CeBIT-Macher finden den Channel gut

CeBIT-Chef Frank Pörschmann betonte im Vorfeld der Messe, dass der Channel für die CeBIT "eine der wichtigsten Personengruppen" sei. Auch die Hersteller entdecken den Partnerkanal neu. Beispielsweise SAP. Man kann sagen: Der Channel war noch nie so wichtig wie heute.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Damian Sicking

CeBIT-Chef Frank Pörschmann

(Bild: Deutsche Messe AG)

Lieber CeBIT-Chef Frank Pörschmann,

jetzt beginnt es wieder, das größte Spektakel der ITK-Branche weltweit. Die CeBIT! Die CeBIT ist ja nicht einfach eine Messe, die CeBIT, das ist ja so etwas wie das "Hochamt der IT-Branche". Ein Hochamt war in meiner Kindheit immer etwas ganz Besonderes, wir mussten auf Geheiß unserer Eltern unsere besten Sachen anziehen, in der Kirche wurde in einer Sprache gesprochen, die wir nicht verstanden, und anschließend war uns meistens schlecht (dem Weihrauch sei Dank). Seien wir ehrlich: Ist es auf der CeBIT nicht ähnlich? Insofern passt "Hochamt" ganz gut, finde ich.

Es gibt noch eine Parallele zwischen dem kirchlichen Hochamt und der CeBIT – nämlich in Bezug auf die Motivation, daran teilzunehmen. In beiden Fällen will man

  • ein Teil der Familie sein und einfach dazugehören
  • sich über die neuesten Trends informieren (technisch und geschäftlich auf der CeBIT, modisch in der Kirche)
  • die Voraussetzungen dafür schaffen, reich zu werden und in den Himmel zu kommen.

Ja, ist doch so! In einer der vielen Pressemitteilungen, welche Sie im Vorfeld der Messe haben herausgeben lassen, konnte man lesen, dass Sie und die CeBIT-Aussteller "dem Handel Orientierung" geben und "neue Ideen für das Geschäft" vermitteln wollen. Das ist praktisch genau dasselbe, was die Kirche auch will, Orientierung geben und uns reich machen, nur eben nicht unbedingt materiell, sondern eher geistig-spirituell.

Aber gut, wir wollen die Analogie nicht überstrapazieren, deshalb Schluss damit. Im Vorfeld der Messe betonten Sie, lieber Herr Pörschmann, dass "der Fachhandel für die CeBIT eine der wichtigsten Besuchergruppen" sei, weshalb Sie "die handelsrelevanten Angebote auf der CeBIT weiter ausbauen" würden. Das hört man gerne und es zeigt im Übrigen auch die nach wie vor große Bedeutung des Channels für das Funktionieren der Branche insgesamt. Ohne die vielen tausend Unternehmen im deutschen Channel wäre die Industrie aufgeschmissen. Die meisten Hersteller wissen das auch und handeln entsprechend, aber immer mal wieder gerät dies bei dem einen oder anderen Hersteller in Vergessenheit und sie werden nachlässig oder machen ihren Vertriebspartnern sogar selbst Konkurrenz. So entsteht erst jede Menge Unruhe und Ärger, dann merken eben diese Hersteller, dass ihnen plötzlich Geschäft durch die Lappen geht, so dass sie schließlich reumütig wieder zum Handel zurückkehren und ihm hoch und heilig versprechen, es nie wieder zu tun.

Wenn Sie denken, ich hätte bei den letzten Sätzen ganz besonders Hewlett-Packard im Hinterkopf gehabt, dann liegen Sie falsch, lieber Herr Pörschmann. Vielmehr dachte ich eher an das deutsche Erfolgssoftwareunternehmen SAP.

Vielleicht erinnern Sie sich, dass die beiden SAP-Vormänner Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe im Jahr 2010 angekündigt hatten, den Umsatz von damals zehn Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 auf dann 20 Milliarden zu verdoppeln. Momentan fehlen noch sechs Milliarden. Die Zahl der Nutzer soll in diesem Zeitraum ebenfalls stark steigen – von weltweit 66 Millionen auf dann eine Milliarde. Inzwischen setzt sich in Walldorf die Erkenntnis immer stärker durch, dass SAP ohne Partner diese Ziele nicht erreichen kann. "Die Partner sind wichtig für unsere Mittelfristziele", zitiert in einem lesenswerten Artikel das Handelsblatt den SAP-Manager Eric Duffaut.

Im vergangenen Jahr lag der Anteil der Partner am Softwareumsatz der SAP bei 30 Prozent. Dieser soll bis 2015 auf 40 Prozent steigen. SAP hat in Sachen Partnerbeziehung eine lange Lernkurve durchgemacht. Gerade durch die frühere Tochter Steeb hatte SAP gerne in den Gefilden der Partner gewildert. "Es hatte dort in der Vergangenheit eine gewisse Unsicherheit gegeben, da wir selbst mit Steeb im Kerngeschäft der Partner aktiv waren", streut SAP-Manager Duffaut Asche auf sein Haupt.

Inzwischen ist Steeb an die All for One AG in Filderstadt verkauft worden; nicht zuletzt um den Partnern zu signalisieren, dass man nicht länger mit ihnen beim Kunden konkurrieren wolle. Es scheint zu funktionieren. "Mittlerweile zeigt hier Vieles in die richtige Richtung", lobt All-for-One-Chef Lars Landwehrkamp seinen Industriepartner.

Zurück zur CeBIT: Wie in jedem Jahr sind die Erwartungen der Aussteller, der Besucher und insgesamt der gesamten Branche an die Messe in Hannover wieder hoch. Auch das ist nicht anders als beim kirchlichen Hochamt. Auch hier erwarten wir eine schöne Feier und dass wir erleuchtet wieder nach Hause gehen. Insofern: Hallo Hannover, hallo Hochamt!

Beste Grüße!

Damian Sicking

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