Devil: Die Geschicht ist noch nicht zu Ende

Rein in die Kartoffeln - oder Tulpen? -, raus aus den Kartoffeln: Nur eine Woche nach der Amtsenthebung durch die holländische Muttergesellschaft Tulip hat der Vorstand des Distributors Devil wieder das Kommando übernommen. Wird jetzt alles wieder gut?

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Damian Sicking

Wieder im Amt: Devil-Chef Axel Grotjahn

(Bild: Devil)

Lieber Jetzt-doch-wieder-Devil-Vorstandschef Axel Grotjahn,

Devil erinnert mich an die Anfangsjahre der politischen Partei "Die Grünen". Damals hieß es nämlich wegen der häufigen Meinungsänderungen der Partei: "Bei den Grünen weiß man wenigstens, was man hat: Jeden Tag was Neues!" So ungefähr ist es ja auch bei Devil: Zunächst wollten Sie im vergangenen Jahr an die Börse gehen und verschickten bereits die entsprechenden Verkaufsprospekte, dann bliesen Sie die ganze Sache kurzerhand wieder ab. Nun der nächste Coup: Erst in der vergangenen Woche löste man in einer für Außenstehende undurchsichtigen Aktion sowohl den Devil-Vorstand als auch den Aufsichtsrat ab, jetzt, nicht einmal eine Woche später, setzt man beide wieder ein. Man fragt sich unweigerlich, welche Überraschung als Nächstes kommt. Lieber Herr Grotjahn, stellen Sie sich vor, Devil wäre heute an der Börse notiert! Was glauben Sie, wie die Aktionäre auf diesen Kuddelmuddel reagiert hätten?! Mann, da können Sie ja direkt froh sein, dass es damals nicht geklappt hat.

Obwohl – dann hätten Sie vielleicht nicht den Stress mit Ihrem Hauptanteilseigner, der Tulip Beteiligungs-GmbH. Noch immer ist ja nicht 100-prozentig klar, was da im Hintergrund abgelaufen ist, aber dass es in den letzten Tagen und vielleicht Wochen jede Menge Ärger zwischen Ihnen und den Holländern gab, das steht fest. Schon die Headline über der Mitteilung, in der Sie über die aktuelle Entwicklung formulieren, ist vielsagend: "Devil kontert Holländer aus" schreiben Sie, sodass man sich augenblicklich an das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 1974 erinnert fühlt, als die deutschen Recken die Holländer mit einer 2:1-Niederlage nach Hause schickten. Jetzt gibt es in Braunschweig erneut einen Sieg über die Holländer zu feiern. Ich drücke Ihnen, lieber Herr Grotjahn, und ihren Leuten ganz doll die Daumen, dass jetzt aber wieder Ruhe einkehrt und Sie sich mit voller Kraft und ohne Ablenkung ums Geschäft kümmern können.

In der Devil-Mitteilung zum Befreiungsgsschlag hört man förmlich den großen Felsbrocken plumpsen, der Ihnen vom Herzen fällt. "Jetzt können wir uns darauf konzentrieren, unser erfolgreiches Geschäft fortzusetzen und nachhaltig zu organisieren. Unsere Zahlen sehen gut aus und damit haben wir beste Argumente für die zukünftige Entwicklung", sagen Sie. Rund 173 Millionen Euro hat Devil in den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2008/09 (30.6.) erzielt und dabei einen Gewinn vor Steuern von 1,3 Millionen Euro erwirtschaftet. In der Tat gar nicht so schlecht für einen Distributor in diesen schweren Zeiten, auch wenn die Zahlen unter den vergleichbaren Vorjahreswerten liegen (178 Millionen Euro Umsatz, 1,5 Millionen Euro Gewinn). Die im Börsenprospekt vom 30. April des vergangenen Jahres angekündigte "Steigerung der Umsatz- und Ertragskraft" ist sicher nur aufgeschoben, nicht aber aufgehoben.

Lieber Herr Grotjahn, das Stimmungsbaromter bei Devil in Braunschweig steht jetzt wieder auf "freundlich", und Sie und Ihre Mitarbeiter haben das schöne Gefühl, einen wichtigen Sieg errungen zu haben. Diesen Triumph darf man feiern und genießen. Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Tulip Beteiligungs-GmbH, eine Enkelin der unter großem Druck stehenden niederländischen Beteiligungsgesellschaft Nedfield NV, noch immer 85 Prozent der Anteile an der Devil AG hält. Jetzt hat, wie zu hören ist, ein Gläubiger einen Insolvenzantrag gegen Tulip gestellt. Dort sitzt nun ein Insolvenzverwalter auf dem Chefsessel. Was geschieht nun? Wird er einen Käufer für den 85-prozentigen Tulip-Anteil an Devil suchen? Wird Nedfield die Anteile übernehmen? Eins steht fest: Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.

Beste Grüße

Damian Sicking

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