B.Com: Stabile Nummer vier in der Distributionsszene

Neue Investoren oder Management Buy Out? Die B.Com Vorstände entschieden sich für ein MBO. Unterstützt durch langjährige Wegbegleiter. Der Handel soll von einem größeren Dienstleistungsangebot profitieren. Im Fokus steht vor allem der B2B Absatzmarkt.

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Von
  • Georg Schnurer

Bisher waren sie Vorstände. Jetzt sind sie Vorstände und Eigentümer. Zu hundert Prozent. Wer von ihnen wie viele Anteile am Kölner Distributor B.Com AG hält, wollen Torsten Belverato und Thomas Hoffmann nicht verraten. Und natürlich auch nichts über den Kaufpreis. „Alle Beteiligte haben darüber Stillschweigen vereinbart“, sagt dazu Belverato im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag letzter Woche in der B.Com-Lounge in der Zentrale in Köln.

Auskunftsfreudiger geben sich Belverato und Hoffmann bei Fragen nach der Entwicklung des Distributionsgeschäfts und was sie jetzt nach dem Management Buy Out planen. Besonders bei der Positionierung ist den Vorständen und Eigentümern die Freude ins Gesicht geschrieben: „Wir sind die Nummer vier in der Distributionslandschaft nach Ingram Micro, Tech Data und Also Actebis.“ Dabei will sich Belverato keinesfalls auf Umsatzniveau mit den drei Broadline-Distributoren vergleichen. Zwar wird B.Com für das zurückliegende Geschäftsjahr (30. Juni) einen Umsatz von mehr als 300 Millionen Euro ausweisen und damit immerhin rund 50 Millionen über dem des Vorjahres liegen, doch vom Milliarden-Umsatz der Broadliner trennen den mittelständischen Distributor Welten. Aber: „Wir haben 2010 eine Marktabdeckung von 28 Prozent gehabt.“ Das sei, so der Vorstandsvorsitzende, auf Broadliner-Niveau. Außerdem habe B.Com im Business-to-Business mit etwa 40 Prozent eine höhere Marktabdeckung als die Broadliner.

„Bargeld reizt – ein Geschäft unter Freunden"

Fünf Freunde sollt Ihr sein (v.li.): Holger B. Diefenbach, Partner Ipontex GmbH, Anton Mertens, B.Com Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender OSMAB AG, Torsten Belverato, Vorstandsvorsitzender B.Com, Thomas Hoffmann, Vorstand B.Com, Ralf Oedekoven, Direktor Commerzbank

Und exakt in diesem Kundensegment wollen die beiden Eigentümer künftig noch stärker auftreten – mit Rückendeckung ihres alten und neuen Aufsichtsratsvorsitzenden Anton Mertens von der OSMAB Holding AG. Das Beteiligungsunternehmen mit Immobilienschwerpunkt war bis Ende Juni Eigentümer des Distributors. Die OSMAB Holding wird wird von fünf Aktionären zu gleichen Teilen gehalten, unter anderem vom früheren B.Com Chef und Mitgründer Horst P. Beck. Laut Mertens sei B.Com ein außerordentliches Geschäft gewesen. Nun wäre es aber an der Zeit gewesen, sich von der Beteiligung zu trennen. „Denn Bargeld reizt“, fügt er lächelnd hinzu und betont: „Das war ein Geschäft unter Freunden“.

Zu den Freunden gehört sicherlich auch Commerzbank Direktor Ralf Oedekoven. Sein Institut habe den Management Buy Out „gern begleitet“, zumal dies keine Geschäft „von der Stange“ gewesen sei. Seit 13 Jahren arbeitet der Grossist mit der Bank zusammen, die auch die angepeilte Expansion unter Belverato und Hoffmann weiter begleiten werde. Ebenso versteht sich Holger B. Diefenbach als Wegbegleiter der vergangenen und der künftigen Jahre. Der Partner bei der Beratungsgesellschaft für Unternehmensfinanzierungen, Ipontex Equity Consultants GmbH, habe schon bisher den Eindruck gehabt, B.Com sei „eine Bank mit angeschlossener Logistikabteilung“. Auf jeden Fall sehe er, der den MBO begleitet habe, für das Unternehmen „sehr gute Chancen“.

