa die Volltextsuche oder die Mehrfensterverwaltung. Kurz vor Redaktionsschluss konnten wir einen Blick auf den Nachfolger Ogo 2.0 werfen, der von debitel und demnächst auch von 1&1 vertrieben wird. Er verfügt zwar über gefälligere Hardware, am Browser hat sich allerdings nichts Wesentliches geändert.
Danger hiptop
Danger hiptop nennt sich der Browser im gleichnamigen Gerät, das die Telekom hierzulande unter dem Namen Sidekick vertreibt. Danger versucht mit seinem Browser offenbar, ähnlich wie Apple die Bedienung des Web so einfach wie möglich zu machen - allerdings auf wesentlich niedrigerem Niveau. So beherrscht der Browser im Sidekick nur einen - den einspaltigen - Darstellungsmodus. Insbesondere bei großen Sites zwingt dies den Benutzer mitunter zu langem Scrollen. Als einzige Einstellungsoption für die Darstellung kann er die Größe der Texte verändern.
Die CSS- und JavaScript-Fähigkeiten sind ebenfalls sehr bescheiden - Ajax-Anwendungen laufen auf dem hiptop ins Leere. IFrames beherrscht er ebenso wenig wie IDN-Domains, WAP-Seiten oder Dokumente im Mobilformat XHTML-MP. Uns war es auch nicht möglich, Cookies auszulesen. Ein RSS-Reader fehlt ebenfalls. Alles in allem macht das Surfen mit dem Danger hiptop keinen Spaß.
NetFront
Der Name NetFront ist nicht so geläufig wie Internet Explorer oder Opera. Dabei handelt es sich bei dem Programm der japanischen Firma Access um einen der meistinstallierten Handy-Browser. Access meldete Ende letzten Jahres mehr als 500 Millionen ausgelieferte Einheiten.
In puncto Darstellungsoptionen bietet NetFront fast das volle Programm: "Vollbild", "Querformat", "Nur Text", "Zoom" in 10-Prozent-Schritten. "SmartFit" quetscht eine Website in eine Spalte. Der Darstellungsmodus "Schwenk und Zoom" - also die Seitenübersicht, aus der heraus der Nutzer in einen Teil hereinzoomen kann - lässt sich nur nutzen, wenn SmartFit ausgeschaltet ist. NetFront kann nicht mehrere Seiten gleichzeitig öffnen.
Das Programm bietet viele nützliche Navigationshilfen. So besteht die Startseite unseres Testgeräts, eines Sony W910i, aus Verweisen auf häufig benutzte Funktionen. Grundsätzlich lässt NetFront auch benutzerdefinierte Funktionstasten zu; bei unserem Testgerät war dies aber deaktiviert. Google steht als Suchmaschine bereit, die Adressvervollständigung hilft bei der Eingabe von URLs, mit der Volltextsuche lassen sich geöffnete Seiten durchforsten, die Passwortverwaltung merkt sich Zugangsdaten.
NetFront beherrscht JavaScript und DOM-Manipulationen, sodass das Programm auch mit Ajax-Sites zurechtkommen sollte. Der RSS-Reader ist sehr zweckmäßig geraten, auch wenn er nur RSS 0.91 und 2.0 beherrscht, nicht aber die 1.0-Variante und Atom. Beim Speichern eines neuen Feed kann man gleich festlegen, in welchen Intervallen das Programm ihn aktualisieren soll. Der Reader zeigt Feeds mit den enthaltenen Bildern an.
OpenWave
Als Kontrastprogramm zu den aktuellen Highend-Mobilbrowsern, die vor allem in Smartphones zum Einsatz kommen, haben wir OpenWave 6.2.2.3 getestet. Das Programm wird in Low-Budget-Handys installiert, etwa dem SGH-E250 von Samsung. Ganz offenbar ist es schon betagt, denn seine Spalte in der Tabelle liest sich wie eine Mängelliste: So beherrscht es offenbar kein JavaScript. Cookies, IFrames, ein Browser-Verlauf, um bereits besuchte Seiten schnell wieder zu öffnen? Fehlanzeige. Es fehlt sogar ein Befehl wie "aktuelle Seite in der Bookmarkliste abspeichern". Allerdings fasst die Bookmarkliste ohnehin nur 15 Adressen. Immerhin liegen die wenigen Funktionen auf Funktionstasten, sodass sie sich schnell aufrufen lassen.
