Aktuelle Finanzierungssituation der Unternehmen ist angespannt

Wenn es um die Konjunktur geht, dann jagt derzeit eine Jubelmeldung die andere. Auch die Zahlungsmoral der Kunden entwickelt sich positiv. Gute Nachrichten von der Finanzierungsfront bleiben aber aus.

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Von
  • Marzena Sicking

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat 22.000 Unternehmen zu ihrer aktuellen Finanzierungssituation befragt und liefert überraschende Ergebnisse. Die Lage ist zwar stabil, aber mit der sehr guten konjunkturellen Entwicklung kann sie nicht Schritt halten.

Mit 17 Prozent ist der Anteil der Firmen, die – trotz guter Geschäftstätigkeit – von sich allgemein verschlechternden Finanzierungsbedingen sprechen, noch immer überraschend hoch. Es scheint sogar, als ob sich die Lage gegenläufig zur boomenden Wirtschaft verschlechtert habe. Denn am Jahresanfang sprachen noch elf Prozent der Unternehmen davon, dass sich die Kreditkonditionen verbessert hätten. Jetzt sind es nur noch sieben Prozent.

Die Ergebnisse überraschen auch DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann: "Wegen der guten Konjunktur hätte ich eigentlich bessere Finanzierungsbedingungen erwartet." Er fordert Nachbesserungen: Einige Vorschläge des Basel III-Regelwerkes – wie z.B. die Einführung einer Verschuldungsobergrenze – würden wichtige Finanzierungsinstrumente wie Export- und Förderkredite benachteiligen, das müsse geändert werden.

Die Finanzierungssituation wirkt sich natürlich direkt auf die weitere Entwicklung des Unternehmens aus. So zeigen die Firmen, die leichter an frisches Kapital kommen, auch eine höhere Investitionsbereitschaft.

Zumindest hat das Bundeswirtschaftsministerium ein paar gute Nachrichten für junge Technologieunternehmen parat: wie jetzt bekannt wurde, ist die Finanzierung des ERP-Startfonds (European Recovery Programme) dank einer Aufstockung von aktuell 250 Millionen Euro gesichert. Der ERP-Startfonds beteiligt sich in gleicher Höhe und zu gleichen wirtschaftlichen Konditionen an innovativen Unternehmen wie ein privater Leadinvestor. In der Regel fließen über mehrere Finanzierungsrunden bis zu fünf Millionen Euro an die Unternehmen. Allein 2010 wurden auf diesem Wege 821 junge Firmen gefördert.

Wer nicht zu den jungen und innovativen Firmen zählt, muss weiterhin zu seiner Hausbank pilgern und das tun offenbar die meisten. So teilt der Bankenverband mit, dass die Nachfrage nach kurzfristigen Krediten zur Finanzierung von Lagerhaltung und Betriebsmitteln im ersten Quartal deutlich angestiegen ist, auch für das laufende zweite Quartal rechne man mit entsprechenden Zuwächsen. Der Bestand der Kredite, die im ersten Quartal an Unternehmen und Selbständige vergeben wurden, summiert sich auf 1.024 Milliarden Euro. Das sind 10 Milliarden mehr als noch im Vorjahresquartal. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)