„Wir sind der Broadliner für den Mittelstand“

Bei so vielen Lobeshymnen und Unterstützung brauchen sich die beiden B.Com Vorstände vor der Zukunft als Eigentümer einer IT-Großhandlung kaum zu fürchten. Auch wenn das Geschäft, wie Belverato feststellt, nicht einfacher wird. Doch die bereits erwähnte Positionierung hinter den Broadlinern lässt ihn mutig feststellen: „Wir sind der Broadliner für den Mittelstand“. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, erklärt er, wie dieser neue Begriff in der Channellandschaft der mittleren Distributoren zu verstehen ist: „Mit etwa 150 Herstellern und gut 13.000 Artikeln sind wir am Breitesten und am Tiefsten aufgestellt.“ B.Com könne alle Segmente im angestammten Produktumfeld abdecken und den Bedarf des Fachhandels „zu 100 Prozent“ erfüllen. Trotzdem werde der Kölner Distributor immer wieder das Hersteller- und Produktportfolio auf neue Anbieter und Waren überprüfen. Substanzausbau lautet das Schlagwort. Denn: „250 Hersteller bedeutet keine breitere Produktpalette“, teilt er in Richtung Broadline-Trio aus.

Und schon mal dabei, loben die beiden Eigner ihr Vertriebskonzept: „Unsere Logistik befindet sich auf Broadline-Niveau“. Soll heißen, alle gängigen Logistikleistungen werden auf 20.000 Quadratmetern Hallenfläche am Lagerstandort Staufenberg angeboten, beispielsweise Versand- und Einlagerungen im Namen Dritter ebenso, wie die Verfügbarkeit von Sonderaktionsflächen. Trotzdem erkennen Belverato und Hoffmann Potenzial zur Optimierung in den Logistikabläufen. Dies sei, wie sie feststellen, ohnehin ein permanenter Prozess, um effizienter arbeiten zu können und vor allem den Fachhandel effektiver bedienen zu können.

Ausbau der Stammkundschaft – speziell im Business-to-Business

Torsten Belverato (li.) und Thomas Hoffmann verstehen die B.Com AG als Broadliner für den Mittelstand

Schließlich will B.Com die Basis der Stammkunden weiter ausbauen. „Mehr als 13.500 Kunden kaufen bei uns regelmäßig, davon monatlich ungefähr 6.000 Kunden. Diese Anzahl ist in den vergangenen Monaten kontinuierlich nach oben gegangen“. Gerade durch mehr Dienstleistungen gegenüber den B-t-B-Kunden hoffen die Vorstände auf den Ausbau der Stammkundschaft. Denn die Hinwendung zum Business-to-Business Absatzmarkt sei schon allein deswegen notwendig, „weil sich der klassische Handel umstrukturiert beziehungsweise umstrukturieren muss“.

Auf jeden Fall gebe es nach der Übernahme des Unternehmens durch Belverato und Hoffmann für die Kunden des Grossisten keine gravierenden Veränderungen. Auch beim Thema Expansion in ausländische Niederlassungen stünde derzeit nichts Neues an. Man habe sich aus personellen Gründen vom Engagement in Frankreich verabschiedet und für Spanien entschieden. Ob mittelfristig doch wieder auf ausländische Standorte geblickt wird, sei momentan kein Thema. Lieber blickt man bei B.Com auf Absatzmärkte wie dem Retail. Da stehe man mit einigen Unternehmen aus dem Food- und Non-Food-Bereich in Verbindung. Und im Zuge der Wachstumsstrategie würden die beiden B.Com Eigentümer den Kauf eines Spezialdistributors nicht absolut ausschließen wollen. „Nur zum jetzigen Zeitpunkt ist das kein Thema, dazu gibt es auch überhaupt keine Vorstellungen“, stellt Belverato fest. (gs)