Im einzigen Darstellungsmodus versucht OpenWave die Seiten in das zur Verfügung stehende Display zu quetschen. Beim SGH-E250 geht das zum Beispiel bei der Wikipedia ins Auge, die OpenWave bis zur Unleserlichkeit quetscht. Die Navigationslinks am Kopf der heise online-Seite erscheinen als wirres Buchstabenmosaik. Und die deutsche Yahoo-Startseite war schlichtweg zu groß - OpenWave konnte sie nicht öffnen. Ob dies dem Browser anzulasten war oder dem Handy-Hersteller, der zu wenig Speicherplatz vorgesehen hat, ließ sich nicht feststellen. Wie dem auch sei: Aufgrund der vielen fehlenden Funktionen erscheint OpenWave im Vergleich mit den anderen Browsern wie ein Relikt aus der Kreidezeit des mobilen Surfens. Es erstaunt, dass solche Programme in aktuelle Handys eingebaut werden.
RIM Browser
Der BlackBerry-Browser umbricht eine Seite in einer Spalte oder er stellt sie in einer Übersicht dar, aus der heraus der Benutzer den gewünschten Bereich ansteuern kann. Dann zeigt der RIM-Browser die Seite aber wie ein PC-Browser an, sodass man auf dem kleinen Handy-Display hin- und herscrollen muss, um zum Beispiel Tickermeldungen auf heise online lesen zu können. Eine Mehrfensterverwaltung ist ihm ebenso fremd wie die hochformatige Darstellung. Die Startseite von Yahoo konnte der Browser nur zerstückelt darstellen, lesbar blieb sie jedoch.
Häufig benutzte Funktionen lassen sich per Tastenkürzel ansprechen. Praktisch ist auch, dass der Benutzer den User-Agent-String ändern kann, um dem Server einen anderen Browser vorzugaukeln. Ob dies in der Praxis viel bringt, darf allerdings bezweifelt werden, denn der Browser beherrscht zwar ein wenig JavaScript, für Ajax reicht es aber nicht. Im Test ließen sich gesetzte Cookies nicht auslesen.
Zum RIM-Browser gehört ein zweckmäßiger RSS-Reader, der auch Bilder darstellt. Bookmarks lassen sich im Volltext durchsuchen. Einzelne Seiten kann der Browser offline verfügbar machen. Auf Wunsch aktualisiert er sie sogar automatisch in Intervallen von 1 bis zu 24 Stunden.
Fazit
Einige Handy-Browser können heutzutage bei der Darstellung mit ihren PC-Pendants mithalten, sieht man einmal von eingebetteten aktiven Inhalten ab, etwa Flash- oder Java-Anwendungen. Dies verwundert kaum, arbeitet doch in den WebKit-Ablegern und bei Opera dieselbe Rendering Engine wie im PC-Browser. OpenWave, Danger hiptop und der Internet Explorer hinken dagegen bei den Darstellungsmöglichkeiten hinterher.
Wie gut sich die Browser im täglichen Einsatz bewähren, hängt aber auch davon ab, wie leicht sie sich bedienen lassen. Apple macht hier allen anderen Herstellern vor, wie es geht. Sämtliche Funktionen erschließen sich durch einfaches Ausprobieren, man ist mit Safari immer schnell am Ziel - was aber auch mit dem großen Display und dem besonders gut bedienbaren Touchscreen des iPhone zusammenhängt.
Hersteller, deren Anwendungen auf Geräten mit den verschiedensten Bauformen und Bedienelementen funktionieren sollen, müssen da schon einfallsreicher sein. Hier machen insbesondere Opera, TeaShark und NetFront mit vielen kleinen nützlichen Funktionen vor, wie es geht. Umso unverständlicher ist es, dass Handy-Hersteller die Funktionen der zugekauften Browser beschneiden, wie offenbar bei Samsungs SGH-i620 geschehen. (jo)
Literatur
| [1] Dusan Zivadinovic, Endlich gewappnet, WAP-DebĂĽtant Nokia 7110, c't 22/99, S. 122 |
| [2] Jo Bager, ReisefĂĽhrer ins Mini-Web, Mobiles Surfen - Software und Dienste, c't 26/05, S. 116 |
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